Präsentiermarsch: „Marsch des Schwäbischen Kreis-Regiments Baden-Durlach“ (A I, 48) Parademarsch: Marsch der Elisabether, auch Geschwind-Marsch nach Motiven aus „Quadrillen“ genannt (A II, 28)
Das Regiment wurde 1806 als Infanterie-Regiment von Schröder aufgestellt und bestand aus den Musketier-Bataillonen von Mylius und Prinz Paul. In der Folgezeit wurde es entsprechend damaligem Brauch nach seinen jeweiligen Inhabern benannt und hieß 1806 Infanterie-Regiment von Phull, 1809 Infanterie-Regiment Prinz Paul. 1810 erhielt es die Regimentsnummer 1. Im Russlandfeldzug 1812 wurde das Regiment ganz aufgerieben. 1813 wurde es mit einer Stärke von ca. 30 Offizieren und 1.400 Unteroffizieren und Mannschaften in zwei Bataillonen neu aufgestellt und durch den Inhaberwechsel an König Friedrich zum Leib-Infanterie-Regiment Nr. 1.
Mit der Militärreform 1817 wurde das 1. Bataillon (Grenadier-Bataillon) des württembergischen Garde-Regiments zu Fuß in das Regiment eingegliedert. Die Bezeichnung Leibregiment fiel weg und das Regiment hieß ab 31. März 1817 schlicht 1. Infanterie-Regiment. Erst durch einen Erlass König Karls vom 19. Dezember 1864 [1] wurden die Namen einiger Regimenter erweitert und das 1. Regiment erhielt die Benennung Königin Olga.
Nach Abschluss der Militärkonvention mit dem Norddeutschen Bund vom 21./25. November 1870 erhielt das Regiment wie alle württembergischen Truppenteile zur Unterscheidung von den Truppenteilen anderer deutscher Staaten am 2. Oktober 1871 die Bezeichnung 1. württembergisches Infanterie-Regiment Königin Olga. Am 18. Dezember 1871 erhielten alle Regimenter zusätzliche Nummern. Diese entsprachen der fortlaufenden Nummerierung aller Regimenter des deutschen Bundesheeres, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu einem der Kontingente. Das 1. württembergische Regiment erhielt die Nummer 119 und wurde durch einen Namenszusatz als Grenadier-Regiment qualifiziert. Die endgültige Schreibweise und Nummerierung am 14. Dezember 1874 lautete: Grenadier-Regiment Königin Olga (1. Württembergisches) Nr. 119.
1812 auf Seiten Frankreichs gegen Russland im ArmeekorpsNey, Stärke rund 1.400 Mann. Nach der Schlacht von Borodino wurden die Reste der württembergischen Infanterie in 3 Bataillonen formiert. Im Januar 1813 war das Regiment noch 4 Offiziere, 3 Unteroffiziere und 14 Mann stark. Alle Fahnen wurden jedoch zurückgebracht.
1813 auf Seiten Frankreichs gegen Russland/Preußen im IV. Armeekorps Bertrand, Stärke rund 1.400 Mann. Nach der Schlacht bei Dennewitz wurden die Reste der württembergischen Infanterie in 3 Bataillonen formiert. Alle Fahnen wurden zurückgebracht.
an den Feldzügen 1814 und 1815 nahm das Regiment nicht teil.
1848 war das Regiment zur Bekämpfung von Unruhen im Lande eingesetzt. Ein Zug war dabei auch in das Gefecht bei Dossenbach verwickelt.
1866 gegen Preußen, Stärke 39 Offiziere und Fähnriche, 10 Kompanien. Das Regiment kämpfte bei Tauberbischofsheim, dabei fielen 3 Mann. 46 wurden verwundet und 6 gefangen.
1870/1871 gegen Frankreich. Das Regiment gehörte mit einer Stärke von 28 Offizieren und 1.845 Unteroffizieren und Mannschaften zur württembergischen Division in der 3. Armee und kämpfte bei Champigny (21. Oktober) und Villiers (30. November und 2. Dezember), Verluste 188 Gefallene, 367 Verwundete, 78 Gefangene.
1917 war die Division in der Schlacht von Arras und in der Zweiten Flandernschlacht eingesetzt. Ab 12. September wurde sie von Zabern in den Raum Klagenfurt verlegt, wo sie am 7. Oktober eintraf, mit der 200. Infanterie-Division dem Generalkommando z. b. V. (zur besonderen Verwendung) 51[2] unterstellt und für den Kampf im Gebirge ausgerüstet und ausgebildet wurde. Vom 24. Oktober an war die Division an den Kämpfen in Venetien (Zwölfte Isonzoschlacht und Erste Piaveschlacht) beteiligt und erreichte die Piave, wo sie bis zum 6. Dezember blieb[3]. Danach wurde sie zur Ausbildung hinter der Front in den Raum Molsheim verlegt und kam im März 1918 nach Valenciennes.
