Die Big Brother Awards (Eigenschreibweise: BigBrotherAwards) sind Negativpreise, die jährlich in mehreren Ländern an Regierungen, Behörden, Unternehmen, Organisationen und Personen vergeben werden. Die Preise werden, so die Stifter, an die verliehen, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Personen beeinträchtigen oder Dritten persönliche Daten zugänglich gemacht haben oder machen. Entgegengenommen wurden die Preise 2002 durch Microsoft, 2005 durch Blizzard Entertainment, 2007 durch die PTV Planung Transport Verkehr AG[1], 2008 durch die Deutsche Telekom, 2011 durch Gert G. Wagner, den Vorsitzenden der Zensuskommission der Bundesregierung, sowie 2016 durch Change.org.[2] Die Organisation vergibt auch einen Positivpreis, um Personen und Organisationen zu ehren, die sich für Datenschutz eingesetzt haben. In Österreich ist dies der Defensor Libertatis, erstmals vergeben 2005, in Deutschland der Julia-und-Winston-Award, erstmals vergeben 2014 und benannt nach den Hauptpersonen des Romans 1984.
Dieser Artikel listet die Preisträger in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf. Die Big Brother Awards werden jeweils vor allem an Organisationen, Unternehmen und Personen im Inland vergeben, manchmal auch an internationale Unternehmen.
In autoritären Staaten, darunter China und Russland, werden keine Big Brother Awards vergeben.[3]
Die Preise sollen auf die Datenschutzproblematik aufmerksam machen und negative Entwicklungen aufzeigen. Der Name dieser Auszeichnung ist eine Anspielung auf die Figur des Großen Bruders (Big Brother) in George OrwellsRoman 1984. Ins Leben gerufen wurden die Big Brother Awards 1998 von Privacy International. Sie wurden erstmals 1998 in Großbritannien verliehen, 1999 zum ersten Mal in Österreich und seit dem Jahr 2000 auch in Deutschland und in der Schweiz. 2003 gab es bereits in 14 verschiedenen Ländern Preisverleihungen von Big Brother Awards.
Die heimliche Videoüberwachung in einigen der deutschen Filialen; menstruierende Mitarbeiterinnen in Filialen in Tschechien wurden zum Tragen eines Stirnbands verpflichtet, damit sie die Toilette auch außerhalb der Pausen aufsuchen durften.
„Undemokratische“ Einführung des biometrischenReisepasses; Ausbau des deutschen und europäischen Überwachungssystems unter Vorwand von Sicherheit und Terrorbekämpfung
Für Datensammlung über Bauern; Verklagen von mehreren tausend auskunftsunwilligen Landwirten; Beschaffung der Kundendaten von Genossenschaften und verdeckte Testeinkäufe bei Bauern. Die Bauern werden von der Saatgut Treuhand verdächtigt, Kartoffeln oder andere Feldfrüchte aus ihrer eigenen Ernte zur Aussaat im nächsten Jahr zu verwenden; für den Aufbau einer zentralen Kontrollstruktur zum Eintreiben der sogenannten Nachbaugebühren für die Saatgutindustrie.
Für die Zerschlagung der Datenschutzaufsicht in Niedersachsen, die ab 2006 dem niedersächsischen Innenministerium zugeordnet werden soll, und die damit verbundene Missachtung der Richtlinie 95/46/EG (Datenschutzrichtlinie), die eine völlige Unabhängigkeit der Datenschutzaufsicht fordert.
Für die großflächige Fahndung nach Zeugen durch Handy-Ortung, die erste Funkzellen-Massenabfrage, sowie der Verweigerung der Einsicht in die zugehörigen Akten durch den Datenschützer des Landes Schleswig-Holstein.
Für die „inquisitorischen“ Fragebögen zur Bestellung von WM-Tickets, für die geplante Weitergabe der Adressen an die FIFA und deren Sponsoren und für die Nutzung von RFID-„Schnüffelchips“ in den WM-Tickets.
Für das „präventive“ Orten und Abhören von Mobiltelefonen; für die DNA-Analyse bei Kindern unter 14 Jahren, die eine Straftat begangen haben, zu deren zukünftiger Strafverfolgung; für die Befugnis der hessischen Polizei, Kfz-Kennzeichen auch ohne Straftatverdacht zu scannen, und für den Einsatz von Videoüberwachung bei Personenkontrollen.
Für die Weitergabe der Namen von Schulanfängern an diese Geldinstitute für Werbung ohne Einwilligung der Eltern.
2006
Die Verleihung fand am 20. Oktober 2006 in Bielefeld statt.
