Der Ort ist bekannt für die Künstlerkolonie Worpswede als Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von Künstlern. Die Stipendiatenstätte Künstlerhäuser Worpswede gehörte bis 2009 zu den größten Deutschlands. In Worpswede finden sich zahlreiche Kultureinrichtungen und Galerien.
Auf dem Gebiet der heutigen Einheitsgemeinde Worpswede befanden sich ursprünglich 23 Dörfer, die alle eine eigene Gemeinde bildeten. In den 1920er Jahren sowie 1936 wurden zahlreiche Gemeinden zusammengelegt, so dass sich die Anzahl auf acht reduzierte. Am 1. März 1974 wurden die anderen sieben nach Worpswede eingegliedert.[2] Diese acht ehemaligen Gemeinden bilden heute die Ortschaften von Worpswede:[3]
Im 11. Jahrhundert erfolgte die Gründung einer Fischersiedlung auf dem Besitz des Klosters Osterholz. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes war 1218.
Von 1600 bis 1750
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Worpswede ab 1627 von den katholischen kaiserlichen Truppen des Erzstifts Bremen regiert. 1630 übernahmen die Schweden die militärische Macht in dem Gebiet um Worpswede. Im Jahre 1648 schließlich wurde Worpswede an Friedrich von Hessen-Eschwege abgetreten.
Von 1750 bis 1850
Im Auftrag des hannoverschen Kurfürsten begann Jürgen Christian Findorff um 1750 mit der großflächigen Trockenlegung und Kolonisation im Teufelsmoor, dabei entstanden auch die Orte Heudorf (1756, heute Heudorfer Straße), Hüttendorf (1776, heute Hüttendorfer Straße) und Schlußdorf (1800). Das 1764 gegründete und mit 13 Anbaustellen besiedelte Dorf Nordwede wurde im Volksmund „Sniederdorp“ (Schneiderdorf) genannt, weil der erste Ansiedler ein Schneider war.[4]
1889 gründete sich die Künstlerkolonie Worpswede durch die Düsseldorfer Kunststudenten Fritz Mackensen und Otto Modersohn, die an einem späten Augusttag auf der Bergedorfer Brücke die Natur betrachteten. Es war ein grauer Tag mit einem Licht wie auf Bildern des Malers Millet und sie beschlossen zu bleiben und zu malen.[5] Und damit begann durch Heinrich Vogeler, Fritz Mackensen und Paula Modersohn-Becker eine wechselvolle Geschichte des kleinen Moordorfes im Teufelsmoor.
Der Nationalsozialismus traf auch in Worpswede auf bereiteten Boden. Bei der Reichstagswahl im März 1933 entfielen in Worpswede 66 Prozent der Stimmen auf die NSDAP und die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (Vergleichswert für das gesamte deutsche Reich: 52 Prozent). Die Sozialdemokraten und Kommunisten erhielten dagegen nur 16 Prozent (Vergleichswert: 31 Prozent).[6] Diese Entwicklung wurde in Worpswede deutlich verstärkt durch den Heimat- und Naturkult der Worpsweder Künstler und Künstlerinnen, voran Fritz Mackensen, Carl Uphoff und Martha Vogeler (geb. Schröder), die der völkischen Idee huldigten und sich den Nationalsozialisten andienten, während sich politisch Linke wie Heinrich Vogeler und Gustav Regler, der Vogelers Tochter Mieke geheiratet hatte, zur Emigration gezwungen sahen. Der Heimat- und Naturkult ging letztlich auf „die große konservativ-nationale Strömung der deutschen Geistesgeschichte“ zurück, „an deren Anfang Herder und die Romantiker stehen“, wie der niederdeutsche Sprachforscher Claus Schuppenhauer schreibt und wurde zur „Perversion des unbedingten Glaubens an Rasse, Blut und Boden“, so Strohmeyer/Artinger/Krogmann in ihrer Studie aus dem Jahr 2000.[7][8][9] Einen besonderen Einblick auf die Situation und Vertreibung jüdischer Einwohnerinnen und Einwohner bietet die Darstellung von Anning Lehmensiek „Juden in Worpswede“[10]
Der Rat der Gemeinde Worpswede besteht aus 24 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 9.001 und 10.000 Einwohnern.[13] Die 24 Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Stimmberechtigt im Rat der Gemeinde ist außerdem der hauptamtliche Bürgermeister.
Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Die vergangenen Gemeinderatswahlen ergaben folgende Sitzverteilungen:
HauptamtlicherBürgermeister der Gemeinde Worpswede ist seit 2001 der parteilose Jurist Stefan Schwenke,[14] zuletzt wiedergewählt 2021 als Amtsinhaber mit einem Gegenkandidaten mit 65,07 % der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 66,23 %.[15] Schwenke trat seine weitere Amtszeit am 1. November 2021 an.
Wappenbegründung: In dem Wappen spiegelt sich die Geschichte Worpswedes wider: 1223 schenkt Heinrich Herzog von Sachsen und Pfalzgraf bei Rhein dem Kloster Osterholz vier Hufen (Hofstellen). Um 1225 schenkt Markgräfin Margarethe von Brandenburg der Kirche zu Osterholz das Eigentum der halben Insel Worpswedes von vier Hufen. Diese acht Worpsweder Höfe sind im Schildhaupt in Gold als Häuser auf rotem Grund dargestellt unterteilt mit der Lilie. Das Symbol für das Marienkloster Osterholz. Die acht Höfe symbolisieren ebenfalls die acht Ortschaften der Gemeinde Worpswede. Durch Silber wird die Darstellung des Weyerberges vom Schildhaupt farblich in Grün abgesetzt. Die Entdeckung Worpswedes für die Kunst durch Fritz Mackensen im Jahre 1884 wird durch das Zunftwappen der Maler getrennt durch einen silbernen Rand im Weyerberg verankert. Die im Zunftwappen der Maler dargestellten Schilde sollen sich auf die drei Künste Architektur, Malerei und Bildhauerei beziehen.
Der am Weyerberg gelegene Niedersachsenstein ist ein 18 Meter hohes Monument aus Ziegelsteinen, das von weitem den Eindruck eines Adlers erweckt. Die Bauskulptur erinnert an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus der Region.[18] Das Monument wurde 1922 nach einem Entwurf des ArchitektenBernhard Hoetger, der auch die Böttcherstraße in Bremen gestaltete, fertiggestellt und ist als einzige expressionistische Großplastik Deutschlands von besonderer kunsthistorischer Bedeutung.[19] Da die Errichtung des Niedersachsensteins in einer Zeit großer Armut und Lebensmittelknappheit erfolgte, war sie seinerzeit umstritten, ebenso wie heute wegen der ursprünglich zugedachten Funktion als Kriegsdenkmal.[20] Im Sockel befinden sich drei Räume. Sie wurden in der Nachkriegszeit von einer Flüchtlingsfamilie bewohnt. 2021 wurde bekannt, dass die Skulptur sanierungsbedürftig ist.[21]
Der Barkenhoff (niederdeutsch Birkenhof) – ursprünglich ein Worpsweder Bauernhof – wurde im Jahre 1895 vom Künstler Heinrich Vogeler gekauft und innerhalb weniger Jahre zu einem beeindruckenden Gebäude des Jugendstils umgebaut. Bald wurde er zum Mittelpunkt der Worpsweder Künstlerbewegung und somit der gesamten „Künstlerkolonie Worpswede“. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Barkenhoff 1919 zur Kommune und Arbeitsschule Barkenhoff und von 1923 bis zur Schließung 1932 zu einem Kinderheim der Roten Hilfe.
