Im Jahr 1314 wurde die Kirche in Rain erstmals schriftlich erwähnt und 1322 erstmals als Pfarrkirche bezeichnet. Im Jahr 1383 erscheint der Name „St. Johannes Gotteshaus“. Zwischen 1250 und 1300 wurde der Turmunterbau mit seinen 1,80 Meter dicken Wänden, der wohl älteste Teil der Kirche, errichtet. Zwischen 1380 und 1480 entstand das gotische Langhaus. Der Chorbogen ist mit der Jahreszahl 1480 bezeichnet. Ab 1538 wurde auf den spätromanischen Unterbau der Turm aufgebaut. Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche im Stil des Barock umgestaltet, die gotischen Fresken wurden übermalt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts erhielt der Turm einen achteckigen, barocken Aufsatz, der um 1870 mit dem heutigen Spitzhelm bekrönt wurde.
Zwischen 1860 und 1876 wurde die barocke Ausstattung entfernt und durch eine neugotische ersetzt. Weitere grundlegende Umgestaltungen fanden in den Jahren 1920 bis 1930 (hierbei wurde ein Teil der gotischen Fresken wieder freigelegt) und 1970 bis 1974 statt, wobei man die neugotische Ausstattung wieder entfernte und weitere Fresken aus der Gotik freilegte.[3] In den Jahren 1994/95 erfolgte eine weitere Renovierung und Umgestaltung des Innenraums.
Architektur
Die Kirche hat eine Länge von 45 Metern, das Langhaus ist 20 Meter breit und das Mittelschiff 15 Meter hoch.
Im südlichen Chorwinkel steht der 66 Meter hohe, über einem quadratischen Grundriss errichtete Turm, dessen Geschosse durch Gesimse und Bogenfriese gegliedert werden. Der Turm wird im oberen Bereich auf allen vier Seiten von gekuppeltenKlangarkaden durchbrochen. Das Oktogon wird von Eckpilastern gerahmt, in den Spitzhelm sind Dreiecksgiebel eingeschnitten.
Der Innenraum, eine Staffelhalle in der Form einer Pseudobasilika, besteht aus einem dreischiffigen Langhaus und einem fünfseitig geschlossenen Chor, der die gleiche Breite wie das Mittelschiff aufweist. Das fensterlose Mittelschiff ist breiter und höher als die Seitenschiffe und wird von einem aufwändigen Netzrippengewölbe mit plastischen Schlusssteinen gedeckt. Die spitzbogigen Mittelschiffarkaden werden von achteckigen Pfeilern getragen. Die Seitenschiffe besitzen wie der Chor schlichte Kreuzrippengewölbe, die im Chor auf Wanddiensten über Kopfkonsolen aufliegen.
Wand- und Gewölbemalereien
Die Wand- und Gewölbemalereien werden in das letzte Drittel des 15. und das erste Drittel des 16. Jahrhunderts datiert. Die Gewölbe sind mit ornamentalen Motiven, mit stilisierten Pflanzen und Blüten verziert.
Im Chor sind über der Sakristeitür die Muttergottes mit Johannes dem Täufer, dem Kirchenpatron, dargestellt, an der Nordwand das Manna- und Wasserwunder und in den Gewölbezwickeln Fabelwesen.
An der Ostwand des nördlichen Seitenschiffs ist eine nicht mehr vollständig erhaltene Kreuzigungsszene zu sehen, über dem Portal die Fragmente eines Jüngsten Gerichts. An den Pfeilern sind die Apostel mit ihren Attributen dargestellt, darunter sind verblasste Inschriften zu lesen. An der Westwand sieht man Gruppen von schwatzenden Personen und Nonnen in den Klauen von Teufeln. Manche der Teufel halten Spruchbänder in den Händen, über der Szene schweben Engel, die ebenfalls Spruchbänder in Händen halten.
Eine Szene an der Westwand des südlichen Seitenschiffs zeigt, wie Jesus die Händler aus dem Tempel vertreibt. Auf einem Pfeiler sieht man den heiligen Florian, der Wasser auf eine brennende Stadt giest. Über dem Südportal ist der heilige Christophorus dargestellt, darunter die heilige Kümmernis (auch Wilgefortis genannt).
Auf der Szene an der Südwand des Langhauses sieht man Christus und Maria sowie vier Heilige.
Im südlichen Seitenschiff ist das Altarbild des ehemaligen Hochaltars untergebracht. Es wurde um 1740 von Johann Michael Kaufmann und Johann Georg Hörmann geschaffen und stellt die Taufe Jesu dar.
Die mit reichen Schnitzereien verzierten barocken Kirchstuhlwangen stammen von 1726.
Das Chorgestühl wurde vermutlich 1727 angefertigt.
Von der barocken Ausstattung ist auch eine Pietà erhalten.
Die Kirche verfügt über eine lange Orgelgeschichte die auf das Jahr 1588 zurückreicht. 1768 erbaute Johann Andreas Fux, Sohn von Johann Georg Fux ein neues Werk, welches 1876 durch einen Instrument von dem ortsansässigen Christian Kuntz abgelöst wurde. Bei der letzten Umgestaltung wurde 1977 an Stelle des ehemaligen neugotischen Hochaltars eine, dem Stil des Barock nachempfundene Orgel von der Orgelbaufirma Sandtner in Dillingen an der Donau eingebaut. Das rein mechanische Schleifladen-Instrument hat folgende Disposition:[5]
In die Wände sind Grabsteine und Epitaphien eingelassen. Auf dem Grabstein für Pfarrer Endres Weiß († 1507) ist der Verstorbene in Ganzfigur dargestellt.
Literatur
Georg Dehio (bearbeitet von Bruno Bushart und Georg Paula): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Kunstdenkmäler Bayern III: Schwaben. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1989, ISBN 3-422-03008-5, S. 879–880.