Am Fest der Beschneidung des Herrn (lateinischCircumcisio Domini), auch Beschneidungsfest (lateinisch Festum circumcisionis)[1] genannt, gedenken mehrere christliche Konfessionen der BeschneidungJesu acht Tage nach dem Fest seiner Geburt. Das Beschneidungsfest wird am 1. Januar gefeiert, dem Oktavtag von Weihnachten.
Dass Jesus gemäß jüdischem Brauch (Gen 17,10–14 EU) am achten Lebenstag beschnitten wurde, berichtet der Evangelist Lukas im zweiten Kapitel. Gleichzeitig, und darauf liegt in Lk 2,21 EU das Gewicht, sei ihm der Name Jesus gegeben worden.
In Spanien und Gallien bildete sich im Verlauf des 6. Jahrhunderts ein Fest „Beschneidung und Namensgebung des Herrn“ heraus, das im 12./13. Jahrhundert auch von Rom übernommen wurde. In der römisch-katholischen Kirche wurde das Fest bis zur Reform von 1969 gefeiert.[2]
Ikonographie
Die Szene der Beschneidung ist eine häufige Episode in Leben-Jesu-Zyklen, wird aber wegen der thematischen und formalen Nähe zur nicht identischen Darstellung des Herrn leicht mit dieser verwechselt. Meist wird nur eines der beiden Ereignisse dargestellt.
Jahresanfang
Der heute übliche Jahresanfang am 1. Januar war im Mittelalter nur einer unter vielen gebräuchlichen. Mediävisten bezeichnen ihn als „Circumcisionsstil“.
Der Theologe Jan-Heiner Tück warb 2018 dafür, das Fest in der römisch-katholischen Kirche wiedereinzuführen: als Erinnerung an die jüdische Identität Jesu und – im Sinne der Ökumene – als Rückkehr zur Praxis der übrigen christlichen Kirchen, die das Fest der Beschneidung beibehielten.[4] Der Theologe Manfred Hauke widersprach dessen Argumentation mit dem Hinweis, dass die damit einhergehende Abschaffung des derzeit im katholischen, liturgischen Kalender geltenden Hochfestes der Gottesmutter Maria das innig mit der Menschwerdung des Gottessohnes verknüpfte marianische Gedenken im Weihnachtsfestkreis aufheben würde.[5]
Hans-Helmar Auel (Hrsg.): Unentdeckte Feiertage: das Kirchenjahr als Fest des Glaubens (= Dienst am Wort, Band 89). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-59353-8.
Alfred Kall: Kirchenjahr und Brauchtum: Materialbuch für den Religionsunterricht. Kössel, München 1988, ISBN 3-466-36310-1.
Udo Körner: Gott auf schiefer Bahn: Texte zu Advent und Weihnachten. Pustet, Regensburg 2002, ISBN 3-7917-1813-4.
↑Hans-Helmar Auel (Hrsg.): Unentdeckte Feiertage: Das Kirchenjahr als Fest des Glaubens. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 978-3-525-59353-0, S. 27 (Google Books).
↑In den meisten orthodoxen Kirchen werden die liturgischen Feste weiterhin nach dem julianischen Kalender begangen. Der 1. Januar fällt dann – derzeit – auf den 14. Januar des gregorianischen Kalenders.