Mildenau ist eine eigenständige Gemeinde im Erzgebirgskreis in Sachsen bestehend aus den Ortsteilen Mildenau, Arnsfeld, Plattenthal, Oberschaar und Mittelschmiedeberg.
Die aus den Waldhufendörfern Mildenau und Arnsfeld sowie Oberschaar, einem Teil von Plattenthal und Mittelschmiedeberg gebildete Gemeinde befindet sich im Oberen Erzgebirge östlich der Großen Kreisstadt Annaberg-Buchholz.
Die Besiedlung von Mildenau im Tal des Sandbachs erfolgte im 13. Jahrhundert durch fränkische Bauern, wobei erstmals im Jahr 1270 in einer Urkunde die beiden Orte Mildinowe und Richinowe (oder Reichenau, welches im 16. Jahrhundert nach Mildenau eingegliedert würde und dem heutigen Obermildenau entspricht) erwähnt werden.
Mildenau gehörte zur Herrschaft Wolkenstein, die im Besitz der Waldenburger war und nach deren Aussterben (um 1475) an die Wettiner fiel. Diese bildeten aus der Herrschaft das bis 1856 existierende Amt Wolkenstein, dem Mildenau als Amtsdorf angehörte.
In und um Mildenau fand ab 1520 umfangreicher Bergbau statt: Nach Silber, Kupfer, Zinn und Kobalt wurde in über 230 Bergwerken gesucht. Diese erste Bergbauperiode dauerte bis 1752 an, wobei die Blütezeit des Silberbergbaus in Mildenau m 17. Jahrhundert lag. Die Vielzahl der Stollen reichte vom Mildenauer Oberdorf bis nach Plattenthal. Einige namhafte waren der „Hirschhauerstolln“, der „Hoffnungsstolln“, der „Himmelsfürsten“, der „Dorotheenstolln“, der „Georgenstolln“, der „Andreasstolln“, der „Dreifaltigkeitsstolln“, der „Kannellochstolln“ und die Fundgruben „St. Petrus“, „St. Georgen“, „St. Gregorius“ und „St. Benedict“. Im 17. Jahrhundert entstand in der Mitte des Orts ein Bergbauzentrum mit Erzwäsche, Pochwerk, Bergschmiede, Bethaus und dem heute noch sichtbaren Mundloch des Hoffnungsstollns.
Auf dem Bergbaulehrpfad kann man die Zeugnisse dieser Zeit erleben.
1848 begann der Bau der Landstraße von Annaberg über Mildenau, Arnsfeld, Oberschaar, Steinbach zum Grenzübergang in Reitzenhain. Im Jahr 1892 wurde die schmalspurige Preßnitztalbahn eröffnet, welche zwar auf einem Abschnitt auf Mittelschmiedeberger und Arnsfelder Flur verlief, jedoch dort keinen Haltepunkt existiere.
In Plattenthal wurde 1914 mit dem ersten Abschnitt der normalspurigen Plattenthalbahn einen Gleisanschluss gelegt, der nach der Verlängerung der für den Güterverkehr genutzten Strecke in Mildenau im Jahr 1923 mit dem Güterbahnhof Geyersdorf–Mildenau in Geyersdorf eine indirekte Anbindung für Mildenau bot. Die Strecke wurde 1971 auf dem den Güterbahnhof Geyersdorf–Mildenau bedienenden Abschnitt eingestellt. Bis Ende der 1980er Jahre bestand eine Anbindung bis Plattenthal für die eine Firma. Ein großer Teil der früheren Bahnstrecke wurde in den 1990ern zu einem Wander- und Radweg von Königswalde über Geyersdorf nach Plattenthal gestaltet, der von den Einheimischen und Gästen gerne genutzt wird.
Gegen den Nationalsozialismus wehrten sich auch in Mildenau politische Gegner wie beispielsweise der Kommunist Paul Wagner, der deswegen mehrfach Gefängnishaft und Konzentrationslager erleiden musste. Bei einem Todesmarsch aus dem KZ Sachsenhausen nach Raben Steinfeld im Frühjahr 1945 starb er wie hunderte andere. Während eines Luftangriffs, der eigentlich Chemnitz gegolten haben soll, wurden in der Nacht vom 14. zum 15. Februar 1945 33 Häuser in Mildenau zerstört. Auch die klassizistische Kirche (erbaut von 1834 bis 1839), brannte mit Turm bis auf die Umfassungsmauern aus, wobei fast die gesamte wertvolle Ausstattung Opfer der Flammen wurde. Ihr Wiederaufbau erfolgte von 1946 bis 1956 im Wesentlichen in den alten Formen. Fünf weitere Häuser traf es in Arnsfeld. Eine Person wurde durch Bombentreffer getötet.[4]
Nach dem Zweiten Weltkrieg untersuchte die Wismut im Mildenauer Revier die alten Gruben und die Tagesoberfläche mit zahlreichen Schurfgräben auf Uranvererzungen. Zur genaueren Untersuchung wurden etliche Tiefschürfe abgeteuft, wobei man jedoch kein Uran fand. Auch an diese vielen kleinen und größeren Gruben, Stolln und andere Objekte mit Bergbaubezug erinnert heute der Bergbaupfad Mildenau.
Am 1. Januar 1999 verbanden sich die bis dahin selbstständigen Orte Mildenau (mit dem Ortsteil Plattenthal) und Arnsfeld (mit den Ortsteilen Oberschaar und Mittelschmiedeberg).[5] Für 2012 oder 2013 wurde ein Zusammenschluss mit der benachbarten Gemeinde Großrückerswalde zu einer neuen Einheitsgemeinde Preßnitztal angestrebt,[6][7] welche aber nicht realisiert wurde.
Einwohnerentwicklung
Am 3. Oktober 1990 zählte Mildenau 3.997 Einwohner.
Folgende Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 31. Dezember des voranstehenden Jahres:
1993 bis 1999
1993 – 3.948
1994 – 4.047
1995 – 4.032
1996 – 3.998
1997 – 3.977
1998 – 3.992
1999 – 3.972
2000 bis 2006
2000 – 3.926
2001 – 3.900
2002 – 3.853
2003 – 3.801
2004 – 3.801
2005 – 3.787
2006 – 3.748
2007 bis 2013
2007 – 3.709
2008 – 3.679
2009 – 3.641
2010 – 3.585
2011 – 3.501
2012 – 3.449
2013 – 3.429
ab 2014
2014 – 3.406
2015 – 3.396
2016 – 3.402
2017 – 3.393
2018 – 3.409
2019 – 3.399
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen
Sasbach am Kaiserstuhl, Baden-Württemberg, Deutschland
Bildung
In den 1990er-Jahren verfügten die Ortsteile Mildenau und Arnsfeld über jeweils eigene Grund- und Mittelschulen. Im Jahr 2001 wurde die Arnsfelder Mittelschule, wenige Jahre später auch die dortige Grundschule geschlossen. Im Jahr 2007 musste auch die Mildenauer Mittelschule schließen, es verblieb nur die Mildenauer Grundschule. Seither gehen die Schüler nach der vierten Klassenstufe an die weiterführenden Schulen im Erzgebirgskreis (Oberschulen in Jöhstadt und Großrückerswalde, Gymnasien in Annaberg-Buchholz).
Die verbliebene Grundschule soll im Jahr 2023 einen Anbau erhalten.
Mildenau, Kreis Annaberg. In: Zwischen Wolkenstein, Marienberg und Jöhstadt (= Werte unserer Heimat. Band 41). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1985, S. 138–141.
Richard Steche: Mildenau. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 4. Heft: Amtshauptmannschaft Annaberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 82.