Als Kirchenjahr (lateinischannus ecclesiasticus oder annus liturgicus; auch liturgisches Jahr oder Herrenjahr) bezeichnet man seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert im Christentum eine jährlich wiederkehrende festgelegte Abfolge von christlichen Festen und Festzeiten, nach der sich vor allem die Gottesdienstpraxis und Liturgie richten. Das Kirchenjahr beginnt nach katholischer wie evangelischer Tradition mit dem 1. Sonntag im Advent[1], die orthodoxen Kirchen beginnen es am 1. September, in Vorbereitung auf das Fest Mariä Geburt am 8. September.
Das Kirchenjahr besteht vor allem aus den zuerst um Ostern, dann auch um Weihnachten herum gebildeten Festkreisen, die in der Christentumsgeschichte allmählich zu einem Jahreszyklus vervollständigt wurden. Ihre Abfolge und ihr Umfang stimmen in Ost- und Westkirchen in etwa überein, die wichtigsten Festdaten der orthodoxen Tradition unterscheiden sich aber von denen der katholischen und evangelischen Tradition. Den Festzeiten sind bestimmte liturgische Farben zugeordnet.
Der deutsche Begriff „Kirchenjahr“ ist erstmals 1585 bei dem lutherischen Pastor Johannes Pomarius belegt.[2] Er markiert die nach der Reformation beginnende Trennung von christlich-sakraler und profaner Zeitgliederung und Kalenderordnung. Zudem gab es seit Bildung des Begriffs immer verschiedene konfessionelle Varianten des Kirchenjahres.
Auf Französisch hieß dieses im 17. Jahrhundert année chrétienne, im späten 18. Jahrhundert année spirituelle, im 19. Jahrhundert année liturgique; auf Englisch hieß es seit etwa 1790 Christian year, heute wird meist vom liturgical year gesprochen. Verschiedene deutsche Theologen bevorzugten im 19. Jahrhundert die Begriffe Jahr des Heils oder Herrenjahr.[3]
Die strukturierenden Grunddaten des Kirchenjahres – Sonntage, Ostern und Weihnachten – orientieren sich an der Siebentagewoche, am jüdischen Festkalender und einigen solaren Fixdaten im Zusammenhang der Tagundnachtgleiche. Sie erhalten als Stationen einer offenbarten Heilsgeschichte einen neuen Sinn.
Der „Weihnachtsfestkreis“ und der „Osterfestkreis“ werden in der katholischen Liturgie als „geprägte Zeiten“ bezeichnet und von der „Zeit im Jahreskreis“ unterschieden. Es handelt sich um nichtamtliche Wortschöpfungen der frühen liturgischen Bewegung; ihnen entsprechen die Einteilungen der Bände für manche liturgischen Bücher, etwa das Lektionar oder der Bücher für das Stundengebet.[4]
Die frühe Kirche feierte das Herrenmahl wöchentlich. Zentraler Bezugspunkt für die Christen in frühchristlicher Zeit war dabei das Gedächtnis des Pascha-Mysteriums, des Erlösungswerks Christi, d. h. seines Leidens und Sterbens für das Heil der Welt und seiner Auferstehung am dritten Tag, das in der Erwartung seiner Wiederkunft als „Brotbrechen“ (Abendmahl/Eucharistie) gefeiert wurde. Daher wird der Sonntag – in Anlehnung an die neutestamentliche Anrede „Herr“ für Jesus Christus – „Tag des Herrn“ oder „Herrentag“ genannt. Liturgisch kann er als „Wochen-Ostern“ gedeutet werden.[5]
Als Folgetag des jüdischen Sabbats war der Sonntag der erste, nicht der letzte Wochentag. So wie der Sabbat als arbeitsfreier Tag das Ziel der Schöpfung Gottes symbolisierte, so markierte der Sonntag für die Christen den Beginn der neuen Schöpfung, des Reiches Gottes. Die Liturgieerklärungen der Kirchenväter nehmen daher besonders Bezug auf den Sonntagsgottesdienst. Kaiser Konstantin der Große legte den Sonntag 321 gesetzlich als wöchentlichen Ruhetag fest, auch um das Christentum zur bevorzugten Religion zu erheben. Damit verdrängte der Sonntag den Sabbat und wurde zusammen mit dem Samstag im Alltagsbewusstsein zum „Wochenende“.[3]
Das Zweite Vatikanische Konzil bezeichnete den Sonntag als „Ur-Feiertag“: „Der Herrentag ist Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres.“[6]
Der Ostersonntag war die christliche Variante des letzten Pessachtages: Dem Auszug aus Ägypten entsprach die in der Osternacht gefeierte Rettung Jesu und mit ihm aller Menschen aus dem Tod. In dieser Form wurde der Ostersonntag zum Ausgangs- und Mittelpunkt des Kirchenjahres. Er blieb lange Zeit das einzige christliche Jahresfest, bei dem auch die Taufe der Katechumenen stattfand und der Märtyrer des vergangenen Jahres gedacht wurde.
