Markt Indersdorf liegt an der Glonn. Die Glonn teilt die beiden Hauptorte Markt Indersdorf und Indersdorf Kloster. Karpfhofen mit dem Bahnhof und dem Gewerbegebiet bildet im Südwesten den dritten Kern der geschlossenen Siedlung. Markt Indersdorf ist der größte Ort im Dachauer Hinterland mit zentraler Lage innerhalb des Landkreises Dachau.
Auf dem Gemeindegebiet gibt es die Gemarkungen Ainhofen (nur Gemarkungsteil 0), Eichhofen, Frauenhofen (nur Gemarkungsteil 0), Glonn, Hirtlbach, Langenpettenbach, Markt Indersdorf (nur Gemarkungsteil 0), Niederroth, Pipinsried (nur Gemarkungsteil 1), Ried, Weichs (nur Gemarkungsteil 0) und Westerholzhausen.[4]
Geschichte
Frühe Geschichte
Der Ort kann auf eine weit über 1000 Jahre währende Geschichte zurückblicken. Indersdorf wurde im Jahre 972 erstmals urkundlich erwähnt, die Gemeindeteile Langenpettenbach und Glonn bereits in den Jahren 773 bzw. 774.
Das Gebiet des heutigen Marktes ist seit Tausenden von Jahren von Menschen bewohnt. Den Kelten vom Stamme der Vindelicier folgten um die Zeitwende für rund 400 Jahre die Römer und diesen die Bajuwaren. Grabhügel aus vorgeschichtlicher Zeit, die Keltenschanze bei Arnzell, die Römerstraße im Fuchsbüchler-Wald und weitere Bodendenkmäler sind das Werk dieser Menschen.
150 bis 180 n. Chr. wurde die Römerstraße Augsburg-Salzburg errichtet, die Indersdorf überregional verbindet. Teile dieser wichtigen West-Ost-Verbindung bildeten später den Altbaierischen Oxenweg.
Der Ortsname „Indersdorf“ geht auf den bajuwarischen Personennamen „Undeo“ bzw. „Undio“ zurück, der im 9. Jahrhundert in Indersdorf als Geistlicher wirkte.[5]
10. bis zum 19. Jahrhundert
Im 10. Jahrhundert bestand der Ort Indersdorf, heute Markt Indersdorf, aus einer Kirche, einigen Meierhöfen und der dazugehörenden Grundausstattung. Im Friedhof bei der Marktkirche sind Bestattungen aus karolingischer Zeit nachgewiesen. Das Geschlecht der Edelfreien von Indersdorf wurde wiederholt genannt.[6]
Das 1120 gegründete Kloster der Augustiner-Chorherren war lange der wirtschaftliche und geistige Mittelpunkt der Umgebung. Pfalzgraf Otto IV. von Scheyern-Wittelsbach gründete es zur Sühne für die Beteiligung an der Gefangennahme Papst Paschalis' II. durch Kaiser Heinrich V. im Jahre 1111. 1223 gründeten Mönche eine Klosterschule. Im Dreißigjährigen Krieg kam es von 1632 bis 1634 zu Plünderungen des Ortes durch die Schweden. 1635 brach die Pest aus. 1790 entstand die Klosterapotheke, der 1803 eine Klosterbrauerei folgte.
