Umgeben wird Selmsdorf von den Nachbargemeinden Lübeck (teilweise Seegrenze) im Norden, Dassow im Nordosten, Schönberg im Südosten sowie Lüdersdorf im Südwesten.
Etwa einen Kilometer westlich von Selmsdorf befindet sich die zur Gemeinde gehörende Dorfwüstung Bardowiek, die zu DDR-Zeiten geschleift wurde.
Gemeindegliederung
Zu Selmsdorf gehören die Ortsteile Hof Selmsdorf, Lauen, Sülsdorf, Teschow und Zarnewenz.[2]
Geschichte
Bis 1945
Der als Angerdorf angelegte Ort tauchte erstmals 1292 als "Celmerstorpe"im Ratzeburger Hufenregister auf.
Das Bauerndorf Selmsdorf, als Angerdorf angelegt, bestand mehr als fünf Jahrhunderte. Um 1825 kam es zur verstärkten Ansiedlung von Handwerkern, Handelsleuten, Arbeitern und Gastwirten. Für diese Entwicklung war wohl hauptsächlich die Nähe zur Hansestadt Lübeck ausschlaggebend. Selmsdorf liegt an der alten Handelsstraße der Hanse Lübeck-Wismar (heutige Bundesstraße 105). Ein 1398 an der Zufahrt nach Teschow aufgerichteter Sühnestein aus Gotland-Kalkstein mit der Inschrift Bittet Gott für Marquard Börtzow der im Jahre 1398 am Tage des heiligen Clemens starb erinnert heute noch an eine mittelalterliche Mordtat.[3] 1584 erwarb der ratzeburgische Hof- und Kammerrat Daniel Zöllner den Hof des Bauern Hinrick Vittensee in Selmsdorf. Er vergrößerte ihn 1604 durch Hinzulegung einer weiteren Stelle und gilt dadurch als Begründer der späteren Domäne Selmsdorf. Die Selmsdorfer Kirche wurde 1864 im gotischen Stil mit Backsteinen unter Verwendung gelber Ziegel errichtet. Selmsdorf war nach Schönberg der zweitgrößte Ort im Fürstentum Ratzeburg[4] und gehörte damit bis zur Vereinigung der beiden Mecklenburg 1934 zu Mecklenburg-Strelitz.
Die Ortsteile Lauen und Teschow sind 1194 im Isfriedschen Teilungsvertrag als Lewen und Thescowe erstmals urkundlich erwähnt.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Ort ein Bauerndorf, wuchs jedoch stark in Richtung des Lübecker Stadtteils Schlutup und wurde zu einem Ort mit alteingesessenen Bauernfamilien und Arbeitern, die in Selmsdorf wohnten und überwiegend in Lübeck arbeiteten.
1907 wurde eine zunächst 1821 im Nachbarort Schönberg errichtete Holländerwindmühle nach Selmsdorf umgesetzt, brannte allerdings bereits 1922 ab. Bis dahin wurde sie von den Müllern Dittmann, Grabig und Werner genutzt.[5][6]
1908 gründete sich ein SPD-Ortsverband. 1919 wurde mit Wilhelm Oldörp (SPD) der erste Bürgermeister gewählt.[7]
Nach 1945 bis heute
Am 1. Juli 1950 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Lauen, Sülsdorf, Teschow und Zarnewenz eingegliedert.
Der gesamte Ort Selmsdorf lag bis 1989 aufgrund der Nähe zur innerdeutschen Grenze im Grenz-Sperrgebiet. Besucher konnten den Ort nicht ohne besondere Erlaubnis betreten.
In Selmsdorf befand sich die nördlichste Grenzübergangsstelle der DDR zur Bundesrepublik (heutiges Gewerbegebiet „An der Trave“).
Durch das Wachstum der Einwohnerzahl erhöhte sich die Zahl der zu wählenden Gemeindevertreter ab 2024 auf 14 Mitglieder. Bei der Wahl 2024 entfielen auf die AfD drei Sitze. Da sie nur einen Kandidaten aufgestellt hatte, bleiben in der Gemeindevertretung zwei Sitze unbesetzt.
Kreft wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 mit 68,7 % der gültigen Stimmen gewählt.[12] Am 9. Juni 2024 wurde er mit 77,4 % der gültigen Stimmen für weitere fünf Jahre[13] in seinem Amt bestätigt.[9]
Wappen
Blasonierung: „Gespalten; vorn in Rot ein silbernes Hochkreuz überhöht von einer goldenen Fürstenkrone; hinten in Gold eine grüne Ähre.“[14]
Wappenbegründung: Das Wappen vereint ein Herrschaftszeichen mit einem Symbol mit wirtschaftlichem Bezug. Während das von einer Fürstenkrone überhöhte Hochkreuz, das Wappenbild des Fürstentums Ratzeburg, an die frühere Zugehörigkeit der Orte zu dem aus dem 1648 säkularisierten Stiftsland des Bistums Ratzeburg hervorgegangenen Fürstentum erinnert, symbolisiert die Ähre den Haupterwerbszweig der Einwohner, die Landwirtschaft.