Das Osterdatum wurde in der westlichen Tradition im Jahre 325 auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings gelegt. Es fügte sich damit in die Sonntagsreihe ein und bildete einen zum Pessach analogen Festkreis aus. Dabei bereiteten viele christliche Gemeinden die Osterfeier seit dem 2. Jahrhundert mit zwei bis sechs Fastentagen vor. Im 4. Jahrhundert entstand im Westen das im Osten unbekannte Triduum Sacrum, das den Abend des Gründonnerstags, den Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag umfasste. Es wurde analog zum sieben- oder achttägigen Pessach zur heiligen Woche erweitert, die vom Tag des Einzugs Jesu in Jerusalem (Palmarum) an den Verlauf der letzten Lebenstage Jesu bis zu seiner Auferstehung sinngemäß abbildete.
Dem Osterfest folgte ebenfalls seit dem 4. Jahrhundert eine Woche, bei der die zu Ostern Neugetauften täglich die Eucharistie feierten und in der apostolischen Lehre unterwiesen wurden. Sie endete mit dem Weißen Sonntag, der seinen Namen vermutlich von den weißen Taufgewändern ableitet, die in der frühen Kirche von den in der Osternacht Getauften bis zu diesem Tag getragen wurden. Dieser „kleinen Oktav“ (Festwoche) wurde eine „große Oktav“ von sieben Wochen für die österliche Freudenzeit zur Seite gestellt.[7] Diese lief auf den Pfingstsonntag zu und umfasste mit ihm 50 Tage, analog zur Frist zwischen Pessach und Schawuot im jüdischen Kalender. Damit erhielt die Gabe des Heiligen Geistes, die nach Joh 20,22 EU zur Offenbarung des Auferstandenen gehört, gemäß dem zweiten Kapitel der Apostelgeschichte eine eigene liturgische Begehung. Zehn Tage vorher etablierte sich gemäß der 40-Tages-Angabe (Apg 1,3 EU) das Himmelfahrtsfest.