Am 23. April 1882 erfolgte die Markterhebung durch König Ludwig II.[7] Im Jahr 1885 wurde der Name der Gemeinde offiziell von Indersdorf in Markt Indersdorf geändert.[8]
Im vormaligen Kloster der Barmherzigen Schwestern wurde 1938 ein Kinderheim eingerichtet. Hinter den Klostermauern, in der Nähe des Wasserturmes, wurde im Jahr 1944 eine „Kinderbaracke“ für Säuglinge ausländischer Zwangsarbeiterinnen aus der Umgebung errichtet. In der Baracke, die vom Aussehen den Baracken des KZ Dachau ähnelte, lebten vor allem Kinder sowjetischer und polnischer Zwangsarbeiterinnen, welche meist durch Missbrauch entstanden waren. Mindestens 35 von 63 dort untergebrachten Kindern starben durch mangelhafte Versorgung und Unterernährung. Das Schicksal von mehr als 20 Kindern kann bis heute nicht geklärt werden.[9] Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete die United Nations Relief and Rehabilitation Administration im früheren Kloster ein Auffanglager für minderjährige Verfolgte des Nationalsozialismus ein.[10] Auf dem Bezirksfriedhof an der Maroldstraße erinnern seit 1987 ein Kreuz und ein Gedenkstein an die Kinder, die nur wenige Tage oder Wochen in der Baracke lebten und dort begraben wurden.[11][12][13] 2021 bringt der „Weg des Erinnerns“ das Schicksal der Familien erneut ins Bewusstsein.[14]
Durch die Gebietsreform in Bayern wurden 1972 die Gemeinden Glonn, Ried, Westerholzhausen, Eichhofen, Frauenhofen, Langenpettenbach, Ainhofen, Hirtlbach eingegliedert.[15]
Zum 1. Mai 1978 wurden die damalige Gemeinde Niederroth und die Gemeindeteile Schönberg und Wagenried der aufgelösten Gemeinde Pipinsried eingegliedert.[16]
21. Jahrhundert
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist Markt Indersdorf zum zentralen Ort des Landkreises Dachau nördlich der Kreisstadt Dachau herangewachsen. Zeichen dieser zentralen Funktion sind Verkehrswegeentwicklung, Schulstruktur, klinische Versorgung, Wirtschaft und Gewerbe. Die Anbindung an die S-Bahn (S2) an der Strecke Altomünster-Dachau begünstigt die positive Entwicklung.
Zusätzlich gehört dem Gemeinderat auch der Erste Bürgermeister an.
Bürgermeister
Zum Ersten Bürgermeister wurde bei der Kommunalwahl 2014 Franz Obesser (CSU) mit 51,4 % der abgegebenen Stimmen gewählt. Er wurde am 15. März 2020 mit 84,36 % der Stimmen für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt.
Frühere Bürgermeister:
1996–2014 Josef Kreitmeir (Freie Wähler)
1990–1996 Josef Kaspar (CSU)
1972–1990 Hans Strixner (Freie Wähler)
1948–1972 Simon Rabl
1945–1948 Johann Holdenried
Wappen
Blasonierung: „Gespalten von Silber und Blau; rechts ein roter Zickzackbalken, links zwei abgewendete, widersehende, golden gekrönte, rot bewehrte goldene Löwen mit verschlungenen Schwänzen.“[21]
Wappenbegründung: Der Zickzackbalken ist das von 1216 bis um 1230 in herzoglichen Siegeln nachweisbare Allodzeichen der Wittelsbacher, das später in verschiedenen Farben in den Wappen landesherrlicher Hausklöster auftaucht. Hier erinnert es daran, dass das 1783 aufgehobene Augustinerchorherrenstift Indersdorf um 1130 von Pfalzgraf Otto I. gegründet wurde und im 12. und 13. Jahrhundert eine bevorzugte Grablege der Wittelsbacher war. Die Feldfarben Silber und Blau unterstreichen die enge Verbindung zum Haus Wittelsbach. Die beiden Löwen mit den verschlungenen Schwänzen sind das apokryphe Wappenbild der ortsadligen Herren von Indersdorf (Undersdorf); 1130 schenkte Otto von Indersdorf sein Gut „Undiesdorf“ als erstes Ausstattungsgut an das Kloster. Sowohl der Zickzackbalken als auch die beiden Löwen finden sich auch in den Indersdorfer Propsteiwappen. Das Dorf Indersdorf wurde 1882 zum Markt erhoben und erhielt anlässlich dieses Aktes ein Marktwappen.
