Die Gemeinde am Rand der Südvogesen liegt am Quierenbach, der hier in die Oberrheinebene eintritt. Die Entfernung zu den Städten Colmar im Norden und Mülhausen im Süden beträgt jeweils etwa 25 Kilometer. Der in die Vogesen hineinreichende Westen des Gemeindeareals ist bewaldet (Forêt communale d’Orschwihr), dort wird an der Ostflanke des Schimbergs mit 576 m über dem Meer der höchste Punkt erreicht. Fast die gesamte Nordosthälfte des Gemeindegebietes ist mit Weinreben bepflanzt. Die Orschwihrer Weinlagen heißen Liebenberg, Pfingstberg, Lippelsberg, Hutmattreben, Hasen und Effenberg.
Die Gemarkung von Orschwihr liegt in der Vorbergzone der Vogesen. Diese ist um Orschwihr stark zerstückelt, bildet also ein Mosaik von unterschiedlich gelagerten Bruchschollen aus Gesteinen verschiedenen Alters. Vom Buntsandstein bis zum Unterjura sind Sedimente des Erdmittelalters (Mesozoikums) anzutreffen. So erscheinen zum Beispiel westlich des Val de Pâtre Buntsandstein und Muschelkalk, östlich davon Keuperschichten. Am Ostrand des Bollenbergs steht Unterjura (Lias) an, seinen Westabfall bilden dagegen viel jüngere (oligozäne) Tertiärschichten, die erst beim Einsinken des Oberrheingrabens abgelagert wurden. Die im Südwesten dem Quierenbach (Wäscherbach) folgende Gemarkungsgrenze ist gleichzeitig auch die Grenze zur quartären Schotterebene des Rheins.
Geschichte
Spuren römischer Besiedlung und einer merowingischen Begräbnisstätte wurden auf dem Bollenberg entdeckt. Der Ortsname Otalesvilare erscheint erstmals 728 in einer Schenkungsurkunde des Grafen von Egisheim an die Abtei Murbach. Seit 1282 besaßen die Habsburger hier einen Fronhof, den die Herren von Andlau als Lehen übereignet bekamen. 1523 konnte das Dorf den Fronhof mit allem Zubehör käuflich erwerben.[1]
Eine Burg aus dem 13. Jahrhundert, die vom 14. bis zum 16. Jahrhundert im Besitz der Andlauer war, wurde 1580 erneuert, aber durch Feuer 1722 und 1934 stark beschädigt. 1375 wurde durch die Gugler, die zügellose Söldnertruppe des Enguerrand VII. de Coucy, nicht nur das Dorf verwüstet – damals im Besitz der Herren von Schönau, sondern auch die Burg der Herren von Stettenberg zerstört. Von diesem Altschloss sind noch Spuren eines rechteckigen Turmes vorhanden. Es diente einst dem Schutz des Murbacher Besitzes. 1444 suchten die Armagnaken das Tal heim.
Die Pfarrkirche des Dorfes war einst Mutterkirche der ganzen Herrschaft Rufach und befand sich bis ins 16. Jahrhundert auf dem Bollenberg. Bis zum Bau der Sankt-Nikolauskirche diente die 1798 abgebrochene und 1850 durch einen Neubau ersetzte Sankt-Wolfgangskapelle als Pfarrkirche.[2]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
1962
1968
1975
1982
1990
1999
2007
2017
Einwohner
768
780
817
812
849
920
979
1043
Sehenswürdigkeiten
Bei der Pfarrkirche St. Nikolaus (Église Saint-Nicolas) wurden Schiff und Chor 1782 errichtet. Der Westturm der Vorgängerkirche von 1576 besitzt im Glockengeschoss spätgotische Maßwerkfenster, Eckquader und das regionaltypische Satteldach.
Kapelle St. Wolfgang (Chapelle Saint-Wolfgang) von 1850
Ehemalige Burganlage (Ancien château), Monument historique[3]: ältester Bestand aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Spätere Um - und Neubauten im 16. und 18. Jahrhundert. Brandzerstörungen 1722 und 1934.
Brunnen vor der Kirche (Fontaine sur la place de l’Eglise), Monument historique[4]
Hexenkapelle bzw. Heiligkreuzkapelle oder Bollenbergkapelle
Wegkreuze des 17. und 18. Jahrhunderts im Ort.
Brunnen
Zahlreiche Winzerhäuser mit dem Weinkeller im Erdgeschoss und mit profilierten Rundbogen-(Hof-)Toren, vielfach noch aus dem späten 16. und dem beginnenden 17. Jahrhundert. Fast immer mit markanten Eckquadern. Beim Haus Grand Rue Nr. 22 aus der Zeit um 1600 fällt eine reich verzierte Fußgängerpforte in noch spätgotischen Formen (Eselsrücken- und Kragsturzbogen) auf.