Während der Deutschen Frühjahrsoffensive 1918 stieß die Division in der Operation Michael bis Beaumont vor und wurde anschließend bei Reims eingesetzt. In den Rückzugskämpfen ging sie auf die Antwerpen-Maas-Stellung zurück, von wo sie nach dem Waffenstillstand von Compiègne zu Fuß den Rückmarsch über Prüm, Linz am Rhein und Ferndorf in den Raum Marburg antrat. Von dort erreichte das Regiment seine Friedensgarnisonen in Stuttgart, wo ab 19. Dezember 1918 die Demobilisierung erfolgte.
Die Gesamtverluste betrugen 3.530 Gefallene und 8.757 Verwundete.
Verbleib
Im Januar 1919 gingen Teile zu den württembergischen Sicherheits-Kompanien sowie im Februar 1919 zur Freiwilligen-Abteilung Haas über. Diese gingen im Juni 1919 in den Reichswehr-Schützen-Regimentern 25 und 26 auf.[4]
Das Regiment hatte den Auftrag, den infanteristischen Feuerkampf zu führen. Im Frieden wurden die Soldaten hierzu an entsprechenden Waffen sowie als Krankenträger ausgebildet.
Organisation
Verbandszugehörigkeit
Bis 1816 gab es in Württemberg im Frieden keine Großverbände. Solche wurden nur für einzelne Feldzüge zusammengestellt.
Mit der grundlegenden Neuorganisation 1817 wurde das württembergische Heer erstmals auch im Frieden in Großverbände gegliedert. Das Regiment bildete zusammen mit dem 2. Infanterie-Regiment die 1. Brigade in der 1. Division. Im Juli 1849 wurde wieder eine Neugliederung des württembergischen Heeres befohlen. Die Infanterie wurde in nur einer Division (ohne Nummer) zusammengefasst.
Im Ersten Weltkrieg blieb die Friedensgliederung zunächst bestehen. Bei der Umgliederung im Dezember 1914 blieb die 26. (württ.) Infanterie-Division beim XIII. Korps („Korps Fabeck“) bei der 9. Armee (Mackensen). Im Oktober 1917 wurde sie dem Generalkommando z. b. V. (zur besonderen Verwendung) 51 in Italien unterstellt, ab 1918 gehörte sie zur 17. Armee.
Gliederung
Bis 1871 bestand das Regiment aus zwei Bataillonen.
Am 15. November 1871 kam das 2. Jäger-Bataillon als Füsilier-Bataillon zum Regiment, am 2. Oktober 1893 wurde das IV. Bataillon aufgestellt.
1806: Geschlossener blauer Rock bis zur Taille mit gelben Kragen, Aufschlägen, Rabatten und Achselklappen. Weiße Tuchhosen und schwarze Schuhe und Gamaschen. Schwarzer Raupenhelm mit hohem schwarzem Stutz vorn auf der Raupe, vorn gelbes Schild mit württembergischem Wappen.
1813: Rock wie bisher, aber weiße Litzen an Kragen und Aufschlägen, schwarzer Ledertschako Messingschild und gelben Schuppenketten.
1817: Dienstrock in den Monaten November bis April eine königsblaueKutka (bis ein Zoll oberhalb der Kniescheibe) mit blauer Schärpe, in den Monaten Mai bis Oktober königsblauer Spenzer (bis an die Hüften), ohne Knöpfe, mit geschlossenem blauem Kragen mit roter Biese und roten Aufschlägen. Eiserne Epauletten mit silbernem Halbmond und blauem Futter aus Tuch. Schwarzes Halsband. Königsblaue, halbweite Hosen (im Sommer weiße Hosen und Gamaschen). Schwarzer Tschako aus Filz mit ledernem Deckel, vorn eisernes Schild mit Regimentsnummer und schwarz-rote Kokarde. Schwarze Bundschuhe (ab 1820 kurze schwarze Gamaschen und Schuhe). Das Lederzeug (unter den Epauletten getragen) war weiß. Hellgrauer Mantel.
1821: Königsblaues Colett mit zwei Reihen gelber Knöpfe (mit Regimentsnummer) vorn, rotem geschlossenem Kragen und blauen polnischen Aufschlägen mit roter Biese. Blaue Hosen mit roter Biese.
1845: Schwarzer französischer Tschako mit weißem Oberrand und dunkelblauem Busch.
1849: Einreihiger blauer Waffenrock mit weißen Knüpfen und rotem Kragen. Achselklappen mit Regimentsnummer.
1864: Dunkelblauer, rot gesäumter Rock mit zwei Reihen weißerKnöpfen, hinten vier Knöpfe, Ärmel mit roter Biese, am Kragen weiße Patten, rote Achselklappen mit Schulterwulst und schwarzer Regimentsnummer. Dunkelgraue Hosen mit roter Biese. Dunkelblaue Mützen mit roter Biese. Die Epauletten entfallen, als Dienstgradabzeichen Sterne am Kragen wie in Österreich.
