Die Eibe ist ein Baum, dem oft ein hohes Alter zugeschrieben wird, ohne dass es dafür Beweise gibt. Da die ältesten bekannten Eiben den größten Teil ihres Kernholzes durch Fäulnis verloren haben, ist eine Altersschätzung anhand von Baumringen meist nicht möglich. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass auf den Britischen Inseln Eiben (englischYew tree) vorkommen, die 2000 Jahre oder älter sind.[1]
Eiben-Arten sind immergrüne Sträucher oder kleine bis mittelgroße Bäume. Junge Zweige besitzen anfangs eine grüne bis gelblich-grüne Rinde; an ihrem unteren Bereich kann man einige Knospenschuppen beobachten. Später wird die Rinde rötlich-braun, an älteren Ästen entwickelt sich eine schuppige, rötlich-braune Borke.[3][4]
Die Nadeln sind spiralig am Zweig angeordnet, sind aber gescheitelt, so dass sie zweireihig angeordnet zu sein scheinen. Die linealischen, biegsamen Nadeln können gerade oder gebogen sein. Sie enden in einer kleinen aufgesetzten, aber nicht stechenden Spitze. Auf der Oberseite der Nadeln tritt die Mittelader hervor, auf der Unterseite befinden sich zwei helle Streifen mit den Stomata.[3][4]
Der Stamm ist häufig als Komplexstamm ausgebildet mit sehr tiefreichenden Wurzeln, die sich sogar an Felsen klammern können.
Generative Merkmale
Eiben-Arten sind meist zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch): Männliche und weibliche Blüten stehen auf separaten Pflanzenexemplaren, gelegentlich sind sie einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die männlichen Zapfen sind kugelig und gelblich. Sie weisen vier bis 16 Sporophyllen auf, die jeweils zwei bis neun Sporangien besitzen.[3][4]
Die Samen reifen im Jahr der Befruchtung. Weibliche Pflanzen tragen im Herbst rote „Früchte“, die in der Mitte einen einzelnen Samen enthalten. Das den Samen umgebende rote, fleischige Gewebe – der Samenmantel (Arillus) – entwickelt sich nicht aus der Samenschale (Testa), sondern aus dem Stielbereich der Samenanlage (Funiculus). Der becherförmige Arillus weist je nach Art unterschiedliche Rottöne auf. Man spricht in diesem Fall nicht von einer Frucht (im botanischen Sinne), sondern von einem Samenmantel (Arillus), da es Früchte per definitionem nur bei Bedecktsamigen Pflanzen geben kann.[3][4]
Ökologie
Die Ausbreitung des Pollens erfolgt über den Wind (Anemophilie). Die Samen werden hauptsächlich von Vögeln ausgebreitet, die den fleischigen Samenmantel verzehren und den Samen später wieder ausscheiden (Endochorie).[5] Die Keimung erfolgt epigäisch, es sind zwei Keimblätter vorhanden.[3]
Inhaltsstoffe
Die meisten Eibenarten, darunter die Europäische Eibe (Taxus baccata), enthalten stark toxische Alkaloide, vor allem das sehr giftige Taxin, das nach dieser Gattung benannte Eibengift. Giftig sind Rinde, Nadeln und Samen des Baumes. Der rote Samenmantel enthält dagegen selbst keine Giftstoffe und wird von Vögeln gefressen. Taxin führt bei Mensch und Tier zu heftigen Krampfanfällen bis hin zum Tod.[6] Fälle von tödlichen Vergiftungen durch Eiben sind von Menschen, Rindern und Pferden bekannt.