Kategorie
Empfänger
Begründung
Wirtschaft
SWIFT, vertreten durch die deutschen SWIFT-Aufsichtsratsmitglieder Roland Böff (Senior Vice President, Unicredit Bank) und Wolfgang Gaertner (CIO, Deutsche Bank)
Für die Weitergabe internationaler Banktransaktionen an US-Behörden seit etwa fünf Jahren. Weil SWIFT auch seine innereuropäischen Daten zur Sicherung auf die Server von SWIFT-USA weitergibt, sind hiervon auch Transaktionen erfasst, die nicht mit Konten in den USA verbunden sind.
Für ihren Beschluss vom 4. September 2006 für eine zentrale Antiterrordatei. Diese soll von der bundesdeutschen Polizei und allen 19 Geheimdiensten des Bundes und der Länder gefüllt und verwendet werden.
Für die Implementierung von technischen Vorgängen und Eckdaten im Orange-Book-Standard (an dem Philips maßgeblich beteiligt war), um eine eindeutige Seriennummer in gebrannten CDs während des Brennvorganges zu hinterlassen.
Für das Vorhaben, für Schüler und Lehrer länderübergreifend schulstatistische Daten zentral zusammenzufassen und personenbezogen zu erheben, ohne die individuellen Bildungsdaten an feste Zwecke zu binden und vor Missbrauch und unberechtigtem Zugriff zu schützen.
Für die Erstellung und Nutzung von Warn- und Hinweisdateien der Versicherungswirtschaft, mit denen Versicherungen umfangreiche Daten über z. B. Versicherte, Zeugen und Sachverständige ohne ausreichende rechtliche Grundlage und ohne Wissen der Betroffenen sammeln und austauschen.
Für das systematische Erschweren anonymen Reisens, etwa durch Automaten ohne Bargeldannahme, personalisierten Kauf im Internet, flächendeckende Videoüberwachung, Abfrage des Geburtsdatums und eines Bildes bei Bestellung der Bahncard, sowie Integrierung eines RFID-Chips in diese.
Für die Erfassung und Speicherung persönlicher Daten von Gästen, etwa Trink- und Essgewohnheiten, Pay-TV-Nutzung, Allergien, Kontaktadressen, Kreditkartendaten, Sonderwünsche und Beschwerden.
Für das Pay-as-you-drive-System, das Fahrtrouten und Fahrverhalten an die Kfz-Versicherung meldet. Nach der Verleihung nahm das Unternehmen ptv den Preis als kritische Anregung an und bekam die Preisskulptur im Juni 2008 im Rahmen einer Fachdiskussion zum Thema Datenschutz überreicht.
Für ihre Antiterror-Maßnahmen gegen Gegner des G8-Gipfels in Heiligendamm, insbesondere systematische Briefkontrollen in Hamburg und die Anordnung, bei Gipfelgegnern Körpergeruchsproben aufzunehmen.
Ausdrücklich keinen (Lifetime-)Award erhält Wolfgang Schäuble, da dieser durch seine Forderungen in der Sicherheitsdebatte, etwa nach Online-Durchsuchung, beachtliche Verdienste um das Datenschutzbewusstsein der Bürger vorzuweisen hat.
2008
Die Verleihung fand am 24. Oktober 2008 in Bielefeld statt.
Für die illegale Nutzung von Telefonverbindungsdaten zur Bespitzelung von Telekom-Aufsichtsräten und Journalisten. Zum zweiten Mal bei den deutschen Big Brother Awards war für diesen Preis ein Vertreter des Preisträgers zur Abholung bei der Verleihungsgala anwesend.
Die Verleihung der deutschen Big Brother Awards 2011 fand am 1. April 2011 wieder in Bielefeld statt. Bei der Verleihung wurde damit erstmals das gesamte vergangene Kalenderjahr berücksichtigt.
Unter seiner Amtsführung wurde eine Drohne für die Überwachung einer Demonstration eingesetzt und durch Geheimhaltung eine datenschutzrechtliche Überprüfung verhindert.
Kritisiert wird nicht nur die Datenspeicherung an sich, sondern die Verknüpfung von Daten des Zensus 2011 mit jenen der Melderegister, der Bundesagentur für Arbeit und bundesbehördlicher Arbeitgeber. Wagner nahm den Preis als einziger persönlich entgegen und stellte sich der Kritik.[4]
Für die Einrichtung eines Cyber-Abwehrzentrums, für die Einrichtung eines Gemeinsamen Abwehrzentrums gegen Rechtsextremismus (GAR), in beiden Fällen am Parlament vorbei, sowie für den Plan, alsbald eine gemeinsame zentrale Verbunddatei „gewaltbezogener Rechtsextremismus“ zu errichten.
Für diverse Datenschutzverletzungen bei ihren Online-Spielen (z. B. World of Warcraft), vor allem umfassende Protokollierungen, Computer-Scans und den Versuch eines Klarnamenszwangs.
