Die U-Boote der Klasse 206, auch U 13-Klasse,[1] sind eine deutscheU-Boot-Klasse, die für die Bundesmarine gebaut wurde. Die Boote wurden alle in den 1970er Jahren in Dienst gestellt. Sechs U-Boote wurden zwischen 1996 und 1998 außer Dienst gestellt. Zwölf wurden um 1990 zur U-Boot-Klasse 206 A umgebaut, zwischen 2004 und 2011 außer Dienst gestellt und durch die U-Boot-Klasse 212 A abgelöst. Zwei der Boote sind seit 2015 in der Kolumbianischen Marine im Dienst.
Gemäß den Pariser Verträgen von 1954 durfte Deutschland U-Boote bis zu einer Größe von 350 tsStandardverdrängung bauen. 1962 wurde diese Grenze auf 1.000 ts angehoben.[3] Vor diesem Hintergrund begann 1962 die Entwicklung der Klasse 206 mit dem Ziel, gegenüber der Klasse 205 leistungsfähigere und verbesserte Boote zu bauen. Als wesentliche Verbesserung war gefordert, die Batterie noch einmal zu vergrößern und den Ballast zu reduzieren.[4]
Verbessert wurde außerdem die Feuerleitanlage, die den Einsatz drahtgelenkter Torpedos ermöglichte.[5] Um Seeminen mitführen zu können, ohne die Torpedobeladung zu reduzieren, wurden für die Boote Minengürtel gebaut, die die Mitnahme von 24 Minen außerhalb des Rumpfes ermöglichten.[6] Die wesentlichen Baumerkmale der Klasse 205 wurden beibehalten, darunter die Anordnung der Bewaffnung, die Verwendung nichtmagnetisierbaren Stahls und die Ausführung als Einhüllenboot mit einer wasserdichten Abteilung. Das Sonar wurde gegenüber der Klasse 205 unter einem für die Klasse 206 typischen Sonardom auf dem Bug günstiger angeordnet.
Die Boote sind in erster Linie für die Verwendung im küstennahen Raum gebaut worden und sollten Überwasserschiffe, U-Boote und den Nachschubverkehr bekämpfen. Zum Schutz vor Minen und Entdeckung durch MAD-Sensoren diente die Bauweise aus nicht magnetisierbarem Stahl.
Die 18 Boote wurden dem 1. Ubootgeschwader (6 Boote) in Kiel und dem 3. Ubootgeschwader (1./3. UG) in Eckernförde (12 Boote) zugeteilt und bildeten den Kern der Ubootflottille der Bundesmarine. Im Februar 1998 wurden alle noch aktiven Boote im 1. UG in Eckernförde zusammengefasst.
Während des Kalten Krieges wurden die Boote vor allem in der Ostsee und den Ostseezugängen eingesetzt. Im Kriegsfall hätte ihre Hauptaufgabe in der Bekämpfung gegnerischer Landungsverbände bestanden. Darüber hinaus wurden Einsätze gegen gegnerische Überwasserkräfte im Nordflankenraum der NATO geplant, soweit es die Reichweite der Boote zuließ.[5] Bei Übungen gegen große, gut geschützte Flottenverbände erwiesen sich die Boote als äußerst schwer ortbar, und es gelang ihnen sogar, in die Sicherung US-amerikanischer Flugzeugträgerverbände einzudringen. So gelang es U 24 während eines gemeinsamen Manövers in der Karibik, unbemerkt von den Sicherungsfahrzeugen an die Enterprise heranzukommen, erfolgreich einen simulierten Torpedofächer auf den Träger zu feuern und ihn durch das Periskop zu fotografieren.[7]
