Seit etwa 1020 wurde die Anlage als Mons sanct Petri bezeichnet.[2] Ihre Gewölbe gehören zu den ältesten oberirdischen KirchenbautenDeutschlands und enthalten bauzeitliche und damit die ebenfalls ältesten erhaltenen Wandmalereien Deutschlands.[3]
In der Krypta war die Heilige Lioba bestattet, weshalb sie auch Liobakirche genannt wird. Seit 1995 befindet sich das Schädel-Reliquiar der Heiligen wieder in der Kirche.[4]
Am 25. September 2016 wurde eine multimediale Kirchenführung eröffnet. Sie ist immer zu den Öffnungszeiten der Kirche zugänglich. 52 Filme zwischen einer und drei Minuten erklären die Kirche und ihre Geschichte im Detail, die Krypta sowie das Leben der Heiligen Lioba.
Die Bergkirche liegt auf dem alleinstehenden Petersberg, einer Basaltkuppe, im Zentrum des gleichnamigen Ortes bei Fulda und ist durch ihre exponierte Lage weithin sichtbar. Von der Kirche bietet sich ein weiter Ausblick über das Fuldaer Becken mit dem Fluss Fulda, der gleichnamigen Stadt, Petersberg, Künzell und weiteren umliegenden Orten sowie auf das westliche Rhönvorland und die hessische Kuppenrhön.
Eine erste Kirche an dieser Stelle wurde vermutlich unter dem AbtBaugulf von Fulda an der Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert errichtet.[2] Der Fuldaer Abt Rabanus Maurus ließ in den 830er Jahren[Anm. 1] auf dem Petersberg in der Nähe des Klosters Fulda eine dreischiffige Basilika und ein Benediktinerkloster errichten. Zur Weihe der Kirche, die am 28. September 836, 837 oder 838 stattfand,[6] ließ Rabanus Maurus die Gebeine der Heiligen Lioba von der Fuldaer Stiftskirche in die Krypta der Peterskirche überführen.
Nach der Zerstörung der Gebäude auf dem Petersberg durch einen Überfall von Ungarn 915 ließ der Fuldaer Abt Haicho die ausgebrannten Gebäude wiederherstellen. Weitere Beschädigungen erfolgten 1327/1331, in den Bauernkriegen des 16. Jahrhunderts und im Dreißigjährigen Krieg.[2] Die Gebeine der Heiligen Lioba wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt wieder in die Stiftskirche nach Fulda gebracht. Der zurückgebliebene leere Steinsarkophag der Heiligen wurde selbst zu einer Stätte, von der Wunderheilungen erwartet wurden.[7] Dazu gibt es in der Krypta der Peterskirche ein barockes Wandbild, das die entsprechende Zeremonie zeigt:[8] Mütter legten die Kleider ihrer kranken Kinder in den leeren Sarkophag, um so die Fürbitte der Heiligen und Heilung für sie zu erlangen, und für einen kurzen Moment auch die Kinder selbst. Die Kinder schrieen vor Schreck, wenn sie in den kalten, dunklen Sarkophag gebettet wurden. Dieser wurde deshalb im Volksmund auch „Schreistein“ genannt.[9] 1915 verbot der damalige Pfarrer diese Praxis.
Im Jahr 1298 wurde in Petersberg aus Abtretungen der Großpfarrei Margretenhaun eine eigene Pfarrei errichtet; die Klosterkirche diente nunmehr auch als Pfarrkirche.[10] Der Grundbesitz der Kirche bildete das Propsteiamt Petersberg.
Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster im Jahre 1802 aufgelöst. Von den alten Klostergebäuden blieb nur die Orangerie erhalten. Die Pfarrei blieb weiter bestehen, bekam 1957 mit der Rabanus-Maurus-Kirche aber eine neue Hauptkirche, St. Peter ist weiterhin aber Pfarrkirche.[10] Im September 2007 wurde zum 1225. Todestag der Heiligen Lioba mit der Cella St. Lioba eine neue Niederlassung der Benediktinerinnen von der heiligen Lioba begründet, die in einem modernen Klosterbau auf den Überresten der Orangerie untergebracht ist.[11] 1995 wurde die Schädelreliquie der Heiligen Lioba in die Krypta der Peterskirche zurückgebracht.[4] Das Reliquiar und der Deckel des Steinsarkophages von 836 sind Werke der Fuldaer BenediktinerinLioba Munz.
