Die ehemalige Gemeinde Modriach bestand nur aus der gleichnamigen Katastralgemeinde, welche die südlich des Oberlauf des Modriachbaches sowie von dessen Quellgebiet gelegenen Anhöhen umfasst. Die Gemeinde ist seit dem 18. Jahrhundert in ihren Grenzen unverändert geblieben. Im Norden und Osten bildet der Modriachbach die Grenze zur Katastralgemeinde Edelschrott. Im Süden verläuft die Grenze zur Katastralgemeinde Klosterwinkel der Stadtgemeinde Deutschlandsberg über den Höhenzug des Reinischkogels, des Schrogentores und des Münzerkogels. Der vom Münzerkogel, über den Gfällkogel, den Großofen und den Mitterberg nach Norden bis zum Packer Stausee streichende Höhenzug sowie der Haserendbach bilden nach Osten und Norden hin die Grenze zur Gemeinde Hirschegg-Pack mit der Katastralgemeinde Pack.
Auf dem Gebiet der Katastralgemeinde Modriach liegen neben der Ortschaft Modriach und den als Modriach/Dorf bezeichneten gleichnamigen Dorf auch noch die StreusiedlungenGrail, Mitterberg sowie Oberer und Unterer Modriachwinkel. Daneben gibt es in Modriach noch mehrere von der Statistik Austria namentlich ausgewiesene Einzellagen und Bauernhöfe.
Beim Ortsteil Unterer Modriachwinkel befindet beim Gasthaus Hoiswirt an den Hängen des Pfennichkogels das Skigebiet Hoislifte Modriach-Winkel.[3]
Geschichte
Bereits während der Jungsteinzeit lebten Menschen in der Gegend um das heutige Modriach, wie der Fund eines Steinbeiles zeigt. Ein Münzfund bei Modriach stammt aus der römischen Kaiserzeit.[4]
Der heutige Ort entstand Großteils im Hochmittelalter auf einem Rodungsgebiet und bestand ursprünglich aus Einzelhöfen mit Einödfluren sowie den um die Pfarrkirche gelegenen Kirchweiler. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1245 bereits als Modriach. Der Name ist dabei wahrscheinlich slawischen Ursprungs und leitet sich vermutlich entweder vom slawischen modrŭ für die Farbe Blau ab. Der Name bezog sich dabei entweder auf die Farbe des Modriachbaches oder den hier vorherrschenden Bewuchs mit Kornblumen. Auch die Herleitung von dem Personennamen Modra scheint möglich. Eine Herleitung vom slawischen modru mit der Bedeutung Schlamm lässt sich wiederum nicht belegen. Der slawische Ortsname ist aber kein Beleg dafür, dass Modriach von Slawen gegründet wurde, weist aber zumindest einen slawischen Anteil in der Bevölkerung nach. Mutterpfarre des Gebietes war die Pfarre Piber, die ab dem 12. Jahrhundert bis 1786 vom Stift St. Lambrecht betreut wurde. Das Gebiet des Stiftes St. Lambrecht gehörte in dieser Zeit zwar formal zum Gebiet der Diözese Seckau, hatte aber umfassende Sonderrechte.[4]
Das aus dem Jahr 1420 stammende Urbar der Grafen von Montfort weist bei Modriach 14 teilweise öd gefallene Huben sowie sechs Hofstätten aus. Das bei Modriach gelegene Amt wurde 1541 an die Herren von Ungnad verkauft, die es mit ihrer bei Wolfsberg gelegenen Herrschaft Waldenstein verbanden. Im Jahr 1584 kaufte Siegmund Friedrich von Herberstein das Amt Modriach und vereinigte es mit seiner Herrschaft Ligist. Von Ligist aus wurde auch die nach 1848 zerteilte und verkaufte Fideikommissgült Modriach der Herren von Saurau verwaltet.[4]
Die Einwohner von Modriach gehörten bis zur Abschaffung der Grundherrschaften im Jahr 1848 zu verschiedenen Herrschaften, etwa zu Altenberg, zum Frühamtsstift der Stadtpfarre von Graz, dem 1616 und 1670 genannte Amt Pack der Herrschaft Krems, der Herrschaft Pack und dem Amt Gößnitz der Herrschaft Piber. Für die Jahre 1527 und 1542 sind auch Untertanen der Frühamtskaplanei der Grazer Domkirche in Modriach belegt.[5]
Im 15. und 16. Jahrhundert lag Modriach nach der Vierteleinteilung der Steiermark 1462 zunächst im Bereich der Obersteiermark im Viertel enhalb der Piberalm und dort im Judenburger Viertel. Zu diesem Viertel gehörte auch das Kainachtal bis nach Ligist und Lieboch, Übelbach und Thal westlich von Graz. Im Jahr 1677 wurde das Kainachtal und seine Umgebung, damit auch das Gebiet von Modriach, aus dem Viertel Judenburg gelöst und zum Viertel zwischen Mur und Traa (Drau), dem Vorgänger des Marburger Kreises gezogen. In diesem Viertel der Steiermark blieb der Ort zunächst auch nach den Gebietsreformen unter Maria Theresia und Joseph II. Ab dem 1. November 1783 kam das Kainachtal vom Marburger Kreis zum Grazer Kreis, die südliche Gemeindegrenze von Modriach wurde zur Kreisgrenze.