Diese 40-Tage-Frist (Quadragesima) wurde dann auch auf die Fastenzeit vor Ostern übertragen, in der mit Gebet, Buße und Fasten der Passion Jesu gedacht wurde. Die Sonntage der Fastenzeit waren jedoch vom Fasten ausgenommen, da ihre Liturgie auf den Ostersonntag bezogen war. Darin erhielt sich die Erinnerung, dass das Kirchenjahr Abbild eines über-, nicht innerzeitlichen Geschehens ist, das auf Jesu Auferstehung zurück- und seine Parusie vorausblickt.[3]
Während die ersten Christen das Weihnachtsfest gar nicht feierten, entstand im vierten Jahrhundert ein Geburtsfest Jesu. Der 25. Dezember als Tag der Geburt Jesu Christi wurde ausdrücklich erstmals von Furius Dionysius Filocalus in seinem Chronograph von 354 genannt, der auf römischen Quellen aus dem Jahre 336 beruht, ein Jahr vor dem Tod Konstantins und zu einer Zeit des Aufschwungs des Christentums. Ein Verzeichnis der römischen Konsuln enthält den Eintrag: „Christus ist während des Konsulats von C. Caesar Augustus und L. Aemilianus Paulus am 25. Dezember, einem Freitag, dem 15. Tag des Mondalters geboren“.[8] Autoren der frühen Kaiserzeit erwähnen ein Geburtsfest der ägyptischen Gottheit Osiris am 6. Januar und ein Fest zu Ehren des Dionysos auf der Insel Andros am selben Tag.[9] Der zyprische Bischof Epiphanios von Salamis[10] schrieb im 4. Jahrhundert n. Chr., dass in Alexandria zeitgleich mit dem christlichen Fest Epiphanias (also in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar) im Heiligtum der Kore die Geburt des Aion gefeiert worden sei. Die heidnischen und christlichen Feste bereicherten sich gegenseitig. Die Adventszeit entwickelte sich erst wesentlich später als Vorbereitungszeit vor dem Weihnachtsfest, die teilweise bis zu sechs Adventssonntage umfasste. Heute sind noch vier Adventssonntage übrig geblieben. Die Adventszeit entwickelte dabei auch einen Charakter als Zeit der freudigen Erwartung auf die Wiederkunft Jesu am Ende der Zeiten (Parusie). Die Adventszeit wurde zunächst als Zeit des Fastens begangen; dieser Charakter ist mittlerweile eher in den Hintergrund getreten.[11]
Gedenktage der Märtyrer wurden seit dem 2. Jahrhundert als Festtage neben dem Auferstehungsfest Jesu Christi in das Kirchenjahr aufgenommen. Dabei wurde der Todestag zum „Geburtstag“ (dies natalis) des jeweiligen Heiligen, mit dem er in das ewige Leben eintrat.[3]
Seit dem 5. Jahrhundert wurde das Kirchenjahr vor allem in Rom durch neue Elemente und Festdaten ergänzt und ausgestaltet:
der Sonntag nach Ostern wurde zum Weißen Sonntag (Dominica in albis);
Pfingsten wurde ebenfalls mit einer eigenen Oktav ausgezeichnet
die Weihnachtszeit wurde durch Hinzufügung des Advents zu einem eigenen Festkreis
Seit der Spätantike bürgerte sich das Gedenken für die Verstorbenen des Vorjahres ein. Es wurde im 10. Jahrhundert auf den 2. November gelegt (Allerseelen), der auf das Hochfest Allerheiligen folgt. Ferner kam es zur Zunahme von Festen, die einzelne Lebensstationen Christi zum Inhalt haben, wie beispielsweise die Beschneidung und Namengebung des Herrn am 1. bzw. 3. Januar, oder der Verklärung des Herrn am 6. August.
Zum Gedenken an die Auffindung und Erhöhung des heiligen Kreuzes wurden seit dem Frühmittelalter zwei Kreuzfeste in der Westkirche gefeiert: (Kreuzauffindung) am 6. März bzw. 3. oder 7. Mai, (Kreuzerhöhung) am 14. September.
Ab dem Hochmittelalter fanden Feste, die bestimmte Glaubensgeheimnisse in den Mittelpunkt einer eigenen liturgischen Feier rücken, Aufnahme in das Kirchenjahr:
Weitere Fest- und Gedenktage des Kirchenjahres gelten kirchengeschichtlichen Ereignissen, die für einzelne Konfessionen, Ordensgemeinschaften oder Gemeinden – etwa Kirchweihefeste – prägend wurden.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zunehmend Sonntage im Jahreskreis zusätzlich als Zwecksonntage unter ein bestimmtes Motto gestellt oder einem bestimmten Anliegen gewidmet, etwa der Sonntag der Weltmission oder der Welttag der sozialen Kommunikationsmittel. Die Ursprünge des Erntedankfestes liegen in den Quatembern, die Fast- und Abstinenztage waren, an denen aber nach alter Sitte auch Gott für die Gaben der Schöpfung gedankt wird. In Deutschland wurde das Erntedankfest oft an Michaelis (29. September) begangen, während es seit dem 18. Jahrhundert „traditionell am Sonntag nach Michaelis oder am ersten Sonntag im Oktober begangen“ wurde.[13] Seit die beiden Zusammenschlüsse VELKD und UEK in der EKD 2006 ein Liturgisches Kalendarium beschlossen, wird in allen Westkirchen das Erntedankfest in der Regel am ersten Sonntag im Oktober begangen.
