Manfred Eigen starb im Februar 2019 im Alter von 91 Jahren.
Wirken
Manfred Eigen entwickelte kinetische Methoden zur Untersuchung extrem schneller Reaktionen. Mittels der Relaxationsmethode konnte er die Kinetik von schnellen biochemischen Reaktionen untersuchen. Eigens Name ist mit der Theorie des Hyperzyklus verknüpft, der zyklischen Verknüpfung von Reaktionszyklen als Erklärung für die Selbstorganisation von präbiotischen Systemen, die er zusammen mit Peter Schuster im Jahre 1979 beschrieb. Der Eigen-Wilkins-Mechanismus wurde nach ihm benannt.
Über die Erforschung von Enzymreaktionen wandte er sich später der Erforschung der Evolution zu. Eigen studierte das Verhalten von Nukleinsäuren, die durch Polymerase vervielfältigt und durch Nukleasen abgebaut wurden. Durch die Wiederholung der Abbau- und Aufbauzyklen kam es zum Aufbau von Nukleinsäuren, die durch Mutation gegen den Abbau durch die Nukleasen resistent waren. Die Experimente dauerten dabei oft nur wenige Stunden.
Diese Versuche führten zur Entwicklung sogenannter Evolutionsmaschinen. Dabei handelt es sich um Bioreaktoren, in denen sich zum Beispiel Viruskulturen züchten und deren Evolution unter Laborbedingungen beobachten lassen.
Durch die Variation der Reaktorparameter lassen sich die Häufigkeit der Mutationen und die Geschwindigkeit der Evolution beeinflussen. Das Verfahren wird heute in technischem Maßstab genutzt.[5]
Von 1983 bis 1993 war Eigen als Präsident der Studienstiftung des deutschen Volkes tätig. In dieser Funktion forderte er die Bildung einer Leistungselite, was ihm von zahlreichen Seiten Kritik eintrug. Er war Schirmherr des alljährlichen XLAB-Science-Festivals in Göttingen.
Seit dem Frühjahr 2015 existiert die Manfred Eigen-Förderstiftung, die eine „unselbstständige Stiftung innerhalb des privaten Vermögens der Max-Planck-Gesellschaft“ ist.[6] Sie fördert wissenschaftliche Projekte am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie.[7]
Mit Ruthild Winkler: Das Spiel. Naturgesetze steuern den Zufall. Piper, München/Zürich 1975, ISBN 3-492-02151-4 (14 Auflagen); Neuauflage: Rieck, Eschborn 2010–2016 (6. Auflage), ISBN 978-3-924043-95-7 (das Buch wurde in 6 Sprachen übersetzt).
Mit Peter Schuster: The Hypercycle – A Principle of Natural Self-Organization. Springer, Berlin 1979.
Stufen zum Leben. Piper, München/Zürich 1987.
Perspektiven der Wissenschaft – Jenseits von Ideologien und Wunschdenken. DVA, Stuttgart 1988, ISBN 3-421-02752-8.
Peter Frieß, Andreas Fickers (Hrsg.): Wolfgang Frühwald und Manfred Eigen sprechen über die Neugier als Antrieb wissenschaftlichen Arbeitens (= TechnikDialog, Heft 1). Deutsches Museum, Bonn 1993, OCLC312759487 (die ISBN 3-924183-90-2 wurde zweimal vergeben).
From Strange Simplicity to Complex Familiarity. A Treatise on Matter, Information, Life and Thought. Oxford University Press, Oxford 2013, ISBN 978-0-19-857021-9 (englisch).
Literatur
Professor Eigen zum 80. Geburtstag. Sonderteil in MPIbpc News. [Hauszeitung des MPI für biophysikalische Chemie], Heft Mai 2007.
Thomas Jovin, Israel Pecht: Manfred Eigen (1927–2019). In: Science. Band364, Nr.6435, 5. April 2019, ISSN0036-8075, S.33–33, doi:10.1126/science.aax2485 (Online [abgerufen am 5. April 2019]).
↑Manfred Eigen. Biophysiker. Kurzbiographie von Manfred Eigen. In: Niedersachsen.de. Archiviert vom Original am 10. Februar 2019; abgerufen am 8. Februar 2019.
↑Académicien décédé: Manfred Eigen. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 12. September 2023 (französisch).
↑Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea