Unser Kosmos: Die Reise geht weiter (Originaltitel: Cosmos: A Spacetime Odyssey) ist eine US-amerikanische Fernseh-Dokumentationsreihe. Sie wird von Neil deGrasse Tyson präsentiert und ist eine Neuauflage von Unser Kosmos aus dem Jahr 1980, die von Carl Sagan moderiert wurde. Als Executive Producer fungierten Seth MacFarlane, Brannon Braga, Mitchell Cannold und die Witwe von Carl Sagan, Ann Druyan.[1][2] Die Erstausstrahlung in den USA fand am 9. März 2014 zeitgleich auf insgesamt zehn Sendern von 21st Century Fox statt. Die restlichen Episoden wurden von Fox gesendet und am Folgetag auf dem National Geographic Channel mit weiterem Material wiederholt. In Deutschland begann der National Geographic Channel die Ausstrahlung am 10. März 2014. Am 15. März 2020 begann die Ausstrahlung der dreizehnteiligen zweiten Staffel.[3]
Die ursprüngliche Sendung Unser Kosmos wurde von September bis Dezember 1980 in den USA auf PBS ausgestrahlt und von Carl Sagan präsentiert. Seit der Ausstrahlung wurde die Sendung immer wieder als herausragendes Beispiel für Wissenschaftsfernsehen genannt. David Itzkoff bezeichnete die Ausstrahlung in der New York Times als „Durchbruch“.[4] Die Fernsehserie wurde von mehr als 400 Millionen Zuschauern in 60 Nationen gesehen.[4]
Nach Sagans Tod im Jahre 1996 versuchte seine Witwe Ann Druyan zusammen mit dem Produzenten Steven Soter und dem Astrophysiker Neil deGrasse Tyson eine neue Version der Fernsehserie zu verwirklichen. Sie versuchten, mit der Fernsehserie eine breite Masse anzusprechen, nicht nur Menschen, die schon wissenschaftsinteressiert waren. Die Umsetzung scheiterte zunächst an der Ablehnung mehrerer Fernsehsender, die kein breites Publikumsinteresse an einer solchen Fernsehserie erwarteten.[4]
Seth MacFarlane traf Druyan 2008 durch Vermittlung von Tyson bei einer Veranstaltung der National Academy of Sciences. Ein Jahr später trafen Tyson und MacFarlane wieder zusammen und sprachen über Tysons Pläne für eine Neuauflage von Unser Kosmos. MacFarlane, ein großer Fan der alten Fernsehserie, konnte durch seine bisherige Arbeit für Fox ein Treffen zwischen Druyan und den Programmchefs von Fox, Peter Rice und Kevin Reilly, vermitteln und so schließlich grünes Licht für die Neuauflage erhalten.
Die Episode beleuchtet danach die Zusammenarbeit zwischen Edmund Halley und Isaac Newton in Cambridge. Die Zusammenarbeit führte schließlich zur Veröffentlichung von Newtons Philosophiae Naturalis Principia Mathematica, dem ersten großen Werk, das die Gesetze der Physik in mathematischen Ausdrücken formulierte und somit die gängige Vorstellung, dass Gott die Umlaufbahnen der Planeten geplant und umgesetzt habe, in Frage stellt. Die Veröffentlichung konnte dank Halleys Hilfe trotz der Plagirismusvorwürfe von Robert Hooke und der finanziellen Schwierigkeiten der Londoner Royal Society of London geschehen. Tyson erklärt, wie Newtons Arbeit viele Aspekte des Lebens beeinflusste, inklusive des modernen Raumflugs.
Tyson beschreibt danach die weiteren Entdeckungen Halleys, darunter die Entfernung der Erde von der Sonne, die Bewegung der Sterne sowie die Vorhersage der Umlaufbahn des, damals unbenannten, Halleyschen Kometen mithilfe der newtonschen Gesetze. Die Episode endet mit einer Animation der Kollision der Milchstraße mit der Andromedagalaxie.
