Balkhausen (Seeheim-Jugenheim)

Balkhausen
Koordinaten: 49° 44′ N, 8° 40′ OKoordinaten: 49° 44′ 3″ N, 8° 39′ 32″ O
Höhe: 260 m ü. NHN
Fläche: 4,55 km²[1]
Einwohner: 636[2]
Bevölkerungsdichte: 140 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Jugenheim a. d. Bergstraße
Postleitzahl: 64342
Vorwahl: 06257
Die evangelische Kirche von Balkhausen
Hinweistafel an der Kirche

Balkhausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Seeheim-Jugenheim im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Geographie

Balkhausen liegt im Vorderen Odenwald in Südhessen in der Einsenkung zwischen dem Melibokus-Massiv im Westen und dem Felsberg-Massiv im Osten. Die Gemarkung umfasst das Quellgebiet des Quaddelbachs (tw. auch Quattelbach bezeichnet), der in nördliche Richtung talabwärts nach Jugenheim führt, wo er sich mit dem Stettbach zum Landbach vereinigt. Die südliche Gemarkungsgrenze folgt dem Rücken, der die beiden Bergmassive mit einer Sattelhöhe von rund 285 Meter verbindet. Der südliche Ortsrand liegt wenige Hundert Meter von diesem Übergang zum Mühltal entfernt, durch das man am Mühlbach entlang nach Süden über Hochstädten nach Auerbach gelangt, das als Stadtteil von Bensheim an der Bergstraße und am Ostrand der Oberrheinischen Tiefebene liegt. Dem Quaddelbach talaufwärts nach Osten folgend, kommt man entweder zum Felsenmeer oder über die Kuralpe am Staffeler Kreuz hinab nach Staffel und weiter nach Modautal.

Östlich des Ortes Richtung Schmal-Beerbach liegt die Siedlung Quattelbach, die als Weiler 1377 zum ersten Mal urkundlich wurde und schon immer Teil der Balkhäuser Gemarkung war.

Der Ortsteil Balkhausen besteht aus der Gemarkung Balkhausen.[2]

Aktuelle und historische Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

  • Forsthaus Felsberg[3]
  • Siedlung Quattelbach[4]
  • Talhof[5]
  • Siedlung Winter[6]

Geschichte

Ortsgeschichte

Die erste bis heute bekannte Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahre 1357. Es handelt sich um eine Urkunde, die auf der Burg Bickenbach (heute Schloss Alsbach) über den dortigen Burgfrieden verfasst wurde. Hierin werden auch Ländereien in Balkhusen erwähnt[7]. In späteren Dokumenten wird Balkhausen unter den Ortsnamen Balkhusen (1357), Blaghuß (1380–1388), Walkhosen und Balkhusen (1415), Balkhusen (1451), Balckhusen (1496) und Balckhausen (1553) erwähnt.[1]

Die Balkhäuser Kirche wird Mitte des 14. Jahrhunderts erwähnt. Sie war immer Filialkirche von Jugenheim. 1571 wird Balkhausen durch das Amt Auerbach und 1621 vom Amt Seeheim-Tannenberg verwaltet.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Balkhausen völlig ausgestorben erst 1648 findet sich wieder ein Bewohner in den Chroniken, zugezogen aus der Umgebung. Erst im Jahr 1660 gab es wieder 27 Einwohner.

Im 18. Jahrhundert festigt sich die Struktur des Ortes; man baut entlang der natürlichen Linie des Bachlaufes, dem Quaddelbach. So entsteht langsam ein sogenanntes Waldhufendorf.

1714 verkaufte die Grafschaft Erbach, die 500 Jahre über das Odenwaldgebiet herrschte, aus Geldnot Balkhausen als Zubehör des Amtes Seeheim-Tannenberg an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Dort und in den Nachfolgestaaten verblieb es bis heute.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Balkhausen:

„Balkhausen (L. Bez. Bensheim) luth. Filialdorf; liegt 2 St. von Bensheim, und hat mit Einschluß von Quatelbach 37 Häuser und 274 Einw., die mit Ausnahme 1 Kath. alle lutherisch sind. Das Dorf war ein Zugehör des Schlosses Daxberg, und kam 1714 von Erbach durch Kauf an Hessen.“[8]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Balkhausen am 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Jugenheim a. d. Bergstraße eingegliedert.[9] Am 31. Dezember 1977 wurden dann kraft Landesgesetz die Gemeinden Seeheim und Jugenheim zur neuen Gemeinde Seeheim zusammengeschlossen.[10] Seit dem 1. Januar 1978 trägt die Gemeinde den amtlichen Namen Seeheim-Jugenheim.[11][12] Für den Ortsteil Balkhausen wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat eingerichtet.[13]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Balkhausen angehört(e):[1][14][15]

Gerichte

Die zuständige Gerichtsbarkeit der ersten Instanz war:[1]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Balkhausen 633 Einwohner. Darunter waren 33 (5,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 66 Einwohner unter 18 Jahren, 252 zwischen 18 und 49, 153 zwischen 50 und 64 und 129 Einwohner waren älter.[18] Die Einwohner lebten in 270 Haushalten. Davon waren 63 Singlehaushalte, 90 Paare ohne Kinder und 87 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 51 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 174 Haushaltungen lebten keine Senioren.[18]