Technik
Gamma Group, in Deutschland vertreten durch die Gamma International in München
Für ihre Überwachungs-Software FinFisher und den Verkauf von Software an Geheimdienste und staatliche Institutionen im In- und Ausland.
Für die rechtswidrige Ausforschung von Daten auf einem Betriebsratscomputer und die Installation der Fernbedienungssoftware Ultra VNC ohne Zustimmung des Betriebsrats auf einem Computer eines anderen Betriebsrats.
Für ihre kostenpflichtigen Wasserspender in Schulen als Versuch, Übertechnisierung, Überwachung und Bevormundung schon im frühen Kindesalter zu etablieren und Leitungswasser zu einem teuren, exklusiven Lebensmittel zu machen, anstatt es Kindern in der Schule als allgemeine Gesundheitsvorsorge unbegrenzt zur Verfügung zu stellen.
2013
Die Verleihung der deutschen Big Brother Awards 2013 fand am 12. April 2013 in Bielefeld statt.
Für Polizeikontrollen, bei denen Personen aufgrund ihrer äußeren Merkmale (z. B. Hautfarbe, vermutete ethnische Zugehörigkeit, vermutete nationale Herkunft, vermutete Religion, Sprache) gezielt aus einer Menschenmenge herausgegriffen werden, um ohne Bezug auf konkretes verdächtiges Verhalten oder objektive Indizien als Verdachtsmomente ihre Personalien festzustellen.
Für das Einsammeln von Echtzeit-Daten über alles und jeden unter Missachtung europäischen Rechts und die Nutzung seiner marktbeherrschenden Stellung, um die technokratische Ideologie eines allwissenden Supercomputers voranzutreiben.
Für die umfassende Videoüberwachung von Beschäftigten der Apple Stores in Deutschland (nicht nur Verkaufs- und Lagerräume werden flächendeckend und dauerhaft per Kamera überwacht) einschließlich der Pausenräume.
Für die Vermarktung von aus Post-Nachsendeanträgen gezogenen hochaktuellen Adress- und Umzugsdaten argloser Bürger an die Werbewirtschaft und Inkassounternehmen.
2014
Die Verleihung der deutschen Big Brother Awards 2014 fand am 11. April 2014 in Bielefeld statt.
1. dafür, dass die bundesdeutschen Geheimdienste eng mit dem völker- und menschenrechtswidrig engagierten US-Geheimdienst NSA und anderen Diensten des „Echelon“-Geheimverbunds der „Five Eyes“ kooperieren, 2. dafür, dass der dem Bundeskanzleramt unterstehende Bundesnachrichtendienst (BND) und das Bundesamt für Verfassungsschutz an Überwachungsinstrumenten, Spähprogrammen und Infrastrukturen der NSA beteiligt sind (Globale Überwachungs- und Spionageaffäre#Deutschland) und 3. dafür, dass sowohl die alte als auch die neue Bundesregierung es sträflich unterlassen haben, mit Massenausforschung und Digitalspionage verbundene Straftaten, Verfassungs- und Bürgerrechtsverstöße abzuwehren und die Bundesbürger sowie von Wirtschaftsspionage betroffene Betriebe vor weiteren feindlichen Attacken zu schützen.[7][8]
Das Berliner Unternehmen verlangt außer der Fahrkarte einen amtlichen Lichtbildausweis, um sich beim Einsteigen und weiteren Kontrollen jederzeit ausweisen zu können. Ein anonymes Reisen wird damit unmöglich gemacht.[8]
Technik
Die Spione im Auto
Gesammelt werden durch elektronische Zusatzeinrichtungen neben Daten für Reparatur und Wartung zunehmend Daten wie gefahrene Strecken und Zeiten. Sie bieten damit die Möglichkeit, Bewegungsprofile zu erstellen. Dies gilt insbesondere, wenn sie direkt in eine Cloud übertragen werden.[8] Dieser Big Brother Award ist aber auch in die Zukunft gerichtet: das geplante europäische Notrufsystem eCall muss beweisen, dass es datenschutzfreundlich umgesetzt ist.[8]
Während sich die deutsche Tochtergesellschaft unter anderem am Staatstrojaner, dem Projekt De-Mail und dem nationalen Waffenregister beteiligt, steht die US-amerikanische Muttergesellschaft in enger Verbindung zu den dortigen Geheimdiensten NSA und CIA.[8]
Sicherheitspolitiker nutzen den Ausdruck nach wie vor, um Datenspeicherungen zu verharmlosen, weil diese nicht die eigentlichen Inhalte etwa einer E-Mail sind. Tatsächlich aber gibt schon die Analyse der Metadaten den Experten erstaunlich viel über die überwachten Aktionen und Personen preis.[8]
Für den Einsatz einer Überwachungssoftware von Verint Systems bei Mitarbeitern von Callcentern, die bei Subunternehmen beschäftigt waren. Mit diesem Programm können sowohl das Telefonat als auch Bildschirmaktionen aufgezeichnet werden, ohne dass die Mitarbeiter davon wissen.[8]
Das südkoreanische Unternehmen verkauft Fernseher mit Internetanschluss, die der Firmenzentrale detaillierte Informationen über die betrachteten Programme und Zeiten übermitteln.[8]
Die Verleihung der fünfzehnten deutschen Big Brother Awards fand am 17. April 2015 in Bielefeld statt. Wie in den vorangegangenen Jahren wurden Vorschläge aus dem letzten Kalenderjahr berücksichtigt.