Danach geht Tyson auf die Arbeit von Isaac Newton, William Herschel und James Clerk Maxwell ein und erklärt, wie diese zum Verständnis von elektromagnetischen Wellen und Gravitationskraft beigetragen haben. Er erläutert, wie diese Arbeiten schließlich zu Einsteins Relativitätstheorie führten und zur Erkenntnis, dass die Lichtgeschwindigkeit eine fundamentale Konstante des Universums ist und dass die Gravitation als eine Verformung der Raumzeit gesehen werden kann. Tyson beschreibt das Konzept der Dunklen Sterne von John Michell, die nicht sichtbar sind, aber über andere Sterne, die in ihrem Gravitationstrichter gefangen sind, nachweisbar sind. Diese Idee brachte Herschel auf die Entdeckung der Doppelsterne.
Tyson erklärt dann das Konzept der Schwarzen Löcher, deren Schwerkraft so groß ist, dass sie sogar das Licht anziehen. Er erläutert deren Entdeckung mittels Röntgenstrahlung von Objekten wie Cygnus X-1. Tyson erkundet dann mit dem Schiff der Vorstellung den Ereignishorizont eines Schwarzen Loches und erklärt die Verzerrung der Raumzeit und die Zeitdilatation, die dabei auftritt. Er spekuliert über die Möglichkeit, dass Wurmlöcher zum Reisen im Universum oder sogar zu Zeitreisen benutzt werden könnten.
Tyson beendet die Episode mit Herschels Sohn John, der die Arbeit seines Vaters fortsetzte und einen Sternenkatalog erstellte (General Catalogue of Nebulae and Clusters), auch widmete sich John der Fotografie.
In den animierten Sequenzen, die William und John Herschel zeigen, lieh Patrick Stewart William seine Stimme.[7]
Tyson stellt dann die Arbeiten von Isaac Newton vor, der mittels Beugung durch Prismen zeigte, dass das sichtbare Licht aus dem Lichtspektrum zusammengesetzt ist. William Herschel stellte im 19. Jahrhundert fest, dass das sichtbare Licht auch einen Infrarot-Anteil besitzt. Joseph von Fraunhofer beobachtete später Lücken im Spektrum des Lichtes. Später stellte man fest, dass diese Fraunhoferlinien durch Resonanzabsorption der Gase in der Sonnen-Photosphäre entstehen. Dies ist die Grundlage der Astrospektroskopie, die es Wissenschaftlern ermöglicht, durch Analyse der Spektrallinien Rückschlüsse auf die Zusammensetzung von Sternen, Planetenatmosphären und anderen Objekten zu ziehen. Die Spektroskopie erlaubt durch den Dopplereffekt auch Rückschlüsse auf die Expansion des Universums und die Existenz der Dunklen Materie.
In einer animierten Sequenz wird gezeigt, wie der griechische Philosoph Thales von Milet und später Demokrit postulierten, dass alle Materie aus einer Kombination von Atomen besteht. Tyson geht dann auf die Eigenschaften des Kohlenstoffatoms ein, dessen besondere Eigenschaften es zum Grundstein allen Lebens machen. Dann werden der grundlegende Aufbau eines Atoms erklärt sowie die Fusion, die im Inneren eines Sterns stattfindet. Diese Prozesse in den Sternen erzeugen Neutrinos. Tyson erklärt, wie diese Teilchen, die Materie ohne Probleme durchqueren, nachgewiesen werden können. Dazu stellt er den unterirdischen Neutrinodetektor Super-Kamiokande in Japan vor. Mit diesem wurden die Neutrinos der Supernova SN 1987A in den magellanischen Wolken noch vor dem Licht des Ereignisses empfangen, da Neutrinos durch die Materie des Sterns nicht beeinflusst werden. Tyson vergleicht dann die Vorhersage der Existenz von Neutrinos durch Wolfgang Pauli mit Darwins Vorhersage der Existenz des Xanthopan-morganii-Schmetterlings.
Tyson erläutert die Arbeiten, die Patterson für Harrison Brown durchführte. Er sollte die Menge an Blei in den Zirkon-Partikeln des Barringer-Kraters bestimmen, während George Tilton die Menge des enthaltenen Urans bestimmte. Durch die Kenntnis der Zerfallsreihe von Uran zu Blei könnte so auf das Alter der Erde geschlossen werden. Patterson stelle jedoch fest, dass seine Proben durch Blei in der Umwelt verunreinigt wurden und eine genaue Bestimmung daher nicht möglich war. Er konstruierte daraufhin den ersten Reinraum. Mit diesen sauberen Ergebnissen konnte daraufhin das Alter der Erde mit 4,5 Milliarden Jahren bestimmt werden.
