Das Film Festival Cologne (vormals: Cologne Conference)[1] ist ein internationales Filmfestival in Köln. Mit jährlich rund 30.000 Besuchern ist es eines der größten Filmfestivals Deutschlands. Die Präsentation unabhängiger Kino- und TV-Filme und Serien wird ergänzt durch medienpolitische und -ästhetische Debatten. Die 34. Ausgabe des Festivals wird 2024 vom 17. bis 24. Oktober stattfinden.
Das Film Festival Cologne (damals noch Cologne Conference, kurz CoCo) wurde 1991 von dem Publizisten und Medienforscher Lutz Hachmeister gegründet, als dieser Leiter des Adolf-Grimme-Instituts in Marl war. Zusätzlich zum national ausgerichteten Grimme-Preis, so das Konzept, sollte ein internationales Fernsehfestival organisiert werden. Hachmeister formulierte, die CoCo begreife sich als „Fest für neue Film- und Fernsehsprache, als Bauhaus für den Zusammenhang der Medien, ohne den Eigenwert der jeweiligen Medien und Ereignis-Orte zu leugnen“.
Das TV-Fest wurde in das Medienforum.nrw integriert und von der NRW-Landesregierung sowie der Landesanstalt für Rundfunk (heute: Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen) finanziert, entwickelte aber schnell eine Eigendynamik und internationale Reputation. 1993 wurde die Wettbewerbsreihe „Top Ten des Internationalen Fernsehens“ etabliert, die ab 2001 auf zwei Reihen, jeweils eine für fiktionales und eine für dokumentarisches Fernsehen, erweitert wurde. Die beiden Kategorien wurden im Jahr 2007 wieder zu einer gemeinsamen „Top Ten“ zusammengefasst. Als zweites Wettbewerbssegment gibt es seither die „Look“-Reihe, bei der speziell Produktionen im Fokus stehen, die durch eine ungewöhnliche audiovisuelle Ästhetik auffallen. Seit 2009 gehört auch die Wettbewerbsreihe „Kino“ zu dem Film- und Fernsehfestival, die das Interessanteste aus der unabhängigen Kinolandschaft zeigt. Bis 2006 lief zudem die Festivalreihe „Spektrum Junger Film“ für Nachwuchsarbeiten, organisiert in Zusammenarbeit mit der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen und der ZDF-Redaktion Das kleine Fernsehspiel. Die Veranstaltungsreihe „Lectures“ widmet sich in Vorträgen und Diskussionen aktuellen Entwicklungen in der Medienbranche. Fester Bestandteil ist seit 2007 darüber hinaus ein Werkstattgespräch mit dem Gewinner des „Filmpreises Köln“ im Rahmen der „Lectures“. Seit 2011 stehen auch alle anderen Preisträger persönlich bei den Werkstattgesprächen Rede und Antwort. Daneben gibt es Retrospektiven und Wiederaufführungen von „Kultprogrammen“ wie The Monkees, Nummer 6, Das Millionenspiel, Twin Peaks oder Kir Royal.
Entwicklung
2005 wurde auf der CoCo die britische Animationsserie Popetown gezeigt, um die später in Deutschland eine erregte Debatte um Blasphemie und Gotteslästerung ausbrach. 2006 übernahm die Spiegel-Gruppe das Titelpatronat für die Veranstaltung, nach dem Vorbild des Media Guardian Television Festival Edinburgh, wo der britische Guardian engagiert ist. Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust und Lutz Hachmeister übernahmen das Präsidium der Veranstaltung. Der WDR nahm das Logo „Spiegel TV- und Filmfestival Köln“ zum Anlass, sich nicht an der Veranstaltung zu beteiligen, da man „Spiegel TV“ als kommerziellen Konkurrenten betrachtete. Zudem wurde in der Presse über eine mögliche Abspaltung der Cologne Conference vom Medienforum.nrw berichtet und über einen Wegzug des Festivals nach Berlin spekuliert. Im Jahr 2007 fand die Cologne Conference erstmals unabhängig vom Medienforum.nrw statt und rückte damit terminlich in die Nähe des Deutschen Fernsehpreises. Der damalige Medienstaatssekretär des Landes NRW Andreas Krautscheid sagte 2007, es sei „für den Medienstandort Nordrhein-Westfalen und die Stadt Köln außerordentlich erfreulich und wichtig, dass diese Veranstaltung – nunmehr im Herbst – erneut stattfinden kann. Die zeitliche Trennung vom medienforum.nrw halte ich für sinnvoll und hoffe, dass diese Positionierung beiden Veranstaltungen gut tut.“ Seither wird die Cologne Conference GmbH im Kern von der Stadt Köln und der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes NRW gefördert.
