Die Gemeinde Niederdorf befindet sich im Pustertal, genauer im Hochpustertal im Osten Südtirols. Das Ortszentrum (1130–1170 m s.l.m.) liegt im Talboden zu beiden Seiten der Rienz. Richtung Westen der Rienz abwärts folgend markiert die Einmündung des von Süden kommenden Pragser Tals und des Pragser Bachs die Gemeindegrenze zu Prags und Welsberg-Taisten; Richtung Osten der Rienz aufwärts folgend verläuft die Gemeindegrenze zu Toblach am Rand der Weitung des Toblacher Felds. An den sonnenexponierten Hängen der nördlichen Talseite des Pustertals, wo ein bewaldeter Kamm Niederdorf vom Eingangsbereich des Gsieser Tals trennt, liegt die StreusiedlungEggerberg. Gegen Süden schiebt sich das insgesamt 17,85 km² große Gemeindegebiet in die Gebirgsregionen der Dolomiten bzw. Pragser Dolomiten vor, wo der Sarlkofel (2378 m) und der Lungkofel (2280 m) die höchsten Niederdorfer Gipfel sind.
Geschichte
Auf dem Burgstall oberhalb von Bad Maistatt befand sich eine prähistorische Wallburg.[1] Niederdorf wird in einer Aufzeichnung des Hochstifts Freising von ca. 993/94–1005 als Nidrindorf erstmals genannt, als hier ein Siedler namens Waldmann agrarische Nutzflächen erwarb.[2]
Als eigene Pfarre wird Niederdorf im Jahr 1225 bezeichnet. Unter den Grafen von Görz und Tirol befand sich hier eine Gerichtsstätte. Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert war Niederdorf der Wohnsitz des briefadeligen Geschlechts der Edlen von Kurzzum Thurn, auf welches das heutige Gemeindewappen zurückgeht.[3] Seit 1465 besteht mit der von Kurz-Stiftung eine karitative Einrichtung der Bürgerschaft.[4]
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, insbesondere nach der Eröffnung der Pustertalbahn 1871, wuchs die Bedeutung des Fremdenverkehrs, besonders wegen der nahegelegenen Anziehungspunkte Pragser Wildsee, Plätzwiese und Bad Altprags. Aus Niederdorf stammt auch Frau Emma, eine Pionierin und bedeutende Persönlichkeit des Tiroler Fremdenverkehrs. Bereits 1899 wurde in Niederdorf im Zuge des touristischen Aufschwungs Rasentennis gespielt.[5]
Die Gemeinde wird von der SS 49, die das Ortszentrum südlich umgeht, der Pustertalbahn, die am Bahnhof Niederdorf-Prags eine Zugangsstelle bietet, und der Radroute 3 „Pustertal“ durchquert.
Der Kurpark Niederdorf ist eine 5 ha große Naherholungszone mitten im Ort, der mit einer Kneipp-Anlage, einem Freiluftinhalatorium, einem Kinderspielplatz, einem Adventurepark für Jugendliche, anmietbaren Grillstellen und einem botanischen Lehrpfad ein abwechslungsreiches Angebot für Jung und Alt bietet.[11]
Anna- und Totenkapelle: Der untere Teil der gotischen Doppelkapelle aus dem 15. Jh. ist eines der ältesten Bauwerke des Pustertals und dient als Totenkapelle, im oberen Teil befindet sich die Annakapelle.
die Spitalkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit mit der Plastik „Die Schmerzhafte Mutter Gottes“ aus dem 17. Jh., barocken Kreuzwegstationen von N. Pedevilla und einer sechsregistrigen Orgel von U. Fuetsch (1899)
die Kirche St. Magdalena in Moos: Der Bau wird erstmals im 13. Jh. genannt und besitzt eine Franz-Köck-Orgel. Das Chorfresko stammt von Simon von Taisten.
das Schmuckstück der Kirche zum Heiligen Nepomuk in Bad Maistatt ist ein zweisäuliger Hochaltar aus zwei Marmorsorten. Das Altarbild stammt von J. G. D. Grassmair (1735).[12]
das Fremdenverkehrsmuseum Hochpustertal im Haus Wassermann: Es dokumentiert die Tourismusgeschichte vom Bau der Eisenbahn bis zum frühen Alpinismus.[13]
Literatur
Josef Rabl: Niederdorf im Pustertale als Höhenkurort, Sommerfrische und als Touristen-Station. Niederdorf: Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein, o. J. [ca. 1914] (Digitalisat).
Albert Kamelger (Hrsg.): Niederdorf im Pustertal 994–1994. Tausend Jahre Geschichte. Niederdorf: Eigenverlag der Gemeinde Niederdorf 1994 (ohne ISBN).
Albert Kamelger: Niederdorf im Pustertal im 1. Weltkrieg: Tagebuchaufzeichnungen eines Zeitzeugen. Brixen: Provinz-Verlag 2015, ISBN 978-88-99444-04-4.
↑GeoBrowser. Provinz Bozen, abgerufen am 5. Dezember 2021.
↑Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S.134–135, Nr. 169.
↑Eduard Widmoser: Südtirol A–Z. Band 2: Kr–N. Südtirol-Verlag, 1988, ISBN 978-3-87803-007-2, S.65.
↑Albert Kamelger: Die Von Kurz Stiftung Niederdorf im Pustertal: eine karitative Institution des Spätmittelalters 1456–2015. Brixen: Provinz-Verlag 2015, ISBN 978-88-99444-03-7.