Ab 50 Gramm Nadeln, bzw. einem Auszug aus 50 Nadeln wird eine Vergiftung kritisch. Bei Pferden kann eine Vergiftung bereits nach 5 Minuten tödlich enden, beim Menschen nach ca. 2 bis 12 Stunden.[7][8] Insbesondere die Pazifische Eibe (Taxus brevifolia) enthält Paclitaxel (Taxol), das zur Behandlung von Brust- und Eierstockkrebs eingesetzt wird. Auch das Vorkommen von Ecdysteron wurde mehrfach beschrieben.[9][10]
Vorkommen
Die Eiben-Arten sind hauptsächlich in der gemäßigten Zone der Nordhalbkugel verbreitet. In der Neuen Welt erreichen sie südwärts noch Mexiko, Guatemala und El Salvador. In Südostasien sind sie in tropischen Gebirgswäldern vertreten und überschreiten auf Celebes den Äquator. Während sie im Norden ihres Verbreitungsgebietes in tieferen Lagen vorkommen, erreichen sie in den Tropen Höhenlagen von 3000 Meter.[5]
Von europäischer Bedeutung ist der Eibenbestand auf dem Schweizer Uetliberg, wo die Stadt Zürich einen Eibenlehrpfad einrichtete.[14]
Eiben wachsen in der Strauchschicht feuchter Wälder oder bilden einen Teil der Kronenschicht.[5]
Ortsnamen mit dem Bestandteil „ib“ und Flur-/Bergnamen (wie Iberg oder Ibenkuppe) weisen auf frühere Eibenbestände hin, zum Beispiel Unteribental[15] oder Unteriberg.
Systematik
Die Gattung Taxus wurde durch Carl von Linné aufgestellt.[16] Der wissenschaftliche Gattungsname Taxus wird etymologisch hergeleitet über persisch تخش, DMGtaḫš, für ‚Armbrust, Pfeil‘ und altgriechischτόξονtóxon für ‚Pfeilbogen‘ (für deren Herstellung sich Eibenholz besonders eignet) mit (vielleicht beiden Wörtern zugrundeliegendem) skythisch*taχša- ‚verbunden‘ sowie mit dem nicht näher bestimmbaren altindischen Baumnamen takṣaka-.[17][18]
Die systematische Abgrenzung der Arten und Varietäten innerhalb der Gattung ist schwierig und bei den Autoren teils unterschiedlich.[5][19][20]Aljos Farjon unterscheidet folgende Arten:[21]
Japanische Eibe (Taxus cuspidataSieb. & Zucc.):[5] Es gibt zwei Varietäten.
Taxus cuspidataSieb. & Zucc. var. cuspidata (Syn.: Cephalotaxus umbraculiferaSieb. ex Endl., Taxus baccata var. microcarpaTrautv., Taxus baccata var. cuspidata(Sieb. & Zucc.) Carr., Taxus cuspidata var. microcarpa(Trautv.) Kolesn., Taxus cuspidata var. umbraculifera(Sieb. ex Endl.) Makino, Taxus cuspidata var. latifolia(Pilg.) Nakai): Sie kommt in den chinesischen Provinzen Heilongjiang, östlichen Jilin, Liaoning, Shaanxi, in Korea, Japan (Hokkaido, Honshu, Kyushu, Shikoku), auf den Kurilen und in Russlands Fernem Osten in der Region Primorje sowie Sachalin vor.[3]
Taxus cuspidata var. nanaRehder (Syn.: Taxus cuspidata f. nana(Rehder) E.H.Wilson): Sie wächst als Zwergstrauch und ihre Nadeln erwecken nicht den Eindruck zweireihig angeordnet zu sein. Es ist wenig über diese Varietät bekannt. Sie kommt in Russlands Fernem Osten (Region Primorje sowie Sachalin) und auf der japanischen Insel Honshu vor.[26]
Florida-Eibe (Taxus floridanaNutt. ex Chapman): Dieser seltene Endemit gedeiht an feuchten und schattigen Standorten in Hartholz-Wäldern entlang des Appalachicola River in Höhenlagen von 15 bis 30 Metern nur in Florida.[5][4]
Taxus floriniiSpjut: Sie wurde 2007 erstbeschrieben und kommt im südwestlichen Sichuan und im nordwestlichen Yunnan vor.[27] Sie wird von manchen Autoren als Synonym zu Taxus wallichiana gestellt.
