Die Union Südamerikanischer Nationen (spanischUnión de Naciones SuramericanasUNASUR, portugiesischUnião das Nações Sul-AmericanasUNASUL, englischUnion of South American Nations, niederländischUnie van Zuid-Amerikaanse Naties) ist eine internationale Organisationsüdamerikanischer Staaten. Der Gründungsvertrag wurde am 23. Mai 2008 in Brasília (Brasilien) unterzeichnet. Das Hauptsekretariat der Staatenunion hat seinen Sitz in Quito (Ecuador), die Mitgliederversammlung in Cochabamba (Bolivien). Beobachterstatus besitzen Mexiko und Panama. Zahlreiche Staaten haben 2018 ihren Austritt aus der UNASUR angekündigt. Um UNASUR zu ersetzen, gründeten die Präsidenten von acht südamerikanischen Staaten im Jahr 2019 das Foro para el Progreso de América del Sur (PROSUR).[1]
Schon bald nach der Gründung zeigte sich, dass aufgrund des geringen Integrationswillens einiger Mitgliedsländer mittelfristig nur wenig Aussicht besteht, eine zwischenstaatliche Zusammenarbeit ähnlich der der Europäischen Union zu erreichen.[5][6] Die bisherigen südamerikanischen Staatenbündnisse Mercosur, Andengemeinschaft und Karibikgemeinschaft leiden seit vielen Jahren an einer fehlenden Bereitschaft ihrer Mitglieder, umfangreiche Kompetenzen an die supranationalen Bündnisse abzutreten.
Geschichte
Auch vor der Gründung der Gemeinschaft gab es südamerikanische Integrationsbemühungen. Der ehemalige brasilianische Präsident Fernando Henrique Cardoso hatte bereits erfolglos versucht, die Länder des Kontinents zu Verhandlungen zu bewegen, unter anderem um den Einfluss der USA zurückzudrängen.
Wirtschaftliche Integration
Am 16. Dezember 2003 unterzeichneten die Mitgliedsländer von Mercosur und Andengemeinschaft eine Vereinbarung über eine gemeinsame Freihandelszone.
Vorausgegangen waren der Kooperation drei Gipfeltreffen, die in den Jahren 2000, 2002 und 2004 stattfanden. Auf dem dritten Gipfel am 8. Dezember 2004 im peruanischenCusco, am 180. Jahrestag der Schlacht bei Ayacucho, die 1824 das Ende der spanischen Kolonialherrschaft besiegelt hatte, unterschrieben die Präsidenten oder Vertreter von zwölf südamerikanischen Staaten die Erklärung von Cuzco. Diese war ein zweiseitiger Beschluss, in dem sie sich verpflichteten, ihre Politik abzustimmen und den Handel zu liberalisieren. Die bereits bestehenden Verträge des Mercosur und des Andenpakts sollten zu einer großen Freihandelszone zusammengeschlossen werden. Der formell gegründete lose Staatenbund firmierte unter dem Namen Südamerikanische Staatengemeinschaft (spanisch Comunidad Sudamericana de Naciones, portugiesisch Comunidade Sul-Americana de Nações, englisch South American Community of Nations, niederländisch Zuid-Amerikaanse Statengemeenschap, abgekürzt CSN).
Institutioneller Aufbau
Im April 2007 wurde beschlossen, das Hauptsekretariat in Quito (Ecuador) einzurichten und den Namen der intensiveren Kooperation anzupassen.[7] Das Edificio Néstor Kirchner in San Antonio de Pichincha nördlich von Quito und in direkter Nachbarschaft zur Ciudad Mitad del Mundo wurde nach zweijähriger Bauzeit im Dezember 2014 als Hauptsitz der UNASUR eröffnet.
Der seit Mai 2007 für das Amt des Generalsekretärs vorgesehene ehemalige ecuadorianische Präsident Rodrigo Borja zog einen Tag vor der Unterzeichnung der Gründungsurkunde seine Kandidatur zurück, da ihm die für das Amt vorgesehenen Entscheidungskompetenzen nicht ausreichten.
Am 10. März 2009 wurde ein gemeinsamer Verteidigungsrat eingerichtet. Dieser versteht sich nicht als herkömmliches Militärbündnis, sondern als Gesprächsforum der Verteidigungsminister der Mitgliedsländer.[8]
Am 4. Mai 2010 wurde bei einem Gipfeltreffen in Campana (Argentinien), der argentinische Ex-Präsident Néstor Kirchner für zwei Jahre zum ersten amtsausübenden Generalsekretär der UNASUR gewählt. Er starb jedoch kurze Zeit später am 27. Oktober 2010. Nachfolgerin wurde am 9. Mai 2011 die ehemalige kolumbianische Außenministerin María Emma Mejía.[9] Ihr folgte am 11. Juni 2012 der frühere venezolanische Minister für Elektrizität Alí Rodríguez Araque.[10] Vom 22. August 2014 bis 31. Januar 2017 bekleidete der kolumbianische Politiker Ernesto Samper Pizano das Amt, seitdem ist es vakant.