Kategorie
Empfänger
Begründung
Technik
Hello Barbie
Die mit einem Award ausgezeichnete Puppe der Hersteller Mattel und Toytalk ist mit WLAN und Mikrofon ausgestattet. So kann sie Interaktionen mit den spielenden Kindern aufzeichnen und weitersenden, Eltern bekommen einen täglichen Bericht der „akustischen Überwachung im Kinderzimmer“.[9]
Der Bundesnachrichtendienst (BND) erhielt den Award für seine fortgesetzte enge Kooperation mit der National Security Agency (NSA) der Vereinigten Staaten und für die massenhafte Sammlung und Übermittlung von Telekommunikationsdaten.[9] Dies ist die erste Auszeichnung des BND bei den Big Brother Awards.
Mechanical Turk und Elance-oDesk sind Crowdworking-Plattformen im Internet, von Amazon.com betrieben. Neben der Kritik an den vom bestehenden Arbeitsrecht losgelösten Beschäftigungsformen, die mit solchen Plattformen einhergehen, erfahren die Amazon-Unternehmungen besonderen Tadel für die Überwachung von Tastenanschlägen und Mausbewegungen der „digitalen Tagelöhner“ durch eine sogenannte Team-App.[9]
Arbeitswelt
Amazon Logistik
Die Logistik-Töchter von Amazon.com in Bad Hersfeld und Koblenz verwenden in ihren Arbeitsverträgen Klauseln, die Persönlichkeitsrechte der Arbeitskräfte in puncto Datenschutz verletzen, z. B. dürfen Gesundheitsdaten zur Verarbeitung zum Mutterkonzern in die Vereinigten Staaten übermittelt werden. Verstoß gegen geltendes Arbeitsrecht ist die Verweigerung freier Arztwahl und die Entbindung der Ärzte von der Schweigepflicht, die Bewerber unterschreiben müssten.[9]
Die Wortschöpfung der „digitalen Spurensicherung“ wird im Kontext der geplanten neuerlichen Einführung der Vorratsdatenspeicherung verwendet, um bei der Bürgerschaft Akzeptanz für das Vorhaben zu wecken.[9]
Dem Bundesministerium für Gesundheit, vertreten durch Hermann Gröhe, wurde ein Award gewidmet für die Förderung von E-Health-Projekten. Diese, so die Laudatio, gefährden nicht nur durch die Sammlung und potenzielle Übermittlung von Patientendaten die Vertraulichkeit zwischen Arzt und Patient, sondern sind eingebettet in ein System, das Gesundheit vor allem als einen milliardenschweren Markt begreift und behandelt. Die elektronische Gesundheitskarte als Teil dieser Projekte ist im Rahmen des GKV-Modernisierungsgesetz schon 2004 und damit weit vor ihrer tatsächlichen Einführung im Jahr 2011 auf dem Radar der Big Brother Awards aufgetaucht.[10]
Der 2014 amtierende sowie der ihm vorgehende Bundesinnenminister erhielten einen gemeinsamen Award für ihre „systematische und grundlegende Sabotage“ einer europäischen Datenschutzgrundverordnung, die eine Chance geboten hätte, das vergleichsweise hohe Niveau des Datenschutzes in Deutschland als europäischen Standard zu etablieren.[9]
2016
Die Verleihung der sechzehnten deutschen Big Brother Awards fand am 22. April 2016 in Bielefeld statt.
Der Verfassungsschutz, erhielt den Big Brother Award 2016 in der Kategorie Lebenswerk, für unkontrolliertes Bespitzeln, Unterwandern, Täuschen und Vertuschen.
Die Generali Versicherung, vertreten durch ihren Vorstandsvorsitzenden Giovanni Liverani, erhält den Big Brother Award 2016 in der Kategorie Verbraucherschutz, weil Generali ihren Versicherten Boni verspricht, wenn sie sich im Gegenzug dafür überwachen lassen.
Die Kampagnenplattform Change.org erhält den Big Brother Award 2016 in der Kategorie Wirtschaft, weil sie die personenbezogenen Daten der Menschen, die Petitionen unterzeichnet haben, in vielfältiger und nicht transparenter Art und Weise für eigene Geschäftszwecke verwendet.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) erhalten den Big Brother Award 2016 in der Kategorie Technik für die VBB Fahrcard, eine kontaktlose Chipkarte, auch eTicket genannt.