1932 wurde der Barkenhoff an den Gartenarchitekten und AnthroposophenMax Karl Schwarz (1895–1963) verkauft, der durch den Lebensreformer Leberecht Migge nach Worpswede kam. Dort gründete er in den Jahren 1932–1936 zusammen mit dem Ingenieur Martin Schmidt (1892–1964) die Gartenbau- und Siedlungsschule Worpswede, an der mit anthroposophisch orientierten Lehrern die biologisch-dynamische Arbeit gelehrt und erforscht wurde. Schwarz gilt als Pionier des biologisch-dynamischen Land- und Gartenbaus, der Kompostierung sowie als Entwickler und Förderer der Gärtnerhof-Idee. 1954 gestaltete Schwarz den Landschaftspark am Goetheanum in Dornach.
In den Folgejahren verfiel der Hof und wurde 1981 der öffentlichen Hand übergeben. In den Jahren 2003/2004 wurde der Hof grundlegend renoviert. Seither dient er als Museum sowie als Raum für Ausstellungen. Bis Ende 2009 dienten die angrenzenden Remisen als Ateliers der Stipendiaten der Barkenhoff-Stiftung.[22]
Haus im Schluh
Das Haus im Schluh, ursprünglich eine Moorkate aus dem Moordorf Lüningsee, wurde im Jahr 1920 von Martha Vogeler, der ersten Ehefrau Heinrich Vogelers, in den Schluh versetzt und mit seiner finanziellen Hilfe umgebaut. Sie verließ zu dieser Zeit den Barkenhoff und zog mit ihren drei Töchtern Marieluise, Bettina, Martha und ihrem Freund, dem Schriftsteller Ludwig Bäumer in das Haus im Schluh (niederdeutsch Sumpf). Es besteht heute aus drei reetgedeckten Häusern: dem Wohnhaus Martha Vogelers, der Handweberei (das Haus wurde 1937 aus Grasdorf in den Schluh versetzt und war der Arbeitsbereich der Tochter Bettina), und das kleinste Haus ist heute eine Gästepension. Im Wohnhaus und der Weberei bilden Möbel, Gemälde, Radierungen, Porzellan und Hausrat aus dem Barkenhoff den Hauptbestandteil der Heinrich-Vogeler-Sammlung. Wechselnde Ausstellungen zum Werk Heinrich Vogelers und kunsthandwerkliche Gegenstände aus der Region ergänzen die Sammlung. Das Haus im Schluh ist eines der vier Museen des Museumsverbundes Worpswede. Im Februar 2018 erhielt das Haus im Schluh das Museumsgütesiegel 2018–2024 des Museumsverbandes Niedersachsen.[23]
Worpsweder Kunsthalle
Der ortsansässige Buchbindermeister Friedrich Netzel stellte den ersten Worpsweder Künstlern sein Ladengeschäft und angrenzende Räume zu Ausstellungs- und Verkaufszwecken zur Verfügung. Sein Sohn, Friedrich Netzel (II), richtete 1919 ein eigenes Haus in der Bergstraße als Galerie ein, um die zeitgenössische Kunst auszustellen. Neben dem Kunsthandel entstand eine Kunstsammlung. Nach dem Tod des Galeristen 1945 führte dessen Ehefrau den Betrieb in den schwierigen Nachkriegsjahren weiter und übergab ihn schließlich dem Sohn Friedrich Netzel (III). Der zeigte neben der eigenen Familiensammlung aus drei Generationen auch Sonderausstellungen, die Worpswede überregionale Bedeutung gaben. Beispielsweise zeigte er in den Ausstellungen 1972, 1973 und 1989 Heinrich Vogelers Gesamtwerk mit den damals erstmals gezeigten Werken aus dessen sowjetischen Zeit, die erste große Ausstellung in Worpswede zu Paula Modersohn-Becker anlässlich ihres 100. Geburtstages 1976 sowie eine Ausstellung zur 100-Jahr-Feier des Künstlerdorfes 1989.
