Sungir ist ein archäologischer Fundplatz am Stadtrand von Wladimir, der durch drei besonders reich ausgestattete Gräber aus dem Jungpaläolithikum berühmt wurde. Unter den Resten von insgesamt acht Cro-Magnon-Menschen treten drei Gräber mit für diese Zeit einzigartigen Grabbeigaben hervor.
Während der folgenden Jahre erlebte die Stadt als Regierungssitz des Fürstentums Wladimir-Susdal ihre Glanzzeit, die mit der Einnahme und Zerstörung durch Truppen der Goldenen Horde unter der Führung von Batu Khan am 7. Februar 1238 jäh endete. Durch die Niederlage der russischen Streitmacht in der Schlacht am Sit und dem Tod von Großfürst Juri II. Wsewolodowitsch in eben dieser, geriet das gesamte Fürstentum in den Einflussbereich der Tataren und zerfiel in mehrere kleine Fürstentümer. Die Stadtentwicklung wurde dadurch nachhaltig unterbrochen und viele Handwerkstraditionen gingen verloren. Dennoch bewahrte sich Wladimir während der Herrschaftszeit von Alexander Newski (1252–1263) seine politische Vormachtstellung unter den Städten der Rus. Von 1299 bis 1317 befand sich der Sitz des Metropoliten in der Stadt. Ihre Bedeutung ging jedoch verloren, als 1328 Großfürst Iwan KalitaMoskau zur neuen Hauptstadt der Rus und damit des Großfürstentums Wladimir machte. Erst seit dem 18. Jahrhundert erlebte die Stadt wieder einen Aufschwung, nachdem sie 1719 Provinzhauptstadt geworden war. 1861 erhielt Wladimir einen Eisenbahnanschluss an der neueröffneten Strecke von Moskau nach Nischni Nowgorod. Von 1796 bis 1929 war es Hauptstadt des Gouvernements Wladimir. Zwischen 1929 und 1944 gehörte es zur Oblast Iwanowo (bis 1936 als Industrie-Oblast Iwanowo bezeichnet). 1944 wurde dann die Oblast Wladimir gebildet.
Die Wladimirowka, das Gefängnis im Ort, war seit der Zeit von Katharina II. in Betrieb. Nach der Zeit des Stalinismus diente es als ein Gefängnis für Dissidenten.
Benannt nach Lenin. Die zuvor dem Stadtrajon unterstellten, aber selbständigen Siedlungen städtischen Typs Energetik (Энергетик) und Jurjewez (Юрьевец) wurden 2005 eingemeindet und trugen zusammen mit weiteren kleineren eingemeindeten ländlichen Siedlungen und Dörfern entscheidend zum erneuten Wachstum der Gesamteinwohnerzahl Wladimirs zwischen den Volkszählungen 2002 und 2010 bei.
Oktjabrski
Октябрьский
107.990
„Oktober-Rajon“, benannt nach der Oktoberrevolution. Teile der Rajons Frunsenski und Leninski wurden zum 1. Februar 2007 dem Rajon Oktjabrski angeschlossen, um eine ausgeglichenere Einwohnerverteilung zwischen den drei Stadtrajons zu erreichen.
Sehenswürdigkeiten, Kultur
Denkmal zu Ehren des 850. Jahrestages der Stadt Wladimir, Russland.Kirche des Hl. Demetrius, 1191Goldenes Tor in Wladimir, 1164
Im Gegensatz zu den meisten anderen westrussischen Großstädten wird Wladimir nicht von der Industrie dominiert; wichtigster Wirtschaftszweig ist der Tourismus. Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten zählen die Mariä-Entschlafens-Kathedrale von 1157 bis 1160, das Goldene Tor, ein altes Stadttor, die Demetrios-Kathedrale von 1194 bis 1197 als letztes Zeugnis der fürstlichen Residenz, das Fürstinnen-Kloster, ebenfalls mit Überresten eines Schlosses. Unweit der Stadt befinden sich das Kloster Bogoljubowo und die berühmte Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche an der Nerl von 1165, die Andrei Bogoljubski in nur einem Sommer zum Andenken an seinen Sohn Isjaslaw errichten ließ. Außerdem gibt es eine Reihe weiterer Kirchen, Klöster und Profanbauten.
