Der Audi A6 C4 (intern als Typ 4A) ist ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse von Audi. Er kam Juni 1994 als Nachfolger und Facelift des Audi 100 C4 auf den Markt. Er ist damit das erste Modell der Modellreihe nach der Umbenennung von Audi 100 nach A6. Die entsprechende Sportversion wurde von S4 nach S6 umbenannt. Die Limousine (4A5) und der Avant (4A9) wurden bis Januar 1998 gebaut.
Der Audi 100 C4 erscheint in seiner überarbeiteten Form in unterschiedlichen Details modifiziert und wurde als Audi A6 ab Juni 1994 ausgeliefert. Das grundsätzliche technische Layout ist mit dem Vorgängermodell identisch. Der Baureihencode „C4“ (aber nun Typ 4A) für die vierte Generation dieser Baureihe wurde beim Audi A6 weiterverwendet, da es sich nicht um eine technische Neuentwicklung, sondern im eigentlichen Sinne nur um ein Modellüberarbeitung handelt. In dieser Form konnte er bis Oktober 1997 bestellt werden. Der A6 C4 verfügt wie die Vorgängermodelle über die 1985 eingeführte vollverzinkte Karosserie, ist mit Vier-, Fünf-, Sechs- und Achtzylindermotoren (nur S6) ausgestattet und bietet in ausgewählten Motor- und Ausstattungsvarianten optional das Allradsystem Quattro. Nachfolgemodell ist der vollständig neu entwickelte Audi A6 C5.
Äußerlich sichtbare Veränderungen des als A6 verkauften Modells gegenüber dem Audi 100 sind geänderte Stoßfänger (ohne aufgesetzt wirkende, schwarze Kunststoffleisten), nun in Wagenfarbe lackiert, ebenfalls im Farbton der Außenlackierung gehaltene Seitenleisten an den Türen / Kotflügeln, die sich dadurch in der optischen Wirkung stark zurücknehmen und dem Fahrzeug einen völlig neuen, klar strukturierten Gesamtcharakter verleihen. Daneben wurden Front und Heck überarbeitet und visuell an die ebenfalls 1994 eingeführten Audi-Neuentwicklungen A4 und A8 angepasst. Die Neigung des Kühlergrills und der Scheinwerfer ist flacher ausgeprägt als beim Audi 100. Die vorderen Blinker wurden in der Form ebenfalls geändert und sind nun weiß. Der rechte Außenspiegel ist jetzt etwas kleiner als der linke, dies verkleinert die Stirnfläche (und indirekt den Luftwiderstandsbeiwert).
Daneben weisen viele der einfacheren Modellausführungen schon Ausstattungsdetails auf, die zuvor beim Audi 100 erst in den höherwertigen Varianten angeboten wurden. Darunter zählen elektrische Spiegelverstellung, Vorwählautomatik beim Schiebedach, elektrische Fensterheber vorn oder Zusatzinstrumente im Kombiinstrument. Wie bei A4 und A8 sind Kilometerzähler und Tageskilometerzähler jetzt in LCD-Technik ausgeführt. Die Rahmenbauweise der Kopfstützen, die Audi im Jahr 1980 mit dem Modell Audi 200 C2 eingeführt hat, wird aufgegeben und durch ein neues, geschlossenes Design ersetzt. Die Scheinwerfern sind nun ausschließlich in DE-Technik für das Abblend- und Nebellicht ausgestattet, dazu kommt die Abkehr von der Zweifaden-Halogentechnik; eine Entladungslampe ist für Abblendlicht (Xenon) nun auch in einigen ausgewählten Modellen mit kleinerer Motorisierung lieferbar. Ein Seitenblinker im Kotflügel ist ebenfalls vorhanden. Die nun dritte Version des Fahrer- und Beifahrerairbags, mit Gurtstraffern per Zündladung, von Audi lösen procon-ten ab.
Limousine
Limousine (Heckansicht)
Audi A6 2.6 Avant
2.6 Avant (Heckansicht)
Audi A6 in US-Spezifikation mit gelbem Blinkerglas
Audi A6 Avant in US-Spezifikation
Audi S6 Plus
Audi S6 (US-Spec)
Änderungen
Die auffälligste Änderung gegenüber dem Vorgänger Audi 100 C4 ist neben zahlreichen Bearbeitungen am Design die Einführung des bislang stärksten Dieselmotors bei einem Audi. Es handelt sich dabei um einen Reihen-Fünfzylinder mit Direkteinspritzung, Verteilereinspritzpumpe, Turboaufladung (Bypass-Turbolader), Luftmassenmesser, elektronisch gesteuerter Abgasrückführung und Abgasreinigung mittels Katalysator. Dieses Aggregat leistet 103 kW (140 PS) und stellte technisch eine Weiterentwicklung des 84-kW-Motors aus dem Audi 100 dar. Mit diesem Antrieb überschreitet erstmals ein Diesel-PKW von Audi in Serienausstattung die 200-km/h-Marke (der 2.5 TDI im C3 schaffte bereits genau 200 km/h). Dieser Motor konnte mit einem Automatik-, 5-Gang-Schaltgetriebe oder mit einem 6-Gang-, dem sogenannten 5+E-Getriebe bestellt werden. Erstmals waren die Diesel-Motorisierungen auch wahlweise mit dem permanenten quattro-Allradantrieb erhältlich.