Nachdem U 29 bereits 1979 eine Mittelmeerreise unternommen hatte und bei einem Übungsschießen vor Kreta den ehemaligen Zerstörer 1 versenkt hatte, fanden in den späteren Jahren mehrere Ausbildungsreisen von Booten der Klasse 206 in entferntere Seegebiete statt, um Erfahrungen für die nächste Generation von Booten zu gewinnen. So nahmen U 17 und U 26 im Frühjahr 1997 an Übungen der US-Navy in der Karibik und an der amerikanischen Ostküste in Begleitung des VersorgersMeersburg teil.[8] Im Februar 1999 überquerten auch U 15 und U 25 den Atlantik und 2001 U 24 und U 28.[1]
Seit den 1990er Jahren waren die Boote regelmäßig an Einsätzen und Übungen im Mittelmeer beteiligt.[9] Dazu gehörte die Unterstützung der Operation Sharp Guard und die Teilnahme an der Operation Active Endeavour.[10] Hinzu kamen einzelne Ausbildungsvorhaben auf der Westseite des Atlantiks, insbesondere in die Übungsgebiete der US Navy in der Karibik.[7][11]
Ruder: Als vordere Tiefenruder dienen 2 ausfahrbare Flächen, die konvex bzw. konkav geformt sind und so bei Anströmung Auf- bzw. Abtrieb erzeugen, dies hat den Vorteil, dass diese Ruder bei Nulllage vollständig eingezogen werden können und so keine störenden Strömungsgeräusche verursachen. Das Seitenruder befindet sich im Gegensatz zu vielen U-Booten des Klasse 205 hinter dem Propeller in dessen Strömung, die hinteren Tiefenruder sind an einem Tiefenruderträger befestigt, der auch das untere Lager des Seitenruders aufnimmt.
Einheiten
Deutschland – Bundesmarine bzw. Deutsche Marine
Zwischen 1973 und 1975 wurden 18 Boote der Klasse 206 bei der Bundesmarine in Dienst gestellt. Sie waren, verteilt auf zwei Ubootgeschwader, in der Ostsee stationiert. Ein Teil der Boote wurde in den Jahren 1987 bis 1992 zur Klasse 206 A modifiziert. Hierbei erhielten die Boote ein moderneres Sonar sowie ein Führungs- und Waffeneinsatzsystem, eine verbesserte Fernmeldeeinrichtung und eine leistungsstärkere Navigationsanlage. Ebenso wurden die Lebens- und Arbeitsbedingungen an Bord verbessert. 1995–96 wurde eine weitere Umrüstung auf Torpedos des Typs DM 2 A3 vorgenommen.[1] In den späten 1990er-Jahren, 1996 und 1998,[1] begann die Außerdienststellung der Klasse beginnend mit den unmodifizierten Booten der Klasse 206. 2005–06 folgten die Boote U 28, U 26, U 29, und U 30 und 2008 U 22, welches verschrottet wurde, und U 25, welches ab Ende 2011 der wehrtechnischen Dienststelle 71 (WTD 71) zu Ansprengversuchen diente.[1] Über die Außerdienststellung der letzten sechs U-Boote der Klasse 206 A in Diensten der Deutschen Marine wurde in der ersten Juni-Woche 2010 entschieden. Sie wurden mit sofortiger Wirkung aus der Fahrbereitschaft genommen (am 1. Juni 2010 stillgelegt[6]) und im MarinestützpunktEckernförde aufgelegt. Für U 15 und U 17 erfolgte die Außerdienststellung im Dezember 2010, die restlichen vier Boote folgten im März 2011.[12] Das Boot U 17 im Eigentum der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz wird 2023 nach erfolgter Demilitarisierung als Dauerleihgabe an das Technik-Museum Sinsheim abgegeben.[13][14] Es existieren auch noch die an Kolumbien abgegebenen Exemplare sowie das (der Klasse 206 ähnliche) israelische U-Boot Gal, das als Museum zu besichtigen ist.