Das orthodoxe Kirchenjahr
Die orthodoxe Kirche knüpfte an das altkirchliche Kirchenjahr an, indem sie Tod und Auferstehung Jesu zusammen in der Osternacht feiert und jeden Sonntag als Wiederholung des Osterfestes versteht. Der Sonntag bildet sowohl den Anfang einer jeden Woche als auch zugleich ihre Vollendung als „achter Tag“. Er verwandelt den siebten Tag – den jüdischen Sabbat – in eine „Freudenoktav“, die den endgültigen Sieg des Auferstandenen und Durchbruch der neuen Schöpfung anzeigt (Joh 20,26).
Demgemäß wurde das ganze Kirchenjahr liturgisch in Teile von mindestens je acht Wochen gegliedert, deren Anfangs- und Endsonntage sich jeweils überlappen. Diese Reihen, die dazugehörigen Gesänge und Lesetexte werden Oktoechos genannt und sind im gleichnamigen „Achttonbuch“ aufgezeichnet; die orthodoxe Liturgie jedes Abschnitts wird in einer der acht Kirchentonarten gesungen.
Das byzantinische Kirchenjahr beginnt mit dem 1. September (Indiktion). Am 15. November beginnt das Philippsfasten, die vierzigtägige Fastenzeit vor Weihnachten. Am 25. Dezember wird die Fleischwerdung des Herrn gefeiert.
Am Sonntag des Zöllners und Pharisäers beginnt eine dreiwöchige Vorfastenzeit. Ihr folgt die siebenwöchige Große Fastenzeit bis zum Großen Samstag. Die Osterzeit (Pentekostarion) reicht vom Ostersonntag bis zum Sonntag Allerheiligen (dem ersten Sonntag nach Pfingsten). Es folgen zwei Oktoechoi von Pfingsten bis zum Sonntag der Kreuzerhöhung am 14. September sowie wiederum zwölf bis dreizehn Sonntage bis Weihnachten (25. Dezember) bzw. Epiphanias (6. Januar).
Alle unbeweglichen Festdaten des Kirchenjahres, auch die der Heiligen und Engel, sind im zwölfbändigen Menäon aufgeführt.
In der russisch-orthodoxen Kirche und einigen anderen orthodoxen Kirchen folgt das gesamte Kirchenjahr weiterhin dem julianischen Kalender, der dreizehn Tage hinter dem gregorianischen Kalender zurückliegt.[14] Orthodoxe Kirchen, die den gregorianischen Kalender übernommen haben, folgen für die Festsetzung des Ostertermins und anderer vom Osterdatum abhängiger Feste gleichfalls noch dem julianischen Kalender, sodass Ostern von der gesamten Orthodoxie gemeinsam gefeiert wird.
In zwei Liturgiereformen (1951 und 1956) wurden Oktavfeiern zwischen Ostern und Pfingsten gestrichen, sodass die österliche Freudenzeit wieder durchgehend bis Pfingsten reicht, wobei alle Tage der Osteroktav wie Hochfeste begangen werden. Die meisten überlieferten mittelalterlichen Herren-, Marien- und Heiligenfeste wurden beibehalten. Nur das Fest des kostbaren Blutes (1. Juli) wurde nicht in den erneuerten Kalender übernommen, sondern wegen der Ähnlichkeit der Festgeheimnisse mit Fronleichnam vereinigt.