Technische Unterschiede gibt es größtenteils in der Ausführung diverser Steuergeräte und Elektronik aber auch Karosserie- und Aufbauteile. So wurde bspw. die Servotronik-Steuerung geändert und über ein verkleinertes Steckrelais realisiert. Außerdem wurde die Steuerung der Elektrischen Fensterheber 1995 geändert zu einer dezentralen Reglung per Steuerteil direkt an den Fensterheber-Motoren. Das ABS wurde überarbeitet und hat nun vier, statt drei geregelten Kreisen. Eine Wegfahrsperre wurde ebenfalls Serie. Die Lenksäule inklusive Lenkstockschalter wurde technisch geändert. Der Zigarettenanzünder im Fond kann nun auch nicht mehr über einen Sperrschalter vom Fahrer deaktiviert werden. Diverse Teile und ganze Systemkomponenten (u. a. Airbag ab 1995, Zentralverriegelung ab 1997) wurden für das Modell vom A4 B5, A3 8L bzw. A8 D2 entliehen, was man an Teilenummern statt mit 4A0 nun beginnend mit 4D0 oder 8L0 erkennt.
Audi S6 und lokale Modellvarianten
Gegen Ende des Bauzeitraums präsentiert Audi im März 1996 neben dem Audi S6 (C4) eine weitere Sportversion des A6: Den Audi S6 Plus, ausschließlich mit kraftvollem 4,2-Liter-V8-Motor. Der normale S6 war erhältlich wahlweise mit einem 2,2-Liter-Fünfzylindermotor mit 4 Ventilen pro Zylinder und Turboaufladung oder mit einem V-Achtzylinder (ebenfalls mit 4 Ventilen pro Zylinder), der 213 kW (290 PS) leistete. Der S6 plus wurde als Limousine und Kombi (Avant) von der quattro GmbH im Werk Neckarsulm gefertigt. Beide Karosserievarianten teilten sich den 4,2-Liter-V8-Motor aus dem S6; dessen Leistung wuchs teils durch Verwendung eines geänderten Kennfeldes in der Motorsteuerung, teils durch Einsatz klassischen Motortunings auf 240 kW (326 PS). Vom S6 plus wurden bis 1997 nur 97 Limousinen und 855 Kombis gebaut. Angeblich gibt es zurzeit nicht einmal mehr 20 angemeldete Limousinen in Deutschland.
Im Audi A6 / S6 wurde erstmals eine sehr präzise Produktzyklus-Steuerung über die definierte Korrosion einzelner Karosserieteile umgesetzt. Darauf aufbauend konnte Audi eine zwölfjährige Garantie gegen Durchrostung gewähren, die allerdings mit verschiedenen Auflagen (penibles Einhalten von Service-Intervallen) verbunden war.
In der Volksrepublik China hatte FAW-Volkswagen den Audi A6 C4 von 1998 bis 2003 als Nachfolger des Audi 200 Lang produziert.
Motoren und Technische Daten
Neuerungen beim A6 C4 stellen einige deutliche Veränderungen in der Auswahl der Motorisierung dar. Zum einen wurde der bereits aus dem Audi 100 C3 bekannte 2,3 Liter Fünfzylinder Motor mit 98 kW (133 PS) weitestgehend aus dem Angebot genommen. Ebenfalls entfiel der 2,0 Liter Vierzylinder mit 74 kW (101 PS). Neu in die Palette wurden erstmals zwei Motorvarianten mit Fünfventil-Technik aufgenommen. Zum einen ein 1,8 Liter Vierzylinder-20V-Motor mit 92 kW (125 PS) und ein 2,8 Liter 30V 142 kW (193 PS) V6, welcher auf dem weiterhin zur Auswahl stehenden 128 kW (174 PS) Motor basiert. Der 128 kW V6-Motor erfuhr eine Überarbeitung mit nun „leichtem“ Ventiltrieb (dünnere Ventilschäfte, einzelne statt doppelte Ventilfedern) und leicht geänderten Steuerzeiten. Der S6 C4 V8 erhielt im Vergleich zum Vorgänger im S4 10 PS mehr, nun 213 kW (290 PS). Dies geschah ebenfalls durch Änderung an Steuerzeiten und Ventiltrieb.
Ein Saugdiesel-Motor stand nach dem Facelift nicht mehr zur Verfügung. Dafür wurde ein 1,9 Liter 4-Zylinder mit 66 kW (90 PS) eingeführt. Der bisher bekannte 85 kW (115 PS) Turbo-Diesel blieb weiter im Angebot, wurde jedoch auch zu einer neuen Version mit 103 kW (140 PS) verbessert.
↑ abcdH.R.Etzold: Audi 100, Audi A6 So wird's gemacht. 7. Auflage. Delius Klasing Verlag (Bauzeiten vor 1994 sind direkt dem Audi 100 C4 zuzuordnen. Die Motorenpalette war hier ein nahtloser Übergang vom Audi 100 in den Audi A6.).