MittleresPfrimmtal zwischen Harxheim und Albisheim; links der Saukopf/Gauberg (um 300 m m) mit Immesheim am Hang, rechts das Hungerbergplateau (bis 303,2 m; Windkraftanlagen); im Hintergrund Donnersberg (686,5 m, mittig) und Kuhkopf (430 m, rechts) im Nordpfälzer BerglandMittleresPfrimmtal zwischen Harxheim und Albisheim; links der Saukopf/Gauberg (um 300 m m) mit Immesheim am Hang, rechts das Hungerbergplateau (bis 303,2 m; Windkraftanlagen); im Hintergrund Donnersberg (686,5 m, mittig) und Kuhkopf (430 m, rechts) im Nordpfälzer Bergland
Reliefkarte Rheinhessens; alle nicht flachen Landesteile gehören zum Hügelland, das nach Westen und Südwesten noch etwas weiter reicht Reliefkarte Rheinhessens; alle nicht flachen Landesteile gehören zum Hügelland, das nach Westen und Südwesten noch etwas weiter reicht
Als Rheinhessisches Tafel- und Hügelland wird das größtenteils in Rheinhessen und ganz in Rheinland-Pfalz gelegene Hügelland zwischen der Rheinebene von Worms über Mainz bis Bingen am Rhein (Südosten bis Norden) und dem Nordpfälzer Bergland im Westen bezeichnet. Eine geläufigere Bezeichnung der Landschaft ist Alzeyer Hügelland,[2] die jedoch seit 1964[3] parallel auch für eine kleinere Teillandschaft, das Alzeyer Hügelland im engeren Sinne unmittelbar um Alzey und südlich der Stadt, verwendet wird.
Es handelt sich um eine tertiäre, erst in sehr junger Zeit vom übrigen Mainzer Becken angehobene Schichtstufenlandschaft, in der der Plateaucharakter gegenüber typischen Hügellandschaften überwiegt.[2] Die Höhenlagen erreichen in der Regel 250 m bis 320 m, an Nahtstellen zu den höheren Nachbarlandschaften auch bis zu gut 360 m ü. NHN. Sie überragen die teils breiten Täler um 100 bis 200 Meter.
Zentrales Fließgewässer ist die die Landschaft von Süden nach Norden zerschneidende Selz. Im äußersten Süden fließen Eisbach und Pfrimm parallel nach Osten gerichtet dem Rhein bei Worms entgegen, im äußersten Westen fließen Appelbach und Wiesbach nach Nordwesten parallel zur Nahe unterhalb Kreuznachs.
Grenzen
Im Nordwesten bildet die Niederung der Nahe unterhalb Bad Kreuznachs eine natürliche Landschaftsgrenze, in Norden und Osten tun dies die Ebenen des Rheins stromaufwärts von Bingen am Rhein über Mainz bis Worms und im Süden die Niederung des Eckbachs bachaufwärts bis Grünstadt.
Im äußersten Südwesten, bei Eisenberg, begrenzt eine klare Höhenstufe zum Pfälzerwald die Landschaft; zwischen Kirchheimbolanden und Bad Kreuznach tut dies eine ähnliche Höhenstufe zum Nordpfälzer Bergland. Lediglich an der Nahtstelle der beiden Bergländer, zwischen Göllheim (SSO) und Bolanden (NNW), kehrt sich das Höhenverhältnis um:
Das Alzeyer Hügelland verriegelt hier von Osten die flachwellige Kaiserstraßensenke mit der von Südwesten kommenden Pfrimm, die als südöstliche Randsenke des Nordpfälzer Berglandes das Gebiet um den Donnersberg vom Stumpfwald im äußersten Norden des Pfälzerwaldes trennt.