Tyson erläutert danach, dass Pattersons Experimente ihn schließlich dazu führten, die Quelle der Verunreinigungen zu untersuchen. Es wird erklärt, dass Blei von Natur aus an der Erdoberfläche nicht vorkommt, es aber schon von den Römern durch Bergbau gewonnen wurde. Blei ist außerdem für Menschen schwer toxisch. Patterson untersuchte die Mengen an Blei in der Umwelt, er nahm Proben aus den Ozeanen und aus den Gletschern der Antarktis. Er stellte fest, dass die Blei-Verschmutzung erst recht neuen Ursprungs ist. Er erkannte, dass die Blei-Verschmutzung durch den Zusatz Tetraethylblei in verbleitem Benzin hervorgerufen wurde. Patterson setzte sich, gegen den Widerstand der Industrie, dafür ein, den Kraftstoffzusatz zu verbieten.
Clair Patterson wird in den animierten Sequenzen von Richard Gere gesprochen.[8]
Die Episode widmet sich dann den Forschungen von Cecilia Payne und Annie Jump Cannon, die in dem Team von Edward Charles Pickering Sterne nach den Spektrallinien katalogisierten. Anhand der Linien ordnete Cannon die Sterne in die sieben Spektralklassen ein. Payne schloss anhand der Linien auf die Zusammensetzung der Sterne und schrieb darüber ihre Dissertation, die jedoch von Henry Norris Russell als „almost certainly not real“ abgelehnt wurde. 1929 erkannte Russel seinen Fehler und bestätigte Cecilia Paynes Entdeckung.
Die Episode erklärt dann die Lebenszyklen und den inneren Aufbau der Sterne. Tyson erklärt die Zukunft unserer Sonne, die erst zu einem Roten Riesen, der Merkur, Venus und eventuell die Erde erfasst, und dann zu einem Weißen Zwerg wird. Danach wird das Doppelsternsystem Sirius erläutert; Tyson zeigt, wie Material von einem der beiden Sterne zum anderen wandert. Anhand von Rigel wird danach die Entstehung einer Supernova erklärt, die nur noch einen Pulsar zurücklässt. Noch größere Sterne wie Alnilam im Sternbild Orion hinterlassen bei einer Supernova ein Schwarzes Loch. Als Letztes wird die Möglichkeit erläutert, dass Eta Carinae, der zu den Leuchtkräftigen Blauen Veränderlichen im Carinanebel gehört, in naher Zukunft zu einer Hypernova wird.
In den animierten Sequenzen wurde Cecilia Payne von Kirsten Dunst und Annie Jump Cannon von Marlee Matlin gesprochen.[9]
Tyson erklärt dann die Plattentektonik und wie diese die Oberfläche der Erde verändert. Es wird der Wissenschaftler Abraham Ortelius mit der Hypothese vorgestellt, dass die Landmassen in der Vergangenheit verbunden waren. Die Idee Alfred Wegeners von einem Superkontinent Pangaea wird erläutert. Es wird erklärt, wie die Entdeckung des Mittelatlantischen Rückens durch Bruce C. Heezen und Marie Tharp die Theorie der Plattentektonik stützte. Tyson erläutert, wie sich die Platten der Erdkruste durch die Hitze des Erdkerns auf diesem bewegen.
Danach wird auf das Massensterben der Kreide-Tertiär-Grenze eingegangen. Tyson erklärt, dass dies durch einen Meteoriteneinschlag ausgelöst wurde. Durch das Aussterben der Dinosaurier konnten kleine Säugetiere die bestimmende Art auf der Erde werden. Danach werden einige jüngere geologische Ereignisse erklärt, darunter die Entstehung des Mittelmeers durch Bruch des natürlichen Damms in der Straße von Gibraltar sowie die Formierung des Isthmus von Panama, der die Verbindung von Pazifik und Atlantik unterbrach und so Änderungen des Klimas herbeiführte. Durch diese Veränderung wandelte sich Afrika von einer fruchtbaren Graslandschaft in eine trockene Steppe. Tyson erklärt weiterhin, wie der kleine gravitative Einfluss der anderen Planeten des Sonnensystems Auswirkungen auf die Erde haben und so verschiedene Eiszeiten auslösten, die wiederum Einfluss auf das nomadische Leben der frühen Menschen hatten. Die Episode endet mit einem Ausblick auf die zukünftigen Veränderungen der Landmassen und die Entstehung eines neuen Superkontinents.