Von besonderer kunsthistorischer Bedeutung sind zwei Werke Andrei Rubljows: Ein Fresko mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts und seine IkoneWladimirskaja. Die Darstellung des Jüngsten Gerichts findet sich im hinteren Teil der Mariä-Himmelfahrtskathedrale. Anders als in den meisten anderen Darstellungen des Jüngsten Gerichts gibt es aber nicht Gerettete und Verdammte, sondern nur Gerettete – zweifellos Ausdruck der theologischen Überzeugung Rubljows. Das Fresko ist renovierungsbedürftig. Rubljows Ikone Gottesmutter von Wladimir findet sich im neben der Kathedrale liegenden Museum. Sie ist eine adaptierte Kopie der berühmten, aus Kiew nach Wladimir und von Wladimir nach Moskau verbrachten Gottesmutter von Wladimir.
In Wladimir wird der öffentliche Personennahverkehr mit Bussen abgewickelt. Es gibt außerdem in der Stadt mehrere Trolleybuslinien. Eine Busfahrt kostet 14 Rubel. Es gibt eine regelmäßige Busverbindung mit Moskau, die Fahrzeit liegt allerdings oft weit über vier Stunden. Eine Busfahrkarte von Wladimir nach Moskau kostet 280 Rubel.
Es gibt außerdem eine direkte Zugverbindung nach Moskau (Fahrzeit ca. 2,5 Std.) zum Kursker Bahnhof. Fernverkehrszüge aus Ostrussland halten auch in Wladimir und enden in Moskau am Jaroslawler Bahnhof. Zweimal täglich fährt der für Russland modifizierte ICE (Velaro Rus, Sapsan) von Wladimir nach Moskau. Eine Zugkarte kostet je nach Klasse 350 bis 550 Rubel. Im 20. Jahrhundert war Wladimir über die Meschtschorskaja-Magistrale genannte Schmalspurbahn mit Rjasan verbunden.
Wladimir liegt an der Fernstraße M7 Wolga, die Teil der Europastraße 22 ist und innerhalb Russlands eine wichtige Ost-West-Verbindung bildet. Die Einheimischen nennen die Umgehungsstraße Pekinka (deutschPekinger), da diese einst Teil einer Fernstraße von Moskau nach Peking sein sollte. Als Konsequenz der sich verschärfenden Krise der chinesisch-sowjetischen Beziehungen wurde dieser Plan verworfen. Im Jahr 2022 wurde parallel zur M7 die neu ausgebaute Fernstraße M12 Wostok eröffnet, die Teil des Westeuropa-Westchina-Verkehrskorridor ist. Der Verkehrskorridor ist der Ersatz zu der 1960er Jahre verworfene Planung der Fernstraße zwischen Moskau und Peking.
In der Stadt wurde 1943 das Wladimirski Traktorny Sawod gegründet, ein Traktoren- und Motorenhersteller. Das Werk gehörte bis zu seiner Insolvenz 2018 zum Konzern Traktornyje Sawody.
Das Unternehmen WPO Totschmasch gehört zum staatlichen TWEL-Konzern und produziert Komponenten für die Gaszentrifugen-Herstellung und Komponenten für Reaktorkerne.[2]
↑ abcItogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
↑WPO Totschmasch: Продукция. Abgerufen am 3. Februar 2021 (russisch).
↑Sister cities. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Juli 2019; abgerufen am 23. Mai 2017.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/vladimir-city.ru
↑Города-партнеры. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Juli 2016; abgerufen am 23. Mai 2017.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/vladimir-city.ru
↑Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.