Die Gliederung des Handbuches wurde vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) weitgehend übernommen. Die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie in Jena (TLUG) hat eine eigene naturräumliche Gliederung erstellt, die viele Untereinheiten fast deckungsgleich enthält, jedoch keine Hierarchien in Haupteinheitengruppen und Haupteinheiten vorsieht, sondern jeweils ausschließlich nach den anstehenden Gesteinen klassifiziert, wobei sowohl inselartige Einheiten vorkommen als auch solche, die durch andere Einheiten in mehrere Teile geteilt werden.[3] Im Handbuch sind demgegenüber alle naturräumlichen Einheiten einfach zusammenhängend (d. h. ohne „Löcher“ und ohne Unterbrechungen), weshalb geologisch abweichende Teil-Naturräume gegebenenfalls in eine Übereinheit integriert wurden.[1]
Das Thüringer Becken (mit Randplatten) stellt die einzige naturräumliche Haupteinheitengruppe dar, die, aufgrund ihres Umfanges, gleich zwei zweistellige Kennziffern erhalten hat. In der nachfolgenden Aufteilung in Haupteinheiten (dreistellig) nebst gegebenenfalls Untereinheiten nach TLUG Jena sind in Klammern je die Größe, die Lage innerhalb der Übereinheit, die beteiligten Bundesländer (TH, ST, HE oder NI) sowie das anstehende Gestein (Rotliegend, Zechstein, Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper; Flussaue) angegeben:[1][2][3][4]
47/48 Thüringer Becken (mit Randplatten) – 9.909 km²
(TLUG fasst in der Einheit Nordthüringer Buntsandsteinland das Hügelland zum einen mit dem sich westlich anschließenden Unteren Eichsfeld exclusive dem inselartigen Muschelkalk-Höhenzug Ohmgebirge-Bleicheröder Berge sowie dem kleinen thüringischen Anteil an der Leine-Ilme-Senke zusammen, zum anderen im Osten mit dem nordwestlichsten Teil des Unteren Unstrut-Berg- und Hügellandes, der bis Nordhausen reicht; im östlichen Teil stimmt dieses mit den Landschaftssteckbriefen des BfN überein, die das Nördliche Unstrut-Berg- und Hügelland nach Westen bereits bei Berga enden lassen)
Hohe Schrecke–Schmücke–Finne (in BfN-Steckbrief Südliches Unstrut Berg- und Hügelland, Südostteil, ST/TH; an der südwestlichen Nahtstelle Muschelkalk, sonst Buntsandstein)
Das Thüringer Becken und seine Umrahmung bilden eine halbwegs konzentrisch angeordnete Schichtstufenlandschaft des Trias. Das flachwellige, ackerbaulich ertragreiche Keuper-Hügelland wird von mächtigen Muschelkalk-Höhenzügen umschlossen, die in der Regel vom Beckeninneren her eher allmählich ansteigen, jedoch oft an der Außenkante steil in einer Schichtstufe abfallen.
Besonders deutlich wird dieses in der westlichen Dün, zu der, von der Unstrut bei Dachrieden (ca. 240 m) aus, die Landschaft über 14 km nach Nordwesten auf gut 515 m zum Hockelrain ansteigt (durchschnittlich um 2 % = 1° Steigung), um an dessen Nordhang sehr abrupt innerhalb von gut 300 horizontalen Metern von 500 m auf 400 m abzusinken (durchschnittlich 30 % = 17° Gefälle, stellenweise über 100 % = 45°), bis dann im Buntsandstein das Gelände wieder eher allmählich auf etwa 310 m zur Leine bei Beuren abfällt. Ähnliche Verhältnisse zwischen den Hangneigungen bei insgesamt steilerem Verlauf weist die Schichtrippe der Hörselberge auf. So fällt vom ins Beckeninnere weisenden Nordosthang des Großen Hörselbergs484 m aus die Landschaft binnen etwa 850 horizontalen Metern die Höhenlage von 475 m auf 375 m (durchschnittlich 12 % = 7° Gefälle), während der gleiche Höhenunterschied an der nach außen weisenden Südwestseite binnen weniger als 150 Horizontalmetern (durchschnittlich 70 % = 35° Gefälle!) bewältigt wird.