Das Kaffee Worpswede[25]
ist ein expressionistischer Bau, am Fuße des Weyerbergs gelegen. Es ist Teil eines Backstein-Ensembles, zu dem auch die Große Kunstschau gehört und dient seit 1925 als Café und Restaurant. Bis in die 1970er Jahre war dem Café ein Hotel angeschlossen. Es wird im Volksmund auch „Café Verrückt“ genannt, weil der Architekt, Baumeister und Künstler Bernhard Hoetger anfing, ein Haus ohne vernünftige Bauzeichnungen und ohne rechte Winkel zu bauen – als die Worpsweder das sahen, meinten sie „dei is verrückt, de Kerl“ – und seitdem besteht der Spitzname. Ursprünglich bot Hoetger, der für das Projekt geschätzte 100.000 Reichsmark aufbrachte, hier seine eigenen kreativen Schöpfungen an. 2002 konnte das Café von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz saniert werden; dabei wurden wichtige Details rekonstruiert.[26] Das Café ist seit Jahresanfang 2019 geschlossen.
Große Kunstschau Worpswede
Die Große Kunstschau Worpswede ist Teil des expressionistischen Backstein-Ensembles am Fuße des Weyerbergs, zu dem auch das Kaffee Worpswede gehört. Sie zeigt in einer Dauerausstellung eine teils wechselnde Auswahl von Bildern von Worpsweder Künstlern. Im Jahr 2008 fand nach Sanierungsmaßnahmen die Wiedereröffnung der Großen Kunstschau Worpswede statt; das sanierte und erweiterte ehemalige Roselius-Museum von 1971 neben dem Kunstschau-Gebäude fungiert einschließlich eines neu errichteten, gläsernen Verbindungtrakts seit 2011 als Haus für zeitgenössische und moderne Kunst.[27]
Museum am Modersohn-Haus
Das Museum am Modersohn-Haus zeigt das ehemalige Wohnhaus der Maler Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker in der Hembergstraße 19. In ihm werden Bilder von Modersohn-Becker und etwas an originalem Mobiliar gezeigt. Der moderne Anbau dient dazu, auch Werke weiterer Maler der ersten Worpsweder Malergeneration auszustellen.
Bonze des Humors
Der Bonze des Humors ist eine lachende Buddha-Statue, die in der Nähe des Parkplatzes beim Kaffee Worpswede steht. Das steinerne Monument wurde – wie das Café und der Niedersachsenstein – von Bernhard Hoetger 1914 entworfen. Hervorgegangen ist die Statue aus einer Serie von 15 kleinen Majolika-Keramiken. Hoetger hatte, als er noch auf der Mathildenhöhe in Darmstadt tätig war, einen Zyklus von Gegensatzpaaren geschaffen. Mit ihnen wollte er die „Licht- und Schattenseiten“ des Menschen darstellen, so z. B. Güte, Glaube, Hoffnung auf der Lichtseite, Habgier, Wut, Hass auf der Schattenseite. Der Bonze bildete die Mittelfigur der Lichtseite (sie heißt deshalb eigentlich Licht). Die Wut als Teil der Schattenseite – ebenfalls aus Kunststein – steht nur wenige Schritte entfernt neben dem Treppenaufgang zur Großen Kunstschau. Beide waren von Hoetger zunächst im Park seines ersten Wohnsitzes in Worpswede, dem Brunnenhof, aufgestellt worden. Dort bekamen sie von den Worpswedern die Namen Orang und Utan. Der Brunnenhof brannte 1923 ab, an seiner Stelle wurde 1924 ein neues Gebäude errichtet, das von der Eigentümerin nach dem Vornamen ihres Mannes Diedrichshof genannt wurde. Das Haus gehört seit 1953 der Bremer Heimstiftung.[28] Erhalten und restauriert ist der Garten mit zahlreichen Skulpturen, der später zu Ehren des Künstlers den Namen Hoetger-Garten erhielt.[29] Einige Standbilder, wie der Bonze, wurden an andere Stellen verbracht.
