Rust ist mit 1984 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) der kleinste Verwaltungsbezirk und die kleinste Statutarstadt Österreichs. Bekannt ist Rust als Stadt der Störche und als Weinbaugemeinde. Rust gehört seit 1921 zum österreichischen Burgenland und besitzt das Stadtrecht seit 1681, als es zur Königlich ungarischen Freistadt erhoben wurde.[2]
In der vorchristlichen Zeit war das Gebiet Teil des keltischen Königreiches Noricum und gehörte zur Umgebung der keltischen Höhensiedlung Burg auf dem Schwarzenbacher Burgberg.
Später, unter den Römern, lag das heutige Rust dann in der Provinz Pannonien.
Erstmals urkundlich erwähnt ist Rust im Jahre 1317 als Ceel (ungarischszil‚Ulme, Rüster‘) in einer Schenkungsurkunde des ungarischen Königs Karl Robert I. von Anjou-Neapel für seinen Gefolgsmann Desiderius Hedevary als possessio Ceel vocatum circa stagnum Ferthew.[3] Der deutsche Ortsname Rust entspricht damit dem ungarischen Ortsnamen Szil. Der heutige ungarische Ortsname Ruszt ist später lautgetreu aus dem deutschen Rust übernommen worden.
Um 1470 erhielt Rust das Marktrecht und seit 1524 haben die Ruster das von Königin Maria von Ungarn verbriefte Recht, als Markenzeichen ein gekröntes «R» in ihre Fässer einzubrennen. Dieses «R» wird auch heute noch als Gütezeichen im Korkbrand der Flaschenweine verwendet.
Ab den 1520er Jahren geriet Rust vom nahe gelegenen Ödenburg her, wo 1522 ein Franziskanerlutherisch predigte, unter evangelischen Einfluss. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts bekannte sich Rust nahezu vollständig zum evangelischen Glauben und erlebte einen politisch-wirtschaftlichen wie einen geistlich-religiösen Aufbruch. Zur Grundherrschaft Ungarisch-Altenburg gehörig, sah sich die evangelische Gemeinde gegenreformatorischen Kräften gegenüber. Dennoch gestattete der Landtag 1647 den Bau einer evangelischen Kirche (der heutigen römisch-katholischen Stadtpfarrkirche), hinzu kamen ein Pfarrhaus und eine evangelische Schule. Die Gemeinde erlebte unter evangelischen Pfarrern und Lehrern eine Blütezeit, bis ab 1674 durch die teilweise gewaltsam vorgehende Gegenreformation ein Jahrhundert ohne eigene Kirche und Prediger folgte. Hausväter sicherten mit Hausandachten und Bibellese die Weitergabe des evangelischen Glaubens, während zugleich für die Kasualien der Dienst der katholischen Pfarrer in Anspruch genommen wurde.[4]
Im Jahr 1512 erfolgte eine erste Befestigung der Stadt mit Mauern und Gräben, Rust wurde dennoch 1529 und 1532 während des Türkenkrieges zerstört. 1614 wurde dann eine Ringmauer als zweite Stadtbefestigung errichtet, welche heute noch in großen Teilen erhalten ist.
Im Jahre 1649 kaufte sich Rust von der Herrschaftsuntertänigkeit frei, die Stadt bezahlte dafür 60.000 Goldgulden und 500 Eimer besten Weines an die Habsburger: fast 30.000 Liter Ruster Ausbruch der Sorte Furmint. Am 3. Dezember 1681 erhielt Rust von König Leopold I. den Titel Königliche Freistadt (Reichstag in Ödenburg) – gegen einen großenteils von der evangelischen Bevölkerung aufgebrachten Betrag, was ihr die evangelische Kirche zunächst nicht zurückbrachte[4].