Naturräumliche Gliederung
Im Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands wurde das Rheinhessische Tafel- und Hügelland unter dem Namen Alzeyer Hügelland zu einer von vielen naturräumlichen Haupteinheiten des Oberrheintieflandes erklärt und mit der dreistelligen Kennziffer 227 versehen. Im verfeinernden Blatt 150 Mainz wurde die Landschaft umbenannt und mit dem Namen Alzeyer Hügelland nur eine Teillandschaft belegt, jedoch ist bis heute auf Karten oft die Gesamt-Hügellandschaft unter dem alten Namen deklariert.
Die Landschaft gliedert sich wie folgt (in Klammern Lagehinweise sowie Flächenangaben[1])[3][4][5]
Das Rheinhessische Tafel- und Hügelland gliedert sich grob in das zur Nahe entwässernde Wöllsteiner Hügelland im Nordwesten, die Plateaulandschaften beiderseits der mittleren und oberen Selz mit steilen Hängen zum Rhein in Norden und Osten sowie das ebenfalls plateauartige, durch Bäche zerschnittene Alzeyer Hügelland im Südwesten. Hinzu kommen das flachwellige Oberpfrimmhügelland im Südosten und das kleine Eisenberger Becken im äußersten Südwesten.
Sieht man von den (für den Naturraum) singulären Höhenlagen an den Nahtstellen zu Pfälzerwald und Nordpfälzer Bergland ab, werden in den Höhenzügen des Alzeyer Hügellandes 280 m bis knapp 320 m erreicht und an den Höhenzügen im Norden bis Osten knapp 200 m bis über 270 m.
Wöllsteiner Hügelland
Blick vom Westplateau auf die Kreuzkapelle mit Gau-Bickelheim und dem Wöllsteiner Hügelland im Hintergrund
Das den Nordwesten der Gesamtlandschaft einnehmende, nach dem halbwegs zentralen Ort Wöllstein benannte Wöllsteiner Hügelland (227.0) an den Mündungsläufen von Appelbach und Wiesbach ist eine vergleichsweise in sich geschlossene Beckenlandschaft mit etwas bewegterem Relief. Es ist von einigen inneren Erhebungen bis knapp 230 m durchsetzt. Nach Nordwesten wird es durch das Tal der Nahe mit Bad Kreuznach im äußersten Westen begrenzt, nach Nordosten durch die das Westplateau abdachende Rheinhessische Randstufe und nach Südosten durch das Alzeyer Hügelland; nach Südwesten stößt es ans Nordpfälzer Bergland. Bis zu Blatt Mainz im Jahr 1964 war das Wöllsteiner Hügelland noch mit den jetzigen Einheiten Untere Naheebene (229) sowie, links der Nahe, Unteres Nahehügelland (228) zur alten Haupteinheit 228 Unteres Naheland zusammengefasst worden.[2]
Nördliches Tafelland, Selztal und Gaustraßenhöhe
Blick vom Ostplateau auf das Westplateau mit dem Westerberg
Das verschlungene Selztal (227.2) der Selz zwischen Gau-Odernheim im Süden und Ingelheim am Rhein im Norden trennt auf scharfe Weise das Westplateau von den östlichen Höhenzügen. Insgesamt sind die höheren Lagen in vier Höhenzüge gekammert, denen ein markanter Steilhang zur Rheinseite gemein ist (eingerückt mit voranstehendem ↓ je die Trennflüsse bzw. die Scharten):
das Westplateau (227.11) im Nordwesten mit dem Jakobsberg und dem Westerberg (bis 273,8 m)
↓ Selz (zwischen Nieder-Olm und der Mündung 110–80 m)
das Ostplateau (227.130) im Norden mit dem Mainzer Berg (bis um 260 m)
die Gaustraßenhöhe (227.30 ohne Norden) im Osten (bis 245,6 m)
↓ Scharte nordöstlich von Monzernheim (ca. 218 m) zum Kloppbergplateau des Alzeyer Hügellandes
Vom Westplateau wird durch eine Senke (Scharte liegt bei etwa 185 m in Wörrstadt), der der Saulheimer Bach nach Nordosten folgt, ein Südostteil angetrennt, der maximal 262,2 m erreicht.
