Von seinem Vater erbte er den Titel des (Titular)-Herzogs von Schleswig-Holstein; er war nun das Haupt dieses Familienzweiges. Nach dem Tode seines Vaters wurde von Kaiser und König Wilhelm I. angeordnet, dass ihm im Verkehr mit Behörden die Anrede „Hoheit“ beizulegen sei.[1] Er war seit 1884 Mitglied des Corps Borussia Bonn.[2]
Im Sommer 1890 wurde der Herzog in den Generalstab kommandiert und 1891 zum Hauptmann befördert. 1895 folgte die Beförderung zum Major.[3]
Von sich reden machte der Herzog durch sein ausschweifendes, für die damalige Zeit skandalträchtiges Sexualleben, zu dem auch Bordellbesuche zählten und das ihm bei Hof den Spitznamen „Herzog Rammler“ eintrug.[4][5] Allerdings sind die Berichte mit Rücksicht auf die eher prüde Moral des Kaiserhofes mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. In der Forschung wird die Vermutung geäußert, dass Ernst Günther die Schmähbriefe der Kotze-Affäre verfasst habe.[6]
1893 machte Ernst Günther zum Entsetzen des Kaiserpaares in Paris der verwitweten Herzogin Maria Letizia von Aosta, einer geborenen Prinzessin Bonaparte, einen Heiratsantrag, den der deutsche Botschafter Graf Münster noch vereiteln konnte. Ein Jahr später spielte er mit dem Gedanken, die Prinzessin Helene von Orleáns zu heiraten, was abermals auf den Widerstand des Kaiserpaares traf.[7] 1896 sorgte eine Affäre zwischen Ernst Günther und der Freiin Johanna von Spitzemberg, der Tochter der Salonnière Hildegard von Spitzemberg, am Kaiserhof für Aufregung. Die geplante Heirat der beiden, die nach den dynastischen Konventionen als unstandesgemäß galt, scheiterte am kategorischen Einspruch des Kaiserpaares.[8]
Am 2. August 1898 heiratete Ernst Günther in Coburg Prinzessin Dorothea von Sachsen-Coburg und Gotha (1881–1967), einzige Tochter von Prinz Philipp (1844–1921) und Prinzessin Louise von Belgien (1858–1924) sowie Enkelin des belgischen Königs Leopold II. Dorothea und Ernst Günther hatten keine Kinder. Im Jahre 1920 adoptierten sie Prinzessin Marie Luise (1908–1969) und Prinz Johann Georg von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (1911–1941), Sohn und Tochter von Prinz Albrecht von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und Gräfin Ortrud von Isenburg und Büdingen.
Olivier Defrance, Joseph van Loon: La fortune de Dora. Une petite-fille de Léopold II chez les nazis. Racine, Brüssel 2013.
Mikkel Venborg Pedersen: Die Herzöge von Augustenburg. Hrsg. Carsten Porskrog Rasmussen in: Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg. Im Auftrag der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Wachholtz Verlag, Neumünster 2008, S. 310–341. ISBN 9783529026065.
Elizza Erbstößer: Auguste Victoria. Die letzte deutsche Kaiserin. Sutton, Erfurt 2008, ISBN 978-3-86680-249-0.
John C. G. Röhl: Wilhelm II. Der Aufbau der Persönlichen Monarchie 1888–1900. Band 2, C. H. Beck, München 2001.
Friedrich Karl Devens: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1827–1902. Düsseldorf 1902, S. 211.
Einzelnachweise
↑Bekanntmachung Nr. 1011 der „Allerhöchsten Ordre“ vom 14. Juni 1880, Amtsblatt der Regierung in Schleswig, S. 212.
↑Kapitel 4: Der «Herzog Rammler» Ernst Günther von Schleswig-Holstein. In: John C. G. Röhl: Band 2: Wilhelm II. Der Aufbau der Persönlichen Monarchie 1888–1900. C. H. Beck, 2001, ISBN 978-3-406-48229-8.