August von Trott entstammte der Familie des hessischen Uradels Trott zu Solz, die seit vielen Jahrhunderten – urkundlich nachweisbar seit 1253[1] – im heutigen Landkreis Hersfeld-Rotenburg ansässig ist. Stammsitze der Familie sind die Dörfer Solz und Imshausen, heute zur Stadt Bebra gehörend. Über Generationen sind Mitglieder der Familie von Trott zu Solz im Landes- oder Staatsdienst hervorgetreten. August von Trott zu Solz war der Sohn des kurhessischen Legationsrates Werner Levin von Trott zu Solz (* 1. Juni 1819 in Stuttgart; † 10. Oktober 1858 in Kennenburg bei Esslingen) und dessen Frau Sophie geborene von Lehsten-Dingelstedt (* 8. Mai 1831 in Lessendorf; † 8. August 1880 in Imshausen).
August und Eleonore von Trott zu Solz hatten acht Kinder, fünf Töchter und drei Söhne. Einer der Söhne war der Widerstandskämpfer Adam von Trott zu Solz (1909–1944).
Von 1909 bis 1917 gehörte August von Trott als Kultusminister der preußischen Regierung unter Reichskanzler und Ministerpräsident Theobald von Bethmann Hollweg an. Er zeichnete unter anderem für den Erlass vom 22. August 1911 verantwortlich, der festlegte, dass „an allen höheren Lehranstalten die Dauer der Unterrichtsstunde allgemein auf 45 Minuten festzusetzen ist“.[2] Dies markiert den historischen Beginn der einheitlichen 45-Minuten-Stunde im deutschsprachigen Schulwesen. In die Amtszeit Trotts fällt die Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften im Jahr 1911. Entscheidenden Anteil hatte er zudem an der Gründung der Stiftungsuniversität Frankfurt 1914.
Im Juli 1917 trat Trott als Minister zurück. Sein Rücktritt stand im Zusammenhang mit dem Ringen des Kabinetts Bethmann Hollweg um die Reform des rückständigen Dreiklassenwahlrechts. Zwar konnte die Regierung sich darauf einigen, dass die Reform des Wahlrechts notwendig sei und dass die Wahlen in Preußen zukünftig geheim und direkt sein sollten, das gleiche Wahlrecht blieb jedoch strittig. Zu den Gegnern des gleichen Wahlrechts gehörte, neben vier seiner Kabinettskollegen, auch August von Trott. Er befürchtete eine Radikalisierung des preußischen Abgeordnetenhauses mit negativen Folgen für Kirche und Schule. Nachdem Bethmann Hollweg den Kaiser von der Proklamation des gleichen Wahlrechts hatte überzeugen können, erklärten die fünf unterlegenen Minister ihren Rücktritt. Noch bevor Trotts Entlassung offiziell erfolgen konnte, hatte sich die Julikrise 1917 – benannt in Anlehnung an die kriegsauslösende Julikrise – um den Reichskanzler zugespitzt. Bethmann Hollweg trat am 13. Juli 1917 zurück.[3]
Von September 1917 bis Ende Juni 1919 amtierte Trott als Oberpräsident der preußischen Provinz Hessen-Nassau in Kassel. Wegen der politischen Umwälzungen nach der Novemberrevolution in Deutschland stellte er sein Amt zur Verfügung und zog sich nach Imshausen in den Ruhestand zurück. Von 1921 bis 1926 vertrat er die Provinz Hessen-Nassau im Reichsrat, der durch die Weimarer Verfassung neu geschaffenen Ländervertretung. Zwischen 1917 und 1933 war er Mitglied des Senats der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 70), Hessische Historische Kommission Darmstadt, Historische Kommission für Hessen, Darmstadt/Marburg 1988, ISBN 3-88443-159-5, S. 225.
Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 384–385.
R. Lüdicke: Die preuß. Kultusminister u. ihre Beamten 1817–1917. 1918, S. 1.
Bernhard Mann: Biographisches Handbuch für das preußische Abgeordnetenhaus. 1867–1918 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Bd. 3). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7, S. 390 f.
Nassauische Parlamentarier. Teil 2: Barbara Burkardt, Manfred Pult: Der Kommunallandtag des Regierungsbezirks Wiesbaden 1868–1933 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau. 71 = Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. 17). Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 2003, ISBN 3-930221-11-X, S. 347–348.
↑Benigna von Krusenstjern: „daß es Sinn hat zu sterben – gelebt zu haben“. Adam von Trott zu Solz. 1909–1944. Biographie. Wallstein-Verlag, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0506-9, S. 11 f.
↑Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen. Bd. 53, Nr. 10, 1911, ZDB-ID 201152-9, S. 528–529.
↑Benigna von Krusenstjern: „daß es Sinn hat zu sterben – gelebt zu haben“. Adam von Trott zu Solz. 1909–1944. Biographie. Wallstein-Verlag, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0506-9, S. 48.