An der als klare Höhenstufe ausgeprägten Ostseite des Alzeyer Hügellandes verläuft eine vermutete Störung, die weiter nordöstlich den Hauptrücken der Gaustraßenhöhe flankiert und in der Einsenkung bei Nierstein ausläuft.[8] Der oben als Schwabsburg–Nackenheimer Höhenzug bezeichnete, westlich der Störungslinie liegende Höhenzug, dessen Kerngrat sich von Schwabsburg nach Nackenheim nordostwärts richtet, wurde auf den Blättern 150 Mainz und 151 Darmstadt der Gaustraßenhöhe zugerechnet, jedoch ist sein Osthang zum Rhein gegenüber dem der eigentlichen Gaustraßenhöhe nach Nordwesten versetzt. An den Ost- und Nordhängen tritt hier – und nirgendwo sonst außer in unmittelbarer Nähe zum Nordpfälzer Bergland – Rotliegend zutage.[8] Ein weiterer Grund, ihn nicht der namentlichen Gaustraßenhöhe zuzurechnen, wäre der, dass der nördliche Teil der Gaustraße nicht über ihn, sondern westlich an ihm vorbeiführt.
Während an West- und Ostplateau Höhen von deutlich über 250 m erreicht werden, bleibt der Schwabsburg–Nackenheimer Höhenzug überall unter 200 m, an der Gaustraßenhöhe werden wieder um 230 m erreicht − am singulären Petersberg im äußersten Westen sogar knapp 250 m.
Alzeyer Hügelland
Blick vom Osthang (etwa 375 m) des 430 m hohen Kuhkopfes unmittelbar westlich Kirchheimbolandens auf das Ilbesheimer Plateau (bis 317,2 m)
Das Alzeyer Hügellandim engeren Sinne (227.4) in Zentrum und Südwesten der Gesamtlandschaft wird durch Bäche und Senken in insgesamt fünf recht unterschiedlich große Plateaus geteilt, von denen das etwa die Hälfte der Fläche einnehmende Kernplateau um die Stadt Alzey nach Nordwesten ohne merkliche Höhenunterschiede ins Nordpfälzer Bergland übergeht. Spürbare Höhenstufen finden sich jedoch sowohl an der östlichen Nahtstelle zum flachwelligen Oberpfrimmhügelland als auch an der Westflanke der südlicheren Höhenzüge zur ebenfalls flachen Kaiserstraßensenke.
Folgendermaßen gliedert sich das Alzeyer Hügelland, von Norden bis Süden, in Plateaus und Senken (eingerückt mit voranstehendem ↓ je die Trennflüsse bzw. die Scharten):
das Kloppbergplateau (Osten von 227.400) im Nordosten (bis 293,6 m)
↓ Scharte an der A 61 (knapp 220 m), nach Osten durch Altbach und Seebach verlängert, nach Nordwesten durch den Weidasser Bach
das Ilbesheimer Plateau (227.401 ohne äußersten Südwesten, Westen von 227.400) in Osten, Zentrum und Nordwesten (bis 317,2 m)
↓ Eckbach (189–173 m), Grenze zum sich südlich anschließenden Leininger Sporn des Pfälzerwaldes
Noch höhere absolute Höhen als in den Kern-Höhenzügen werden mit bis knapp 360 m ü. NHN nördlich Kirchheimbolandens an den Bolander Randhöhen (227.41) an der westlichen Nahtstelle zu den nordöstlichen Ausläufern des Donnersbergs erreicht. Diese Gipfel haben jedoch nur wenig Prominenz und ihre Dominanz ist verschwindend gering.
Unteres Pfrimmhügelland und Eisenberger Becken
Die geringste Reliefenergie des gesamten Rheinhessischen Tafel- und Hügellandes findet sich in dessen Südosten, im auch absolut überall unter 200 m bleibenden Unteren Pfrimmhügelland (227.51) nordwestlich, westlich und südwestlich von Worms, an den (Unter-)Läufen von (von N nach S) Seebach, Grailsbach, Pfrimm und Eisbach, welches im Süden vom Eckbach flankiert wird. Diese Landschaft ist recht deutlich von Alzeyer Hügelland und Gaustraßenhöhe, die sie von Westen und Norden einrahmen, unterschieden, und ähnelt in mancher Hinsicht den noch flachwelligeren, sich südlich anschließenden Rheinebenen.
