Die älteste Erwähnung von Ober-Flörsheim (Flarlesheim superiori) aus dem Jahr 776 findet sich in einem Schenkungsverzeichnis des Klosters Lorsch. Von 1237 bis in das ausgehende 18. Jahrhundert existierte in Ober-Flörsheim die Deutschordenskommende Ober-Flörsheim, deren erhaltene Gebäude noch heute ortsbildprägend sind.[2] Das Kloster Otterberg war im Ort begütert.[3]
Nach Auflösung der rheinhessischen Kantone kam der Ort 1835 zum neu errichteten Kreis Worms, dem er bis zum 1. November 1938 angehörte. Im Zuge der damaligen Gebietsreform stieß er zum Kreis Alzey, der kurz darauf in Landkreis Alzey umbenannt wurde,[4].
Am 20. März 1945 besetzten amerikanische Truppen den Ort, der jedoch im Sommer 1945 der Französischen Besatzungszone zugeschlagen wurde und 1946 zum neuen Land Rheinland-Pfalz kam. Der Landkreis Alzey bestand darin bis zur Verwaltungsreform vom 7. Juni 1969 fort, im Zuge derer dessen überwiegenden Teil im Landkreis Alzey-Worms aufging, dem Ober-Flörsheim seitdem angehört.[5]
Im 16. Jahrhundert reformiert, wurde 1698 der katholische Gottesdienst wieder eingeführt. Die Reformierten erlangten 1705 mit der Pfälzer Kirchenteilung erneut die Herrschaft über die Pfarrkirche. Langfristig bestanden beide Konfessionen nebeneinander. 1747 konnte das lutherische Bekenntnis als dritte Konfession eine Kirche im Ort erbauen. 1876 wurde die freiprotestantische Gemeinde, eine Abspaltung der Evangelischen, gegründet.
Einwohnerentwicklung
1787 – 516 Einwohner
1815 – 851 Einwohner
1849 – 1.223 Einwohner (858 evangelisch, 272 katholisch, 91 mennonitisch)
1870 – 1.094 Einwohner (799 evangelisch, 265 katholisch, 44 mennonitisch)
BLO = Bürgerliste Ober-Flörsheim e. V. (bis 16. Januar 2018: Wählergruppe Gardt e. V.[9])
WGZ = Freie Wählergruppe Ober-Flörsheim e. V.
UBL = Unabhängige Bürgerliste
Bürgermeister (Liste noch unvollständig)
1800–1810 Franz Müller
1810–1819 Nikolaus Stauff
1819–1831 Johannes Dettweiler
1831–1837 Johannes Mundorff
1838–1843 Johannes Dettweiler
1843–1862 Friedrich Diehl
1862–1871 Jakob Engel
1871–1884 Christian Fauth
1884–1922 Johannes Müller
Jakob Kratz
bis 1945 Johann Hahn
1945–1946 Georg Müller
1946–1964 Albert Stauff
1964–1999 Werner Pfister
1999–2001 U. Vogt, Ostern 2001 zurückgetreten
2001–2014 Adolf Gardt
seit 2014 Sascha Leonhardt
Sascha Leonhardt (BLO) wurde bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 mit einem Stimmenanteil von 86,74 %[10] und am 9. Juni 2024 als einziger Bewerber mit 84,7 % für jeweils fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[11]
Wappen
Blasonierung: „In Blau eine silberne Lilie überhöht von zwei fünfstrahligen silbernen Sternen.“
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Heimatmuseum im Bürgerhaus (ehemaliges Herrenhaus in der Kommenturei), Öffnungszeiten nach Vereinbarung. 2001 wurde der Heimat- und Kulturverein Ober-Flörsheim gegründet, der zwischenzeitlich rund 110 Mitglieder zählt.
Musik
Neben dem Männergesangsverein Sängerkranz von 1855, der auch einen Frauenchor hat, gibt es auch den Katholischen Kirchenmusikverein von 1912 und einen evangelischen Kirchenchor.
Bauwerke
Katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul, erbaut 1776/1777 anstelle der alten Pfarrkirche, die nach der Pfälzischen Kirchenteilung 1705 den Reformierten zugesprochen wurde. Der Deutsche Orden, der das Patronat für die katholische Gemeinde innehatte, widersetzte sich jedoch dem Beschluss und wahrte in langem Rechtsstreit das Eigentumsrecht für die Katholiken. Infolge der Streitigkeiten zerfiel jedoch die alte Kirche, so dass der im Barockstil gehaltene Neubau notwendig wurde. Der Glockenturm wurde erst 1930 angebaut.
Die evangelische Kirche wurde 1887/88 im neugotischen Stil erbaut, renoviert wurde sie 1961–65 und 1976–78, worauf ein Sandsteinquader an der Westseite des Turmes hinweist.
Von der Deutschordenskommende Ober-Flörsheim blieben das barocke, schlossartige Komturhaus, die gegenüber liegende Schaffnerei, ein mittelalterlicher Torturm und Reste der Wehrmauern des Kommendenbezirks erhalten. Sie sind ortsbildprägend.
Besonders sehenswert ist auch eine spätbarocke Hofanlage in der Alzeyer Straße, vom Rathaus durch die Weedegasse getrennt, mit einem typischen abgewalmten Mansarddach. Diese entstand Ende des 18. Jahrhunderts.
Philipp Winkler, * 1875 in Ober-Flörsheim; † 1962 in Wiesbaden, Rechtsanwalt und Politiker (NLP) und Abgeordneter der 2. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen
Willy Deutschmann, * 1880 Ober-Flörsheim, Maler, war tätig in Petersbächel im Wasgau, wo er im Jahr 1960 verstarb. Er gilt als bedeutendster Maler des zentralen Wasgaus, der Grenzlinie zwischen Pfalz und Elsass.
Literatur
768-1968: 1200 Jahre Ober-Flörsheim. Festschrift. herausgegeben von der Gemeinde Ober-Flörsheim. o. O. 1968.
Reif, Friedrich: Geschichte des ehemaligen Marktfleckens, jetzigen Dorfes Ober-Flörsheim. Mainz 1901.
Schmahl, Helmut: Das Ober-Flörsheimer Kriegerdenkmal und sein Stifter Sebastian Walter. Kirchheimbolanden 2001.
Widder, Johann Goswin: Geographisch-historische Beschreibung der Kurpfalz. Bd. 3, Frankfurt am Main 1787
↑Jürgen Keddigkeit, Michael Werling, Rüdiger Schulz und Charlotte Lagemann: Otterberg, St. Maria. Zisterzienserabtei Otterburg. In: Jürgen Keddigkeit, Matthias Untermann, Sabine Klapp, Charlotte Lagemann, Hans Ammerich (Hg.): Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden, Band 3: M–R. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Kaiserslautern 2015, ISBN 978-3-927754-78-2, S. 524–587 (540).
↑Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band393). Bad Ems März 2006, S.158 (PDF; 2,6 MB).Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.