Claudette Colbert wurde unter dem Taufnamen Émilie Claudette Chauchoin als Tochter von Jeanne Marie (geborene Loew, 1877–1970) und Georges Claude Chauchoin (1867–1925) in Saint-Mandé geboren. Ihre Familie wanderte im Jahr 1906 in die Vereinigten Staaten aus und ließ sich in New York City nieder. Colberts Vater arbeitete in untergeordneter Position bei einer Geschäftsbank, die Mutter versuchte ohne Erfolg eine Karriere als Opernsängerin zu starten. Claudette Colbert absolvierte ihre Schulausbildung an der künstlerisch orientierten Washington Irving High School. Anschließend wollte sie zunächst Modedesignerin werden, erhielt aber durch ihre Bekanntschaft mit der Autorin Anne Morrison eine Drei-Zeilen-Rolle im Broadway-Stück The Wild Westcotts. Sie unterschrieb einen Fünfjahresvertrag beim Theaterproduzenten Albert H. Woods und hatte 1927 ihren Durchbruch in dem Stück The Barker.[1] Im selben Jahr machte sie auch ihr Filmdebüt an der Seite von Ben Lyon in dem heute verschollenen Stummfilm For the Love of Mike von Frank Capra. Der Film war allerdings kein Erfolg und sie war mit ihrer Leistung unzufrieden, weshalb sie erklärte, nie wieder einen Film drehen zu wollen.[2]
Ein lukratives Angebot brachte Colbert dazu, bei den New Yorker Astoria Ateliers der Paramount Pictures wieder für den Film zu arbeiten.[3] Anfang der 1930er Jahre drehte sie häufig die französischsprachigen Versionenfilme von Studioproduktionen, ein damals übliches Verfahren. Insgesamt blieb sie dem Studio über 15 Jahre vertraglich verbunden. Mit ihrer Rolle in Der lächelnde Leutnant neben Maurice Chevalier hatte sie unter der Regie von Ernst Lubitsch einen ersten Erfolg. Sie absolvierte danach in bunter Reihenfolge Auftritte in Melodramen, Komödien und als historische Gestalt in Monumentalfilmen. Cecil B. DeMille setzte sie 1932 als Poppaea Sabina neben Charles Laughton und Fredric March in Im Zeichen des Kreuzes ein. Der Regisseur war von der Schauspielerin so angetan, dass er sie für einige Filme verpflichtete, besonders spektakulär als Cleopatra in der gleichnamigen Verfilmung von 1934.
Im selben Jahr hatte Colbert, die bis dahin eine vielbeschäftigte Darstellerin mittlerer Popularität war, ihren Durchbruch zum Hollywood-Star. Nachdem man ihr bei Columbia Pictures mit 50.000 Dollar das Doppelte ihres bisherigen Gehalts gezahlt und ihr eine Beendigung der Dreharbeiten in drei Wochen zugesichert hatte, übernahm sie die Hauptrolle in Frank Capras Komödie Es geschah in einer Nacht (alle etablierten Schauspielerinnen in Hollywood hatten abgelehnt, so Constance Bennett, Miriam Hopkins und Margaret Sullavan). Die männliche Hauptrolle ging an Clark Gable, der von Studiochef Louis B. Mayer persönlich ‚bestraft‘ wurde und von MGM an Columbia Pictures ausgeliehen wurde. Der Film entwickelte sich nach mäßigem Start zu einem der größten Erfolge des Jahres. Colbert und Gable wurden als beste Hauptdarsteller jeweils mit einem Oscar belohnt.
Colbert drehte später im Jahr bei Universal Pictures das tränenreiche Melodrama um Rassenvorurteile und Mutterliebe Frauen am Scheidewege unter der Regie von John M. Stahl, mit dem sie einen weiteren Hit an der Kinokasse hatte. Paramount gab ihr nach der Rückkehr ins Studio eine größere Garderobe und gehaltvolle Rollen in erfolgreichen Komödien wie Frauen-Launen, Das Mädchen, das den Lord nicht wollte und Oberarzt Dr. Monet, ein Drama über einen Psychiater mit Charles Boyer, Joel McCrea und Frances Dee, das der Schauspielerin 1935 eine weitere Oscar-Nominierung einbrachte. Nach Das Mädchen, das den Lord nicht wollte drehte Colbert gemeinsam mit Fred MacMurray bis 1949 insgesamt sieben Filme und das Duo rivalisierte mit William Powell und Myrna Loy um den Titel des perfekten Leinwandpaares.
