Seelow liegt am Westrand des Oderbruchs an der Bundesstraße 1, der ehemaligen Reichsstraße 1 von Aachen nach Königsberg. Die Entfernung zum Zentrum Berlins beträgt etwa 70 Kilometer, die Entfernung zur Grenze nach Polen etwa 20 Kilometer.
Stadtgliederung
Zur Stadt Seelow gehört der Ortsteil Werbig mit den bewohnten Gemeindeteilen Alt Langsow, Neulangsow und Werbig. Daneben gibt es die Wohnplätze Altlangsower Loose, Neu Werbig, Schweizerhaus, Seelower Loose, Vorwerk, Werbiger Loose und Zernickow.[2]
Geschichte
Im Jahr 1252 wurde das Dorf „(Villa) Zelou (Zelov)“ erstmals als Besitz des Domstifts Lebus erwähnt, 1308 und 1311 als „Städtchen“ (oppidum).[3] Bis zur Auflösung des Bistums 1556 blieb es in dessen Besitz.
In den Jahren 1630, 1788 und 1809 gab es große Stadtbrände.
Auf den Seelower Höhen fand 1945, am Ende des Zweiten Weltkrieges, eine der größten Schlachten zwischen der Roten Armee und der Wehrmacht statt – die Schlacht um die Seelower Höhen. Nach hohen Verlusten auf beiden Seiten konnten sich die sowjetischen Streitkräfte den Weg nach Berlin freikämpfen und die damalige Reichshauptstadt schließlich einnehmen. Seelow wurde bei den Kämpfen stark zerstört, vor allem durch einen Luftangriff am 17. April 1945, danach auch durch Brände bei Plünderungen.
Ab 1849 war das königliche Kreisgericht Crossen das zuständige Kreisgericht. In Seelow war eine Zweigstelle (Gerichtsdeputation) eingerichtet. 1879 wurden diese Gerichte aufgehoben und das Amtsgericht Seelow eingerichtet. 1952 wurde dies in der DDR durch das Kreisgericht Seelow ersetzt, das 1993 aufgehoben wurde.
Eingemeindungen
Am 26. Oktober 2003 wurde Werbig in die Stadt Seelow eingegliedert.[4]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1875
3.618
1890
3.334
1910
2.961
1925
3.066
1933
3.165
1939
3.082
Jahr
Einwohner
1946
2.757
1950
3.253
1964
4.500
1971
4.740
1981
5.441
1985
5.669
Jahr
Einwohner
1990
5.487
1995
5.167
2000
5.412
2005
5.776
2010
5.540
2015
5.387
Jahr
Einwohner
2020
5.394
2021
5.363
2022
5.628
2023
5.670
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[5][6][7], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
1946 ließ sich der aus Küstrin kommende Pfarrer Alois Pech in Seelow nieder und richtete eine katholische Notkapelle ein. 1962 wurde die bisher angemietete Kapelle von der Kirchengemeinde gekauft, ausgebaut und geweiht. Sie erhielt als Patrozinium den heiligenKlemens Maria Hofbauer.[8] Ende 2003 wurde die Kapelle geschlossen und zum Verkauf angeboten.[9] Heute gehören die Katholiken in Seelow zur Kirchengemeinde Heilig Kreuz in Frankfurt (Oder), zu der auch die nähergelegene Kirche in Golzow gehört.
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Stadtverordnetenversammlung von Seelow besteht aus 18 Stadtverordneten sowie dem hauptamtlichen Bürgermeister (Stand: Kommunalwahl am 9. Juni 2024).[10]
Schröder war am 27. September 2009 mit 50,7 % der gültigen Stimmen zum neuen Bürgermeister der Stadt gewählt worden[12]. Er wurde am 24. September 2017 mit 65,7 % der gültigen Stimmen für weitere acht Jahre[13] in seinem Amt bestätigt[14]. Er starb überraschend am 15. April 2023.[15] Am 27. August 2023 setzte sich der parteilose, vormalige stellvertretende Bürgermeister Robert Nitz, der von allen Parteien abgesehen von der AfD unterstützt wurde, gegen deren Kandidaten Falk Janke mit 68,5 % der gültigen Stimmen durch. Dabei wählten mit 67,8 % der Wahlberechtigten sogar 0,8 % mehr Wähler, als bei der letzten Wahl, die parallel zur Bundestagswahl stattfand.[16] Die Wahl fand auch überregionale Aufmerksamkeit, da nach zuletzt erreichten AfD-Erfolgen Wahlen auf kommunaler Ebene in Thüringen und in Sachsen-Anhalt auch in Brandenburg ein Erfolg für möglich gehalten wurde, weshalb die AfD auch mit prominenter Unterstützung aus der Partei Wahlkampf vor Ort gemacht hatte.[17][18]
Wappen
Blasonierung: „In Blau zwei schräggekreuzte goldene Bootshaken; in den Winkeln: oben eine goldene Mitra, vorne ein aufgehender silberner Halbmond, hinten ein gekerbtes silbernes Tatzenkreuz und unten ein goldener Stern.“[19]
Das Wappen wurde vom HeraldikerUwe Reipert gestaltet und am 12. Februar 2002 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Flagge
„Die Flagge ist Blau - Weiß - Blau (1:3:1) gestreift und mittig mit dem Stadtwappen belegt.“
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Wappen der Stadt mit der Umschrift STADT SEELOW • LANDKREIS MÄRKISCH-ODERLAND.