Die IBM Deutschland GmbH erhält den Big Brother Award 2016 in der Kategorie Arbeitswelt für ihre Software „Social Dashboard“, ein Punktesystem zur Analyse der „sozialen Reputation“ seiner Mitarbeiter.
Jan Philipp Albrecht ist EU-Politiker, der den Datenschutz deutlich voranbringt.
2017
Die Verleihung der siebzehnten deutschen Big Brother Awards fand am 5. Mai 2017 in Bielefeld statt.
Große Resonanz in der Presseberichterstattung zur Preisvergabe erhielt vor allem der Award in der Kategorie „Politik“ für die DİTİB, den Verband von Moscheegemeinden in Deutschland unter türkischer Regierungsführung. Bei der DİTİB tätige Imame, so die Laudatio, hätten Mitglieder und Besucher umfangreich überwacht, der Verband übernehme jedoch keine Verantwortung für diese Ausspionierung. Er erkläre die Vorgänge unzulässiger Weise für intern, stelle sich nicht der öffentlichen Kritik und habe die Affäre vorschnell für erledigt erklärt. Um die Grundrechte der Gläubigen zu schützen, so die Laudatio weiter, müssten die zuständigen deutschen Behörden diese Spionagetätigkeiten umfassend aufklären und ohne diplomatische Rücksicht strafrechtlich verfolgen.
In einem Schreiben an Digitalcourage verwahrte sich die DİTİB schon im Vorfeld der Verleihung gegen die Kritik. Außerdem drohte er dem Verein mit rechtlichen Schritten wegen übler Nachrede.[11]
Kategorie
Empfänger
Begründung
Arbeit
PLT – Planung für Logistik Transport GmbH
„… weil sie mit dem PLT Personal-Tracker ein Gerät anbietet, dass eine ‚minutengenaue‘ und ‚unterbrechungsfreie Spurenverfolgung‘ von Außendienstmitarbeiterinnen und -mitarbeitern ermöglicht. Dies führt zu einer lückenlosen Totalkontrolle der Beschäftigten, die dieses Gerät bei sich tragen müssen.“[12]
„Der IT-Branchenverband erhält diesen BigBrotherAward für sein unkritisches Promoten von Big Data, seine penetrante Lobbyarbeit gegen Datenschutz und weil er de facto eine Tarnorganisation großer US-Konzerne ist, die bei Bitkom das Sagen haben.“[13]
„… weil bei der DİTİB tätige Imame für türkische Behörden und den Geheimdienst MİT ihre Mitglieder und Besucher ausgehorcht und sie so der Verfolgung durch türkisch-staatliche Stellen ausgeliefert haben sollen.“[14]
Die Verleihung der 18. deutschen Big Brother Awards fand am 20. April 2018 im Stadttheater Bielefeld statt.[19]
Kategorie
Empfänger
Begründung
Arbeitswelt
Soma Analytics
„... für ihre Bemühungen, die Gesundheits-App „Kelaa“ bei Beschäftigten und das zugehörige Kelaa Dashboard in Personalabteilungen von Firmen zu platzieren“[20]
Eine „Smart City“ ist die perfekte Verbindung des totalitären Überwachungsstaates aus George Orwells „1984“ und den normierten, nur scheinbar freien Konsumenten in Aldous Huxleys „Schöne Neue Welt“.[21]
eine Abhörschnittstelle, die sich zum Beispiel als Wecker tarnt, aber ein allwissender Butler in fremden Diensten ist, der sich von mir höchstpersönlich ins Schlafzimmer tragen und an das weltweite Überwachungsnetz anschließen lässt[24]
für ihr geplantes neues Verfassungsschutzgesetz und für die geplante Novellierung des hessischen Polizeigesetzes[25]
Publikumspreis
Das Publikum im Stadttheater Bielefeld wählte den Preisträger der Kategorie Politik als denjenigen aus, der sie besonders „beeindruckt, erstaunt, erschüttert, empört, …“ hatte.[26]
2019
Die Verleihung der 19. deutschen Big Brother Awards fand am 8. Juni 2019 in Bielefeld statt.