Indonesien – Tentara Nasional Indonesia Angkatan Laut (TNI–AL)
Die indonesische Marine plante in den Jahren 1997/1998 die Übernahme von fünf gebrauchten Einheiten der Klasse 206 von der Deutschen Marine, die nicht auf den Standard 206 A modernisiert, jedoch tropentauglich gemacht werden sollten.[19] Die Übergabe kam letztendlich nicht zustande, obwohl bereits Namen und taktische Nummern vergeben wurden und zumindest auf Nagabanda (ex-U 14) auch die Umzeichnung am Turm und das Setzen der indonesischen Flagge erfolgte.[1]
nur Materialreserve/Ersatzteilspender[19] Übergabe nicht erfolgt, verschrottet
Thailand – Königliche Marine
Die Königlich Thailändische Marine gab im März 2011 ihre Absicht bekannt, sechs gebrauchte Boote für etwa 180 Millionen Euro zu erwerben.[21] Das Kabinett des Landes legte das Vorhaben jedoch zunächst im Mai 2011 auf Eis. Somit kam es zu keiner Übernahme von U-Boote der Klasse 206 A durch Thailand.
Kolumbien – Armada Nacional de Colombia
Kolumbien gab im Frühjahr 2012 die Absicht bekannt, für seine Armada Nacional de Colombia im Rahmen des strategischen Marineplans 2011–2014 zwei Boote inklusive Bewaffnung (Seehecht-Torpedos) sowie eines Schulungs- und Wartungspakets zu übernehmen. Die Kühlanlagen für Antrieb und Kabine werden für den Einsatz in den tropischen Gewässern der Karibik voraussichtlich optimiert. Die kolumbianische Marine übernahm dann am 27. August 2012 im Marinearsenal Kiel zwei gebrauchte Boote der Klasse 206 A von der Deutschen Marine, welche am folgenden Tag in Dienst gestellt wurden. Zwei weitere Boote werden als Ersatzteilspender bereitgehalten. Diese vier Boote sind die letzten erhaltenen Exemplare der Klasse. Die ersten beiden U-Boote dieses Typs wurden zuletzt nach gemeinsamer Schulung in der Ostsee nach Südamerika verschifft. Sie wurden am 5. Dezember 2015 in den aktiven Dienst der kolumbianischen Marine übernommen.[22] Die kolumbianische Marine beabsichtigt, die Boote zur Sicherung von Erdölgebieten an der kolumbianischen Karibikküste und zur Bekämpfung von Kokainschmugglern einzusetzen.[23][24]
Israel ließ Anfang der 1970er-Jahre für seine Marine drei U-Boote der Gal-Klasse in Großbritannien bauen, die auf der Klasse 206 basiert, aber nicht dazugehört. Die Boote der Gal-Klasse unterscheiden sich äußerlich von der Klasse 206 durch eine abgeänderte Ruderanlage und Turmform sowie durch ein später entlang des Rumpfes angebrachtes Flankarray-Sonar. Alle Boote sind inzwischen außer Dienst gestellt.[25] Das Typ-Boot ist als Museum in Haifa zu besichtigen.
↑Siegfried Breyer, Gerhard Koop: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine 1956 bis heute. München 1996, ISBN 3-7637-5950-6.
↑Lutz Nohse, Eberhard Rössler: Moderne Küsten-Uboote. München 1972, ISBN 3-469-00390-4.
↑ abHannes Ewerth: Die U-Flottille der deutschen Marine. Herford 1988, ISBN 3-7822-0398-4.
↑ abUboot Klasse 206 A. In: Marine. Bundeswehr, 7. April 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Mai 2011; abgerufen am 24. Januar 2015 (Klasse 206 A wurde am 1. Juni aus der Nutzung genommen, um die Verfügbarkeit der Uboote der Klasse 212 A zu erhöhen.).
↑ abcdefghijklmnopqrBruno Bock: Gebaut bei HDW, 150 Jahre Howaldtswerke-Deutsche Werft AG. Koehler Verlagsgesellschaft mbH, Herford 1988, ISBN 3-7822-0450-6, S.196–197 (Unter Mitarbeit von Walter Awolin).