Henri Moissan stammte aus einfachen Verhältnissen, sein Vater war Eisenbahnbeamter und seine Mutter verdiente als Schneiderin dazu. Bald nach seiner Geburt siedelte die Familie von Paris nach Meaux, Hauptstadt des Arronidessement Meaux und Brie de Champenoise über, wo der junge Henri das Collège besuchte. Bald schon zeigte sich sein Interesse für Naturwissenschaften und Mathematik. Zurück in Paris bot im eine Stelle als Lehrling in einer Apotheke Möglichkeit, Chemie zu studieren. Von 1873 bis 1879 arbeitete er im Labor von Joseph Decaisne und Pierre-Paul Dehérain am naturwissenschaftlichen Museum im Laboratorium für Bodenkultur. 1880 promovierte er zum docteur ès sciences. Im Jahr 1883 erfolgte seine Ernennung zum professeur arégé und 1887 zum professeur de la toxicologie. Nach Jahren der Beschäftigung als Professor für Toxikologie wechselte er schließlich 1899 zum Lehrstuhl für anorganische Chemie und wurde 1900, als Nachfolger von Louis Joseph Troost, Professor für Chemie an der Sorbonne.[1]
Moissan publizierte mehr als 400 wissenschaftliche Arbeiten. Er arbeitete über die Cyanverbindungen, die Oxide des Eisens, die Chromverbindungen, über Fluorverbindungen, über die Karbide, Silicide, Hydride etc.
Weltberühmt wurde Moissan, als ihm am 26. Juni 1886 nach etlichen Versuchen die elektrochemische Gewinnung von elementarem, reinem Fluor aus wasserfreier Flusssäure/Kaliumfluorid in einer Platinapparatur bei minus 50 °Celsius gelang. Den Apparat ersetzte er später durch ein Kupfergerät, das pro Stunde fünf Liter Fluor erzeugte. Die Entdeckung führte zur Verleihung des angesehenen „Prix La Caze“ durch die französische Akademie der Wissenschaften, deren Mitglied er 1891 wurde.[2]
Auch reines Bor stellte er als erster her (Moissan'sches amoprhes Bor).[3]
1893 erzeugte er kleine, künstliche Diamanten.
1892 zeigte Moissan, dass der von ihm entwickelte elektrische Ofen zur Herstellung von Karbiden geeignet ist, von denen die meisten bis dahin noch unbekannt waren. (Die Herstellung von Calciumcarbid gelang unabhängig von Moissan auch dem Kanadier Thomas Willson in den USA.) Mit Hilfe des Ofens konnten nun einige Elemente mit hoher Reinheit gewonnen und auch aus Legierungen abgetrennt werden.
1904 entdeckte Moissan im Meteoriten-Krater Barringer-Krater, Arizona ein bis dahin unbekanntes Mineral, das in seinen Eigenschaften denen von Diamant recht nahe ist und als das zweithärteste natürlich vorkommende Material gilt. Es wurde nach seinem Entdecker Moissanit genannt.[4]
Nach jahrelangem Umgang mit giftigen Substanzen zeigten sich Anzeichen von Herzbeschwerden. Am 6. Februar 1907 klagte er über starke Schmerzen, als deren Ursache schnell als Blinddarmentzündung erkannt wurde. Trotz erfolgreicher Operation verstarb Henri Moissan, vermutlich bedingt durch die Herzschwäche, am 20. Februar 1907.[1]
Le four électrique. Steinheil, Paris 1897, (Digitalisat; deutsch: Der elektrische Ofen. Autorisierte deutsche Ausgabe übersetzt von Theodor Zettel. Krayn, Berlin 1897, (Digitalisat); Nachträge zu: Der elektrische Ofen. Autorisierte deutsche Ausgabe von Theodor Zettel. Krayn, Berlin 1900, (Digitalisat)).
Le fluor et ses composés. Steinheil, Paris 1900, (deutsch: Das Fluor und seine Verbindungen. Autorisierte deutsche Ausgabe von Theodor Zettel. Krayn, Berlin 1900).
als Herausgeber: Traité de chimie minérale. 2 Bände. Masson, Paris 1904–1906, (Digitalisat: Bd. 1, Bd. 2).
Classification des corps simples. In: Traité de chimie minérale. Band 1. Masson, Paris 1904, S. 1–38, (auch als Sonderabdruck. Masson, Paris 1904; deutsch: Einteilung der Elemente. Autorisierte deutsche Ausgabe übersetzt von Theodor Zettel. Krayn, Berlin 1904).
↑Académicien décédé: Henri Moissan. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 25. Oktober 2023 (französisch).