Kaufhaus Stolte
Das Kaufhaus Stolte an der Findorffstraße ist mit einer fast 200-jährigen Tradition das älteste Geschäft im Dorf. Entstanden ist es 1824. Ein Enkel des ersten Worpsweder Pastors hatte es erbauen lassen, nachdem er seinen Krämerladen in der Pastorenscheune unterhalb der Kirche aufgegeben hatte. Viele Kirchgänger nutzten das Haus als Ausspann und zum sonntäglichen Einkauf. Der Kaufmannsfamilie Stolte, insbesondere der Haustochter Emilie (Mimi) Stolte, ist es zu verdanken, dass Worpswede vom unbedeutenden Moordorf zur weltbekannten Künstlerkolonie aufstieg. Mimi Stolte hatte nämlich 1884 den Kunststudenten Fritz Mackensen, den sie in Düsseldorf kennengelernt hatte, in ihr Elternhaus eingeladen. Aus einem ersten Besuch wurden mehrere, und schließlich ab 1889 ein Aufenthalt auf Dauer, nachdem sich Mackensen noch einige Malerfreunde hinzugesellt hatten, die den Kern der Künstlerkolonie bildeten. Eine Texttafel und ein Porträt Mackensens neben dem Hauseingang verweisen auf diese Geschichte.
Käseglocke
Die Worpsweder Käseglocke ist ein kuppelförmiger Bau auf dem Weyerberg und wurde 1926 vom Schriftsteller Edwin Koenemann erbaut. In der Zeitschrift Frühlicht veröffentlichte der Architekt Bruno Taut 1921 Entwürfe für die Mitteldeutsche Ausstellung für Siedlung und Arbeit in Magdeburg. Darin wurde auch ein Atelierhaus vorgestellt, das hier von Koenemann adaptiert wurde.
Die Zionskirche auf dem Weyerberg wurde mitten im Siebenjährigen Krieg in den Jahren 1757 bis 1759 erbaut. Auf der Grundlage von Plänen des hannoverschen Hofbaumeisters Johann Paul Heumann leitete der Moorkolonisator Jürgen Christian Findorff die Baumaßnahmen.[30] Finanzielle Unterstützung kam vom Kurfürsten von Hannover und König von England, Georg II. Aus der schlichten Ausstattung der Saalkirche hebt sich der Kanzelaltar mit einigen Rokoko-Ornamenten heraus. Beachtenswert sind Engelsputten unter der Emporendecke und Blumenornamente in den Zwickeln der Säulen auf den Emporen. Sie sind „Strafarbeiten“ der damaligen Kunstschülerinnen Clara Rilke-Westhoff und Paula Modersohn-Becker. Beide hatten verbotenerweise im Jahre 1900 die Kirchenglocken geläutet, was als Feueralarm missdeutet worden war. Im Jahr 1762 schuf Dietrich Christoph Gloger eine Orgel, die nicht erhalten ist, aber 2011/12 durch Hendrik Ahrend in Anlehnung an Glogers Konzept rekonstruiert wurde.[31][32] Der Orgelneubau verfügt über 22 Register. Der Kirchturm mit seinem weithin sichtbaren weißen Kragen unterhalb des barocken Turmhelms wurde erst 1798 an der Ostseite angefügt. Er diente wie die gesamte Kirche den Malern der Worpsweder Künstlerkolonie als begehrtes Motiv.
Der Friedhof, von Findorff geplant und eingerichtet, ist noch ein wirklicher Kirchhof. Mit seiner schönen Lage und Gestaltung ist er das Ziel vieler Besucher. Etwa 80 bedeutende Maler, Schriftsteller, Musiker und Kunsthandwerker haben auf ihm ihre letzte Ruhestätte gefunden. Darunter sind der Entdecker Worpswedes als Künstlerdorf, Fritz Mackensen, und Paula Modersohn-Becker.
Das von dem Bildhauer, Designer, Maler und Architekten Bernhard Hoetger zwischen 1916 und 1919 geschaffene Grabmal für die im Jahr 1907 früh verstorbene Malerin Paula Modersohn-Becker übt für viele Menschen, die den Worpsweder Friedhof besuchen, eine besondere Anziehungskraft aus. Beherrscht wird das Monument von einer aus Gussstein gefertigten halbentblößten, zurückgesunkenen, lebensgroßen Frauengestalt. Auf ihrem Schoß sitzt ein kleines nacktes Kind, das einen Apfel in den Händen hält. Die Darstellung soll dem Schicksal der Malerin, die wenige Tage nach der Geburt ihrer einzigen Tochter gestorben war, Ausdruck verleihen und den Kreislauf von Werden und Vergehen symbolisieren.