Rust, bis 1921 zum Königreich Ungarn und danach zur Republik Österreich gehörend, übt seine Selbstverwaltung durch ein eigenes Stadtrecht aus. Da Rust bereits vor dem Anschluss des Burgenlandes an Österreich (ungarische) Freistadt war, wurde es nach 1921 einer Statutarstadt gleichgestellt und stellt seitdem den kleinsten Verwaltungsbezirk Österreichs dar.[6]
Altstadt: Der gesamte malerische Altstadtbereich von Rust ist heute denkmalgeschützt. Die zahlreichen Bürgerhäuser aus dem 16. bis 19. Jahrhundert besitzen gepflegte Renaissance-, Barock- oder historistische Fassaden mit schönen Fenster- und Portalrahmungen, Erkern, Wappen- und Stuckdekorationen. Charakteristische Rundbogenportale und Einfahrtsgewölbe führen in die idyllischen Innenhöfe bzw. zu den noch älteren Hoftrakten mit gedeckten Stiegenaufgängen und Arkaden, teilweise auch mit Resten der Stadtmauer. Das historische Stadtzentrum steht unter dem Schutz der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten. Blauweiße Tafeln kennzeichnen die einzelnen Objekte. Rust ist aber – neben Salzburg und Krems – auch eine der drei Modellstädte Österreichs, die 1975, im Jahr des europäischen, architektonischen Erbes ausgezeichnet wurden, weil hier keine revitalisierte, sondern eine vitale Altstadt besteht. 2001 wurde die Ruster Altstadt gemeinsam mit der Region Neusiedler See in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten aufgenommen. Bereits einige Male wurde Rust für seine denkmalpflegerischen und kulturellen Bemühungen als Schönste Stadt des Burgenlandes ausgezeichnet. Die Häuser besitzen noch heute ihre ursprüngliche Funktion als Wohn- und Betriebsstätten der Bürger.
Fischerkirche: das älteste und kunstgeschichtlich bedeutendste Bauwerk der Stadt. Bemerkenswert sind die Fresken aus dem 12. Jahrhundert, die im 19. Jahrhundert wiederentdeckt, aber erst im 20. Jahrhundert in mehreren Abschnitten freigelegt und saniert wurden. Die kleine Kirche ist heute Museum und wird für kulturelle Zwecke genutzt. Ihrer besonderen Akustik wegen finden jährlich während der Sommermonate Konzerte in diesem besonderen Kirchenraum statt.[10]
Rust ist seit 1999 Schauplatz des International Guitar Festival Rust, das sich zu einem der bedeutendsten Gitarrenfestivals in Europa entwickelte, und dem britischen Komponisten John W. Duarte (1919–2004) gewidmet ist. Es wurde vom venezolanischen Gitarristen Gabriel Guillén gegründet, dem zusammen mit Jovan Pesec die künstlerische Leitung obliegt. Zahlreiche anerkannte Gitarristen aus Österreich und dem Ausland geben Meisterkurse und Konzerte. Weiters gibt es einen internationalen Gitarrenwettbewerb sowie Instrumenten- und Notenausstellungen.
Die Rebflächen in der Stadtgemeinde umfassen rund 450 Hektar, welche zum Weinbaugebiet Leithaberg gehören und berühmt für den Ruster Ausbruch sind. Zu den bekanntesten Weingütern zählen Feiler-Artinger und Triebaumer.
Neben einem Kindergarten existieren eine Volks- und Mittelschule sowie die Volkshochschule. Außerdem hat die österreichische Weinakademie ihren Sitz in Rust.
Die Freistadt Rust ist Schauplatz und Originaldrehort der Fernsehserie Der Winzerkönig sowie des Fernsehfilms Ein Sommer im Burgenland mit Hannelore Elsner.[24]
↑Erwin Schranz (Hrsg.): Orts-, Fluss- und Flurnamen im burgenländisch-pannonischen Raum. Burgenländisch-Hianzische Gesellschaft, Oberschützen 2008, S.90.
↑Die Freistadt Rust. Unsere Stadt. In: freistadt-rust.at. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Dezember 2021; abgerufen am 24. März 2022.
↑ abcdefHeribert Artinger: Chronik der Freistadt Rust 1850–1950. Tagebuch der kleinsten Stadt Österreichs mit eigenem Statut. Vinothek-Verlag, Graz 2002, ISBN 3-900582-18-1.