Das Gemeindegebiet gehörte im 16. und 17. Jahrhundert für die niedere Gerichtsbarkeit zum „Burgfried der Ämter Pack, Hirscheck und Modriach“, für die höhere (Blut-)Gerichtsbarkeit zum Landgericht Voitsberg-Greißenegg der Grundherrschaft Obervoitsberg.[6] Dies galt allerdings nur außerhalb des Dachtraufes: Innerhalb dessen lag die volle niedere Gerichtsbarkeit im 16. Jahrhundert beim jeweiligen Grundherren.[7]
Ab 1770, der ersten Personen- und Häusererfassung in Österreich, sind Menschen, Zugvieh und Häuser aus Modriach selbständig erfasst. Diese Erfassung fand im Rahmen der Heeresreformen unter Maria Theresia und Joseph II. statt. Sie führte zur Einführung der „Numerierungsabschnitte“ (auch Konskriptionsgemeinden genannt). Modriach war ein solcher Abschnitt. Gemeinsam mit dem Numerierungsabschnitt Pack gehörte Modriach zum westlichen Teil des WerbbezirksLigist.[8][9] Aus dem Numerierungsabschnitt wurde in den Jahren danach die gleichnamige Steuergemeinde[10] und Katastralgemeinde Pack.[11]
Die freie Ortsgemeinde Modriach entstand 1850 ohne Gebietsveränderung aus der Katastralgemeinde. Die Freiwillige Feuerwehr wurde offiziell 1947 gegründet.[12]
Am 1. Jänner 2015 wurde die Gemeinde Modriach im Rahmen der Gemeindestrukturreform in der Steiermark zu der Marktgemeinde Edelschrott eingemeindet. Die Nachbargemeinden von Modriach waren zuletzt im Osten und Norden Edelschrott, im Süden Kloster, im Westen Pack.
Wirtschaft und Infrastruktur
Modriach ist land- und forstwirtschaftlich geprägt. Bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Waldgebiete bei Modriach für industrielle Zwecke, also zur Gewinnung von Holzkohle genutzt. Daneben kommt auch der Almwirtschaft eine gewisse Rolle zu.[13]
Verkehrsverbindungen führen über die L 344, die Modriacherstraße, nach Norden zur Packer Straße (B 70) bei Stampf und zur Abfahrt Modriach der Südautobahn (A 2) nördlich des Ortes. Der Ort ist durch einen Schulbusverkehr der Linie 722 des Steirischen Verkehrsverbundes mit Köflach verbunden. Diese Linie wird von der GKB betrieben, andere öffentliche Verkehrsbeziehungen bestehen nicht.
Der Ort hat als Wander- und Skigebiet regionale Bedeutung, mehrere Mountainbike- und Langlauftouren führen auch durch das Gemeindegebiet. Das Schrogentor an der südlichen Grenze ist ein markanter Wegpunkt. Beim Gasthaus Hoiswirt im Unteren Modriachwinkel befindet sich an den Hängen des Pfennichkogels das Skigebiet Hoislifte Modriach-Winkel.[3]
In Modriach gibt es insgesamt zwei denkmalgeschützte Bauwerke.[14] Die heutige Pfarrkirche Modriach wurde zwischen 1716 und 1724 errichtet und war bis 1786 eine Filialkirche der Pfarre Pack. Der Hochaltar hat ein von Johann Veit Hauck gemaltes Altarblatt. Der ehemalige Pfarrhof geht auf das nach 1545 von den Herren von Ungnad errichteten Modriacher Stöckl zurück. Dieses Stöckl wurde nach 1584 in ein Bauernhaus umgewandelt und erst später als Pfarrhof genutzt. Das heutige Gebäude stammt aus den 1780er-Jahren und wurde vermutlich an der Stelle des alten Stöckls erbaut. Der Pfarrhof hat ein Walmdach und verfügt über verputzte Fensterrahmen sowie mit Putzrahmen versehen Embleme. Der Stiegenaufgang auf der Frontseite ist überdacht.[15]
Neben der Pfarrkirche gibt es auch einige kleine religiöse Flurdenkmäler in Modriach. Die Reifsimakapelle wurde nach einer Renovierung am 24. September 1988 neu geweiht. Der Modriacher Bildstock ist ein um 1700 als Pestkreuz errichteter Tabernakelbildstock mit Pyramidendach der heute als Flurkreuz genutzt wird. In den drei Nischen befinden sich von Friedrich Kehldorfer gemalte Holztafeln mit Darstellungen der Heiligen Veit, Katharina von Siena und Christophorus. An der Rückseite befindet sich keine Nische, sondern eine Inschrift, die an die Errichtung des Bildstockes erinnert. Bei der Ortseinfahrt befindet sich das Huberkreuz.[16]
Der Gemeinderat bestand bis Ende 2014 aus neun Mitgliedern und setzte sich seit der Gemeinderatswahl 2010 aus Mandataren der folgenden Parteien zusammen[18]:
Die Verleihung des von Josef Archan entworfenen Gemeindewappens erfolgte am 16. September 1985 mit Wirkung vom 1. August 1985.
