Eine Offizierschule (militärische Fachsprache in Deutschland), im Hochdeutschen jedoch und in der Schweiz wie auch in der Gemeinsamen Normdatei mit Fugen-sOffiziersschule,[1][2] ist eine Ausbildungseinrichtung für Offiziere des Militärs.
Die Offizierschulen verschiedener Länder unterscheiden sich in ihrem Ausbildungsansatz zum Teil erheblich. Sie orientieren sich meist bis zu einem gewissen Grade am zivilen Bildungssystem. Dabei kann man verschiedene Typen von Offizierschulen unterscheiden:
Dabei ist es nicht immer möglich, vom Namen einer Institution auf die Art der Ausbildung zu schließen. Die Begriffe Militärakademie und Kriegsschule können unterschiedliche Typen von Ausbildungsstätten bezeichnen. Auch die
im englischen Sprachraum häufigen military academies können jedem der o. g. Typen entsprechen oder auch nur einer Kadettenanstalt. Die Kadettenanstalten sind von den Offizierschulen zu unterscheiden. Sie dienen der vormilitärischen Ausbildung junger Leute im Schüleralter und führen meist zu einem allgemeinbildenden Schulabschluss bzw. zur Hochschulreife, während Offizierschulen der Berufsausbildung dienen.
Offizierschulen im engeren Sinne
Offizierschulen im engeren Sinne sind Bildungsinstitute, die angehenden Offizieren die militärischen Kenntnisse für ihren Beruf vermitteln. Dazu gehören zum Beispiel die Offizierschulen der Bundeswehr:
Diese Schulen verleihen keinen akademischen Abschluss. Deutsche Offiziere erwerben ihre akademische Qualifikation an einer der Universitäten der Bundeswehr, die wiederum keine militärischen Inhalte lehren und deshalb nicht den Charakter von Offizierschulen haben. Diese Form rein ziviler Universitäten im Besitz der Streitkräfte findet in anderen Ländern keine direkte Entsprechung.
Offizierschulen im engeren Sinne sind die verschiedenen Officer Candidate Schools der US-Streitkräfte, auf denen bereits akademisch qualifizierte Offizieranwärter ihre militärische Ausbildung erhalten. Auch die britischen Streitkräfte stellen regelmäßig Universitätsabsolventen als Offizieranwärter ein, die an den Offizierschulen der Teilstreitkräfte ausgebildet werden.
Offizierschulen mit akademischer Ausbildung
Die Offizierschulen vieler Länder verbinden Elemente der akademischen und militärischen Offizierausbildung miteinander und verleihen nach bestandener Ausbildung sowohl einen militärischen Abschluss als auch einen akademischen Grad. Dieser Form entsprechen zum Beispiel die großen Militärakademien der US-Streitkräfte. Auch die französischen Streitkräfte bilden ihre Offiziere nach einem System aus, das neben dem militärischen zu einem zivilen Abschluss als Ingenieur führt.
Stabsakademien
Im Gegensatz zu den eigentlichen Offizierschulen, die jungen Offizieren Grundkenntnisse des Berufs vermitteln, dienen Stabsakademien dazu, Offiziere weiter zu bilden und sie für den Dienst in höheren Stäben vorzubereiten. Die bekannteste Form dieser Ausbildung ist die Generalstabsausbildung, die in Deutschland neben anderen Elementen der Stabsoffizierausbildung an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg stattfindet. In vielen Ländern ist in den vergangenen Jahren die Stabsausbildung der einzelnen Teilstreitkräfte zu einer streitkräftegemeinsamen Ausbildung zusammengefasst worden. Dadurch werden den Stabsoffizieren breitere Kenntnisse über die gesamten Streitkräfte vermittelt.
Oberhalb dieser Ausbildungsebene gibt es in einigen Ländern sicherheitspolitische Akademien, auf denen neben Offizieren auch höhere Beamte und andere Entscheidungsträger aus dem Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik ausgebildet werden. Oberste sicherheitspolitische Ausbildungsstätte in Deutschland ist die Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin-Pankow.