1936 verdiente Colbert bereits 306.000 Dollar und war damit der höchstbezahlte weibliche Filmstar des Landes. Nach gelegentlichen Ausflügen in dramatische Rollen, so 1937 als eine der Hexerei angeklagte Puritanerin in Maid of Salem, die vom Publikum weniger goutiert wurden, konzentrierte sich Colbert auf leichte Komödien. Darunter befanden sich Klassiker wie Blaubarts achte Frau, Midnight – Enthüllung um Mitternacht, Atemlos nach Florida, Practically Yours und Guest Wife. Mitte der 1940er Jahre erreichte ihre Karriere den Höhepunkt. Mit ihrer Gage pro Film von 250.000 Dollar zählte sie zu den Bestbezahlten in Hollywood. Mutige Frauen präsentierte sie 1943 als Krankenschwester, die fürchterliche Qualen unter den Japanern nach dem Fall von Bataan zu erleiden hat. Paulette Goddard und Veronica Lake spielten Nebenrollen. Ein Jahr später war Colbert in Als du Abschied nahmst, einer Selznick-Produktion zu sehen, die fast 5,5 Millionen Dollar einspielte und ihr eine weitere Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin einbrachte. 1946 war sie mit dem Drama Geheimnis des Herzens erfolgreich, der Colbert als Witwe mit Liebeskummer zeigte. Im selben Jahr spielte sie neben George Brent und Orson Welles in Morgen ist die Ewigkeit eine junge Frau, deren totgeglaubter erster Ehemann, dargestellt von Welles, überraschend wieder auftaucht.
Nach dem Erfolg von Das Ei und ich, der 1947 in den Verleih kam und für die Nebendarsteller Marjorie Main und Percy Kilbride als Ma und Pa Kettle ein eigenes Spin-off mit etlichen Filmen einbrachte, führte die Karriere der Schauspielerin jedoch erstaunlich schnell in die Mittelmäßigkeit. 1948 scheiterte die Beteiligung in der Verfilmung des Broadway-Erfolgs Der beste Mann, da Produzent Frank Capra nicht auf Colberts Forderung nach einem weiteren Tag bezahlten Urlaub einging. Katharine Hepburn übernahm die Rolle. 1950 war die Schauspielerin erste Wahl für die Hauptrolle in Alles über Eva, doch sie verstauchte sich bei einem Sturz während der Dreharbeiten zu Drei kehrten heim einen Wirbel und wurde am Ende durch Bette Davis ersetzt. In den darauffolgenden Jahren ließen die Angebote als Hauptdarstellerin für die mittlerweile fast 50-jährige Colbert nach. 1954 unternahm sie einen Ausflug zum französischen Film mit Auftritten in Liebe, Frauen und Soldaten und Versailles – Könige und Frauen.
Zu Beginn der 1960er Jahre beendete Colbert zunächst ihre Karriere vor der Kamera; in den Jahren zuvor war sie fast nur noch als Fernseh- und Theaterschauspielerin tätig gewesen. Sie spielte noch gelegentlich an verschiedenen Theatern und trat 1987 nach einem Vierteljahrhundert Pause in dem zweiteiligen Fernsehfilm The Two Mrs. Grenvilles an der Seite von Ann-Margret ein letztes Mal vor die Kamera. Für ihre Darstellung erhielt sie einen Golden Globe als beste Nebendarstellerin sowie eine Emmy-Nominierung in derselben Kategorie.
Privates
Colbert war dafür bekannt, bei Profilaufnahmen nur ihre linke Gesichtshälfte zu zeigen, was zu teilweise teuren Umbauarbeiten auf den Sets führte. Wie Greta Garbo soll auch sie als Schauspielerin rigoros auf die Einhaltung der vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten gedrängt haben; sie drehte niemals nach 17 Uhr und am Nachmittag keine Nahaufnahmen.
Ab 1928 war Colbert rund sieben Jahre lang mit dem Regisseur Norman Foster verheiratet. Wenige Monate nach der Scheidung heiratete sie den Arzt Joel Pressman, mit dem sie bis zu dessen Tod 1968 zusammen war. Ihren Lebensabend verbrachte die Schauspielerin in großem Luxus auf der Karibikinsel Barbados, wo sie eine Villa in prachtvoller Lage besaß.
↑Liz Sonneborn: A to Z of American Women in the Performing Arts. Infobase Publishing, 2014, ISBN 978-1-4381-0790-5 (google.de [abgerufen am 2. Januar 2019]).
↑Amy Fine Collins: A Perfect Star. Abgerufen am 2. Januar 2019 (englisch).
↑Liz Sonneborn: A to Z of American Women in the Performing Arts. Infobase Publishing, 2014, ISBN 978-1-4381-0790-5 (google.de [abgerufen am 2. Januar 2019]).