Die Stadt Betzdorf liegt etwa 20 km südwestlich von Siegen in einem Talkessel zwischen Westerwald im Süden und Siegerland im Norden. Hier mündet der Fluss Heller in die Sieg. Betzdorf ist die größte Stadt im Landkreis Altenkirchen.
Zur Stadt gehören die Stadtteile Bruche, Dauersberg und Struthof.
Am 1. April 1886 entstand durch Abtrennung der Gemeinden Betzdorf, Alsdorf (Westerwald), Grünebach, Sassenroth, Dauersberg, Scheuerfeld, Bruche und Wallmenroth von der Bürgermeisterei Kirchen (Sieg) die Bürgermeisterei Betzdorf. 1887 wurde das nördlich der Sieg gelegene und zur Gemarkung Wallmenroth zählende Hohenbetzdorf eingemeindet. Die Gemeinde Bruche stieß 1907 durch Eingemeindung zu Betzdorf.
Nachdem ab 1886 die Bürgermeisterei in gemieteten Räumen gearbeitet hatte, wurde 1900 ein eigenes Rathaus gebaut. In kurzer Zeit wurden die Einrichtungen für die schnell wachsende Bevölkerung geschaffen:
Schon 1882 war für die katholische Gemeinde die neugotischeSt.-Ignatius-Kirche vollendet worden, 1895 die Errichtung der Kreuzkirche der Evangelischen Gemeinde abgeschlossen.
1892 bekam der Ort ein eigenes Postgebäude, 1900 ein Ortsfernsprechnetz.
1901 wurde die „Höhere Knabenschule“, Vorläufer des heutigen Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Betzdorf-Kirchen, eröffnet.
Ihre Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt führte dazu, dass die Stadt im Zweiten Weltkrieg starken Luftangriffen ausgesetzt war, wodurch zwei Drittel der Gebäude der Stadt durch Bomben zerstört bzw. geschädigt wurden. So fielen etwa am 12. März 1945 einem Luftangriff der 8. US-Luftflotte mit B-17-Bombern 61 Menschen zum Opfer.[3][4]
1953 wurde Betzdorf Titularstadt. In den folgenden Jahren wurden fast alle Betzdorfer Eisenbahnanlagen und -einrichtungen, wie das Ausbesserungswerk, das Bahnbetriebswerk, das Bundesbahn-Betriebsamt, der Rangierbahnhof, die Bahnmeisterei, die Fernmeldemeisterei, die Bahnhofsverwaltung und die Güterabfertigung, stillgelegt, sodass Betzdorf heute nur mehr im Personenverkehr ein kleiner Eisenbahnknotenpunkt ist.
Am 7. Juni 1969 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Dauersberg nach Betzdorf eingemeindet.[5]
Durch die Verwaltungsreform in Rheinland-Pfalz wurde aus dem Amt Betzdorf schließlich die Verbandsgemeinde Betzdorf mit Verwaltungssitz in der Stadt Betzdorf, die zum 1. Januar 2017 in der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain aufging.
Einwohnerstatistik
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Betzdorf bezogen auf das heutige Stadtgebiet; die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]
Gemäß der Volkszählung 2011 waren 47,2 % der Einwohner katholisch, 23,4 % evangelisch und 29,4 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[6] Der Anteil der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung ist seitdem jährlich um 1,5 Prozentpunkt gesunken. Gemäß dem Zensus 2022 waren im Jahr 2022 36,6 % der Einwohner katholisch, 20,6 % evangelisch, und 42,8 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[7] Ende September 2024 hatten 32,5 % die katholische Konfession und 18,0 % die evangelische. 49,5 % gehörten entweder einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[8]
Johannes Behner (CDU) wurde am 2. September 2024 Stadtbürgermeister von Betzdorf.[12] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 hatte er sich mit 56,8 % der Stimmen gegen seinen Vorgänger durchgesetzt. Die Wahlbeteiligung lag bei 55,6 %.[13]
Behners Vorgänger Benjamin Geldsetzer (SPD) hatte das Amt seit der Kommunalwahl 2019 inne, als er mit 57,6 % gewählt wurde.[14] Er hatte das Amt von Bernd Brato (SPD) übernommen. Dieser kam im November 2006 durch Direktwahlen in die beiden Ämter des Stadtbürgermeisters für die Stadt Betzdorf, sowie als Bürgermeister für die Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain, die er im Januar 2007 antrat. Bei der Wahl 2019 kandidierte Brado nicht erneut als Stadtbürgermeister.[15]
Wappen
Blasonierung: „Gespalten, links in Schwarz ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei schwarzen Eberköpfen, rechts in Rot ein goldener, zum Betrachter schauender Löwe mit roter Zunge.“
Wappenbegründung: Der Löwe stammt aus dem Wappen der Grafen von Sayn und die Eberköpfe aus dem der Herren von Freusburg.
Städtepartnerschaften
Die Stadt Betzdorf pflegt Partnerschaften mit den Städten
Die größten regelmäßigen Veranstaltungen sind das Schützenfest Anfang September, des Schützenvereins Betzdorf, das Frühlingsfest im Mai, das Barbarafest im Oktober sowie der Betzdorfer Weihnachtsmarkt am zweiten Adventswochenende. Zusätzlich finden rund um das Jahr zahlreiche Veranstaltungen der Betzdorfer Vereine (Konzerte, Theater, Karneval u. a.) u. a. in der Betzdorfer Stadthalle statt.
Weiterhin findet alle zwei Jahre die Betzdorfer City-Night statt, ein Radrennen durch die Betzdorfer Innenstadt, welches mit bekannten Radsportlern besetzt ist.
Wirtschaft und Infrastruktur
Ansässige Unternehmen
Der deutsche Zweig von Rexnord (ehemals Siemag) befindet sich seit 1962 in Betzdorf.[16] Weiterhin hat seit 1978 der UniversalversenderSchäfer-Shop hier seinen Hauptsitz. Seit 1988 produziert der Automobilzulieferer Elco Europe GmbH (heute: KYOCERA AVX Components (Betzdorf)) am Standort Betzdorf.[17]
Verkehr
Die Lage Betzdorf sorgte erst für sein schnelles Wachstum im 19. Jahrhundert, ist aber bis heute eine Herausforderung für die Verkehrs- und Stadtplanung. In der engen Talsohle drängeln sich eine Bundesstraße (B62), der Fluss (Sieg) und das breite Band der Eisenbahnanlagen. Ab dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts wurden deshalb
eine Brückenanlage zur Überquerung von Sieg und Eisenbahn erstellt (Fertigstellung 1976),
die Sieg zur Errichtung eines Busbahnhofs überbaut (Fertigstellung 1978), sowie schließlich
ein Autotunnel (Fertigstellung 2006) zur Schaffung eines größeren innerstädtischen Kreisverkehrs geschaffen.
Talsohle mit Bundesstraße, dem Fluss (Sieg) und der Eisenbahn
Innenstadt mit Brückenanlagen, Busbahnhof und Bahnhof
Blick auf den Bahnhof, Betzdorf-Hohenbetzdorf und im Hintergrund den Molzberg
Betzdorf Brückenanlage zur Überquerung von Sieg und Eisenbahn
Alternativ verkehren verschiedene Buslinien vom Busbahnhof im Zentrum der Stadt von vier Verkehrsgesellschaften, die Nachbargemeinden und andere Landkreise verbinden. Die meisten Fahrten dienen als Schulfahrten, weshalb sie hauptsächlich nur morgens und am frühen Mittag verkehren. Da die Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen nicht weit entfernt ist, werden dort zwangsläufig auch Gemeinden und Ortsteile mitbedient.