Ein Sanitätsoffizier ist ein Arzt, Zahnarzt, Tierarzt oder Apotheker, der als Offizier im Sanitätswesen der Streitkräfte dient. Abgesehen vom Apotheker wird er auch als Militärarzt bezeichnet.
Von den approbierten Sanitätsoffizieren zu unterscheiden ist der „Offizier im Sanitätsdienst“. Ihnen obliegen beispielsweise die Unterhaltung und Schutz von Einrichtungen, Gebäuden und Fahrzeugen des Sanitätsdienstes, Logistik und Personalverwaltung. Diese Aufgaben werden allerdings im Sanitätswesen der Streitkräfte oft auch durch approbierte Offiziere wahrgenommen.
Uniform und Status
Sanitätsoffiziere tragen meist die reguläre Uniform eines Kombattanten und sind wie andere Offiziere häufig Vorgesetzte anderer Soldaten und dazu in die Rangordnung der Streitkräfte vollständig integriert. In einigen Streitkräften, wie zum Beispiel der Bundeswehr, unterscheiden sich aber die Dienstgradbezeichnungen der approbierten Ärzte und Apotheker von denen anderer Offiziere. In einigen Streitkräften werden die „regulären“ Dienstgrade oft um einen Zusatz, wie z. B. (MC) für medical corps (englisch für „Medizinisches Korps“), ergänzt. Obwohl Sanitätsoffiziere also in dieser Hinsicht „reguläre“ Soldaten sind, gelten Sanitätsoffiziere, wenn sie in einer der Einrichtungen des Sanitätsdienstes ärztlich oder als Apotheker tätig sind, als Nichtkombattanten. Sie sind dann durch besondere Schutzzeichen gekennzeichnet, stehen unter dem besonderen Schutz der Genfer Konventionen und sind nur zum Selbstschutz, bzw. dem Schutz ihrer Patienten und Sanitätseinrichtungen bewaffnet.
Genannt werden zunächst jeweils die Dienstgrade für Heeres[A 2]- und Luftwaffenuniformträger[A 2], erst zuletzt ggf. die Dienstgradbezeichnungen der Marineuniformträger[A 2]. Zunächst werden jeweils die Dienstgradbezeichnungen für Humanmediziner (entsprechen auch immer denen für Zahnärzte), dann die für Apotheker zuletzt ggf. die für Veterinäre aufgeführt. Sind die Dienstgradbezeichnungen in allen Uniformträgerbereichen identisch, wird auf eine erneute Aufzählung für Marineuniformträger verzichtet.
Hinweis: Wenn ein Dienstgrad weder mit einem hoch gestellten „H“, noch mit „H&L“ noch mit „M“ indiziert ist, dann findet sich der Dienstgrad in allen Uniformträgerbereichen. Alle oben aufgezählten Dienstgrade führen Sanitätsoffiziere exklusiv. Bezeichnung „-arzt“ für Human- inklusive Zahnmediziner, „-apotheker“ für Apotheker, „-veterinär“ für Tierärzte.
Aufgrund der geschilderten und ähnlicher Dienststellungen können die allermeisten Sanitätsoffiziere in den in der Vorgesetztenverordnung aufgezählten Fällen allen dienstlich oder fachlich unterstellten Soldaten Befehle erteilen. In ihrem Fachgebiet sind Sanitätsoffiziere fast immer auch Fachvorgesetzte anderer Soldaten.[6][10] Sanitätsoffiziere sind als EinheitsführerDisziplinarvorgesetzte der ihnen truppendienstlich unterstellten Soldaten gemäß Wehrdisziplinarordnung.[11]
Sanitätsoffiziere werden abhängig von Dienstgrad und Dienststellung nach der Bundesbesoldungsordnung (BBesO) mit A 13 bis B 9besoldet.[12] Sanitätsoffiziere erhalten einen Sold, der in etwa der Besoldung für die anderen (ranggleichen) Offiziere entspricht. Auffällig ist jedoch, dass an die drei rangniedrigsten Sanitätsoffizierdienstgrade (bis Oberfeldarzt und entsprechende Dienstgrade) meist ein höherer Sold als für andere ranggleiche Offiziersdienstgrade geknüpft ist.[12]
Die Ausbildung zum Sanitätsoffizier erfolgt im Sinne der Soldatenlaufbahnverordnung als Sanitätsoffizieranwärter.[3] Zunächst absolvieren Offizieranwärter der meisten Laufbahnen die Grundausbildung und weitere Ausbildungsabschnitte, teils in Form von Lehrgängen, an verschiedenen Ausbildungseinrichtungen. Im Vordergrund steht für Sanitätsoffiziere im Weiteren aber die akademische Ausbildung, die an einer zivilenUniversität erfolgt. Mit Studienabschluss endet die Ausbildung zum Sanitätsoffizier.[3] Meist bereits vor dem Studium (teils auch im Anschluss) werden Offizierslehrgänge an einer der Offizierschulen besucht, um die Funktion als militärischer Vorgesetzter ausfüllen zu können. Vor Ernennung zum Leutnant ist an einer Offizierschule eine Offizierprüfung zu bestehen.[3] Während ihres Studiums haben Sanitätsoffiziere meist nur in Truppenpraktika, Famulaturen oder in praktischen Studienabschnitten Kontakt zur „regulären“ Truppe. Nach der Approbation schließt sich daher häufig auch eine (militärische) Aufbauausbildung (postuniversitären modularen Ausbildung (PumA), bestehend u. a. aus einer Einsatz-, Führungs- und Sprachausbildung) an, um die jungen Sanitätsoffiziere in die Truppe „wieder einzugliedern“.