für die Anschaffung und den Einsatz einer Analysesoftware der CIA-nahen US-Firma Palantir, die auf diese Weise Zugang zum höchst sensiblen Datennetz der hessischen Polizei erhält.[27]
weil sie Menschen mit Interesse an Familienforschung dazu verleitet, ihre Speichelproben einzusenden. Ancestry verkauft die Gendaten an die kommerzielle Pharmaforschung, ermöglicht verdeckte Vaterschaftstest und schafft die Datengrundlage für polizeiliche genetische Rasterungen.[28]
für Werbetracker und den Facebook-Pixel, für die Nutzung von Google-Diensten beim Projekt „Deutschland spricht“ und für die Finanzierung des Nachfolgeprojekts von „Deutschland spricht“ durch Google.[30] Der Preis wurde durch Jochen Wegener persönlich entgegen genommen.[31] Die Begründung der Verleihung wurde von Zeit Online als stellenweise sachlich falsch kritisiert,[32] was zu einer kritischen Reflexion der Vergabe durch die Jury führte.[31]
Kommunikation
Precire Technologies GmbH
für ihre Sprachanalyse-Software. Precire wird nicht nur zur Vorauswahl von Bewerberinnen eingesetzt, sondern auch für Emotionsanalyse von Menschen, die eine Hotline anrufen.[33]
Seit 2020
2020
Die Verleihung der 20. deutschen Big Brother Awards war ursprünglich für den 30. April 2020 in Bielefeld geplant. Sie musste auf Grund der COVID-19-Pandemie und eines damit verbundenen Verbots aller öffentlichen Veranstaltungen durch die Stadt Bielefeld auf den 18. September 2020 verschoben werden.[34]
für EEG-Scanner, mit deren Hilfe Gehirnströme von Schülern gemessen werden sollen, um deren Konzentrationsgrad zu ermitteln und diesen dann Lehrern durch Stirnbänder zu zeigen
Die Verleihung der 21. deutschen Big Brother Awards fand am 11. Juni 2021 in Bielefeld statt. Die Verleihung musste durch die anhaltende Pandemiesituation online mit nur wenig Publikum durchgeführt werden. Neu waren die Kategorien Public intellectual sowie „Was mich wirklich wütend macht“. Das langjährige Jury-Mitglied Rolf Gössner wurde aus eigenem persönlichen Wunsch hin verabschiedet.
für seine öffentlich mehrfach geäußerte unhaltbare Behauptung, dass „der Datenschutz“ die Bekämpfung von Corona erschwere und Tausende von Toten zu verantworten habe.
für ihr Terminvermittlungsportal für Ärzte mit Datenverarbeitung unter Missachtung der ärztlichen Vertraulichkeit
2022
Die Verleihung der 22. deutschen Big Brother Awards fand am 29. April 2022 in Bielefeld statt. Nach der vorjährigen Einschränkung des Live-Publikums aus Infektionsschutzgründen fand die Verleihung wieder vor Ort sowie auf dezentralen Streamingorten in mehreren deutschen Städten statt. Den Publikumspreis erhielt die Preisträgerin in der Kategorie Lebenswerk. Für den Preisträger der Kategorie Arbeitswelt nahm der Betriebsratsvorsitzende die Auszeichnung entgegen.[36]
für die unsinnige Verwendung und Beförderung von Blockchain-Technik, welche nicht nur energiefressend ist, sondern auch Konsequenzen für den Datenschutz haben kann.
für eine intransparente Bündelung von Daten und Macht als Shopping-Service, Zahlungsdienstleister, Preisvergleichsportal, persönlicher Finanzmanager, Bonitätskontrolleur und Bank.
2023
Die Verleihung der 23. deutschen Big Brother Awards fanden am 28. April 2023 erneut in der Bielefelder Hechelei statt. Die Preisverleihungen wurden wieder dezentral gestreamt.
für die Behauptung, DSGVO-konform zu sein, aber als US-Unternehmen Daten an Geheimdienste weiterleiten zu müssen, sowie für alle Gruppen, insbesondere Menschenrechts-, Umwelt- und Klimaorganisationen, die Zoom einsetzen und damit ihre Teilnehmenden der Überwachung preisgeben, obwohl es freie und datenschutzfreundliche Alternativen gibt.
dafür, dass es mit ihrer Marktmacht Menschen, Unternehmen und Behörden zwingt, bei deren digitalen Aktivitäten dauernd Daten in die USA zu übermitteln und sich dadurch in Echtzeit überwachbar zu machen.
für praktizierten „Digitalzwang“, welcher die Kundschaft zwingt, durch die Umstellung der Funktionsweise der Packstationen ein Smartphone mit der zugehörigen App zu benutzen, die überdies ungefragt Daten an Tracking-Unternehmen sendet.
2024
Die Verleihung der 24. deutschen Big Brother Awards fand am 11. Oktober 2024 ebenfalls in der Bielefelder Hechelei statt. Ebenso gab es einen Livestream.[37]
Für die maximale Begrenzung oder den vollständigen Ausschluss der Rechte von Nutzern und Kunden durch Datenschutzrichtlinien und Allgemeine Geschäftsbedingungen.
