Der Landkreis Allenstein umfasste das südwestliche Ermland und grenzte südlich und westlich an Masuren.
Im Landkreis Allenstein wohnte eine mehrheitlich katholische Bevölkerung (92,3 %). Der Anteil der Polnisch sprechenden Bevölkerung lag 1910 bei 57 %. Die meisten Bewohner (63,7 %) waren in der Landwirtschaft tätig.
Der Kreis Allenstein wurde dem Regierungsbezirk Königsberg zugeordnet, der 1808 aus der alten Kriegs- und Domänenkammer Königsberg hervorgegangen war. Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis nach dem Zusammenschluss der Provinzen Ostpreußen und Westpreußen zur neuen Provinz Preußen. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die Provinzen Ostpreußen und Westpreußen am 1. April 1878 gehörte der Kreis Allenstein zu Ostpreußen. Am 1. November 1905 wurde der Kreis Allenstein dem neuen Regierungsbezirk Allenstein zugeteilt.
Am 1. April 1910 schied die Stadt Allenstein aus dem Kreis aus und bildete einen eigenen Stadtkreis. Der Kreis Allenstein wurde seitdem als Landkreis Allenstein bezeichnet.
Zum 1. Mai 1919 wurde der Gutsbezirk Schloßfreiheit Allenstein aus dem Landkreis Allenstein in den Stadtkreis Allenstein eingegliedert.
Im Jahre 1920 gehörte der Kreis Allenstein zum Abstimmungsgebiet Allenstein dessen Bewohner nach den Bestimmungen im Friedensvertrag von Versailles über die Gebietszugehörigkeit abstimmen sollten. Es entschieden sich 13,47 % der Abstimmenden des Landkreises für eine Vereinigung mit Polen und 86,53 % für einen Verbleib bei Ostpreußen.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Allenstein entsprechend der Entwicklung im Übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher Gutsbezirke bis auf einen aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Der Landkreis Allenstein gliederte sich in Städte, Landgemeinden und – bis zu deren fast vollständigem Wegfall im Jahre 1929 – Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst.
Städte und Gemeinden
Verwaltungsgliederung 1945
Der Landkreis Allenstein setzte sich am 1. Januar 1945 aus 131 Gemeinden, darunter die Stadt Wartenburg i.Ostpr. sowie dem gemeindefreien Forstgutsbezirk Ramucker Heide zusammen.[8]
1938 fanden im Kreis Allenstein umfangreiche Änderungen von Ortsnamen statt. Das waren, da meist „nicht deutsch genug“, lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen, zum Beispiel:
Josef Bulitta (1908–1979), deutscher Jurist, Sach- und Schulbuchautor, Gründer der „Aktion für das Leben“ und Bundesverdienstkreuzträger
Ursula Fox (* 1938), Ökonomin, Sachbuchautorin und Bundesverdienstkreuzträgerin
Ulrich Fox (1937–2012), Ingenieur, Sachbuchautor, Heimatforscher und Bundesverdienstkreuzträger
Horst Tuguntke (1931–2024), deutscher Verwaltungsjurist, Heimatforscher, Publizist und Bundesverdienstkreuzträger
Literatur
Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft 1: Regierungsbezirk Allenstein. Berlin 1912, S. 2–9, Ziffer 2: Landkreis Allenstein.
Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 29–38.
Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: Berlin 1966, Kreis Allenstein, S. 1–43.
Beiträge zur Kunde Preußens. Band 2, Königsberg 1819, S. 493.
Grunenberg. Geschichte und Statistik des Kreises Allenstein. A. Harich, Allenstein, 1864.
A. C. A. Friedrich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 604.
Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 124–133.
Michael Rademacher: Ostpreußen: Landkreis Allenstein. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Königsberg, S.210 (Digitalisat).
↑Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S.304 (Digitalisat).
↑ abcdefMichael Rademacher: Ostpreußem: Landkreis Allenstein. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Amtliches Gemeindeverzeichnis des Deutschen Reiches 1939, 2. Auflage 1941.
↑Amtliches Gemeinde- und Ortsnamenverzeichnis der Deutschen Ostgebiete unter fremder Verwaltung, (Zwei Bände), Selbstverlag der Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen 1955.