Windmühle
Am Rande Worpswedes auf dem Weg zur Hamme stand seit 1701 eine Bockwindmühle, die nur einen Roggenmahlgang besaß. 1838 wurde sie durch den bis heute noch voll funktionsfähigen Erd- und Wallholländer ersetzt. Diese neue und größere Mühle wurde mit drei Mahlgängen ausgestattet, einem Roggen-, einem Weizen- und einem Graupengang. 1888 kam die Mühle (bis heute in der sechsten Generation) in den Besitz der Müllerfamilie Schwenke. Um im härter werdenden Wettbewerb bestehen zu können, wurde sie mehrfach überholt und ihre Technik dem jeweils modernen technischen Standard angepasst, u. a. Umrüstung von Segelgatter- auf Jalousieflügel, Einbau von Motoren sowie einer Windrose. Nach Einstellung des Gewerbebetriebes im Jahre 1986 betrieben die Freunde Worpswedes e. V. die Mühle. Das Wahrzeichen Worpswedes diente seit jeher den Malern als Motiv.
Aussichtsturm Neu-Helgoland
Der neun Meter hohe Aussichtsturm Neu-Helgoland steht ca. 2,5 km westlich von Worpswede am nördlichen Ufer der Hamme kurz vor dem Zufluss der Beek, unweit von Neu-Helgoland. Er wurde Ende 2014 nach den bei Osterholz-Scharmbeck stehenden AussichtstürmenAn den Postwiesen und In den Linteler Weiden als dritter Aussichtsturm im Rahmen des GR-Projektes Hammeniederung in eigenwilliger Form aus Stahl errichtet und bietet einen guten Ausblick auf Worpswede, den Weyerberg sowie auf die Natur und Landschaft der Umgebung, wie Hammeniederung, Teufelsmoor und NaturschutzgebietBreites Wasser.[33]
Findorff-Denkmal
Der dem Kirchberg benachbarte Hügel des Weyerbergs trägt das Denkmal für Jürgen Christian Findorff (1720–1792). Der Obelisk wurde 1799 errichtet als Dank und Anerkennung für die besonderen Leistungen, die sich der „Vater aller Moorbauern“ in der Region erworben hatte. Zu den Verdiensten des königlichen Moorkommissars unter den hannoverschen Kurfürsten und englischen Königen Georg II. und Georg III. zählten u. a. die Gründung vieler Dörfer zwischen Bremervörde, Osterholz und Ottersberg; der Bau des Osterholzer Hafens und Hafenkanals sowie des Hamme-Oste-Kanals. Beim Bau der Worpsweder Zionskirche bewährte er sich als Bauleiter. Die Kirchen in den benachbarten Orten Grasberg und Gnarrenburg gehen auf seine Baupläne zurück.
Verkehr
Eisenbahn und Bahnhof Worpswede
Der BahnhofWorpswede liegt an der Strecke Stade–Osterholz-Scharmbeck(Moorexpress). Die Museumsbahn verkehrt nur saisonal von Mai bis Oktober an Sams-, Sonn- und Feiertagen von Stade über Bremervörde, Gnarrenburg, Worpswede und Osterholz-Scharmbeck nach Bremen Hbf.[34]
Das Empfangsgebäude wurde 1910 von Heinrich Vogeler im Jugendstil entworfen und gebaut. Vogeler entwarf nicht nur den Bau, sondern auch die gesamte Inneneinrichtung (Möbel, Kunstwerke und Malereien). Im Jahre 1978 wurde der Bahnhof Worpswede grundlegend renoviert und in seinen Ursprungszustand zurückversetzt. Er beherbergt heute ein Restaurant.[35]
Busverkehr
Eine Regionalbus-Linie des VBN[36] verbindet Worpswede mit Bremen. Im Nachtverkehr am Wochenende fährt eine Linie stündlich mit Anschluss von und zu einer Linie der Bremer Straßenbahn in Falkenberg. Weiterhin fährt eine Buslinie von Osterholz-Scharmbeck nach Bremervörde durch Worpswede. Bürgerbusse[37] erschließen seit dem 15. November 2010 Teile von Grasberg und Worpswede.