Für die Bevormundung, Gängelung und das Nerven durch Besserwisserei durch Technik, die den Menschen Entscheidungen abnimmt, ihn lückenlos überwacht und keinerlei Abweichungen, Ausnahmen oder gar Individualismus erlaubt.
Verantwortlicher Karl Isamberth für die geplante Volkszählung 2001, die gleichzeitig einem Abgleich mit dem Melderegister und der Einführung eines Personenkennzeichens dienen soll.
Für eine Amtszeit, während der Grundrechte wie Schutz der Privatsphäre, Schutz der persönlichen Daten, Redaktionsgeheimnis permanent in Frage gestellt wurden.
Das Bezahlen mit der Bankomatkarte bedeutet für Saturn eine „unwiderrufliche“ Einwilligung zur Weitergabe persönlicher Daten
Politik
Aktion Unabhängiger und Freiheitlicher
-
Behörden und Verwaltung
‚Helmi‘ – der anonyme Polizeispitzel
Selbst wegen Drogendelikten vorbestraft und immer nur maskiert vor Gericht auftretend, erzählt immer genau das, was die Polizei hören will, und die Richter glauben ihm.
Verkauf von Adressen und die enge Zusammenarbeit mit Direktmarketer, die Auskunftserteilung über Anschriften und die Benützung der Hausbrieffächer an Inkassobüros sowie Mitarbeiterüberwachung
Beantragung von Sozialhilfe ermächtigt die örtliche Behörde sich von fast jeder erdenklichen Stelle intime Daten über das Leben des Antragstellers ohne weitere Erklärung zu besorgen.
Die „Vorsorgeuntersuchung Neu“ verpflichtet Ärzte Details über die Untersuchung oder Alkoholkonsumverhalten personenbezogen und computerverwertbar an die Sozialversicherungen weiterzuleiten.
Behörden und Verwaltung
die österreichischen Richter
Die Zahl der Rufdatenerfassung steigt um 438 % ohne entsprechende Kontrolle
Günther Gall stellte seit 2001 seine Schweigepflicht als Aufsichtsrat der SWIFT über seine Pflichten als gesetzestreuer Bürger des Staates Österreich und verheimlichte den Transfer europäischer und österreichischer Bankdaten an US-Behörden und Geheimdienste.
Im Vorwahlkampf war Innenministerin Liese Prokop (ÖVP) primär mit der öffentlichkeitswirksamen Installation polizeilicher Videoüberwachungsanlagen an mindestens elf Standorten in ganz Österreich und der Beschaffung von automatischen Kennzeichenlesegeräten für Autobahnen (Rasterfahndung) beschäftigt.
Johann Janisch, EDV-Leiter der UNESCO-SchuleHAK/HAS Grazbachgasse und zuständig für die Einführung der edu.card, beglückt seine Schüler mit Erfahrung einer totalen Verknüpfbarkeit von Zutrittskontroll-, Zahlungs-, Kopier-, Login- und Klassenbuchdaten.
Kommunikation
Chris Hibbert (Walt Disney TV Int)
Chris Hibbert und andere Content-Produzenten nehmen Einfluss auf zukünftige technische Standards und machen sich besonders für die Einführung einer totalen Rechtekontrolle bis ins Wohnzimmer stark.
Unter Missachtung der höchsten österreichischen Judikatur und internationaler Verträge enthält Landeshauptmann Jörg Haider Minderheiten ihre wohlerworbenen Rechte vor.
Seit Brigitte Ederer nicht mehr Politikerin ist, sondern als Chefin von Siemens Österreich biometrische Bevölkerungskontrolle propagiert, ist ihr der Begriff „Verantwortung“ abhandengekommen – dümmste Ausrede, fand die Jury.
Volkswahl
SWIFT
Beim Publikum hinterließ die SWIFT-Affäre den stärksten Eindruck. Günther Gall und SWIFT erhielten fast doppelt so viele Stimmen wie die Überwachungsanfälle der ÖBB und die UNIQA GPS-Autoversicherung.
Schmied war für die Schaffung einer Bildungsdokumentationsdatei, die schulische Erfolge und „soziale Auffälligkeiten“ dokumentiert, ausgewählt worden. Der Preis in dieser Kategorie wurde in diesem Jahr aber nicht verliehen, da Schmied unmittelbar vor der Verleihung mögliche Änderungen im Gesetz ankündigte, die abgewartet werden müssen. Der Preis wird in Evidenz gehalten und kann auch nachträglich noch überreicht werden.
Für ein Leben als Manipulator der Republik (Dichand steht zum Kampagnenjournalismus und nutzt die Reichweite seiner Tageszeitung, um Stimmungen zu erzeugen.)
