Das 3. Unter-Elsässische Infanterie-Regiment Nr. 138 war ein Infanterieverband der Preußischen Armee, welches durch seine Standorte mit der Geschichte des französischen Grand Est in der ehemals deutschen Region Lothringen verbunden ist. Das Regiment bestand von März 1887 bis zur Auflösung im März 1919. Während des Ersten Weltkrieges war das Regiment an Kämpfen der Westfront sowie an der Ostfront beteiligt, wobei viele Soldaten starben.
Anfang August 1893 wurde das Regiment um eine 13. und 14. Kompanie erweitert, die das IV. Halb-Bataillon bildeten. Dieses wurde am 1. April 1897 wieder aufgelöst und die beiden Kompanien an das neu aufgestellte Infanterie-Regiment Nr. 172 abgegeben. Zum gleichen Zeitpunkt trat das Regiment in den Verband der 85. Infanterie-Brigade (30. Division) über.
Kaiser Wilhelm II. erließ am 27. Januar 1902 den Armeebefehl, dass die bislang noch ohne landmannschaftliche Bezeichnung geführten Verbände zur besseren Unterscheidung und zur Traditionsbildung eine Namenserweiterung erhielten. Das Regiment führte daher ab diesem Zeitpunkt die Bezeichnung 3. Unter-Elsässisches Infanterie-Regiment Nr. 138.
Ende Januar 1915 kam das Regiment an die Ostfront. Während der Winterschlacht in Masuren musste das III. Bataillon aufgrund hoher Verluste am 20. Februar aufgelöst werden und konnte durch zugeführten Ersatz erst am 14. März als Halb-Bataillon wieder aufgestellt werden. Im Gefecht bei Giby wurden am 12. März rund 3600 Gefangene gemacht und drei Geschütze sowie zehn Maschinengewehre erbeutet. Nach Stellungskämpfen bei Kalwaria und Augustów trat das Regiment Mitte August den Vormarsch gegen Olita an, der mit dem Gefecht bei Orany endete. Daran schloss sich die Teilnahme an der Schlacht bei Wilna an. Ab Oktober lag das Regiment wieder im Stellungskrieg. Dieses Mal südlich Postawy und am 8. November 1915 erfolgte letztmals eine Veränderung des Unterstellungsverhältnisses. Das Regiment wurde der 65. Infanterie-Brigade unterstellt und beteiligte sich ab Mitte März 1916 während der Schlacht am Naratsch-See an der Abwehr der russischen Offensive. Während weitere Stellungskämpfe erhielt das Regiment Mitte Juni 1916 eine 2. und 3. MG-Kompanie sowie Anfang April 1917 zwölf leichte Minenwerfer. Mitte Mai zu Ausbildungszwecken aus der Front gezogen, kam das Regiment dann vom 13. Juli bis zum 26. August 1917 in Galizien zum Einsatz. Dann verlegte es wieder in das Baltikum, nahm an der Schlacht um Riga teil und bezog dann nördlich der Bahnlinie Riga–Hinzenberg Stellung an der Melupe. Am 19. September wurde der Verband durch das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 249 abgelöst, sammelte sich bis zum 22. September in Libau und führte dort Übungen von Landungsmanövern durch.
Im Rahmen des Unternehmens Albion wurde das Regiment am 10. Oktober 1917 auf verschiedene Kriegsschiffe und Dampfer verladen, um an der Eroberung der Inseln Ösel und Moon mitzuwirken. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Operation kehrte das Regiment bis 31. Oktober wieder nach Libau zurück. Am 3. November 1917 verlegte man das Regiment nach Kowel, wo es südlich davon bei Bruchowicze Stellung bezog. Während der Waffenruhe wurde das Regiment wieder aus der Front gelöst und nach einer kurzen Ausbildungszeit, die insbesondere von Gefechtsübungen geprägt war, nach Nordfrankreich abtransportiert. Bei Roubaix wurde die Gefechtsausbildung im Bataillons- und Regimentsverbund zunächst fortgesetzt, bis das Regiment Ende Januar bei Pérenchies westlich Armentières an der Front Stellung bezog. Während der Schlacht bei Armentières überschritt das Regiment die Leie und nahm an den Gefechten bei Doulieu sowie Merris teil. Bis zum 17. April 1918 beliefen sich die Verluste auf 194 Tote, 626 Verwundete und 11 Vermisste. Von Ende April bis Ende Juni 1918 lag das Regiment in Stellungskämpfen bei Lens, um dann an der Schlacht bei Soissons teilzunehmen.