Weihnachtsfestkreis: vier Adventssonntage, den Weihnachtstag mit seiner Oktav, Sonntag(e) nach Weihnachten, Erscheinung sowie Taufe des Herrn
Fastenzeit und österlicher Festkreis: Fastenzeit („österliche Bußzeit“), die Heilige Woche mit dem Triduum Sacrum, die Osteroktav und sieben Sonntage bis Pfingsten
Zeit im Jahreskreis: nach dem Fest der Taufe des Herrn bis Aschermittwoch sowie vom Pfingstmontag bis zur ersten Vesper des ersten 1. Adventssonntags
Die Sonntage des Jahreskreises werden vom Sonntag nach dem Fest Taufe des Herrn (2. Sonntag) bis zum Hochfest Christkönig (33./34. Sonntag) durchgezählt. Fallen bestimmte Hoch- oder Herrenfeste auf einen dieser Sonntage, verdrängen diese den Sonntag im Jahreskreis. Die Leseordnungen umfassen Schriftlesungen für die heiligen Messen und die Feier des Stundengebets an allen Tagen des Kirchenjahres.
2. Februar: Fest der Darstellung des Herrn im Tempel, volkstümlich auch Mariä Lichtmess genannt. Die Zeit zwischen den Festen der Taufe des Herrn und der Darstellung des Herrn gehört seit der Liturgiereform in der ordentlichen Form des römischen Ritus nicht mehr zum Weihnachtsfestkreis und das Fest zählt zu den Herrenfesten. Das Festgeheimnis der Darstellung des Herrn ist aber eng mit dem Weihnachtsfest verbunden.
Mit der abendlichen Feier des Letzten Abendmahls am Gründonnerstag beginnt das Triduum Sacrum, auch österliches Triduum genannt, das mit der Vesper des Ostersonntags endet.
Am Karfreitag und Karsamstag wird keine heilige Messe gefeiert, und außer im Notfall werden keine Sakramente gespendet.
Am Karsamstag wird als Tag der Grabesruhe Christi seit dem Mittelalter Jesu Abstieg in das Totenreich gedacht. An diesem Tag finden außer dem Stundengebet keine Gottesdienste statt, mit der Karmette wird dieses oft in herausgehobener Form begangen.
Das Osterfest beginnt mit einer Vigilfeier, der Osternacht, die entweder am Abend des Karsamstags nach Einbruch der Dunkelheit oder am Morgen des Ostersonntags vor Sonnenaufgang begangen wird.
Ostern wird mit einer Oktav begangen, die am Weißen Sonntag endet.
Die altkatholische Kirche gliedert das liturgische Jahr ähnlich wie die römisch-katholische Tradition, kennt aber in Deutschland einige Besonderheiten:
Das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria wird nicht gefeiert.
Die Weihnachtszeit dauert bis zum 2. Februar (Lichtmess).
Das Fest der Heiligen Familie wird nicht gefeiert.
Der 1. Januar wird als Oktavtag von Weihnachten begangen.
Fronleichnam trägt die zusätzliche Bezeichnung: „Danktag für die Eucharistie“.
Das Herz-Jesu-Fest und die Herz-Jesu-Freitage werden nicht gefeiert.
Die Sonntage im Jahreskreis (Nr. 1–33) beginnen mit dem 3. Sonntag nach Epiphanie und enden mit dem „Sonntag vom wiederkommenden Herrn“ (letzter Sonntag vor dem 1. Advent).
Hinzu kommen einige besondere Feste bzw. Festbezeichnungen:
Der liturgische Kalender enthält zudem Gedenktage von Glaubenszeugen von der Alten Kirche bis zur Neuzeit, sowohl aus der eigenen Kirche als auch aus der Ökumene. Dazu zählen z. B. Dietrich Bonhoeffer, Max Josef Metzger, Óscar Romero und Frère Roger sowie die folgenden Personen aus der alt-katholischen Bewegung und die verstorbenen Bischöfe (während bei lebenden Bischöfen der Jahrestag ihrer Bischofsweihe kommemoriert wird):
Die Reformatoren maßen kirchliche Tradition am Mensch gewordenen Wort Gottes, Jesus Christus. Sie relativierten darum prinzipiell alle Marien-, Heiligen-, Apostel- und auch Herrenfeste, sofern sie sich nicht biblisch und christologisch begründen und in das als Herrenjahr verstandene Kirchenjahr einfügen ließen. Entscheidend, so Martin Luther in der Deutschen Messe 1526, sei eigentlich nur die regelmäßige Gemeindeversammlung zum Hören der Schriftlesung, Predigt und Empfang des Abendmahls. Huldrych Zwingli ließ das Abendmahl nur viermal jährlich – Ostern, Pfingsten, Allerheiligen und Weihnachten – feiern. Für ihn konnten Gottesdienste notfalls auch an anderen Wochentagen stattfinden, wenn die Arbeit es verlangte.