Einwohnerentwicklung

• 1629: 009 Hausgesesse[1]
• 1806: 171 Einwohner, 27 Häuser[16]
• 1829: 274 Einwohner, 37 Häuser[8]
• 1867: 302 Einwohner, 46 Häuser[19]
Balkhausen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2017
Jahr  Einwohner
1791
  
130
1800
  
150
1806
  
171
1829
  
274
1834
  
285
1840
  
297
1846
  
337
1852
  
311
1858
  
298
1864
  
313
1871
  
294
1875
  
309
1885
  
336
1895
  
313
1905
  
287
1910
  
276
1925
  
297
1939
  
265
1946
  
409
1950
  
412
1956
  
346
1961
  
389
1967
  
465
1970
  
474
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
633
2017
  
610
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; 1791[20]; 1800[21]; Zensus 2011[18]; 2017[22]

Religionszugehörigkeit

• 1829: 273 lutheranische (= 99,64 %) und ein katholischer (= 0,36 %) Einwohner[8]
• 1961: 320 evangelische (= 82,26 %), 63 katholische (= 16,20 %) Einwohner[1]

Politik

Für Balkhausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Balkhausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[13] Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 wurden nur vier Sitze vergeben. Die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Balkhausen betrug 59,27 %. Dabei wurden gewählt: ein Mitglied des Bündnis 90/Die Grünen, ein Mitglied der SPD und zwei Mitglieder der CDU.[23] Der Ortsbeirat wählte Jens Jährling (CDU) zum Ortsvorsteher.[24]

Vereine

In Balkhausen gibt es die folgenden Vereine und Interessengruppen: Bläserchor Balkhausen (ehemals Posaunenchor), Balkhäuser Carneval Club (BCC), Freiwillige Feuerwehr Balkhausen (FFB), Heimat- und Verschönerungsverein Balkhausen (HVB – ehemals Verkehrs- und Verschönerungsverein), Balkhäuser Kerwemädcher und -borsch, Landfrauenverein Balkhausen, Sportclub Balkhausen (SCB).

Freizeit

Der Rentnerweg ist ein beliebter Kurzwanderweg, vor allem für ältere Menschen. Er ist knapp drei Kilometer lang, liegt südwestlich vom Ortsteilskern und verläuft, fast kreisförmig, von der Roesener-Brücke bis zur Landstraße 3103. Am Wegesrand stehen neun Holzbänke (zum Teil mit Tischen), die reizvolle Blicke in die Landschaft des vorderen Odenwalds erlauben.

Regelmäßige Veranstaltungen

Literatur

  • zsgest. von Ludwig Helfrich: Balkhausen im Odenwald – Im Wandel der Zeit. Geiger-Verlag, Horb am Neckar – 1995, ISBN 3-89570-037-1.
  • Hans Buchmann: Burgen und Schlösser an der Bergstraße. 2. Auflage. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0592-2.
  • Hans Buchmann: Jugenheim, Balkhausen und der Heiligenberg. Verkehrs- und Verschönerungsverein Jugenheim an der Bergstraße 1863 e. V., Seeheim-Jugenheim 1978.
  • Literatur über Seeheim-Jugenheim-Balkhausen nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Balkhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Webauftritt der Gemeinde Seeheim-Jugenheim.
  • Geschichte der Ortsteile. In: Webauftritt. Seeheim-Jugenheim, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Oktober 2019;.
  • Balkhausen. Ortsgeschichte, Infos. In: www.balkhausen.net. Private Website;
  • Balkhausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  • Quattelbach, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Zwingenberg) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 31. Dezember 1971 als Ortsteil zur Gemeinde Jugenheim
  8. Am 1. Januar 1978 in Seeheim-Jugenheim umbenannt.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Balkhausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Gemarkung Balkhausenh. In: GEOindex. Abgerufen im Dezember 2024.
  3. Felsberg, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. Juni 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Quattelbach, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 9. Februar 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Talhof, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. Februar 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Winter, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juli 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  7. Urkunde: HStAD Bestand A 1 Nr. 21/2 In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
  8. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschluss und Gliederung von Gemeinden vom 29. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, 87, Punkt 93, Nr. 63 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  10. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. Nr. 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318, § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 382 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  12. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 243.
  13. a b Hauptsatzung. (PDF; 53 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Seeheim-Jugenheim, abgerufen im Februar 2019.
  14. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. a b Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  17. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  18. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 16 und 70, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  19. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 12 (Digisat bei google books).
  20. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 127 (Online in der HathiTrust digital library).
  21. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 132 (Online in der HathiTrust digital library).
  22. Daten des Einwohnermeldeamts Seeheim-Jugenheim, Information der Abt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde Seeheim-Jugenheim, 20. September 2018
  23. Ortsbeiratswahl Balkhausen 2021. In: Votemanager. Gemeinde Seeheim-Jugenheim, abgerufen im Dezember 2024.
  24. Ortsbeirat Balkhausen. In: Bürgerinformationssystem. Gemeinde Seeheim-Jugenheim, abgerufen im Dezember 2024.
  25. Darmstädter Echo, Samstag, 12. September 2015, S. 21
  26. Darmstädter Echo, Mittwoch, 12. Oktober 2016, S. 21

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