Baubestand
Der dreiteilige Chor, die Vierung und die ebenfalls dreiteilige Krypta weisen zu einem erheblichen Teil aufgehendes Mauerwerk aus der Karolingerzeit auf.[12] In der Krypta befinden sich drei Apsiden mit je einem Altar. Hinter dem mittleren Altar befindet sich der heute leere Sarkophag der Heiligen Lioba. Chorturm und westlicher Glockenturm sind romanisch. Das ursprünglich dreischiffige, ebenfalls romanische Langhaus wurde 1479 durch eine einschiffige, spätgotischeHalle ersetzt.[13] Die Dachlandschaft der Kirche besteht aus sechs voneinander unabhängigen Dächern. Die ältesten, die der Kirchenhalle und von Sakristei und Nebenchor, stammen von 1478/80.[14]
Im Barock wurde das Innere der Kirche „modernisiert“, was in späteren Restaurierungsphasen teilweise zurückgenommen wurde. Restaurierungen fanden 1889, 1907, 1930, 1954, 1974[15] und zuletzt von 2002 bis 2007 statt.[16] Von der Ausstattung hervorzuheben sind acht romanische Steinreliefs aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.[17]
Die Orgel der Kirche wurde 1895 als op. 523 von Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder) erbaut. Das Instrument hat eine mechanische Kegelladen-Traktur und verfügt über folgende Disposition:[19]
Philipp Schenck zu Schweinsberg, 1536–1550, wurde 1541 Fürstabt und behielt die Propstei bei, auch Propst von Rasdorf, Johannesberg und Frauenberg
Wolfgang Dietrich von Eusigheim, 1550–1558, gleichzeitig Fürstabt, gleichzeitig Propst von Johannesberg, Frauenberg, zuvor Propst von Holzkirchen, auch von Thulba
Wolfgang Schutzbar gen. Milchling, 1558-1567, gleichzeitig Fürstabt und Propst auf dem Johannesberg und auf dem Frauenberg
Balthasar von Dernbach, um 1585
Johann Friedrich von Schwalbach, um 1608, zuvor Propst auf dem Michaelsberg, auf dem Andreasberg, in Blankenau, 1606 Fürstabt
Petrus von der Feltz (Fels), 1613 bis mindestens 1624
Johann Adolf von Hoheneck, 25. Juli 1625 bis 1635, 1633–1635 Fürstabt und gleichzeitig Propst vom Johannesberg
Joachim von Gravenegg, 1635–1638 (verzichtete 1638), danach Propst von Holzkirchen, gleichzeitig Propst von Michaelsberg
Matthias Benedikt von Rindtorff, 14. August 1638 bis ?
Johann Michael von Hochstetten, 30. Oktober 1643 bis ?
Ämilian von Dalwig
Gallus von Ostein, 19. Mai 1660 bis ?
Johann Michael von Hochstetten, bis 1669 (verzichtete)
Odo von Riedheim, 6. Oktober 1669 – 1690
Philipp von Spiegel zu Diesenberg, 20. März 1691 bis 1720
Placidus von Bastheim, 8. Januar 1721 – 1736
Leopold Specht von Bubenheim, 1736–1738, davor in Sannerz, danach Propst von Neuenberg
Bonifatius von Hutten, 23. Mai 1738 bis 1739, davor in Holzkirchen und in Thulba
Karl von Fechenbach, 1739–1753, danach Johannesberg, und danach Andreasberg
Anton (Antonius) von Hagenbach, 22. Oktober 1753 bis 1758, davor und überlappend Propst in Zella, danach Johannesberg
Shirin Fozi: Herrscher und Heilige auf den romanischen Relief in der Liobakirche. . In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 393–404.
Christine Kenner: Die Petersberger Kirche zwischen Kontinuität und Wandel. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 10–34.
Christine Kenner: Die vorromanischen Bauteile der Kirche –Forschungsstand und Fragestellungen. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 127–146.
Christine Kenner: Die vorromanischen Wandmalereien der Kirche. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 283–392.
Werner Kathrein: Mons Sancti Petri. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 35–44.
Margit Krenn: Baubeschreibung und Ausstattung – Zeittafel zur Bau- und Restaurierungsgeschichte nach den historischen Quellen. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 45–50.
Uwe Lobbedey: Die Kirche auf dem Petersberg – architekturgeschichtliche Einordnung der vor- und frühromanischen Bauteile. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 263–282.
Martin Matl: Die Kirche St. Peter in Petersberg im 19. Und 20. Jahrhundert. Über den Wandel denkmalpflegerischer Deutungs- und Erhaltungspraxis am Grab der hl. Lioba. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 51–65.
Burghard Preusler: Die Liobakirche am Petersberg – von den Zeiten und ihrem Fortschreiten. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 89–93.
Manuel Raisch: Lioba, die Missionarin an Bonifatius‘ Seite. Die Notwendigkeit von Frauen in der Missionsarbeit. Nürnberg 2013, ISBN 978-3-941750-80-7
Stefan Schopf: Ergebnisse und Zusammenfassung der baugeschichtlichen und restauratorischen Untersuchungen aus den Jahren 2003–2007. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 151–228.
Peter Sichau, Hans Michael Hangleiter: Die Instandsetzungsmaßnahmen an der Kirche St. Peter in den Jahren 2002-07. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 67–88.
Harald Weiß: Die Ausgrabung am Kryptafundament von St. Peter in Petersberg. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 145–150.
Susanne Zwicker: Die Dachwerke – Wer verirrt sich schon ins Dach?. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 229–237.
↑Susanna Bullido del Barrio: „Iuxta decreta“. Überlegungen zu Hrabanus Maurus und seinem Martyrologium. In: Marc-Aeilko Aris, Susanna Bullido del Barrio (Hrsg.): Hrabanus Maurus in Fulda. Mit einer Hrabanus Maurus-Bibliographie (1979–2009) = Fuldaer Studien 13. Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-7820-0919-5, S. 189–218 (S. 194, Anm. 21).
↑Christine Kenner: Die Petersberger Kirche zwischen Kontinuität und Wandel. In: Die Kirche St. Peter in Petersberg bei Fulda. Denkmalpflege und Forschung. Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2609-6, S. 10–34 (15).
↑Jürgen Sauerbier: Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen – St. Peter. In: Susanne Bohl und andere (Hrsg.): Fulda. 50 Schätze und Besonderheiten. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2016, ISBN 978-3-7319-0425-0, S. 42–46, hier S. 46.