Für die Novellierung des Sicherheitspolizeigesetzes, die der Polizei ohne richterliche Kontrolle gestattet, auf Handystandortdaten und IP-Adressen zuzugreifen.
für die Lobbyisten, die nicht und nicht aufhören wollen und profitieren
2013
Die Verleihung fand am 25. Oktober 2013 im Rabenhof Theater in Wien statt. Das diesjährige Motto „Yes we scan“ lehnte sich pointiert an den populären Wahlkampfslogan von Barack Obama (Yes We Can) an.[44][45]
„Wo in anderen Ländern zumindest Empörung über das Ausmaß der von Edward Snowden aufgedeckten, weltweiten Internetüberwachung des US-Geheimdiensts NSA herrscht, wird in Österreich einfach konsequent geschwiegen.“
Diese hat ein Regelwerk erstellt, das mit der offiziellen Standardisierung von Schnüffelmethoden wie der „Deep Packet Inspection“ die Prinzipien der UN-Menschenrechtscharta auf technischer Ebene aushebelt.
Die die weltweite Kommunikation – vom Telefonnetz bis zum Internetverkehr – in einem Ausmaß überwacht, der selbst bei scharfen KritikerInnen zum Teil noch die eine oder andere Überraschung auslöste.
2014
Die Verleihung fand am 25. Oktober 2014 im Rabenhof Theater in Wien statt. Das Motto lautete Keine Macht Spionen[46][47]
stellvertretend für Nominierungen der vergangenen Jahre im Sozialbereich, etwa für Zugriffe durch das Arbeitsmarktservice auf Informationen zur Staatsbürgerschaft seiner Kunden
2016
Die Verleihung fand unter dem Motto Das Schweigen der Lemminge am 25. Oktober 2016 im Rabenhof Theater in Wien statt.[49] Durch die Gala führte eSeL Lorenz Seidler. Showeinlagen kamen von der Band Rammelhof.
für die Möglichkeit, zahlenden Kunden über ein Foto von einem Handy oder einer Sicherheitskamera Links zu ähnlichen oder identischen Gesichtern im Netz zu liefern
↑Big Brother Awards Schweiz 2000. In: Big Brother Awards Schweiz. Archiv Schnüffelstaat Schweiz (ASS) und Swiss Internet User Group (SIUG) und Konzeptgruppe Rote Fabrik, 28. März 2001, S. 1, abgerufen am 22. April 2017.
↑Big Brother Awards Schweiz 2001. In: Big Brother Awards Schweiz. Archiv Schnüffelstaat Schweiz (ASS) und Swiss Internet User Group (SIUG) und Konzeptgruppe Rote Fabrik, 7. September 2002, S. 1, abgerufen am 22. April 2017.
↑Big Brother Awards Schweiz 2002. In: Big Brother Awards Schweiz. Archiv Schnüffelstaat Schweiz (ASS) und Swiss Internet User Group (SIUG) und Konzeptgruppe Rote Fabrik, 9. Oktober 2003, S. 1, abgerufen am 22. April 2017.
↑Big Brother Awards Schweiz 2003. In: Big Brother Awards Schweiz. Archiv Schnüffelstaat Schweiz (ASS) und Swiss Internet User Group (SIUG) und Konzeptgruppe Rote Fabrik, 8. August 2004, S. 1, abgerufen am 22. April 2017.
↑Big Brother Awards Schweiz 2004. In: Big Brother Awards Schweiz. Archiv Schnüffelstaat Schweiz (ASS) und Swiss Internet User Group (SIUG) und Konzeptgruppe Rote Fabrik und //syndikat - Die Online-Gewerkschaft, 9. Dezember 2004, S. 1, abgerufen am 22. April 2017.
↑Big Brother Awards Schweiz 2005. In: Big Brother Awards Schweiz. Archiv Schnüffelstaat Schweiz (ASS) und Swiss Internet User Group (SIUG) und Rote Fabrik, Zürich, 18. Februar 2006, S. 1, abgerufen am 22. April 2017.
↑Big Brother Awards Schweiz 2006. In: Big Brother Awards Schweiz. Archiv Schnüffelstaat Schweiz (ASS) und Swiss Internet User Group (SIUG), 30. August 2009, S. 1, abgerufen am 22. April 2017.
↑Big Brother Awards Schweiz 2007. In: Big Brother Awards Schweiz. Verein grundrechte.ch und Swiss Internet User Group (SIUG), 27. November 2007, S. 1, abgerufen am 22. April 2017.
↑Big Brother Awards Schweiz 2008. In: Big Brother Awards Schweiz. Verein grundrechte.ch und Swiss Internet User Group (SIUG), 13. November 2008, S. 1, abgerufen am 22. April 2017.
↑Big Brother Awards Schweiz 2009. In: Big Brother Awards Schweiz. Verein grundrechte.ch und Swiss Internet User Group (SIUG), 30. Oktober 2009, S. 1, abgerufen am 11. Oktober 2011.