Austritte
Die kolumbianische Regierung unter Präsident Iván Duque kündigte am 10. August 2018 den Austritt aus der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR) an. Auch Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay und Peru hatten ihren Austritt im April 2018 angekündigt.[11] Nachdem im Streit hinsichtlich der Positionierung im Venezuela-Konflikt acht Mitglieder aus dem links geprägten Bündnis UNASUR ausgetreten waren, gründeten sie als Alternative im März 2019 das Regionalbündnis Prosur.[12] Am 10. März 2020 gab Uruguay offiziell seinen Austritt bekannt[13].
Mit Stand von 2022 sind Venezuela, Bolivien, Suriname und Guyana die verbliebenen Mitglieder. Im November 2022 forderten sieben Ex-Präsidenten verschiedener südamerikanischer Staaten, u. a. Jose Mujica (Uruguay), Dilma Rousseff (Brasilien) und Rafael Correa (Ecuador), die Wiederbelebung der Organisation in einem Brief an die aktuellen Präsidenten der ehemaligen Gründungsstaaten.[14]
Kennzahlen
In den Mitgliedstaaten der Union Südamerikanischer Nationen leben etwa 390 Millionen Einwohner auf einer Fläche von ca. 17,5 Millionen km². Mit einem Index der menschlichen Entwicklung von über 0,81 weisen Chile und Argentinien einen sehr hohen Entwicklungsstand auf, die meisten Staaten wie die des ehemaligen Großkolumbiens liegen im globalen Mittelfeld und Guyana stellt mit 0,63 die am wenigsten entwickelte Nation Südamerikas dar.[15]
Die Mitgliedsländer der UNASUR verfügen zusammen über die weltweit größten Rohölreserven, die größten Wasserreserven, nehmen den zweiten Platz bei den Erdgasreserven ein[19] und auf drei Mitgliedsstaaten fällt knapp ein Viertel des globalen Zinnvorkommens. Darüber hinaus erstreckt sich um den Amazonas das (noch) größte zusammenhängende Gebiet tropischer Regenwälder.
Organe
Neben einem Generalsekretär und einem Parlament ist die Einrichtung dreier Räte vorgesehen:
ein Rat der Staatschefs, der einmal im Jahr zusammenkommen soll,
ein Rat der Außenminister sowie
ein Rat von Delegierten aus den einzelnen Ländern.
Mittlerweile sind insgesamt zwölf weitere Räte in der Entstehungsphase in den Bereichen:[21]
Verteidigung
Wirtschaft und Finanzen
Energie
Infrastruktur und Planung
Wissenschaft, Technologie und Innovation
soziale Entwicklung
Gesundheit
Bildung
Kultur
Wahlen
Sicherheit der Bürger, Justiz und Handlungskoordinierung gegen organisierte, transnationale Kriminalität
Lösung des globalen Drogen-Problems
Die Präsidentschaft wechselt im Jahresturnus zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten. Unterstützend zu den übrigen Kooperationsbeschlüssen wurde von sieben UNASUR-Staaten am 26. September 2009 die Bank des Südens gegründet. Diese ist zwar noch nicht vollständig etabliert, soll zukünftig aber die finanzielle Grundlage der Union bilden.
Zitate
„Wir werden Zeugen eines historischen Ereignisses, mit dem der Traum des Befreiers Simón Bolívar nach 180 Jahren Wirklichkeit zu werden beginnt. Heute schaffen wir ein neues Land mit 361 Millionen Einwohnern.“
– Alejandro Toledo, peruanischer Präsident von 2001 bis 2006, 8. Dezember 2004
„Mit der Gründung einer Staatengemeinschaft wurde ein Schritt in die richtige Richtung gemacht, um den Traum von Bolívar und unseren Befreiern zu verwirklichen.“
– Hugo Chávez, Präsident Venezuelas, 8. Dezember 2004
Tim Rickers: Die Südamerikanische Staatengemeinschaft: Potential und Herausforderungen einer Zusammenarbeit. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2007, ISBN 978-3-8364-1118-9.
Carlos Vergara (Hrsg.): UNASUR. Un espacio de desarrollo y cooperación por construir. CEPAL, Santiago de Chile 2011.
Anne Marie Hoffmann: Die liberale Wende in Südamerika: das Aus für regionale Sozialpolitik.GIGAFocus Afrika No. 06/2016
↑Eine Währung für Südamerika. Bilanz über Luiz Lulas Sozial-, Wirtschafts- und Außenpolitik. In: derstandard.at, 2. Januar 2004, abgerufen am 14. Oktober 2021.
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