Tuschino (russischТушино, deutschNettschunen, 1938 bis 1945 Dammfelde, auch: Lobellen, sowie: Dirwonuppen, 1935 bis 1945 Ackerbach, litauischNečiūnai, auch: Luobeliai sowie: Dirwonupiai) ist der gemeinsame Name dreier ursprünglich eigenständiger Ortschaften in der russischenOblast Kaliningrad. Tuschino gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Neman im Rajon Neman.
Besiedelt ist fast nur noch das ehemalige Lobellen. Im ehemaligen Nettschunen/Dammfelde sind kaum noch Häuser vorhanden. Die Ortsstelle Dirwonuppen/Ackerbach ist verlassen.
Nettschunen, zunächst mit Neszunen bezeichnet, war im 18. Jahrhundert ein königliches Bauerndorf.[2] 1874 wurde die Landgemeinde Nettschunen dem neu gebildeten AmtsbezirkTitschken im Kreis Ragnit zugeordnet.[3] 1930 gelangte die Gemeinde in den Amtsbezirk Raudszen.[4] 1938 wurde Nettschunen in Dammfelde umbenannt.
Lobellen war spätestens seit dem 18. Jahrhundert ein Vorwerk des RemonteamtsNeuhof-Ragnit,[11] zu dem auch eine Wassermühle und eine Schäferei gehörten. Seit etwa 1880 bildete Lobellen einen eigenständigen Gutsbezirk, der zum Amtsbezirk Raudszen gehörte.[4] Dazu gehörten auch die beiden an der Memel gelegenen Vorwerke Bambe und Nemonje[12] (55° 3′ 26″ N, 22° 13′ 56″ O55.05722222222222.232222222222, nicht mehr vorhanden, die Ortsstelle befindet sich heute im Rajon Krasnosnamensk), die auf den dortigen Wiesen Heu für die Pferdezucht produzierten. Ab 1922 wurde der Gutsbezirk von der Ostpreußischen Landgesellschaft aufgesiedelt und 1924 in eine Landgemeinde umgewandelt. Siedler waren vor allem Arbeiter des Gutes und der Schäferei. Es entstanden 24 Hofstellen.
Dirwonuppen, das auch mit Schudicken bezeichnet wurde, war wie Nettschunen im 18. Jahrhundert ein königliches Bauerndorf,[14] das vier große Wirtschaften umfasste. Seit 1874 gehörte die Landgemeinde Dirwonuppen zum Amtsbezirk Titschken. 1938 wurde Dirwonuppen in Ackerbach umbenannt.
Im Jahr 1947 erhielt Nettschunen resp. Dammfelde die russische Bezeichnung Tuschino und wurde gleichzeitig in den Dorfsowjet Bolschesselski selski Sowet im Rajon Sowetsk eingeordnet.[15] Vor 1975 wurden die beiden Orte Kostromskoje (s. o.) und Russino (s. o.) an Tuschino angeschlossen.[16] Von 2008 bis 2016 gehörte Tuschino zur städtischen Gemeinde Nemanskoje gorodskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Neman.
In Nettschunen/Dammfelde gab es zunächst eine einklassige, dann eine zweiklassige Schule, die auch für die Orte Lobellen, Dirwonuppen/Ackerbach und Jucknaten/Fuchshöhe zuständig war.
Literatur
Ernst Hofer: Am Memelstrom und Ostfluß. Düsseldorf 1967 (Darin Dammfelde (Nettschunen) einschl. Ackerbach und Fuchshöhe, S. 25–28, Lobellen, S. 43–45).
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑ abcdeDie Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871, Berlin 1874
↑ abcGemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
↑ abcGemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907
↑ abcAmtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939
↑ abDurch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
↑Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 17. November 1947)