Katharina Groth, Björn Herrmann, Die Worpsweder Museen (Hrsg.): Mythos und Moderne. 125 Jahre Künstlerkolonie Worpswede. Wienand, Köln 2014, ISBN 978-3-86832-203-3.
Friederike Schmidt-Möbus: Worpswede. Leben in einer Künstlerkolonie. Reclam, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-15-010744-7.
Björn Bischoff: Worpswede A–Z – Das Künstlerdorf. 1. Auflage. Edition Falkenberg, Bremen 2017, ISBN 978-3-95494-113-1.
Jürgen Teumer: Friedhof und Kirche in Worpswede. Ein Rundgang durch Gegenwart und Vergangenheit. Landschaftsverband Stade, Stade 2007, ISBN 978-3-931879-32-7.
Anna Brenken, Fritz Dressler: Worpswede und das Teufelsmoor. Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-8319-0135-X.
Arn Strohmeyer, Kai Artinger, Ferdinand Krogmann: Landschaft, Licht und Niederdeutscher Mythos. Die Worpsweder Kunst und der Nationalsozialismus. VDG Weimar, Weimar 2000, ISBN 3-89739-126-0.
Peter Groth: Martha Vogelers Haus im Schluh. Worpsweder Verlag, Lilienthal 1995, ISBN 3-89299-139-1.
Bernd Küster: Das Barkenhoff-Buch. Worpsweder Verlag, Lilienthal 1989, ISBN 3-922516-86-6.
Bernd Küster: Das Barkenhoff-Buch, Verlag: Donat, Bremen 2020, überarbeitete und ergänzte Neuauflage, 208 Seiten im Großformat und in Farbe mit 227 Abbildungen, ISBN 978-3-943425-81-9
Rilke: Worpswede – Fritz Mackensen • Otto Modersohn • Fritz Overbeck • Hans am Ende • Heinrich Vogeler. (= insel taschenbuch. 1011). Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-458-32711-8 (Digitalisat abgerufen am 19. November 2018).
Rainer Schomann (Hrsg.), Urs Boeck: Gärten des Barkenhoffs, Worpswede in: Historische Gärten in Niedersachsen, Katalog zur Landesausstellung, Eröffnung am 9. Juni 2000 im Foyer des Niedersächsischen Landtages in Hannover. Hannover, 2000, S. 174–175.
Aufsätze / Beiträge
Bettina Vaupel: Weites Land für große Kunst; Bernhard Hoetger in Worpswede und Bremen. In: Monumente. 09/125, (ISSN0941-7125), S. 8–15.
Belletristik
Anning Lehmensiek: Juden in Worpswede. Donat Verlag, Bremen 2014, ISBN 978-3-943425-35-2.
↑Arn Strohmeyer, Kai Artinger, Ferdinand Krogmann: Landschaft, Licht und Niederdeutscher Mythos. Die Worpsweder Kunst und der Nationalsozialismus. VDG Weimar, Weimar 2000, ISBN 3-89739-126-0.
↑Ferdinand Krogmann: Worpswede im Dritten Reich 1933–1945. Donat-Verlag, Bremen 2011, ISBN 978-3-938275-89-4.
↑Arn Strohmeyer: Der Mitläufer. Manfred Hausmann und der Nationalsozialismus. Bremen 1999.
↑Christian Wiegang: HK19 Teufelsmoor um Worpswede in: Kulturlandschaftsräume und historische Kulturlandschaften landesweiter Bedeutung in Niedersachsen. Landesweite Erfassung, Darstellung und Bewertung, Hannover, 2019, S. 102–103