Taxus wallichiana var. mairei(Lemée & H.Lev.) L.K.Fu & Nan Li (Syn.: Taxus chinensis var. mairei(Lemée & H.Lév.) W.C.Cheng & L.K.Fu, Taxus maireiLemée & H.Lév.): Sie ist im nordöstlichen Indien, Laos (unsicher), Myanmar, Vietnam, Taiwan und in den chinesischen Provinzen Anhui, Fujian, Gansu, Guangdong, Guangxi, Guizhou, Henan, Hubei, Hunan, Jiangxi, Shaanxi, Sichuan, Yunnan sowie Zhejiang verbreitet.[3]
Taxus wallichianaZucc. var. wallichiana (Syn.: Taxus contortaGriff., Taxus yunnanensisW.C.Cheng & L.K.Fu): Sie ist in Indien, Nepal, Bhutan, Myanmar, Vietnam, Tibet und die chinesischen Provinzen Sichuan sowie Yunnan verbreitet.[3]
Nutzung
Es gibt zahlreiche Kreuzungen. Die bekannteste Kreuzung ist die Hybrid-Eibe (Taxus ×mediaRehder), eine 1900 in Massachusetts entstandene Kreuzung aus Taxus baccata und Taxus cuspidata. Ihre breit säulenförmig wachsende Zuchtform ‘Hicksii’ wird relativ häufig in Parks und Gärten verwendet.
Das selten im Handel erhältliche Holz der Europäischen und der Pazifischen Eibe ist relativ hart, sehr zäh und elastisch. Es wird überwiegend für Drechselarbeiten, daneben für Furniere, den Bau von Musikinstrumenten und seit alter Zeit für die Herstellung von Bögen verwendet.[28]
Das rote Fruchtfleisch, welches die Samen umgibt, ist essbar und sehr süß, die darin enthaltenen Samen sind, wie der Rest der Eibe, tödlich giftig.[29]
Aljos Farjon: A Handbook of the World’s Conifers. Band2. Brill, Leiden / Boston 2010, ISBN 978-90-04-17718-5, S.969–985.
Fred Hageneder et al.: Die Eibe in neuem Licht. Eine Monographie der Gattung Taxus mit Fotos von Andy McGeeney. Verlag Neue Erde, Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-89060-077-2.
Petra Mensing et al.: Monographie der Familie Taxaceae. (= Wissenschaftliche Gehölzmonographien. Band 4). Verlag Gartenbild Hansmann, Rinteln 2005.
↑ abcdefg
Matthew H. Hils: Taxaceae Gray. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 2: Pteridophytes and Gymnosperms. Oxford University Press, New York und Oxford, 1993, ISBN 0-19-508242-7.Taxus – textgleich online wie gedrucktes Werk.
↑H. Hoffmeister, G. Heinrich, G. B. Staal, W. J. van der Burg: On the occurrence of ecdysterone in yews. In: Naturwissenschaften, Volume 54, Issue 17, 1967, S. 471. PMID 5586986
↑N. J. De Souza, E. L. Ghisalberti, H. H. Rees, T. W. Goodwin: Studies on insect moulting hormones: biosynthesis of ponasterone A and ecdysterone from [2-14C] mevalonate in Taxus baccata. In: Biochem. J. Volume 114, Issue 4, 1969, S. 895–896. PMID 5343810
↑
David J. de Laubenfels: Coniferales. In: Flora Malesiana. Series I, Volume 10, Kluwer Academic, Dordrecht 1988, S. 337–453.
↑
Aljos Farjon: A Handbook of the World's Conifers. Band 2, S. 970.
↑Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2: Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
↑
Jürg Hassler-Schwarz: Die Eibe (Taxus baccata L.): Eine Beschreibung unter besonderer Berücksichtigung des Kantons Graubünden. Ein Versuch zur Beschreibung der Baumart mit ihren physischen und mythischen Eigenarten…, Verlag: Jürg Hassler-Schwarz, 1999.
↑
Beiträge zur Eibe / Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Freising (Hrsg.): Berichte aus der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Nr. 10. Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. 1996.
↑
Michael Möller, Lian-Ming Gao, Robert R. Mill, Jie Liu, De-Quan Zhang, Ram Poudel, De-Zhu Li: A multidisciplinary approach reveals hidden taxonomic diversity in the morphologically challenging Taxus wallichiana complex. In: Taxon, Volume 62, Issue 6, 2013, S. 1161–1177. doi:10.12705/626.9
↑
Richard W. Spjut: Taxonomy and nomenclature of Taxus (Taxaceae). In: Journal of the Botanical Research Institute of Texas, Volume 1, Issue 1, 2007, S. 222. Volltext-PDF.
↑Nick Gibbs: Enzyklopädie Wohnen mit Holz. Fleurus Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-89717-425-2, S.184–186.