Dustin Hoffman, der von seiner Mutter nach dem StummfilmschauspielerDustin Farnum benannt wurde, wollte ursprünglich Pianist werden und studierte am Santa Monica City College Musik. 1956 brach er seine Ausbildung ab und nahm Schauspielunterricht am Pasadena Playhouse. Dort traf er Gene Hackman, mit dem er seither gut befreundet ist. 1958 zog er nach New York und setzte sein Schauspielstudium am renommierten Actors Studio fort. Zeitweilig teilte er sich mit Hackman und Robert Duvall eine Wohnung. Alle drei hatten anfangs Schwierigkeiten, Rollen zu bekommen: „Bis ich 31 war, lebte ich unterhalb der offiziellen amerikanischen Armutsgrenze“, erzählte Hoffman später.
Dustin Hoffman war von 1969 bis 1980 mit Anne Byrne, einer Tänzerin, verheiratet, mit der er eine Tochter hat und die eine weitere Tochter in die Ehe einbrachte. Zwei Wochen nach ihrer Scheidung heiratete er die 17 Jahre jüngere Anwältin Lisa Gottsegen. Das Ehepaar hat zwei Söhne und zwei Töchter. Vier von Hoffmans sechs Kindern wurden ebenfalls Schauspieler, darunter Jake und Max Hoffman.
Schauspielkarriere
Erste Rollen und Erfolge im New Hollywood
Seine erste Bühnenrolle erhielt Dustin Hoffman in dem Stück Yes Is For a Very Young Man von Gertrude Stein. 1961 gab er mit A Cook for Mr. General von Steven Gethers sein Broadway-Debüt. Für seine Darstellung in The Journey of the Fifth Horse von Ronald Ribman erhielt er 1964 einen Obie Award und für Farce, eh? einen Theatre World Award sowie den Drama Desk Award. Hoffman spielte danach kleinere Fernsehrollen und debütierte 1967 in Hollywood.
Im selben Jahr erhielt er eine Hauptrolle in Mike Nichols’ Film Die Reifeprüfung, der zu einem internationalen Erfolg und einem Klassiker des New Hollywood wurde. In der Rolle des College-Absolventen Benjamin Braddock wird er von der doppelt so alten Mrs. Robinson (Anne Bancroft) verführt, verliebt sich aber in deren Tochter. Als sympathischer Antiheld traf Hoffman das Lebensgefühl junger Kinogänger und wurde zum Star einer neuen, nicht mehr auf Glamour setzenden Schauspielergeneration, deren Protagonisten nicht mehr dem klassischen Idealbild des Hollywoodstars entsprachen, sondern Wert auf eine realitätsbezogene Darstellung legten. Für die Rolle erhielt Hoffman zudem seine erste Oscarnominierung.
Danach war er in unterschiedlichen Rollen zu sehen und erwarb sich den Ruf eines wandlungsfähigen Perfektionisten, der keine Herausforderung scheute und sich akribisch auf seine Darstellungen vorbereitete. Bei den Dreharbeiten zu Die Reifeprüfung war Hoffman 30 Jahre alt, verkörperte aber sehr glaubwürdig einen 20-Jährigen. In dem Sozialdrama Asphalt-Cowboy spielte er 1969 neben Jon Voight den todkranken Straßenganoven Ratso Rizzo und erhielt dafür seine zweite Oscarnominierung. In dem komödiantischen Anti-WesternLittle Big Man (1970) war er als Veteran der Indianerkriege zu sehen und stellte den Protagonisten Jack Crabb in der Lebensspanne von 17 bis 120 Jahren dar. Für die Rolle des Sträflings Louis Dega in dem Gefangenendrama Papillon magerte sich Hoffman, der für die Filmaufnahmen dazu zu dieser Zeit in Montego Bay auf Jamaika[2] wohnte, 1973 fast bis auf die Knochen ab.
Im Jahr 1974 verkörperte Hoffman den Entertainer Lenny Bruce, der für seine provokanten Auftritte bekannt war, in der FilmbiografieLenny von Bob Fosse und 1976 den Journalisten Carl Bernstein neben Robert Redford als Bob Woodward in dem Watergate-DramaDie Unbestechlichen. Im selben Jahr spielte er in dem Thriller Der Marathon-Mann von John Schlesinger einen jüdischen Studenten und Marathonläufer in New York, der in Geheimdienstintrigen um einen NS-Verbrecher verwickelt wird. In der bekanntesten Szene des Films wird Hoffman von dem ehemaligen KZ-Arzt Szell (Laurence Olivier) mit einem Zahnbohrer gefoltert. 1978 spielte er in Stunde der Bewährung einen auf Bewährung entlassenen Kriminellen, der rückfällig wird. Dieser Film lag ihm so am Herzen, dass er dafür auch Produktions- und Regieaufgaben übernahm.
Gewonnene Oscars und kommerzielle Filme
Für seine Rolle als alleinerziehender Vater in dem Scheidungsdrama Kramer gegen Kramer erhielt Hoffman 1980 seinen ersten Oscar. Der Film löste eine gesellschaftliche Debatte um das Sorgerecht aus.