Offiziersausbildung in den Vereinigten Staaten
In den Vereinigten Staaten gibt es innerhalb der Teilstreitkräfte keinen einheitlichen Ausbildungsgang, sondern eine Vielzahl von Möglichkeiten für Offiziersanwärter. Die Offizierausbildung in den Vereinigten Staaten ist seit dem 19. Jahrhundert eng mit einer akademischen Ausbildung verknüpft und die Ernennung zum Offizier (englischcommission) setzt im Regelfall einen Hochschulabschluss voraus.[3]
Offizierschulen im engeren Sinne
Anwärter mit bestandenem Bachelor-Abschluss können über eine so genannte Officer Candidate School (OCS) Offizier werden. Für reguläre Anwärter beträgt die Ausbildungsdauer streitkräfteabhängig zwischen neun und 17 Wochen. Es gibt in jeder Teilstreitkraft eine OCS:
Die Offizieranwärter in diesen Akademien sind aktive Soldaten und müssen nach dem Abschluss fünf Jahre aktiven Dienst in den Streitkräften leisten. Die Akademien kombinieren eine militärische Ausbildung mit einer akademischen Collegeausbildung, die zum Abschluss Bachelor führt.[3][4]
Die United States Merchant Marine Academy der United States Maritime Administration in Kings Point, New York bereitet ihre Studenten für einen Beruf als Nautischer Offizier, Schiffsingenieur oder für die maritime Wirtschaft vor. Gleichzeitig sind sie Offizieranwärter der United States Navy Reserve. Neben fünf Jahren Dienst in der Handelsmarine oder der maritimen Wirtschaft sind acht Jahre als Dienst als Reserveoffizier in einer Teilstreitkraft obligatorisch. Ein Drittel der Absolventen dient nach dem Abschluss direkt als aktiver Offizier in den Streitkräften.
Private und Staatliche Militärakademien und Hochschulen mit Kadettenkorps
Bundesstaaten und auch private Hochschulen unterhalten Militärakademien oder ein Kadettenkorps die nach dem Standards der Militärakademien des Bundes ausbilden und dessen Absolventen ein Offizierspatent der US-Streitkräfte erhalten. Die eigentliche militärischen Inhalte finden dabei durch das Programm des Reserve Officer Training Corps statt. Im Gegensatz zu den Militärakademien sind die Offizieranwärter keine aktiven Soldaten und unterliegen nicht der Militärgerichtsbarkeit.
Military-Junior-Colleges bieten einen Associate-Abschluss, vorher oft einen High-School-Abschluss und ein zweijähriges Army ROTC Programm. Im Rahmen des Early Commission Programm können Studenten nach zwei Jahren eine Offizierspatent erhalten. Vollenden sie Ihr Studium mit dem Bachelor-Abschluss an einer anderen Hochschule und dienen gleichzeitig als Reserveoffizier in der Reserve oder Nationalgarde, haben sie das Recht, als aktiver Offizier zu dienen. Es existieren vier Junior-Colleges: Georgia Military College, Marion Military Institute, New Mexico Military Institute und Valley Forge Military Academy and College.[5]
Sonstige private und staatliche Hochschulen und Universitäten, die ein Kadettenkorps anbieten, jedoch keinen besonderen Status besitzen. Das ROTC findet parallel zum Leben im Kadettenkorps statt.
Hochschulen mit Offizierausbildung
An den meisten Universitäten und Hochschulen in den USA gibt es kein Kadettenkorps mehr. Das Reserve Officer Training Corps (ROTC) ist als Wahlfach an vielen Hochschulen konzipiert und der dritte mögliche Ausbildungsweg eines Offizieranwärter für die aktiven Streitkräfte in den Vereinigten Staaten. Lehrinhalte sind Führung, Problembewältigung, strategisches Denken und Ethik. Die Einrichtung und der Betrieb des ROTC ist im US-Gesetzbuch, Title 10 geregelt. Die Ausbildung im Rahmen des ROTC findet auf dem zivilen Campus statt. Nur während der Ausbildung wird Uniform getragenm die Studenten sind nicht getrennt untergebracht. An Hochschulen ohne eigenen ROTC-Programm findet die Ausbildung an einer benachbarten Hochschule statt.
Stabsakademien
Die US-Teilstreitkräfte verfügen jeweils über eigene Stabsakademien. Die entsprechende gemeinsame Einrichtung sind das US Armed Forces Command and Staff College in Norfolk, VA sowie, als höchste akademische Ausbildungsstätte, die National Defense University in Washington, D.C.
↑Der übergeordnete allgemeine Sachbegriff unter GND=4204569-1 ist als Offiziersschule festgelegt; lediglich die untergeordneten Sachbegriffe für entsprechende deutsche Militäreinrichtungen sind als Offizierschule festgelegt, siehe bspw. GND=4648229-5: Offizierschule des Heeres.
↑ abc
Richard A. Preston: Perspectives in the History of Military Education and Professionalism. In: Harry R. Borowski (Hrsg.): The Harmon Memorial Lectures in Military History, 1959-1987. A Collection of the First Thirty Harmon Lectures Given at the United States Air Force Academy. Office Of Air Force History - United States Air Force, Washington D.C 1988, ISBN 0-912799-58-7, S.269–301 (englisch, defense.gov [PDF; abgerufen am 20. März 2020]).
↑ abMilitary Schools. In: www.todaysmilitary.com. United States Department of Defense, abgerufen am 20. März 2020 (englisch).