Die Hochebene (rund 200 m n.p.m.) ist waldreich und wird von den Flüssen Wieprz und Tanew durchschnitten, zwei östlichen Nebenflüssen der Weichsel. Im Norden – bei der Stadt Krasnystaw und dem Dorf Skierbieszów – ging im Juli 1915 ein langer Stellungskrieg in einen Vormarsch nach Osten über.
Geschichte
Die Stadt ist nach ihrem Gründer Jan Zamoyski benannt, einem polnischen Magnaten, der u. a. in Padua studiert hatte und ab 1576, zur Zeit der Lubliner Union mit Litauen, höchste Staatsämter bekleidete. Zamoyski hatte den italienischen Architekten Bernardo Morando nach Polen berufen, um mit ihm eine ideale Stadt im Sinn der italienischen Renaissance zu errichten. Morando (um 1540–1600) war zeitweise Bürgermeister von Zamosc, wurde geadelt und gründete eine Familie.
Zwischen 1772 und 1809 gehörte die Stadt zu Österreich als Teil des Kronlandes Galizien (ab 1783 Sitz des Zamoscer Kreises), zwischen 1809 und 1815 zum Herzogtum Warschau und für die folgenden rund 100 Jahre zum unter russischer Herrschaft stehenden Kongresspolen. Um 1870–1880 waren fast ein Drittel[2] der Einwohner Juden. Oft gab es Uneinigkeiten zwischen den Chassidim und den liberalen Anhängern der Haskala, aus der auch Leib Perez hervorging.
In der Aktion Zamość sollte die polnische Bevölkerungsmehrheit durch deutsche Siedler, die als "Wehrbauern" in der SS-Landwacht Zamosc organisiert waren und hauptsächlich aus Bessarabien und Kroatien stammten, „germanisiert“ werden. In dieser Zeit trug die Stadt in den Planungen den Namen Himmlerstadt, später auch Pflugstadt. 1944 wurde die Stadt schließlich von der Roten Armee befreit; die Region war von 1945 bis August 1991 Grenzgebiet zur Sowjetunion, danach bis heute Grenzgebiet zur Ukraine.
Von 1975 bis 1998 war die Stadt Sitz der Woiwodschaft Zamość, die im Zuge einer Gebietsreform 1999 in der Woiwodschaft Lublin aufging.
Die Adelsfamilie der Zamoyski wurde von den Nationalsozialisten und später von den Kommunisten drangsaliert. Marcin Zamoyski, ein Spross der Familie, war 1990–1992, 2002–2014 Stadtpräsident und 1992–1994 Woiwode der Woiwodschaft Zamość. Seit 2014 bekleidet Andrzej Wnuk das Amt des Stadtpräsidenten.
Sehenswürdigkeiten
Das Rathaus mit geschwungener Freitreppe und einem 52 m hohen achteckigen Uhrenturm am Großen Markt.
Das Haus zum Engel gilt als das Prächtigste der sogenannten Armenischen Häuser am Großen Markt. Es beherbergt seit 1941 das regionalgeschichtliche Museum Zamojskie.
Altstadt, von Bernardo Morando (ca. 1540–1600) als „ideale Stadt“ geplant und errichtet, mit Festungsbauten und farbenprächtigen, reich verzierten Bürgerhäusern, seit 1992 Weltkulturerbe der UNESCO.[4]
Die kreisfreie Stadt ist von einer eigenständigen Landgemeinde umgeben. Die Gmina wiejska Zamość (bis 1973 Gmina Mokre) hat eine Fläche von 196 km² und 23.212 Einwohner (Stand 31. Dezember 2020).
Alexander Zederbaum (1816–1893), hebräisch-jiddischer Schriftsteller; Pionier des hebräischen Journalismus
Itzhok Lejb Perez (1852–1915), Schriftsteller; Mitbegründer der modernen jiddischen Literatur und der jüdischen Belletristik
Irene Lieblich (1923–2008), Dichterin, Malerin und Illustratorin
Rosa Luxemburg (1871–1919), kommunistische Politikerin; die 1979 an ihrem Geburtshaus angebrachte Gedenktafel ließ der Lubliner Woiwode im März 2018 als „kommunistische Propaganda“ entfernen.[6]
Leopold Skulski (1877–1940), Chemiker, Politiker und Ministerpräsident
Moshe Zalcman (1909-2000), polnischer Kommunist, 10 Jahre im GULAG; umfassende Veröffentlichungen auf Jiddisch und Französisch.
Joseph Epstein (1911–1944), polnischer Kommunist; ab 1931 im französischen Exil; als „Colonel Gilles“ Kämpfer der Résistance.
Lech Wałęsa (* 1943), Politiker und Friedensnobelpreisträger
Politik
Stadtpräsident
An der Spitze der Stadtverwaltung steht der Stadtpräsident. Von 2014 bis 2024 war dies Andrzej Wnuk, der mit seinem eigenen Wahlkomitee antrat, aber 2018 auch von der PiS unterstützt wurde. Die turnusmäßige Wahl im April 2024 führte zu folgenden Ergebnis:[7]
Rafał Zwolak (Wahlkomitee Rafał Zwolak) 39,2 % der Stimmen
Adrzej Wnuk (Wahlkomitee Andrzej Wnuk) 26,4 % der Stimmen
Zygmunt Klukowski: Tagebuch aus den Jahren der Okkupation : 1939–1944. Herausgeber Christine Glauning, Ewelina Wanke. Einleitung Ingrid Loose. Übersetzung Karsten Wanke. Metropol, Berlin 2017.
Jerzy Z. Łoziński: Südostpolen. Ein Bildhandbuch. Arkady, Warschau; Edition Leipzig, Leipzig 1984, S. 484–486.
Fritz Stuber: Notizen zur Wiederaufwertung historischer Städte in Polen. In: Schweizer Ingenieur und Architekt, Jahrgang 104, Nr. 21. Zürich 1986, S. 506–516.
Hans-Joachim Rieseberg, Eberhard Sommer: Wiederaufbau und Restaurierung historischer Stadtbilder in Polen. publica Verlagsgesellschaft, Berlin 1985, ISBN 3-89087-024-4.
↑Max Gallo: Rosa Luxemburg: „Ich fürchte mich vor gar nichts mehr“. In: Rebellische Frauen. Nr.26518. Econ & List Taschenbuch Verlag, Düsseldorf und München 1998, ISBN 3-612-26518-0, S.28f. (übersetzt von Rainer Pfleiderer und Birgit Kaiser; Originalausgabe: Une Femme Rebelle. Vie et mort de Rosa Luxemburg, Presses de la Renaissance, Paris 1992).