Nachdem Davy zusammen mit dem Chemiker William Hyde Wollaston vergeblich versucht hatte, die Entdeckungen von Hans Christian Ørsted weiterzuentwickeln und mithilfe von Elektrizität Bewegung zu erzeugen, schaffte es Faraday, den ersten elektrischen Motor zu entwerfen. Davy, verbittert, dass nicht ihm die Entdeckung gelungen war, beauftragte Faraday mit der Verbesserung der Qualität von optischem Glas. Faraday ließ sich davon jedoch nicht von seiner Arbeit abhalten und etablierte zudem die Weihnachtsvorlesungen an der Royal Institution. Nach Davys Tod widmete sich Faraday wieder ausschließlich dem Elektromagnetismus und entwickelte den ersten Generator.
Trotz fortschreitender Konzentrationsschwierigkeiten setzte Faraday seine Arbeiten fort und schloss, dass Magnetismus und Elektrizität durch ein gemeinsames Feld verbunden seien. Er vermutete, dass das Licht ebenfalls mit diesem Feld verbunden wäre. Mithilfe von Glasproben (ein Dielektrikum), die Davy ihn anfertigen ließ, entdeckte Faraday, dass er mithilfe eines Magnetfeldes die Polarisation von Licht ändern konnte. Dies ist heute als „Faraday-Effekt“ bekannt. Faraday postulierte, dass dieses Feld den gesamten Planeten umspannt – heute als Erdmagnetfeld bekannt. Faradays Arbeiten wurden von der Wissenschaft zunächst abgelehnt, da ihm die mathematische Bildung fehlte, um seine Theorien präzise zu formulieren. James Clerk Maxwell überarbeitete später Faradays Arbeiten und fügte sie zu den Maxwell-Gleichungen zusammen.
Der zweite Teil der Episode widmet sich der Frage, wie wir unsere Existenz im Geschichtsbuch des Kosmos verewigen können. Funkwellen haben Informationen über uns schon einige dutzend Lichtjahre weit ins All verbreitet. Wir suchen nach Signalen aus dem All (SETI). Aber warum haben wir noch keine entdeckt? Wie lang lebt eine Zivilisation? Die Reiche der Akkader, Sumerer, Mayas sind untergegangen. Wird die Menschheit durch Katastrophen wie Klimawandel, Supervulkane, Meteoriteneinschläge, Pandemien oder Supernovae vorzeitig untergehen?
Der Film endet mit einer optimistischen Vision: Die Menschheit kann mit Hilfe der eigenen Intelligenz überleben. Im kosmischen Kalender für die kommenden 14 Milliarden Jahre überwinden wir Probleme wie Klimawandel und Ressourcenverknappung und besiedeln danach den Kosmos.
Alternative Energiequellen wurden schon im 19. Jahrhundert vorgestellt, konnten sich jedoch gegen billig verfügbares Öl nicht durchsetzen. Die Episode zeigt, wie die Menschheit aus einer Reihe von Überlebenskünstlern hervorging. DeGrasse Tyson gibt Hoffnung und appelliert an den Willen des Zuschauers zur Veränderung.
Die Doku-Serie konnte bei den Critics’ Choice Television Awards 2014 den Award als beste Realityshow und Neil deGrasse Tyson den Award als bester Moderator einer Realityshow gewinnen. Außerdem wurde die Dokumentation für den Television Critics Association Award in der Kategorie Herausragende Leistung in News und Informationen nominiert. Bei der Primetime-Emmy-Verleihung 2014 ist Unser Kosmos: Die Reise geht weiter für zwölf Emmys nominiert, darunter befindet sich eine Nominierung als Outstanding Documentary Or Nonfiction Series.