Das Wappen und die Flagge wurde vom Wismarer Roland Bornschein gestaltet. Es wurde zusammen mit der Flagge am 23. Oktober 1997 durch das Ministerium des Innern genehmigt und unter der Nr. 136 der Wappenrolle des Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Flagge
Die Flagge ist gleichmäßig längs gestreift von Rot und Gelb. In der Mitte des Flaggentuchs liegt, auf jeweils zwei Drittel der Höhe des roten und des gelben Streifens übergreifend, das Gemeindewappen. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5:3.[15]
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Gemeindewappen mit der Umschrift „GEMEINDE SELMSDORF • LANDKREIS NORDWESTMECKLENBURG“.[15]
Bürgerhaushalt
Im Jahr 2023 hat die Gemeinde einen Bürgerhaushalt mit einem Anfangsbudget von 20.000 Euro für Vorschläge aus der Bevölkerung eingeführt. Über die Verwendung der Mittel entscheiden alle wahlberechtigten Einwohner in einer Bürgerversammlung, in der die Vorschläge zur Auswahl stehen.[16]
In Selmsdorf haben sich zahlreiche Gewerbebetriebe niedergelassen, was unter anderem auf die günstige Infrastruktur im Speckgürtel von Lübeck zurückzuführen ist. Die Gemeinde plant die Gewerbeflächen zu erweitern, da keine freien Flächen mehr vorhanden sind.
In der Gemeinde sind Nahversorgungseinrichtungen (Lebensmitteldiscounter, Bäckereien, zwei Gaststätten, Post) vorhanden.
Seit 2012 betreibt die Gemeinde einen eigenen Solarpark neben dem Gewerbegebiet mit einer Leistung von 1,23 Megawatt.
Die Gemeinde gehört zum Netzwerk "bienenfreundliche Gemeinde" und hat den Einsatz sämtlicher Pestizide auf gemeindeeigenen Flächen und bei Neuverpachtung von Ackerflächen 2018 verboten. Die Gemeinde hat außerdem drei Streuobstwiesen und mehrere Straßen begleitend mit Obstbäumen angelegt und weitere ökologische Maßnahmen umgesetzt.
Im Rahmen des bundesweiten Breitbandausbaus gehörte ein Großteil der Hauptgemeinde, sowie sämtliche Ortsteile zum Fördergebiet, mit Breitbandversorgung ab 2020. Die gemeindeeigenen Gebäude unterstützen die Freifunk Initiative.
Seit 2023 erweitert die Gemeinde die Flächen für Gewerbebetriebe auf der gegenüberliegenden Seite des bestehenden Gewerbegebiets um ca. 8 ha.
Verkehr
In Selmsdorf treffen die beiden längsten Bundesstraßen Mecklenburg-Vorpommerns zusammen: die B 104 von Lübeck-Schlutup über Schwerin und Neubrandenburg zur polnischen Grenze vor Stettin und die B 105, die hier beginnt und über Wismar und Rostock nach Stralsund führt. Die nächstgelegenen Autobahnanschlussstellen sind Lüdersdorf und Schönberg an der A 20 (Lübeck–Rostock). Sie liegen je elf Kilometer entfernt. Anschlussstellen der A 1 und A 226 befinden sich in Lübeck auf der westlichen Seite der Trave.
Selmsdorf hat keinen Eisenbahnanschluss. Die nächstgelegenen Stationen sind Lüdersdorf (Meckl) und Schönberg (Meckl) an der Bahnstrecke Lübeck–Bad Kleinen, Lübeck Hauptbahnhof ist nur unwesentlich weiter entfernt.
Bildung
Die Gemeinde verfügt über eine eigene Grundschule, einen Regionalschulteil für die 5. und 6. Klasse als Außenstelle der Regionalschule Dassow, einen Hort, zwei Kindertagesstätten mit Kleinkindbetreuung sowie einem Waldkindergarten.
Das Grundschulgebäude wurde 1923 fertiggestellt und eingeweiht. Eine Erweiterung mit Anbau erfolgte in den 1970er Jahren.[17]
Sport
Der 1994 gegründete Selmsdorfer SV 94 bietet den etwa 200 Mitgliedern die Sportarten Fußball, Leichtathletik, Tischtennis, Badminton, Seniorensport, Volleyball, Aerobic und Cheerleader an. Die Sporthalle liegt neben der Schule und der 2001 eröffnete Sportplatz im Flöhkamp.
Daneben besteht der Turn- und Akrobatikverein (TAV) sowie der FC Selmsdorf als örtlicher Fußballverein.
↑Hans-Heinz Schütt: Auf Schild und Flagge - Die Wappen und Flaggen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen. Hrsg.: produktionsbüro TINUS; Schwerin. 2011, ISBN 978-3-9814380-0-0, S.178/179.