In ihrer Verwendung als Offiziere schließen sich regelmäßig weitere Lehrgänge an, die Offiziere mit dem Grundwissen versorgen, das sie brauchen um eine neue Dienststellung einer höheren Hierarchieebene auszufüllen oder sich ändernden technischen, sozialen, einsatzspezifischen, medizinischen usw. Rahmenbedingungen anzupassen. Für Ärzte steht zunächst eine Ausbildung in Notfallmedizin im Vordergrund. Für Sanitätsoffiziere wird die Weiterbildung zum Facharzt, Fachtierarzt, Fachzahnarzt oder Fachapotheker ermöglicht. Der Stabsoffizierlehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr ist für die Beförderung zum Stabsoffizier nicht nötig. Besonders leistungsfähige Sanitätsoffiziere absolvieren dort aber dennoch diesen Lehrgang und/oder den General- /Admiralstabslehrgang, der eine spätere Verwendung in den Spitzenpositionen der Sanitätstruppe wahrscheinlicher werden lässt.
Die Dienstgradabzeichen für Sanitätsoffiziere entsprechen im Wesentlichen denen für Offiziere. Zur Unterscheidung der Sanitätsoffiziere dienen Laufbahnabzeichen in Form eines (abgewandelten) Äskulapstabes. Die Schlange windet sich im Laufbahnabzeichen für Ärzte in doppelter Windung, bei Zahnärzten in einfacher Windung um den Stab. Bei Veterinären und Apothekern windet sich die Schlange in doppelter Windung um einen (gedachten bzw. nicht dargestellten Stab); bei Apothekern ist darunter zusätzlich eine Apothekerschale abgebildet. Bereits Sanitätsoffizieranwärter tragen eines dieser Laufbahnabzeichen entsprechend ihrem Studienfach.[13][14]
Vorgänger
Der Krimkrieg führte zur Einrichtung von Sanitätsdiensten in allen europäischen Armeen.[15]
Feldhilfsarzt (und Assistenzarzt) (seit 06.03.1916), nicht approbiert, ranggleich dem Feldwebelleutnant. Auf Kriegsdauer dazu befördert werden konnten Feldunterärzte nach sechsmonatiger Frontbewährung.[21] Nach erfolgter Approbation war Beförderung zum Assistenzarzt (d. R.) möglich
Verwirrend erscheint die Nachrangstellung des Generaloberarztes (Bezeichnung 1934 abgeschafft) gegenüber dem Generalarzt. Dieser ist zudem nicht zu verwechseln mit dem um 1910/1911 eingeführten Dienstgrad Obergeneralarzt.
↑Voraussetzung ist mindestens die Approbation (für Apotheker zusätzlich die staatliche Prüfung zum Lebensmittelchemiker), eine Verpflichtung für mindestens ein Jahr und eine erfolgreich abzuleistende Eignungsübung. Für höhere Dienstgrade ist beispielsweise eine mehrjährige Berufspraxis und/oder die Zulassung als Fachtierarzt, Facharzt, Fachapotheker oder die Tätigkeit als Amtstierarzt usw. nötig.
Reinhard Platzek: Todbringende Gewalt und lebensrettende Heilung. Überlegungen zur Tätigkeit des Arztes im Dienste des Militärs. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen, Band 8/9, 2012/2013, S. 455–466.
↑ abDer Bundesminister der Verteidigung; Abteilung Personal-, Sozial- und Zentralangelegenheiten (Hrsg.): ZDv 20/7. Bestimmungen für die Beförderung und für die Einstellung, Übernahme und Zulassung von Soldatinnen und Soldaten. Bonn 27. März 2002, Art. 635 (reservisten.bundeswehr.de (Memento vom 26. Oktober 2014 im Internet Archive) [PDF; abgerufen am 26. März 2014] DSK AP210100187, Neudruck Januar 2008).
↑Rüdiger Döhler, Peter Kolmsee: Preußens Sanitätsdienst in den Einigungskriegen. Wehrmedizinische Monatsschrift 8/2016, S. 254–258.
↑Das Einführungsdatum des Dienstgrades Generaloberstabsarzt ist unklar. In Deutschland wurde er eventuell erst in den 1920er Jahren eingeführt (vgl. Lebenslauf Dr. Martin Merkel), in Österreich(-Ungarn) vermutlich im Ersten Weltkrieg, dann dem Feldmarschallleutnant (Generalleutnant) entsprechend (vgl. Lebenslauf Alois Pick).
↑Generalstabsarzt der Armee mit dem Range als General der Infanterie. In: Deutscher Offizier-Bund (Hrsg.): Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres. Mittler & Sohn, Berlin 1926, S. 8.
↑beispielsweise in den Lebensläufen der Karl v. Wegelin (Württemberg), Georg Wilke (Sachsen), Berthold von Kern (Preußen), u. a. in ders. Die Grund- und Endprobleme der Erkenntnis. Verlag Julius Springer, 1938; sowie Lebenslauf
↑beispielsweise im Lebenslauf Berthold von Kern (Preußen), in ders. Die Grund- und Endprobleme der Erkenntnis. Verlag Julius Springer, 1938; sowie Lebenslauf