Ein von Philipp Melanchthon verfasster Festkanon bewahrte neben den Herrenfesten Weihnachten, Beschneidung (Circumcisionis), Epiphanias, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten auch drei Marientage – Purificationis, Annuntiationis und Visitationis – sowie Johannis-, Michaelis-, Aposteltage und das Maria-Magdalena-Fest. Viele evangelische Kirchen orientierten sich im 16. Jahrhundert daran, ließen aber regional verschieden einige Feste davon weg oder ergänzten andere. Sie verlängerten Weihnachten, Ostern und Pfingsten um je einen Tag, betonten das letzte Mahl am Gründonnerstag (die Chrisammesse entfiel), den Karfreitag und das Trinitatisfest, nach dem bis heute die Sonntage danach bis zum Advent gezählt werden.
Dieser Kirchenjahresstruktur folgte das Book of Common Prayer (1549). Die Confessio Helvetica posterior (1566) empfahl zudem, dem Vorbild der Heiligen zu folgen, ohne diesen eigene Festtage zu widmen. Auch Märtyrer der eigenen Gegenwart erhielten solche einfachen Gedenktage. In Norddeutschland wurden die Quatember bewahrt: die erste Advents- und erste Passionswoche, die Woche vor Pfingsten und erste Oktoberwoche. In manchen evangelischen Kirchen wurden sie für Katechismusübungen verwendet; die anglikanische Kirche ordiniert in ihnen ihre Pastoren. Im letzten Quatember liegt der Buß- und Bettag.
Heutige Praxis
Die evangelische Ordnung des Kirchenjahres in Deutschland kann den Agenden und zugehörigen Perikopenordnungen für Bibellesungen und Predigttexte entnommen werden. Sie entspricht weithin der von den Reformatoren vorgefundenen frühmittelalterlichen Ordnung, die im 19. Jahrhundert durch zusätzliche Predigttexte ergänzt und durch die Eisenacher Kirchenkonferenz 1896 vereinheitlicht wurde. Eine umfassende Revision wurde in den 1970er Jahren vollzogen, kleinere Änderungen wurden mit dem Evangelischen Gottesdienstbuch 1999 eingeführt.[16] 2017 beschlossen die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen und die Generalsynode der VELKD eine neue Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder („Perikopenrevision“).[17]
„Für die reformierten Gemeinden und Kirchen war es seit jeher selbstverständlich, die großen Hochfeste der Christenheit zu feiern. Auch die Advents- und Passionszeit wurde gestaltgebend wirksam. Eine strikte Beobachtung des Jahreskreises, damit verbunden der Lese- und Perikopenordnung, fand jedoch nicht statt. […] Die reformierten Gottesdienstformen weisen kein feststehendes Proprium auf.“[18]
Die Agende erhält als Beigabe den Liturgischen Kalender der deutschen lutherischen und unierten Landeskirchen. Wochenspruch, Wochenpsalm und Wochenlied sind in vielen reformierten Gemeinden vertraut, „während die Orientierung an der Leseordnung eher selten ist.“[19] Außerdem ist jedem Sonntag eine Frage aus dem Heidelberger Katechismus zugeordnet.