Die Blasonierung (Wappenbeschreibung) lautet wie folgt: „In Blau erhöht ein goldener Kessel auf goldenem Dreifuß, seitlich und unten von fünf goldenen Grasbüscheln begleitet.“
Der Kessel ist das Zeichen des heiligen Veit, des Pfarrpatrons. Die Grasbüschel nehmen Bezug auf den slawischen Ursprung des Ortsnamens, der sich vermutlich vom Pflanzenbewuchs in dieser Gegend, vor allem von den Kornblumen, ableiten lässt.[19]
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
1934: Rochus Pongratz, Heinrich Scherr, Anton Wipfler, Ing. Grabner[15]
↑Kundmachung der Steiermärkischen Landesregierung vom 24. Oktober 2013 über die Vereinigung der Marktgemeinde Edelschrott und der Gemeinde Modriach, beide politischer Bezirk Voitsberg. Steiermärkisches Landesgesetzblatt vom 15. November 2013. Nr. 125, 32. Stück. ZDB-ID 705127-x. S. 633.
↑ abc
Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band2. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S.200.
↑ abcdefghijklmnopqrstuvwxyzaa
Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band2. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S.201.
↑Anton Mell: Hohe und niedere Strafgerichtsbarkeiten. Landgerichte und Burgfrieden in Steiermark. In: Anton Mell, Hans Pirchegger: Steirische Gerichtsbeschreibungen. Als Quellen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. I. Abteilung. Landgerichtskarte: Steiermark. In der Reihe: Quellen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark. I. Band. Herausgegeben von der Historischen Landeskommission für Steiermark. Graz 1914. Allgemein: Seiten XX–XLIV. Zum Burgfried: S. 229.
↑Manfred Straka: Verwaltungsgrenzen und Bevölkerungsentwicklung in der Steiermark 1770–1850. Erläuterungen zur ersten Lieferung des Historischen Atlasses der Steiermark. Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark, XXXI. Band. Herausgegeben von der Historischen Landeskommission für Steiermark - HLK. Selbstverlag der HLK, Graz 1978, S. 207.
↑Manfred Straka: Numerierungsabschnitte und Werbbezirke der Steiermark 1779/81. Karten im Maßstab 1:300.000. In: Historischer Atlas der Steiermark. Herausgegeben von der Historischen Landeskommission für Steiermark - HLK. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1977. 1. Lieferung: Verwaltungsgrenzen und Bevölkerungsentwicklung in der Steiermark 1770–1850. Blatt 2 (Blatt Nord).
↑Manfred Straka: Steuergemeinden und Werbbezirke der Steiermark 1798–1810. Karten im Maßstab 1:300.000. In: Historischer Atlas der Steiermark. Herausgegeben von der Historischen Landeskommission für Steiermark - HLK. Akademische Druck- und Verlagsanstalt. Graz 1977. 1. Lieferung: Verwaltungsgrenzen und Bevölkerungsentwicklung in der Steiermark 1770–1850. Blatt 4 (Blatt Nord)
↑Manfred Straka: Katastralgemeinden und Werbbezirke der Steiermark 1818–1848. Karten im Maßstab 1:300.000. In: Historischer Atlas der Steiermark. Herausgegeben von der Historischen Landeskommission für Steiermark - HLK. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1977. 1. Lieferung: Verwaltungsgrenzen und Bevölkerungsentwicklung in der Steiermark 1770–1850. Blatt 6 (Blatt Nord).
↑ abcdef
Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band2. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S.204.
↑
Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band2. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S.203.
↑Leopold Weber (Hrsg.): Handbuch der Lagerstätten der Erze, Industrieminerale und Energierohstoffe Österreichs. Erläuterungen zur metallogenetischen Karte von Österreich 1 : 500.000 unter Einbeziehung der Industrieminerale und Energierohstoffe. Archiv für Lagerstättenforschung Band 19 Wien 1997. Geologische Bundesanstalt, ISBN 3-900312-98-2, ISSN0253-097X, S. 317 (PDF, 43 MB).