1982 hatte Hoffman bei Kritik und Publikum mit der Travestie-KomödieTootsie von Sydney Pollack großen Erfolg. Darin spielte er einen arbeitslosen Schauspieler, der sich als Frau verkleidet, um ein Engagement zu bekommen. Hoffman wurde für seine Leistung erneut für den Oscar nominiert, unterlag jedoch Ben Kingsley in Gandhi. Mitte der 1980er Jahre war er in Arthur Millers Drama Tod eines Handlungsreisenden am Broadway zu sehen. Volker Schlöndorff adaptierte danach das Stück für seinen gleichnamigen Fernsehfilm, der in Deutschland im Kino gezeigt wurde. Für seine Darstellung eines hochbegabten Autisten, der in dem Roadmovie Rain Man von seinem selbstsüchtigen Bruder (Tom Cruise) entführt wird, erhielt Hoffman 1989 seinen zweiten Oscar. In den 1980er Jahren drehte er nur fünf Filme, darunter auch 1987 neben Warren Beatty die hochbudgetierte Komödie Ishtar von Elaine May, die zu einem der größten Kassenflops des Jahrzehnts wurde.
Im Jahr 2011 wirkte Hoffman erstmals in einer Fernsehserienproduktion mit, in dem HBO-Drama Luck. Darin verkörperte er einen hochintelligenten Glücksspieler, der nach seinem Gefängnisaufenthalt mit Pferdewetten das große Geld machen will.[3] Die Serie wurde 2012 vorzeitig nach der ersten Staffel eingestellt, nachdem zuvor am Set drei Pferde zu Tode gekommen waren.
Kung Fu Panda, der am 23. Juni 2008 im Shaolin Tempel Deutschland in Berlin der deutschen Presse vorgestellt wurde, war der erste Animationsfilm, an dem Hoffman als Sprecher mitwirkte.[4] In den drei Fortsetzungen aus den Jahren 2011, 2016 und 2024 sprach er wie schon im ersten Teil die Stimme von Meister Shifu.
Ehrungen
Dustin Hoffman war zwischen 1968 und 1998 sieben Mal für einen Oscar nominiert und erhielt den Preis 1980 und 1989. 1999 ehrte ihn das American Film Institute für sein herausragendes Lebenswerk mit dem AFI Life Achievement Award. Im Verlauf seiner Karriere wurden dem Charakterdarsteller viele internationale Preise zugesprochen, darunter der Goldene Ehrenbär, der Goldene Löwe und der Ehren-César für sein Lebenswerk. Ende Februar 2009 wurde Hoffman zum Commandeur des Arts et Lettres ernannt, der höchsten Stufe des französischen Kulturordens.[5] Im gleichen Jahr wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 2012 wurde ihm für seine Beiträge zur amerikanischen Kultur der Kennedy-Preis zuteil.
Im Jahr 2017 wurde Hoffmann von der Schriftstellerin Anna Graham Hunter vorgeworfen, sie sexuell belästigt und vor ihr in unangemessener Weise über Sex gesprochen zu haben. Dies soll während der Dreharbeiten von Tod eines Handlungsreisenden, bei denen Hunter als Praktikantin beschäftigt war, geschehen sein. Hunter war zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt, also minderjährig. Im Hollywood Reporter schrieb sie: „Als ich ihn fragte, was er zum Frühstück haben wolle, meinte er: ‚Hartgekochte Eier und weichgekochte Klitoris‘. Seine Entourage brach in Gelächter aus. Ich wurde sprachlos. Dann bin ich ins Bad gelaufen und habe geweint.“[8]
Im November 2017 warf die Fernsehproduzentin Wendy Riss Gatsiounis Hoffman sexuelle Belästigung vor.[9] Im Dezember 2017 behaupteten drei weitere Frauen, in den 1980er Jahren sexuelle Belästigung durch Hoffman erfahren zu haben.[10] Im Zuge der Berichterstattung über diese Anschuldigungen griff das Onlinemagazin Slate ein Interview des Magazins Time mit Meryl Streep von 1979 auf, wonach Hoffman Streeps Brust während des Vorsprechens für eine Rolle betatscht habe.[11][12] Ein Sprecher Streeps widersprach daraufhin dem Time-Artikel und stellte klar, dass dieser keine „genaue Wiedergabe dieses Treffens“ geboten habe; es habe „eine anstößige Situation gegeben und es ist etwas, wofür Dustin sich entschuldigt hat.“ Streep habe dessen Entschuldigung akzeptiert.[12]
Filmografie
Als Schauspieler
1961–1963: Gnadenlose Stadt (Naked City, Fernsehserie, zwei Folgen)
↑Paul McCartney: The Lyrics: 1956 to Present. W. W. Norton & Company, New York 2021; deutsch: Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung von Paul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösche. C. H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-77650-2, S. 589–590.