Das Ehrenmal wurde aufgrund eines Beschlusses des Kriegsrats der 1. Weißrussischen Front von den Bildhauern Lew Kerbel und Wladimir Zigal gemeinsam mit dem Architekten Nikolai Sergijewski entworfen und an der Kreuzung der Siegesallee mit der damaligen Charlottenburger Chaussee (heute: Straße des 17. Juni) errichtet. Es wurde als Riegel errichtet, quer zu der damals existierenden wilhelminischen Siegesallee (erbaut in den Jahren 1895–1901). Dieses Ehrenmal ist das letzte auf dem Kampfweg der 1. Weißrussischen Front von Küstrin über Seelow bis Berlin.[1] Am 11. November 1945 wurde das Ehrenmal mit einer Parade der alliierten Truppen eingeweiht.
Geschichte
Das Ehrenmal lag auf dem Territorium des Britischen Sektors von Berlin.[2] Der Viermächtestatus Berlins erlaubte jedoch die Bewachung durch sowjetische Soldaten. Nach dem Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 wurde es durch die britische Besatzungsmacht abgeriegelt und gesichert.[1]
1970 schoss der West-Berliner Hilfspfleger Ekkehard Weil auf einen am Ehrenmal aufgestellten sowjetischen Wachsoldaten, der bei dem Anschlag von zwei Kugeln getroffen wurde und überlebte. Der Attentäter hatte die Tat für den 7. November, den 53. Jahrestag der Oktoberrevolution, geplant, und zuvor mit roter Farbe Parolen in den Tiergarten gemalt. Weil verübte später weitere rechtsterroristische Anschläge.[3][4]
In einer Sitzung des 7. Deutschen Bundestages bezeichnete der Abgeordnete Lorenz Niegel (CSU) das Denkmal im November 1975 als „demütigendes Siegerdenkmal im freien Teil der Stadt Berlin“.[5]
Bis zum 22. Dezember 1990 waren Ehrenwachen der Sowjetarmee am Ehrenmal stationiert. Danach wurde die Anlage an die Stadt Berlin übergeben.
Umfangreiche Instandsetzungen fanden Mitte der 1990er Jahre und 2014 im Vorfeld des 70. Jahrestages des Kriegsendes statt. Unter anderem wurden die Bronzeskulptur des Rotarmisten neu verankert, die Geschütze und Panzer grundsaniert sowie die Inschriften und Embleme neu vergoldet.[7]
Angesichts des seit 2022 andauernden russischen Angriffskriegs auf die Ukraine forderte die CDU-Abgeordnete des Berliner Abgeordnetenhauses, Stefanie Bung, die Geschütze und Panzer des sowjetischen Ehrenmals in Berlin-Tiergarten zu entfernen. Nach ihrer Ansicht steht „der Panzer in Tiergarten nicht mehr nur für die Befreiung Deutschlands vom Nazi-Faschismus, sondern für die aggressive, territoriale Grenzen und Menschenleben missachtende Kriegsführung des Putin-Regimes.“[8] Einige Tage später verhüllten Unbekannte die beiden Panzer mit großen Fahnen in den Nationalfarben der Ukraine, wogegen die russischen Botschaft beim Auswärtigen Amt protestierte.[9]
Die Opfer
Im rückwärtigen – gärtnerisch gestalteten – Teil der Anlage liegen die Gräber sowjetischer Soldaten. Ihre genaue Zahl ist nicht bekannt, die Angaben hierzu bewegen sich zwischen 2000 und 2500 gefallener Rotarmisten. Hier ruhen im April und Mai 1945 bei den Kämpfen um Berlin gefallene sowjetische Soldaten.[10] Auf den zwei großen Grasflächen hinter dem Ehrenmal befinden sich keine Grabsteine mit den Namen der Verstorbenen. Auf den Säulen des Ehrenmals sind auf Vorder- und Rückseite Namen verzeichnet.
Die Anlage
Das Zentrum des Ehrenmals besteht aus einer – zur Straße hin – nach innen gewölbt angeordneten Pfeilerreihe mit einem zentralen, größeren Pfeiler als Sockel für eine acht Meter hohe Bronzestatue. Die Plastik zeigt einen Rotarmisten mit geschultertem Gewehr. Der Soldat erweist den Toten mit einer Geste der linken Hand seine Ehre. Darunter ist eine russischsprachige Inschrift angebracht, die links außen am Denkmal englisch und rechts außen auch auf Deutsch wiedergegeben wird:
„Ewiger Ruhm den Helden, die in dem Kämpfen mit den deutsch-faschistischen Eindringlingen für die Freiheit und Unabhängigkeit der Sowjetunion fielen!“
An den Pfeilern finden sich Texte, die auf die unterschiedlichen Waffengattungen verweisen, sowie die Namen von gefallenen Soldaten. Den Zugang zum Ehrenmal flankieren zwei T-34/76-Panzer und zwei Kanonen, die in der Schlacht um Berlin im Einsatz waren. Rechts und links vom Hauptweg stehen zwei Sarkophage mit den Namen gefallener Offiziere.
Es gibt zahlreiche Vermutungen, dass Teile der abgerissenen Neuen Reichskanzlei als Baumaterial für verschiedene Ehrenmäler gedient haben.[12] Der Kunsthistoriker Hans-Ernst Mittig gibt an, dass für das Ehrenmal in Tiergarten lediglich Kalkstein von den Außenwänden des Gebäudes verwendet worden sein kann, da es nicht aus Marmor besteht.[13]
↑Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen: Rechtsextremismus in der DDR. Bittermann, 1991, ISBN 978-3-923118-87-8 (google.de [abgerufen am 5. Dezember 2020]).
↑Plenarprotokoll der 203. Sitzung der 7. Wahlperiode des Deutschen Bundestags, 27. November 1975, S. 14020
↑Dieter Bingen und Hans-Martin Hinz: Die Schleifung: Zerstörung und Wiederaufbau historischer Bauten in Deutschland und Polen. Otto Harrassowitz Verlag, 2005, S.177.