Nach den verlustreichen Kämpfen war der Kampfwert des Regiments nicht mehr hinreichend und die Truppe für einen weiteren Fronteinsatz am 10. August 1918 nicht mehr geeignet. Es fehlten Offiziere, Ersatzmannschaften und Waffen, sowie geeignete Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke.[2] Daher wurde das II. Bataillon des aufgelösten Infanterie-Regiments Nr. 390 als III. Bataillon in das Regiment eingegliedert. Die Mannschaften sowie die MG-Kompanie des bisherigen III. Bataillons wurde zum Auffüllen auf das I. und II. Bataillon verteilt. Ende des Monats wurden zusätzlich die 4., 8. und 12 Kompanie aufgelöst und verteilt. Jedes Bataillon gliederte sich nun zu drei Kompanien mit je acht leichten Minenwerfern sowie einer MG-Kompanie mit zwölf MG 08.
Während der folgenden Abwehrkämpfe in der Champagne hatte das Regiment Ende September 1918 weitere schwere Verluste zu verzeichnen. Dem Kommandeur des I. Bataillons, Hauptmann Stanislaus Behrendt (1886–1918) wurde für sein umsichtiges Verhalten am 4. Oktober 1918 der Orden Pour le Mérite verliehen.[3] Er verstarb wenige Tage später an seinen schweren Verwundungen. Dem Regimentskommandeur Major Friedrich Bruns (1869–1943) gelang es mit seinem Stab, die in die Stellungen eingedrungenen Franzosen durch Handgranaten zum Stehen zu bringen und einen Durchbruch zu verhindern. Dafür wurde er am 6. November 1918 mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet.[4] Mangels Zuführung von Ersatz erging am 30. Oktober 1918 der Befehl zur Auflösung des III. Bataillons.
Nach den Aufzeichnungen zu den Verlusten des Regiments viele Soldaten bei den Kampfhandlungen des Regiments oder in Gefangenschaft. Das Regiment erstreckte sich in der größten Aufstellung auf 3 Bataillone mit 19 Kompanien und das Offizierskorps.[5]
Verbleib
Nach Kriegsende marschierten die Reste des Regiments durch die Eifel nach Schupbach und von dort weiter nach Coswig, da die ehemalige Garnison Dieuze aufgrund der Waffenstillstandsvereinbarungen nicht mehr erreichbar war. Hier wurde es zunächst demobilisiert und am 31. März 1919 aufgelöst. Aus demobilisierten Teilen bildete sich im Januar 1919 eine Freiwilligenkompanie, die im Juni 1919 in der Reichswehr-Brigade 25 der Vorläufigen Reichswehr aufging.
Paul von Abel: Stammliste der Königlich Preußischen Armee. Salzwasser Verlag, Paderborn 2013, ISBN 978-3-7340-0012-6, S.166–167 ([archive.org ] – Reprint der 1905 bei E.S. Mittler und Sohn in Berlin erschienenen Ausgabe).
Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 222.
↑Claus von Bredow: Historische Rang- und Stammliste des deutschen Heeres. Verlag August Scherl, Berlin 1905, S. 668.
↑Reichsarchiv (Hrsg.), Wilhelm Lasch: 3. Unterelsässisches Infanterie-Regiment Nr. 138. Band 7 des preußischen Anteils der Erinnerungsblätter, Stalling-Verlag, Oldenburg/Berlin 1921, S. 87.
↑Karl-Friedrich Hildebrand, Christian Zweng: Die Ritter des Ordens Pour le Mérite des I. Weltkriegs. Band 1: A–G., Biblio Verlag, Osnabrück 1999, ISBN 3-7648-2505-7, S. 74–75.
↑Karl-Friedrich Hildebrand, Christian Zweng: Die Ritter des Ordens Pour le Mérite des I. Weltkriegs. Band 1: A–G. Biblio Verlag, Osnabrück 1999, ISBN 3-7648-2505-7, S. 213.
↑Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 346.
Infanterieregimenter des Heeres im Deutschen Kaiserreich