Wappenführung seit: 1882; Rechtsgrundlage: Verleihung des Wappens durch König Ludwig II.; Beleg: Königliche Entschließung vom 23. April 1882; ehemalige Gemeinden mit eigenem Wappen: Langenpettenbach; Elemente aus Familienwappen: Wittelsbacher, von Indersdorf (Undersdorf)
Das Augustiner-Chorherren-Museum wurde im Oktober 2014 eröffnet und erhielt 2015 den Bayerischen Museumspreis. Es ist das einzige Museum, das sich dem spezifischen Thema der Augustiner Chorherren in einer Dauerausstellung annimmt. Die Augustiner Chorherren haben über viele Jahrhunderte das Dachauer Land – in seelsorgerischer, kultureller sowie wissenschaftlicher Hinsicht – geprägt.[22] Die regelmäßig stattfindende Indersdorfer Kunstausstellung und das Heimatmuseum in den Räumlichkeiten des Schneiderturms des ehemaligen Augustinerchorherrenstifts Indersdorf neben dem Kloster stehen für die Kultur im Ort.
Es gibt zahlreiche Sporteinrichtungen und ein Hallen- und Freibad. Im Landkreis ist das Indersdorfer Volksfest bekannt. Indersdorf rühmt sich des größten Faschingszugs Oberbayerns.
Sportverein: Der TSV Indersdorf 1907 e. V. ist ein Mehrspartenverein, der die Sportarten Fußball, Handball, Tennis, Tischtennis, Turnen, Stockschützen, Schwimmen, Taekwondo, Baseball und Harakido anbietet Handball: Die Handballer des TSV Indersdorf[23] spielten von 2010 bis 2012 in der fünftklassigen Handball-Landesliga. Sie nehmen mit Männermannschaften, Damenteams und Nachwuchsmannschaften am Spielbetrieb des Bayerischen Handballverbandes (BHV) teil. In der Saison 2022/23 spielt die Männermannschaft in der Bezirksliga (Altbayern).
Verkehr und Infrastruktur
Verkehr
Der Haltepunkt Markt Indersdorf der Bahnstrecke Dachau-Altomünster im Gemeindeteil Karpfhofen wird von der Linie 2 der S-Bahn München bedient. Die Bahnstrecke wurde 1913 als Lokalbahn Dachau-Indersdorf-Altomünster eröffnet.
Schulen
Verbandsschule Markt Indersdorf (Grund- und Mittelschule),
Das 2001 gegründete Gymnasium Markt Indersdorf (GMI) ist das dritte Gymnasium im Landkreis Dachau neben den beiden Gymnasien in der Stadt Dachau.[24]
Im Jahre 2016 wurde die diözesane Fachoberschule Vinzenz von Paul der Erzdiözese München und Freising in Markt Indersdorf gegründet. Sie wurde 2019 staatlich anerkannt.[25][26]
Krankenhaus
Am Ort gibt es die Helios-Amper-Klinik Indersdorf. Sie ist spezialisiert auf die Altersmedizin und verfügt mit der Akutgeriatrie sowie der stationären und ambulanten Geriatrischen Rehabilitation über insgesamt 95 Betten.[27] Das Haus wurde 1869 als Distriktkrankenhaus eingeweiht.
Breitband
Beim Ausbau des schnellen Internets setzt die Gemeinde auf zukunftssichere Glasfaseranschlüsse bis ins Haus (FTTB), die Baumaßnahmen begannen im Frühjahr 2015 und wurden im Herbst 2016 planmäßig abgeschlossen. Das Glasfasernetz wurde 2019 an die Deutsche Glasfaser verkauft[28].
Persönlichkeiten
Albert Maria Weiss (1844–1925), Römisch-katholischer Theologe, Hochschullehrer und Publizist
Hans Holzhaider: Die Kinderbaracke von Indersdorf. In: Frauen. Verfolgung und Widerstand. Hrsg. von Barbara Distel und Wolfgang Benz. München 1993 (Dachauer Hefte 3), S. 116–124.
Anna Andlauer: Zurück ins Leben. Das internationale Kinderzentrum Kloster Indersdorf 1945–46. ANTOGO Verlag Nürnberg 2011, ISBN 978-3-938286-40-1
↑Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 17. Februar 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 2. Juli 2022.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ldbv.bayern.de
↑Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 163
↑Heimatverein Indersdorf e. V.: Augustiner Chorherrenmuseum. In: augustiner-chorherren-museum.de. Heimatverein Indersdorf e. V., abgerufen am 7. Januar 2020.