1871: Preußischer Helm (Pickelhaube) mit württembergischem Wappen und der Devise „Furchtlos und trew“
1872: Uniform nach preußischen Normen, jedoch weiterhin zweireihiger Waffenrock bis 1892. Achselklappen rot mit gekröntem „O“. Als Unterscheidungsmerkmal beibehalten wurden auch die schwedisch geschnittenen Aufschläge. Das Regiment besaß Gardestatus und trug wie das 123. Grenadierregiment weiße Gardelitzen, zu Paraden einen weißen Federbusch.
1897: Zusätzlich zur württembergischen Landeskokarde wird wie im gesamten Reichsheer nun auch die deutsche Reichskokarde am Helm getragen.
Musketier vom Musketier-Bataillon von Mylius. 1799
Uniformen 1808 bis 1817
Württembergische Infanterie-Uniform ab 1864 (1. v. rechts)
Schematische Darstellung der Uniform (1890)
Uniform nach 1872, Grenadier im Paradeanzug (Paradeuniform), Grenadier-Regiment Nr. 119, (Waldorf-Astoria, 1932)
Fahne
Das Regiment erhielt seine ersten vier Fahnen durch königliche Ordre vom 26. Mai 1811. Das Tuch war gelb mit goldenen Franzen an allen Seiten. Auf der einen Seite befand sich der goldene gekrönte Namenszug „F.R.“, auf der anderen Seite das gekrönte württembergische Wappen mit Wappenmantel. Diese Fahnen wurden wie alle württembergischen aus dem Russlandfeldzug 1812 zurückgebracht[5]. Wie bei allen Regimentern wurden am 4. Oktober 1818 die Fahnen durch Feldzeichen ersetzt, die durch Höchste Ordre vom 3. September 1851 wieder durch neue Fahnen ersetzt wurden. Jedes Bataillon erhielt eine Fahne aus burgunderrotem Tuch mit weißen Fransen an allen Seiten. In der Mitte der einen Seite befand sich der gold-gelbe gekrönte Namenszug „W“, die andere Seite das von einem gelben Hirsch und einem schwarzen Löwen gehaltene württembergische Wappen, auf blauem Devisenband die Inschrift „Furchtlos und trew“ sowie das weiße Kreuz des Militärverdienstordens.
Das Füsilier-Bataillon erhielt 1874 seine Fahne. Sie war wie die Fahnen von 1851, jedoch ohne Fransen und mit dem gekrönten Namenszug „K“. Sie wurde 1908 durch eine gleiche ersetzt, jedoch mit dem gekrönten Namenszug „W“.
Das IV. Bataillon erhielt 1894 seine Fahne. Sie entsprach der des Füsilier-Bataillons von 1908, aber mit dem Namenszug „W.R.“, blieb bei der Abgabe des Bataillons beim Regiment und wurde vom I. Bataillon als zweite Fahne mitgeführt.
Großes Wappen König Friedrichs
Württembergische Feldzeichen 1818
Württembergische Fahne
Fahne (1. Württembergisches) Grenadier-Regiment Nr. 119, I. und II. Bataillon (Rückseite)
Fahne (1. Württembergisches) Grenadier-Regiment Nr. 119, III. und IV. Bataillon (Rückseite)
später Kommandeur der 29. Infanterie-Brigade April 1912 bis August 1914 Kommandeur der 39. Division August 1916 bis Dezember 1918 Kommandierender General des XIII. Armee-Korps
Uniforms-Vorschrift für das Königlich Würtembergische Militair. Königliche Hof- und Kanzlei-Buchdruckerei Gebrüder Mäntler, Stuttgart 1818.
Anmerkungen
↑Württ. Regierungsblatt 1811 Nro. 25, 1. Juni, Seite 265: „In der Absicht, die früher bestandene Einrichtung der Benennung der Reiter- und Infanterie-Regimenter wieder ins Leben zu rufen, zugleich auch um ausgezeichnete militärische Verdienste in besonderer Weise zu ehren und zu belohnen, finde Ich Mich bewogen, Folgendes zu verfügen: … 2. Dem 1. Reiter-Regiment und dem 5. Infanterie-Regiment will Ich Meinen Namen, und dem 4. Reiter-Regiment, sowie dem 1. Infanterie-Regiment den Namen Meiner Gemahlin, der Königin Olga Majestät und Libden, verliehen haben.“
↑Das Regiment nahm dabei rund 12.000 Mann gefangen und erbeutete u. a. 44 Geschütze, 400 Maschinengewehre, 100 Lkw und 527 andere Fahrzeuge und 800 Pferde.
↑Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918 Teil VI: Infanterie Band 1: Infanterie-Regimenter, Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 201
↑Capitain von Valois ließ die Stangen verbrennen, die kräftigsten Grenadiere trugen die Tücher um den Leib gewickelt.
↑Einfaches „von“ im Namen bedeutet persönlicher Adel, der durch kgl. Ordre vom 12. Dezember 1806 jedem Offizier ab Stabshauptmann/Stabsrittmeister verliehen wurde.
↑Ein Regimentsführer führte das Regiment tatsächlich (bei Abwesenheit oder nach Tod des Kommandeurs), ohne jedoch offiziell zum Kommandeur ernannt worden zu sein.
Infanterieregimenter des Heeres im Deutschen Kaiserreich