Das evangelische Kirchenjahr beginnt wie das katholische mit dem 1. Sonntag im Advent und endet am Samstag vor dem ersten Advent des nächsten Kirchenjahres. Es teilt die Hauptfeste und zugehörigen Festzeiten sowie einige Sonderfeste, vor allem Neujahr und Erntedank. Advent und Passionszeit sind auch hier Buß- und Fastenzeiten, die der Vorbereitung auf das jeweilige Hauptfest dienen. Der 4. Advent kann auf den 24. Dezember fallen, da dieser erst mit der Christvesper (1. Vesper) zur eigentlichen Weihnachtszeit gehört; der Heilige Abend ist der Vorabend des Christfestes. Der zweite Christtag am 26. Dezember wird als Nachfeiern von Weihnachten und auch als Gedenken an den Erzmärtyrer Stephanus begangen. Der Neujahrstag wird als Tag der Namensgebung und Beschneidung Jesu gefeiert und bildet zugleich das Ende der Weihnachtsoktav. Die Weihnachtszeit endet nach der seit dem Kirchenjahr 2018/19 geltenden neuen Perikopenordnung mit dem Fest der Darstellung des Herrn (Lichtmess) am 2. Februar. Nach Epiphanias (6. Januar) werden seitdem nicht mehr bis zu sechs, sondern in der Regel vier bzw., wenn Epiphanias selbst auf einen Sonntag fällt, drei Sonntage gezählt, bis zum „letzten Sonntag nach Epiphanias“, dem evangelischen Fest der Verklärung Christi[20], der seit 2019 als der Sonntag, mit dem die Woche des 2. Februar beginnt, festgelegt ist.
Es folgen abhängig vom Ostertermin bis zu fünf „Sonntage vor der Passionszeit“ (bis 2018 waren es immer genau drei); wird Ostern am 22. oder 23. März gefeiert, entfallen diese ganz.
Die neun Sonntage vor Ostern und die Sonntage zwischen Ostern und Pfingsten, selten auch die vier Adventssonntage, tragen lateinische Bezeichnungen, die den ersten Worten des jeweiligen Introitus entsprechen.
In der Karwoche liegen Gründonnerstag und Karfreitag.
Mit der Feier der Osternacht wird das Osterfest begangen; es beginnt die Österliche Freudenzeit. Dazu gehören Ostermontag, die Osteroktav und die Sonntage nach Ostern:
Nach dem Pfingstfest und dem Pfingstmontag folgt die Pfingstoktav. Am Sonntag nach Pfingsten steht das Trinitatisfest, an dessen Vorabend die Osterzeit endet. Die höchstens 24 folgenden Sonntage werden nach Trinitatis gezählt; die genaue Anzahl ist abhängig vom Ostertermin. Der zehnte Sonntag nach Trinitatis wird heute als Israelsonntag begangen. Ihm folgen das Erntedankfest, das am ersten Oktobersonntag begangen wird, und der Reformationstag am 31. Oktober. Am 1. November feiern einzelne lutherische Kirchen den Gedenktag der Heiligen. Am Ende des Kirchenjahres stehen der Drittletzte, der Vorletzte und der Letzte Sonntag des Kirchenjahres. An diesem letzten Sonntag, dem Ewigkeitssonntag, auch Totensonntag genannt, gedenkt die Gemeinde der Verstorbenen des Jahres. Die SELK begeht den „Gedenktag der Entschlafenen“ am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres oder auch am Ewigkeitssonntag.
Der dem Ewigkeitssonntag vorausgehende Mittwoch ist der Buß- und Bettag, der heute in Deutschland nur noch in Sachsen arbeitsfrei ist. In 25 der 26 Schweizer Kantone wird er als Eidgenössischer Dank-, Buss- und Bettag am dritten Sonntag im September begangen, lediglich im Kanton Genf findet der dort sogenannte Genfer Bettag als arbeitsfreier Feiertag am Donnerstag nach dem ersten Sonntag im September statt.
Eckhard Bieger SJ: Das Kirchenjahr entdecken & erleben. Entstehung, Bedeutung und Brauchtum der Festtage. St. Benno-Verlag, Leipzig o. J. (2006), ISBN 3-7462-2125-0.
Harald Buchinger: Zu Ursprung und Entwicklung des Liturgischen Jahres. Tendenzen, Ergebnisse und Desiderate heortologischer Forschung. In: Liturgisches Jahrbuch 61 (2011), S. 207–240.
Mathias Christiansen (Hrsg.): Almanach der frohen Botschaft. Ein Begleiter durch das Kirchenjahr. Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat, Münster 2006, ISBN 3-86582-219-3.
Evangelisches Gottesdienstbuch. Taschenausgabe. Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft, Berlin 2005, ISBN 3-7461-0141-7.
