Die Strecke von Wilhelmshöhe nach Naumburg wird seit 1972 von einer Museumseisenbahn befahren, die der Verein Hessencourrier e. V. betreibt. Dieser war bis 2007 im Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe Süd beheimatet. Der Bahnhof musste jedoch einer Werkstatt für Cantus weichen. Deshalb wurde ein neuer Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe Hessencourrier in unmittelbarer Nähe erbaut, von dem nun seit 2007 die Dampfzüge abfahren.
Die Zukunft der Strecke westlich von Baunatal-Großenritte war in den 90er Jahren wegen des schlechten oberbaulichen Zustands und einer sanierungsbedürftigen Brücke bei Elgershausen gefährdet. Zeitweise war die Strecke nur bis Elgershausen befahrbar. Um die drohende Stilllegung zu verhindern, musste ein Verein die Strecke pachten. Der Hessencourrier e. V. gründete gemeinsam mit dem Landkreis Kassel, den Städten Naumburg und Baunatal sowie den Gemeinden Bad Emstal und Schauenburg im März 1992 den Verein Regionalmuseum Naumburger Kleinbahn e. V. (RMN). Dank der Mitgliedsbeiträge und des großen persönlichen Einsatzes der Vereinsmitglieder konnte der Betrieb auf dem Streckenabschnitt Großenritte–Naumburg bislang aufrechterhalten werden.
Güterverkehr
Im Abschnitt Kassel-Wilhelmshöhe – Baunatal-Altenbauna herrscht reger Güterverkehr zum Volkswagen-Werk. Andere Güterkunden existieren nicht mehr. Der Güterverkehr westlich von Baunatal-Altenbauna endete am 31. Mai 1991. Seit 1. Januar 2015 wird der Güterverkehr nach Baunatal nicht mehr von HLB Basis, sondern von DB Cargo durchgeführt.[2] Für den VW-Güterverkehr beschaffte die KNE 1970 und 1977 zwei schwere Deutz-Diesellokomotiven KHD DG 1600 CCM, die bis Ende 2014 den Güterverkehr zum VW-Werk dominierten, ehe dieser danach von DB Cargo übernommen wurde. Anfang 2020 wurden sie verschrottet.[3]
Straßenbahnverkehr seit 1995
Nach dem Vorbild des so genannten „Karlsruher Modells“ verkehrt seit 1995 auf einem Teilabschnitt der Strecke die Kasseler Straßenbahn. Die aus Richtung Innenstadt kommenden Straßenbahnen fädeln dabei südlich des Bahnhofs Altenbauna in die Eisenbahntrasse ein und verkehren auf dieser bis Großenritte Bahnhof. In diesem Zusammenhang wurden außerdem die Zwischenhaltepunkte Altenbauna Kleingartenverein, Altenbauna Stadtmitte, Altenbauna Albert-Einstein-Straße und Großenritte Hünstein neu eingerichtet. In diesem Bereich verkehren die Straßenbahnzüge dabei nicht nach der Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen (BOStrab), sondern nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO). In Großenritte entstanden zwei kleine Hallen, in denen Eisenbahn- und Straßenbahnfahrzeuge abgestellt werden. Auf der Strecke verkehren die Straßenbahnlinien 2 (nur im Berufs- und Schülerverkehr) und 5. Analog zur Bahnstrecke Kassel–Waldkappel wird somit die Bahnstrecke Kassel–Naumburg von Straßenbahnfahrzeugen im Tram-Train-Modus bedient, ist aber nicht in das System der nach dem gleichen Konzept betriebenen RegioTram Kassel integriert.
Zukunft
Im Dezember 2012 wurde bekannt, dass die Stadt Baunatal prüft, ob eine RegioTram-Verbindung zwischen dem Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe, dem Baunataler ZOB und dem Schauenburger Ortsteil Elgershausen lohnend wäre, da durch den Wegfall der Buslinie 58 die Verbindung nach Baunatal und damit zu vielen Ärztehäusern schlechter geworden sei.
Eine Untersuchung von Hessen Mobil aus dem Jahr 2017 räumte einer Reaktivierung gute Chancen ein.[4] Mit Stand vom Juli 2018 läuft eine Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Strecke („Kassel – Baunatal – Schauenburg – Naumburg“).[5] Im Januar 2019 gab der Nordhessische Verkehrsverbund bekannt, dass er keine Reaktivierung zwischen Baunatal-Großenritte und Naumburg anstrebt. Als Gründe wurden die Investitionskosten sowie die Randlage der Bahnhöfe genannt.[6]
Als Ergebnis der Machbarkeitsstudie sei eine Verbindung zwischen Kassel-Wilhelmshöhe und Baunatal-Großenritte mit Regiotram-Fahrzeugen und Dieseltriebwagen mit einer Fahrzeit von etwa 13 Minuten grundsätzlich denkbar. Weitere Varianten (wie etwa eine Anbindung bis Schauenburg-Hoof) sowie zahlreiche Details würden noch untersucht.[7] Im August 2022 wurde bekannt, dass es neue Reaktivierungspläne gibt, die Straßenbahnlinie 5 von Kassel nach Baunatal-Großenritte bis zum Bahnhof Elgershausen zu verlängern, dies wurde im Lokreport bekannt gegeben. Im April 2024 gab es eine Testfahrt mit LINT 41 Triebwagen von der HLB zwischen Grossenritte und Wilhelmshöhe mit 300 freiwilligen Bewerbern, die Fahrt dauerte rund 15 Minuten[8], im Herbst soll es darüber eine Studie geben, wie die Zukunft der Strecke aussehen kann.[9]
Literatur
Kassel-Naumburger Eisenbahn AG (Hrsg.): Die Kassel-Naumburger Eisenbahn AG. Kassel 2003, ISBN 3-937189-03-3.
Hessische Landesbahn GmbH (Hrsg.): 50 Jahre Hessische Landesbahn GmbH. Köln 2007, ISBN 978-3-929082-26-5.
Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 8: Hessen. EK-Verlag, Freiburg 2004, ISBN 3-88255-667-6, S.331–366.
Jochen Fink, Ludger Kennig: Kleinbahnreise mit der alten Kassel-Naumburger. Verlag Kenning, 2016, ISBN 978-3-944390-07-9.