Ebenfalls flachwellig ist das Eisenberger Becken (227.6) im äußersten Südwesten bei Eisenberg. Es ist nach Süden und Westen durch den (Unteren) Pfälzerwald, nach Osten und Norden durch Grünstadter Berg und Göllheimer Hügelland verriegelt. Zwischen den beiden letztgenannten Höhenzügen hat es nur durch das schmale Eisbachtal Anschluss ans Untere Pfrimmhügelland.
Blick vom bis 336,7 m hohen Grünstadter Berg auf das Eisenberger Becken und den Donnersberg; links der Stumpfwald im äußersten Norden des Pfälzerwaldes mit der kuppigen Hohen Bühl (ganz links) vor dem Diemersteiner Wald; vor dem Stumpfwald links Wattenheim, dann Tiefenthal vor der im Stumpfwald verschwindenden A 6 und Hettenleidelheim; halblinks Eisenberg und Kerzenheim, rechts des Donnersbergs dann das Göllheimer Hügelland mit dem Esper (309 m, erste Windkraftanlagen, halbrechts) sowie Lautersheim (rechts) als Randort
Geologie und Böden
Die Böden in den mittleren und höheren Lagen sind sehr löss-, kalk- und mergelhaltig mit großem Lehmanteil. An den Hängen finden sich Tonmergel und Feinsand, in den niedrigen Lagen und besonders im Eisenberger Becken auch Kalkstein.[8]
Die Gesteine im Untergrund stammen überwiegend aus dem Tertiär. Zu dieser Zeit war das Gebiet des heutigen Rheinhessen von einem Meer bedeckt. Im frühen Tertiär wurden hier vor allem Tone und Sande abgelagert, später Kalke (Kalktertiär), die heute noch im nördlichen Teil Rheinhessens, bei Ingelheim und Gau-Algesheim, den Anstieg zum Rheinhessischen Hügelland markieren.[9]
Das Hügelland zählt zu den waldärmsten Gebieten Deutschlands und wird hauptsächlich für ackerbaulich genutzte Kulturlandschaften, vor allem den Weinbau genutzt.
Erhebungen
Zu den Erhebungen und Hangspornen des Rheinhessischen Hügellands gehören – mit Höhe in Meter (m) über Normalhöhennull (NHN); hinter dem Gedankenstrich der Naturraum/Höhenzug:[5]
Hinter der Remise bzw. Eichelberg-Koppelberg-Rücken (gut 360 m), südlich von Orbis – Bolander Randhöhen
namenlose Erhebung (337,7 m) in der Ortslage von Wattenheim, an der Einmündung der Straße Am Wasserturm in die Hochgerichtsstraße – südlicher Randberg des Eisenberger Beckens
Grünstadter Berg (336,7 m; Bitternell), zwischen Neuleiningen, Ebertsheim und Grünstadt – Göllheimer Hügelland (Südteil)
Wißberg (270,2 m), zwischen Gau-Bickelheim und Sankt Johann, mit Golfplatz – Westplateau / südwestlicher Zeugenberg des Westplateaus innerhalb der Rheinhessischen Randstufe[2]
↑ abDer Focken- und der Rolländer Berg werden im Kartendienst LANIS dem Nierstein-Guntersblumer Hang zugerechnet, sie sind jedoch Teil der Rumpfhochfläche der Gaustraßenhöhe und ihr Osthang ist deutlich vom Gipfel versetzt. Die Einzeichnungen auf den Blättern Mainz und Darmstadt sind im Maßstab zu ungenau, als dass man die Berge dort zuordnen könnte, aber die Bücher beziehen sich explizit auf die Osthänge.