Den absolut gesehen imposanteren Schnellabfall nach außen weist indes die am Hohestein569 m hohe Gobert im Westen, an der Landesgrenze zu Hessen, auf, an deren Westflanke die Landschaft innerhalb von 1,4 Kilometern von der Hörne (ca. 515 m) um 365 Meter bis auf 150 m an der Werra sinkt (durchschnittlich 26 % = 15° Gefälle). Allerdings ist die Gobert vom das Keuperbecken umrahmenden östlichen Kamm des Oberen Eichsfelds durch eine Senke entlang der Eichenberg–Gotha–Saalfelder Störungszone getrennt und wird meistens zur Nachbar-Haupteinheit Unteres Werrabergland (Haupteinheitengruppe Osthessisches Bergland) gerechnet.
Demgegenüber wird das Becken im Osten, im Bereich der Finne-Störungszone, stellenweise durch einen zwar beidseitig steilen, jedoch insgesamt weniger hohen Muschelkalk-Grat begrenzt, während im Südosten der Anstieg zur Ilm-Saale-Platte unauffällig verläuft. An einer kleinen Bucht im westlicheren Süden, zwischen Ohrdruf und Georgenthal, entfallen die Schichtstufen des Muschelkalks und des Buntsandsteins sogar fast vollständig, und das sehr schnell um 700 m und mehr erreichende Grundgebirge des Thüringer Waldes ragt unmittelbar empor.
Die sich nach außen an den Muschelkalk anschließenden Buntsandstein-Höhenzüge erreichen, anders als dieses z. B. an der Südwestflanke des Thüringer Waldes (d. h. vom Keuperhügelland des Grabfelds aus nach außen) der Fall ist, zumeist nicht die Höhe ihrer Muschelkalk-Nachbarn. Und dort, wo sie den Muschelkalk überragen (z. B. Finne im Nordosten) oder annähernd seine Höhen erreichen (Windleite im Norden), steigen sie deutlich sanfter an als die Schichtstufe abfällt.[1]
Äußeres Höhenprofil
Die unmittelbaren Randanhöhen des zentralen Keuperbeckens, also des eigentlichenThüringer Beckens und des innerenWestthüringer Berg- und Hügellandes, weisen, im Uhrzeigersinn, beginnend am Ilmaustritt im äußersten Osten, folgende Höhen ü. NHN auf: [2] (bei Randhöhen ab 1 km Entfernung ist jeweils die ungefähre Entfernung zum Beckenrand angegeben, Erhebungen in 2. Reihe sind eingerückt; falls auf den Randhöhen nicht Muschelkalk ansteht, ist das entsprechende Gestein angegeben)
↓Ilm-Austritt bei Bad Sulza (ca. 115 m – nah der Mündung in die Saale)
Sonnenkuppe (236 m, unmittelbar links des Ilmtals)
[↓ wieder Ilm-Austritt bei Bad Sulza (ca. 115 m – nah der Mündung in die Saale)]
Störungen und Schollen
Das Gebiet des Thüringer Beckens und seiner Randplatten wird in der Hauptsache durch herzynisch, d. h. von Nordwest nach Südost verlaufende geologische Störungen (↓) in Grundschollen (→) gegliedert.[14]
Von Nordosten nach Südwesten folgen aufeinander (Landschaften außerhalb der Haupteinheitengruppe in Kleinschrift):
↑Bezeichnung nach Handbuch und BfN; laut TLUG: Paulinzellaer Buntsandstein-Waldland
↑Bezeichnung nach Handbuch und BfN; laut TLUG: Ilm-Saale-Ohrdrufer Platte
↑Bezeichnung nach TLUG und BfN; Originalname laut Handbuch: Waltershausener Vorberge
↑Bezeichnung nach Handbuch; laut TLUG: Zechsteingürtel am Südharz
↑Bezeichnung nach BfN; laut Handbuch: Helme-Unstrut-Niederung, was jedoch irreführend ist, da TLUG diese Bezeichnung treffenderweise nur für den Nordteil benutzt, der außerhalb des Kernbeckens liegt; im südlicheren Inneren des Beckens folgt die Niederung nämlich der Gera.
↑Bezeichnung laut Handbuch; Bezeichnung nach BfN: Östliches Harzvorland und Börden
↑komplette Bezeichnung laut Handbuch: Sächsisches Hügelland (einschl. Leipziger Land); nach BfN als Sächsisches Hügelland und Erzgebirgsvorland mit einer weiteren Haupteinheitengruppe fusioniert