Die Ägyptischen Staatsbahnen (englischEgyptian National Railways,[2]ENR; arabisch سكك حديد مصر, DMGsikak ḥadīd Miṣr) sind die staatlichen Eisenbahnen Ägyptens. Sie werden von der halbstaatlichen ägyptischen Eisenbahnbehörde betrieben.
Bereits 1833 stellte Muhammad AliPascha mit Thomas Gallway Überlegungen über den Bau einer Eisenbahn an, um den Transit zwischen Europa und Indien zu erleichtern. Die Schienen waren bereits gekauft, als das Projekt nach französischem Druck gestoppt wurde, da Frankreich kein Interesse an einem Konkurrenzprojekt zum Sueskanal hatte.
Nach Muhammad Alis Tod schloss Abbas I. einen Vertrag mit Robert Stephenson ab, um Alexandria und Kairo auf dem Schienenweg zu verbinden. Der erste Teil dieser Strecke zwischen Alexandria und Kafr az-Zayyat wurde 1854 als Egyptian State Railways eröffnet, die komplette Strecke zwei Jahre später. Es war die erste Bahnstrecke in Afrika und dem Nahen Osten.
Ismail Pascha, der 1863 auf den Thron kam, veranlasste den Bau der Bahn von Kairo zunächst nach Asyut, die später nach Assuan verlängert wurde. 1891 wurde die Imbaba-Brücke bei Kairo über den Nil fertiggestellt. Dies stellte einen wichtigen Schritt dar, um Unter- und Oberägypten miteinander zu verbinden. Die heutige Imbaba-Brücke stammt von 1924. Es handelt sich um die einzige Eisenbahnbrücke über den Nil im Bereich von Kairo.
Die im Jahr 2001 wieder errichtete El-Ferdan-Brücke über den Sueskanal ist die weltweit größte Drehbrücke. Nachdem in den Jahren 2014/2015 der neue Suez-Kanal etwas östlich der Brücke eröffnet wurde und sich dort keine Brücke befand, war die Bahn über die El-Ferdan-Brücke stillgelegt; die Brücke war dauerhaft für den Schiffsverkehr geöffnet. Zwischen 2018 und 2021 wurde durch chinesische Firmen eine Brücke in ähnlicher Ausführung über den neuen Suezkanal gebaut. Im Oktober 2023 informierte die ägyptische Eisenbahnbehörde (Egyptian Railway Authority) über die Fertigstellung direser Brücke über den neuen Suezkanal und der Ferdan – Beir Al Abd Strecke.[4]
Ende Mai 2022 wurde bekannt, dass die ägyptische Regierung und Siemens Mobility einen Vertrag über 8,1 Mrd. Euro für den Bau eines 2000 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsbahnnetzes abgeschlossen haben. Siemens wird dafür 41 Hochgeschwindigkeitszüge, 94 Regionalzüge und 41 Güterlokomotiven liefern. Das Netz soll 60 Städte miteinander verbinden und wird elektrifiziert sein.[5][6] Die vorgesehenen Strecken sind:
2005 betrieb die ENR insgesamt 5063 km Schienenstrecken in europäischer Normalspur. Der Großteil des Netzes verbindet den dicht besiedelten Bereich des Nildeltas mit den Zentren Kairo und Alexandria. Eine weitere Hauptstrecke verläuft von Kairo aus am linken Nilufer bis Nag Hammadi und ab dort weiter am rechten Nilufer nach Assuan in Oberägypten. Endpunkt der Strecke ist Sadd el Ali (High Dam).
Das Netz soll insgesamt etwa 2000 km umfassen und 60 Bahnhöfe für den Personenverkehr erhalten.[10] Darüber hinaus sind acht Betriebs- und Güterbahnhöfe geplant.[11]
Weiterer Ausbau
Im April 2022 unterzeichneten Ägypten und Kuwait ein Abkommen über 750.000 Kuwait-Dinar (2,45 Mio. US-Dollar), das die Projektierung einer 363,5 km langen Bahnstrecke zwischen Ägypten und Sudan vorsieht.[12] Der Bau soll in zwei Abschnitte aufgeteilt werden. Der erste 285 km lange Abschnitt wird im Süden von Ägypten von Assuan nach Abu Simbel führen, der zweite 80 km lange Abschnitt wird Abu Simbel über die Grenze mit Wadi Halfa verbinden.[13]
Organisation
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Die ENR ist in drei Geschäftsbereiche aufgeteilt: Personenfernverkehr, Personennahverkehr und Güterverkehr.
Personenverkehr
Die Ägyptischen Staatsbahnen stellen das Rückgrat des Personenverkehrs in Ägypten dar und befördern etwa 800 Millionen Fahrgäste jährlich. Klimatisierte Züge bieten meist erste und zweite Klasse an. In nicht klimatisierten Zügen sind zweite und dritte Klasse üblich. Die Fahrpreise in den Pendlerzügen und in der dritten Klasse werden vom Staat als Sozialleistung subventioniert.
Die Verbindung Alexandria–Kairo–Luxor–Assuan wird täglich mit klimatisierten Schlafwagenzügen unter der Marke Abela betrieben. Diese Züge sind besonders für Touristen gedacht. Ein komfortabler Schnellzug verbindet zudem den Ramses-Bahnhof in Kairo mit Marsa Matruh (nahe der libyschen Grenze).
Das von der ENR beförderte Frachtvolumen liegt bei etwa vier bis fünf Millionen Jahrestonnen. Der Sektor beschäftigt etwa 2.000 Personen, hat 270 Lokomotiven (von denen 90 einsatzfähig sind) und 5.400 einsatzfähige Güterwagen. Es ist geplant, dieses Geschäftsfeld in mehreren Stufen zu privatisieren.[14]
Lokomotiven und Triebwagen
Es werden ausschließlich Diesellokomotiven eingesetzt. Bisher sind alle Fernstrecken nicht elektrifiziert. Lediglich auf den 63 Kilometer S-Bahnlinien im Raum Kairo (Kairo – Helwan und Kairo – Heliopolis) verkehren elektrische Triebwagen.
Nach wie vor ist eine breite Vielfalt an Diesellokomotiven im ganzen Land zu finden. Noch immer im Einsatz sind einige Henschel-Lokomotiven des Typs AA22T der Baujahre 1977 bis 1985 sowie 1988 (etwa 200 Stück geliefert), welche jedoch in untergeordnete Reisezugdienste abgewandert sind. Daneben sind auch verschiedene ältere Lokomotiven amerikanischen Ursprungs der Typen G26CW, G22 und G22W-AC (alle GM/EMD) zu entdecken. Neueren Datums sind die 40 Loks des Typs JT42CWRM von EMD/GM (ähnlich Class 66), welche im Jahr 2009 geliefert wurden. Ab 2009 wurden dann weitere Lokomotiven von General Electric vom Typ GE ES40ACi geliefert. 2017 wurde an General Electric (GE) der Auftrag zur Lieferung von 100 Maschinen des Typs ES30ACi (Light Passenger Evolution) erteilt. Die ES40ACI tragen eine blaue Lackierung, die ES30ACi eine rot/graue Farbgebung. Letztere sind inzwischen vor fast allen Fernreisezügen im Land zu finden.
Nachfolgende Tabelle wird in Kürze weiter ergänzt!
↑World Survey of Foreign Railways. Transportation Division, Bureau of foreign and domestic commerce, Washington D.C., 1936, S.153 (englisch, Google Books).