Stadtkirche, klassizistischer Bau von Karl Friedrich Schinkel, errichtet 1830–1832, restauriert und 1997/98 durch den Wiederaufbau ihres Turmes komplettiert. In der Kirche steht seit 2010 eine Orgel der englischen Orgelbaufirma Bryceson, die um das Jahr 1880 gebaut wurde.[20]
Schweizerhaus. Früher im Besitz des Bankiers Hugo Simon, 2010 von der Stadt gekauft und saniert.[21]
Friedenswald, 1991 auf Initiative des Bürgermeisters Gernot Schmidt, des Schriftstellers Martin Stade, des Journalisten Eberhard Grashoff sowie des Aktionskünstlers Ben Wargin zum Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkrieges und der Vertriebenen auf dem Krugberg in der Nähe der Straße nach Werbig gepflanzt.[22] Dort befinden sich auch 13 Skulpturen als Ergebnis eines Bildhauersymposiums als „Zeichen für den Aufbau eines gemeinsamen Hauses Europa“.
Mahnmal von 1968 (nach anderen Angaben 1972) für die Opfer des Faschismus im Park vor der Grundschule an der Straße der Jugend
Zwölf Stolpersteine, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, wurden 2011 verlegt.[23]
Regelmäßige Veranstaltungen
Jedes Jahr gibt es drei große Veranstaltungen in Seelow. Den Auftakt bildet seit dem Jahr 2011 das Maifest zum 1. Mai, welches das ursprüngliche „Sport- und Spielfest“ des SV Victoria Seelow nach seinem 20-jährigen Bestehen abgelöst hat. Inhalte des Festes, welches auf dem Gelände der Sparkassen-Arena stattfindet, sind das traditionelle Aufstellen des Maibaumes zum Abend des 30. April mit anschließendem Fackel- und Fanfarenumzug sowie Auftritte von Bands. Des Weiteren finden der jährliche Nachtpokallauf der Feuerwehren als auch Fußball-Freundschaftsspiele des örtlichen Fußballvereins statt.
Am ersten Septemberwochenende findet das Seelower Stadtfest statt. Neben Bühnenprogramm und zahlreichen Bierausschänken sollen Fahrgeschäfte wie Autoscooter u. ä. viele Besucher anlocken.
Der historische Weihnachtsmarkt am Wochenende zum dritten Advent bietet neben Ausstellungen und weihnachtlichen Programmen in der Stadtkirche auch das Anschneiden eines möglichst großen Weihnachtsgebäckes, etwa eines Weihnachtsstollens oder Dominosteins.
Seelow besitzt eine Rennstrecke am Stadtrand, auf der jährlich ein Lauf der FIAAutocross Europameisterschaften ausgetragen wird. Der Veranstalter ist der örtliche Motorsportclub MC Seelow.
Seelow hat zwei Fußballplätze, einer davon befindet sich in der Sparkassenarena, dem früheren Oderbruchstadion Seelow. Die Anlagen werden vom SV Victoria Seelow sowie für den Schulsport genutzt. Direkt am Stadion befindet sich auch eine Kegelhalle mit vier Classic-Kegelbahnen, welche vom Kegelverein 1. KSC 1959 Seelow genutzt werden.
Der Tennisclub Seelow e. V. betreibt drei Sandplätze in der Nähe des Seelower Gymnasiums.
Manuela Schwesig (* 1974), Politikerin (SPD), verbrachte ihre Jugend in Seelow
Literatur
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Lebus. Mit einer Übersichtskarte im Anhang (= Friedrich Beck (Hrsg.): Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VII; Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam. Band VII). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1983, Seelow, S. 394–401 (es gibt einen Nachdruck von 2011).
Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafenthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Band 3, 1. Ausgabe. Brandenburg 1856, S. 207–209 (books.google.de).
W. Riehl, J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 380–381; Textarchiv – Internet Archive.
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
↑Robert Nitz gewinnt in Seelow: AfD-Kandidat Janke unterliegt bei Bürgermeisterwahl klar. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 27. August 2023]).
↑Energieatlas. Windenergie-Anlagen in Seelow. In: energie-experten.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. August 2016; abgerufen am 21. August 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.energie-experten.org
Städte und Gemeinden im Landkreis Märkisch-Oderland