Albert Ehrhard: Das griechische Kirchenjahr und der byzantinische Festkalender. In: ders.: Überlieferung und Bestand der hagiographischen Literatur der griechischen Kirche, Bd. 1. Hinrichs, Leipzig 1937, DNB365573612, S. 25–53.
Liborius Olaf Lumma: Feiern im Rhythmus des Jahres. Eine kurze Einführung in christliche Zeitrechnung und Feste. Pustet-Verlag, Regensburg, 2016, ISBN 978-3-7917-2771-4.
Dietz-Rüdiger Moser: Bräuche und Feste im christlichen Jahreslauf. Brauchformen der Gegenwart in kulturgeschichtlichen Zusammenhängen. Edition Kaleidoskop im Verlag Styria, Graz 1993, ISBN 3-222-12069-2.
Martin Senftleben: Mit dem Kirchenjahr leben. Eine Handreichung für unsere Gottesdienste. Einführungen – Themen – Texte – Lieder. Sonnenweg-Verlag, Konstanz 1986, ISBN 3-7975-0342-3.
↑Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr: Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. 2005, S.28: „Der Ausdruck ‚Kirchenjahr‘ (anfangend mit dem ersten Sonntage des Advents) im Unterschied zum bürgerlichen Jahre begegnet unseres Wissens zuerst in der Postille des Johann Pomarius (Baumgarten) 1585 und fast gleichzeitig in der Epistolischen Herzpostille des Valerius Herberger.“
↑Susan K. Roll: Weihnachten / Weihnachtsfest / Weihnachtspredigt I Geschichte, Theologie und Liturgie. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003, ISBN 3-11-017781-1, S. 453–468., hier S. 453. (abgerufen über De Gruyter Online)
↑Bieritz, Karl-Heinrich, Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart, München, 2. Aufl. 1988, 165–181; Wahle, Stephan, Die stillste Nach. Das Fest der Geburt Jesu von den Anfängen bis heute, Freiburg i.Br. 2018, 43–61.
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Hairul AzreenHairul di studio MeleTOP pada Januari 2015.LahirHairul Azreen bin Idris23 April 1988 (umur 35)Serdang, Selangor, MalaysiaPekerjaanAktor, pemeran pengganti, model, sutradara, produserTahun aktif2008–2023Tinggi178 m (584 ft 0 in)Suami/istriHanis Zalikha (m. 2015)Anak Yusuf Iskandar Alisa Aisyah Hairul Azreen Idris (lahir 23 April 1988) adalah aktor, pemeran pengganti, model dan sutradara pria Malaysia. Memulai karir di dunia...
Collegiate sports club in the United States Richmond SpidersUniversityUniversity of RichmondConferenceAtlantic 10 (primary)CAA (football)Patriot League (women's golf)NCAADivision I (FCS)Athletic directorJohn P. HardtLocationRichmond, VirginiaVarsity teams16Football stadiumE. Claiborne Robins StadiumBasketball arenaRobins CenterBaseball stadiumMalcolm U. Pitt FieldMascotWebstURNicknameSpidersColorsBlue and red[1] Websitewww.richmondspiders.com The Richmond Sp...
The semi-divacancy model of the Si-V center, which is also common for other large impurities in diamond, such as Ni, Co, Ge and S. Luminescence maps of the Si-V center in diamond produced by ion implantation: x-y (top) and x-z (bottom). The x-z depth map was measured along the black line in the top image.[1] The silicon-vacancy center (Si-V) is an optically active defect in diamond (referred to as a color center) that is receiving an increasing amount of interest in the diamond resear...
2023 documentary film by Laura McGann The Deepest BreathRelease posterDirected byLaura McGannWritten byLaura McGannProduced by John Battsek Sarah Thomson Jamie D'Alton Anne McLoughlin CinematographyTim CraggEdited byJulian HartMusic byNainita DesaiProductioncompanies Raw TV Motive Pictures A24 Ventureland Distributed byNetflixRelease dates January 22, 2023 (2023-01-22) (Sundance) July 19, 2023 (2023-07-19) (Netflix) Running time108 minutesCountries United...