Das Altpreußische Infanterieregiment No. 2 war ein Regiment zu Fuß, das seit dem 17. Jahrhundert unter verschiedenen Bezeichnungen in der brandenburgischen bzw. preußischen Armee bestand. Im Jahr 1808 erlebte die Preußische Armee nach der nahezu völligen Vernichtung ihrer Formationen im Krieg mit Frankreich eine Neuaufstellung durch Gerhard von Scharnhorst im Zuge der Preußischen Reformen. Dabei fand er das Infanterieregiment No. 2 weitgehend intakt vor und gliederte es in die neue preußische Armee ein. Es führte zunächst die Bezeichnung 1. Infanterie-Regiment (1. Ostpreußisches) und schließlich Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1.
Nach der Teilnahme am Ersten und Vierten Koalitionskrieg, am Russlandfeldzug 1812 und den Befreiungskriegen wurde das Regiment 1849 nach Danzig und 1855 nach Königsberg in die Defensionskaserne Kronprinz (wo es verblieb) verlegt. 1866 nahm es am Krieg gegen Österreich, 1870/71 gegen Frankreich teil. Am 21. Juni 1888 verlieh Wilhelm II. im Andenken an seinen verstorbenen Vater, König Friedrich III., der seit seiner Zeit als Kronprinz Regimentschef gewesen war, dem Regiment den Namen Grenadier-Regiment „König Friedrich III.“ (1. Ostpreußisches) Nr. 1. Am 6. Mai 1900 gab Wilhelm II. dem Regiment den alten Beinamen „Kronprinz“ zurück, den es seit dem 22. April 1864 geführt hatte. Dazu schrieb er in seiner Order:
„Ich will dem Grenadier-Regiment König Friedrich III. (1. Ostpr.) Nr. 1 an dem heutigen Tage, an welchem Ich meinen Sohn, den Kronprinzen Kaiserliche und Königliche Hoheit, à la suite des Regiments gestellt habe, den in den Kriegen von 1866 und 1870/71 mit Auszeichnung geführten Namen „Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpr.) Nr. 1“ wieder verleihen.
Zugleich bestimme Ich, daß das Regiment
1. an den Helmen den Gardeadler ohne Stern
2. auf den Kragen und Ärmelplatten
a. der Offiziere die Stickerei, welche von ihm in früheren Zeiten als Regiment von Kaniz getragen worden ist.
b. der Mannschaften weiße Litzen, anlegt.
Ich hege zu dem Regiment das zuversichtliche Vertrauen, daß es aus diesem Beweisen Meiner besonderen Königlichen Gnade einen erneuten Ansporn entnehmen wird, Mir, Meinem Hause und dem Vaterlande bis in die fernste Zukunft mit der gleichen Treue und Hingabe zu dienen, die es während seines nunmehr fast 250-jährigen Bestehens bei allen Gelegenheiten betätigt hat.“
Am 6. Mai 1904 wurde Kronprinz Wilhelm von Preußenà la suite des Regiments gestellt, nachdem er sein 18. Lebensjahr vollendet hatte.
Für die Schlachten des Ersten Weltkriegs siehe die 1. Division, dem auch das Regiment zugeordnet war. Nach Kriegsende wurde das Regiment ab 4. Dezember 1918 in Königsberg demobilisiert und am 1. Juni 1919 schließlich aufgelöst.[3]
Grenadier im blauen Dienstanzug mit Gewehr, Helm und Patronentaschen, 1913
Vorkriegsaufnahme in grauer Feldjacke
Reservisten vor dem Ausmarsch 1914 in grauer Felduniform mit Helm
Grenadier des Regiments an der Ostfront mit grauer Felduniform mit Helmüberzug, 1915
Paradeformation des Regiments mit Militärkapelle und dem Dirigenten Sabac al Cher
Literatur
Hans Bleckwenn: Die friderizianischen Uniformen: 1753–1786. Harenberg, Dortmund 1984 (= Die bibliophilen Taschenbücher Nr. 444), Lizenz des Biblio-Verlags Osnabrück als: Das altpreussische Heer. Teil 3, Band 3–5, ISBN 3-88379-444-9, Band I: Infanterie I. S. 57 ff.
Geschichte des königlich preussischen ersten ostpreussischen Grenadier-Regiments Nr 1 Kronprinz. 1855–1869. Mittler, Berlin 1869.
Geschichte des Grenadier-Regiments Kronprinz (1. Ostpreussischen) Nr 1. 1869–1882. Mittler, Berlin 1883.
Geschichte des Grenadier-Regiments Kronprinz (1. Ostpreußischen) Nr 1. 1882–1900. Mittler, Berlin 1901.
Franz von Gottberg (Hrsg.): Das Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr.1 im Weltkriege. (Erinnerungsblätter deutscher Regimenter: Truppenteile des ehemaligen preußischen Kontingents, Band 217). Zwei Bände, Kolk, Berlin 1927–1929.
Friedrich Hopp: Das Grenadier-Regiment Kronprinz '(1. Ostpreussisches)' Nr. 1, jetzt Grenadier-Regiment König Friedrich III. '(1. Ostpreussisches)' Nr. 1 im Kriege gegen Frankreich 1870/71. Hartungsche Verlagsdr., Königsberg 1894.
Stammliste aller Regimenter und Corps der Königlich Preußischen Armee. In: Kriegsministerium Preußen (Hrsg.): Stammlisten. Hansebooks, Norderstedt 2016, ISBN 978-3-7428-5014-0, S.4–6 ([Google-Buchsuche ] – Reprint der 1786 bei Christian Friedrich Himburg in Berlin erschienenen Ausgabe).
Adolph von Menzel: Die Armee Friedrichs des Großen in ihrer Uniformierung: 100 Tafeln in farbiger Faksimile-Reproduktion / gezeichn. und erl. von Adolph Menzel. Hrsg. von Franz Skarbina und Curt Jany, Reprint des gleichlautenden, wahrscheinlich 1908 bis 1912 im Verl. Oldenbourg, Berlin, erschienenen Taf.-Werks, Sonderausg. Augsburg: Weltbild 2002, ISBN 3-8289-0523-4, S. 98 f.
Alexander Carl von der Oelsnitz: Geschichte des königlich preussischen Ersten Infanterie-Regiments seit seiner Stiftung im Jahre 1619 bis zur Gegenwart. Mittler, Berlin 1855. Digitalisat
Alexander Bernhard Ernst von der Oelsnitz: Das Grenadier-Regiment Kronprinz ‹1. Ostpreußisches› Nr. 1 von seiner Errichtung bis zur Gegenwart. 1655–1904. Selbstverl. d. Reg., Königsberg in Preußen 1904.
Günther Voigt.: Die Garde- und die Grenadier-Regimenter 1–12 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band1. Biblio-Verlag, Osnabrück 1980, ISBN 3-7648-1199-4.
↑Alexander Bernhard Ernst von der Oelsniz: Das Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1 von seiner Errichtung bis zur Gegenwart 1655-1904. Kurze Darstellung der Geschichte des Regiments und seiner Fahnen. Königsberg 1904. Volltext 1855, ohne gefaltete Seiten
↑Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 36–37.
↑Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 35–38.