Vermutlich 1015 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Kloster Michelsberg zu Bamberg zahlreiche königliche Höfe, so auch einen Teil des Reichsgutes in Kirch-Göns. Das Bestehen eines Ortes mit dem Namen Kirchunnesse ist für die Zeit ab 1145/53 urkundlich belegt. 1541 wurde mit dem ersten evangelischen Pfarrer Ebert die Reformation eingeführt.
1803 fasste die Landgrafschaft ihre nördlich des Mains gelegenen Gebiete in dem Fürstentum Oberhessen (später: Provinz Oberhessen) zusammen, wo nun auch Kirch-Göns lag. 1806 wurde die Landgrafschaft von Napoleon zum Großherzogtum Hessen erhoben. Dieses führte 1821 eine Verwaltungsreform durch, in der das Amt Hüttenberg aufgelöst wurde. Übergeordnete Verwaltung war nun der Landratsbezirk Gießen,[4] zuständiges Gericht das Landgericht Gießen.[4]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Kirch-Göns:
„Kirchgöns (L. Bez. Giessen) evangel. Pfarrdorf; liegt an dem Günsbach, so wie an der von Giessen nach Frankfurt ziehenden Chaussee, 21⁄2 St. von Giessen entfernt, hat 86 Häuser und 482 Einwohner, die außer 16 Juden evangelisch sind, sodann 1 Kirche und 1 Rathhaus. – Der Name der Gönser Mark, so wie eines Dorfes Göns (Gunnissen, Gunnisheim) wird in sehr alten Nachrichten erwähnt. Im Jahr 1703 kam der Ort aus der Gemeinschaft mit Nassau-Weilburg, ausschließend an Hessen. Den 15. Juli 1815 brannten hier 51 Gebäude ab, wofür die Brandentschädigung 12,592 fl. 10 kr. betrug.“[5]
Seit Ende des 14. Jahrhunderts lag Kirch-Göns im Bezirk des Gerichts Hüttenberg.[1] In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch weiter durch die Ämter, hier das Amt Hüttenberg ausgeübt.
Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Gießen das Gericht erster Instanz. Die zweite Instanz war weiter das Hofgericht Gießen. In der erstinstanzlichen Rechtsprechung wechselte die Zuständigkeit:[1]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Kirch-Göns 1386 Einwohner. Darunter waren 36 (2,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 252 Einwohner unter 18 Jahren, 525 zwischen 18 und 49, 270 zwischen 50 und 64 und 336 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 531 Haushalten. Davon waren 153 Singlehaushalte, 165 Paare ohne Kinder und 173 Paare mit Kindern, sowie 30 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 120 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 339 Haushaltungen lebten keine Senioren.[16]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; nach 1970: Stadt Butzbach[19]; Zensus 2011[16]
Das Wappen wurde am 8. September 1969 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.
Blasonierung: „In Rot über zwei gekreuzten goldenen Schwertern ein silberner Kirchturm mit goldener Tür und romanischem Doppelfenster, bekrönt von einem rechtsgewendeten Hahn über einem rhombisch gefassten Turmkreuz.“[21]
Bekannt war der Ortsteil vor allem unter den in Deutschland stationierten US-amerikanischen Soldaten, da sich hier die große Ayers-Kaserne mit bis zu 6500 Soldaten befand, die 1997 geschlossen wurde. Im Jahre 2003 wurde das 104 Hektar große Gelände von einer international tätigen Spedition aus dem benachbarten Niederkleen übernommen. Das Gelände erhielt den Namen Magna Park und entwickelte sich zu einem Logistikpark mit Niederlassungen von u. a. UPS, Bosch und LIDL.
Infrastruktur:
Kirch-Göns hat in den letzten Jahren wichtige Infrastruktur verloren (keine Metzgerei, keine Bäckerei), hingegen seit Mai 2021 ein neues Feuerwehrhaus erhalten. Zudem ist eine gut ausgestattete Mehrzweckhalle vorhanden, die neben Sportveranstaltungen auch für Konzerte benutzt wurde.
Literatur
Dieter Wolf: Dorfgeschichte im Überblick [Kirchgöns]. In: Dorfchronik-Ausschuss (Hrsg.): 850 Jahre Kirch-Göns. Butzbach-Kirch-Göns 2000, S. 8–66.
↑L. Ewald: Beiträge zur Landeskunde. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landes-Statistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Jonghaus, Darmstadt 1862, S. 54.
↑ ab
Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr.33, S.403ff. (407–408) (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
↑Arthur B. Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 100, Anm. 6 und S. 9, 11.
↑Hauptsatzung. (PDF; 304 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Butzbach, abgerufen im April 2024.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.16, § 28 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.118 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC162730484, S.15 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Kirch-Göns, Landkreis Friedberg vom 8. September 1969. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1969 Nr.39, S.1643, Punkt 1358 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,7MB]).