Am 23. Juni 2016 gaben die Macher der Cologne Conference bekannt, dass das Festival künftig unter dem Namen „Film Festival Cologne“ laufen werde. Der Namenswechsel sei laut Festivalgründer und -präsident Lutz Hachmeister nötig gewesen: „Es fällt nicht leicht, ein in der Branche gut eingeführtes Signet zu verändern. Aber im Ausland und auch bei den Kölnern selbst ist mit der Cologne Conference zu häufig ein wissenschaftlicher Kongress verbunden worden.“[2]
Aus rund 800 internationalen Einreichungen wählt eine Jury die Programme für die Wettbewerbsreihen „Top Ten“, „Look“ und „Kino“ aus. Seit 1997 werden bei der CoCo verschiedene Preise verliehen. Mit dem über 10.000 Euro dotierten TV-Spielfilm-Preis, gestiftet von der gleichnamigen Programmzeitschrift, wird jedes Jahr der beste Beitrag der beiden Wettbewerbsreihen prämiert. Des Weiteren gibt es einen Preis für Casting-Leistungen sowie den Hollywood Reporter Award für eine junge, aufstrebende Persönlichkeit aus der Film- und Fernsehbranche. Bis 2007 war, gestiftet von der ZDF-Tochter Network Movie, auch ein Preis für das beste Drehbuch vergeben worden: Er ging unter anderem 2006 an Florian Henckel von Donnersmarck für dessen Buch zu dem Kinofilm Das Leben der Anderen, der später, im Februar 2007, mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2013 wurde zum ersten Mal der mit 10.000 Euro dotierte International Actors Award für besondere schauspielerische Leistung verliehen.
Die im Jahr 2007 ins Leben gerufene neue Hauptauszeichnung der Cologne Conference, der „Filmpreis Köln“, ist mit 25.000 Euro verbunden und widmet sich „werkübergreifend der Grammatik und Poetik der audiovisuellen Medien“. Stifter der Auszeichnung sind die Stadt Köln und die Filmstiftung NRW (Düsseldorf). Erster Preisträger war 2007 der kanadische Filmregisseur und -autor Paul Haggis(L.A. Crash, Casino Royale), im Folgejahr wurden die Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne(Das Kind, Lornas Schweigen) ausgezeichnet. Im Jahr 2009 ging der Preis an Roman Polański(Chinatown, Der Pianist). Der polnisch-französische Regisseur konnte die Auszeichnung aber nicht, wie vorgesehen, am 3. Oktober in Köln entgegennehmen, da er am 26. September während der Anreise zum Zürcher Filmfest am Flughafen Zürich-Kloten festgenommen wurde, was weltweites Aufsehen erregte. 2010 nahm der Regisseur David Lynch den Filmpreis Köln entgegen. Der TV-Spielfilm-Preis ging an den Serienschöpfer David Simon für seine hochgelobte Serie Treme. Tarsem Singh war der Preisträger des Filmpreises Köln, der ihm im Rahmen der Cologne Conference 2011 verliehen wurde. Ebenfalls war Paul Abbott als Preisträger zu Gast in Köln. Außerdem empfing der Regisseur Todd Haynes den TV-Spielfilm-Preis für seine preisgekrönte Arbeit an der Neuauflage von Mildred Pierce. 2012 ging der Filmpreis Köln an den französischen Filmemacher François Ozon. Der TV-Spielfilm-Preis wurde an den Drehbuchautor und Regisseur Michael Winterbottom für seinen Kino-Beitrag Trishna verliehen. Im Jahr 2013 nahm der kontrovers diskutierte amerikanische Filmemacher Harmony Korine(Gummo, Spring Breakers) den Filmpreis Köln entgegen. Die Grande Dame des französischen Films Isabelle Huppert(8 Frauen) wurde mit dem International Actors Award ausgezeichnet. Sibel Kekilli(Gegen die Wand, Game of Thrones) durfte sich über den Hollywood Reporter Award freuen und bedankte sich mit einer emotionalen Rede. Für ihre gemeinsame Arbeit an dem Spielfilm Finsterworld erhielten die Dokumentarfilmerin und Regisseurin Frauke Finsterwalder und der Schweizer Autor Christian Kracht den TV-Spielfilm-Preis.
Seit 2015 wird der Phoenix-Dokumentarfilmpreis im Rahmen des Film Festival Cologne verliehen.[3] Im Jahr 2019 wurde erstmals der mit 10.000 Euro dotierte Cologne Creative Award verliehen; ausgezeichnet werden Medienschaffende, „die sich in besonderer Weise um die Zukunft des audiovisuellen Erzählens verdient gemacht haben.“[4]
Erstmals 2020 wurde der Manfred Stelzer Preis für eine besonders gelungene deutsche Filmkomödie vergeben, der dem verstorbenen Regisseur Manfred Stelzer gewidmet ist. Ebenfalls zum ersten Mal 2020 wurde der von der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen geförderte NRW-Medienpreis für entwicklungspolitisches Engagement verliehen, der erfolgreiche und innovative Social-Media-Kampagnen im Bereich Globale Ziele und entwicklungspolitisches Engagement auszeichnet und mit Preisen von 5.000 Euro, 3.000 Euro und 2.000 Euro dotiert ist.
Filmpreis NRW für den besten Dokumentarfilm: Peter Handke – Bin im Wald. Kann sein, dass ich mich verspäte... (Regie: Corinna Belz, Produktion: Thomas Kufus, zero one film)
NRW-Medienpreis für entwicklungspolitisches Engagement: WHAT IF...? In 80 Fragen um die Welt, YouTopia – Gemeinsam für die Umwelt und Der Stoff, aus dem die Träume sind[14]
Manfred Stelzer Preis: Nana Neul für die Regie von Töchter
NRW-Medienpreis für entwicklungspolitisches Engagement: The Truth Wins (Reporter ohne Grenzen), Gamechanger Week (Kindernothilfe e. V.) und Nachschlag (Utopia.de)[15]
↑Ansprechpartner. Cologne Conference GmbH, 20. September 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. April 2014; abgerufen am 20. September 2010.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cologne-conference.de