Unter den zahlreichen Politikern und Militärs der Familie ist der deutsche Militärflieger Manfred Freiherr von Richthofen (1892–1918), genannt der Rote Baron, einer der bekanntesten Vertreter des Adelsgeschlechts.
Schließlich war es dessen Sohn Johann Praetorius (1611–1664), Gutsherr auf Rauske bei Striegau und Hertwigswaldau bei Jauer, der am 29. Juli 1661 in den böhmischenRitterstand erhoben wurde. Er erhielt den rittermäßigen Adelsstand mit dem Prädikat von Richthofen nebst Verbesserung des der Stammfamilie Prätorius 1561 vom Kaiser Ferdinand I. verliehenen adligen Wappens.[3]
Die Linie Hertwigswaldau erhielt die Erhebung in den böhmischen Freiherrenstand am 30. Juli 1735 für Samuel von Richthofen, Gutsherr auf Hertwigswaldau und anderen. Die Linie Kohlhöhe erhielt die Erhebung in den preußischen Freiherrenstand am 6. November 1741 für Samuel Prätorius von Richthofen, Gutsherr auf Kohlhöhe bei Striegau, Rauske und anderen.
Besitzungen
Ehemalige Schlösser bzw. Herrenhäuser der Freiherren von Richthofen, Linie Hertwigswaldau und Linie Kohlhöhe:
Hertwigswaldau
Das Schloss bzw. Herrenhaus in Hertwigswaldau (Snowidza) wurde durch Otto von Nostitz erbaut und im 17. Jahrhundert von Johann Praetorius von Richthofen erworben. Dessen Wappenvermehrung mit dem Prädikat von Richthofen datiert aus dem Jahr 1661.[4] 1786 wurde es Eigentum des Samuel Freiherr von Richthofen. Nach 1876 erfolgte ein Umbau des Schlosses durch die neuen Besitzer von Dallwitz. Ursprünglich war das Gebäude von einem Wassergraben umgeben. Nach 1945 erfolgte eine Nutzung des Schlosses als Verwaltungssitz eines Staatsgutes (Gärtnereibetrieb), heute ist es in Privatbesitz. Der Schlossgarten (Parkanlage mit Platanen, Eschen und Ahorn) stammte aus dem 18. Jahrhundert.
Kohlhöhe
Das Schloss bzw. Herrenhaus Kohlhöhe (Goczałków Górny) wurde im Jahr 1615 von Freiherr von Schliewitz erbaut. Ein Umbau im neugotischen Stil erfolgte 1889 durch Karl Freiherr von Richthofen (1842–1916). Die gewölbte Eingangshalle war mit einem Richthofen’schen Stammbaum ausgemalt.[5] Das Gebäude ist erhalten, aber sanierungsbedürftig. Der Landschaftspark (nördlich des Herrenhauses) wurde nach Plänen von Eduard Petzold 1889 umgestaltet, heute ist er weitgehend zerstört.
Klein Rosen
Das Schloss in Klein Rosen bei Groß Rosen (Rogoźnica) wurde als Wasserschloss im Renaissance-Stil als Vierflügelanlage mit zwei Brücken und Turmarchitektur um 1570 errichtet. Das Schloss wurde 1734 von Samuel Praetorius von Richthofen erworben.[6]
Bolko Freiherr von Richthofen führte 1878 umfangreiche Renovierungen durch, insbesondere im Ostflügel. Die Zimmer des Erdgeschosses und der Saal blieben mit ihren ursprünglichen Gewölben erhalten. An der Zufahrt wurde ein steinernes Eingangstor errichtet, das bis 1977 ein gusseisernes, von zwei Löwen getragenes Familienwappen schmückte. Unter diesem stand der Wahlspruch des Hauses: „Fröhlich in Hoffnung“. Heute steht kein Gebäude mehr. Nur der steinerne Torbogen ist erhalten geblieben.
Weitere Besitzungen
Malitsch (Małuszów) in der Landgemeinde Męcinka,[7] befand sich im 18. Jahrhundert im Besitz der Familie.
Mertschütz (Mierczyce) bei Groß Wandriß (Wądroże Wielkie), war zwischen 1841 und 1945 im Besitz der Familie.
Schloss Malitsch um 1860
Schloss Mertschütz
Zu dieser Familie gehören
Johann Praetorius (von Richthofen) (1611–1664)
Samuel Praetorius von Richthofen (1656–1721) – I. Hertwigswaldauer Linie
Ulrich Graf von Richthofen-Seichau (1846–1917), auf Seichau[8] und Petersdorf[9], 1913 in den preußischen Grafenstand erhoben (Primogenitur)[10]
Wilhelm Graf von Richthofen-Seichau (1873–1922), Autor, ⚭ Alice von Dirksen (1883–1906), Tochter von Willibald von Dirksen (1852–1928), deutscher Gesandter, Politiker und Kunstsammler
Manfred Graf von Richthofen-Seichau (1903–1945), letzter Besitzer von Schloss Seichau ⚭ 1928 Sigrid von Richthofen (1898–1977), geborene Johanson
Eugen (1835–1877) ⚭ Fanny Mendelssohn-Bartholdy (1851–1924), Tochter des Bankiers Paul Mendelssohn-Bartholdy (1812–1874)
Pauline (1873–1960) ⚭ Ernst Siemerling (1857–1931), Neurologe und Psychiater
Katharina (1876–1962) ⚭ Kurt von Elbe (1871–1957), Landrat von Neuwied
Carl (1762–1836)
Karl Freiherr von Richthofen (1787–1841), Landrat des Kreises Jauer ⚭ (I) Therese von Grote (1791–1811); ⚭ (II) Caroline von Grote (1793–1871), beide Töchter von Otto Ulrich Grote (1750–1808), hannoverscher Staatsminister
Ulrich (1814–1878), preußischer Kreisrichter, Landtagsabgeordneter ⚭ Sophie von Grolman (1821–1901), Tochter von Karl von Grolman (1777–1843), preußischer General der Infanterie
Wolfram Freiherr von Richthofen (1895–1945), deutscher Militärflieger im Ersten Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg Generalfeldmarschall
Manfred Freiherr von Richthofen (1898–1944)
Renate Freifrau von Richthofen (* 1927)
Manfred Freiherr von Richthofen (1929–2021)
Gert Freiherr von Richthofen (* 1958)
Ferdinand Freiherr von Richthofen (* 1960), deutscher Offizier (zuletzt Oberstleutnant), Leiter des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr (14. Dezember 2006 bis 27. Juni 2010)
Ullo (1894–1971) ⚭ Erika von Krosigk (1897–1985), Tochter von Dedo von Krosigk (1858–1932), deutscher Verwaltungsbeamter, Hofbeamter und Rittergutsbesitzer
Elisabeth (* 1921) ⚭ Hans Dieter von Hassell (1916–2005), Sohn von Ulrich von Hassell (1881–1944), Diplomat, Widerstandskämpfer, hingerichtet
Therese (1816–1839) ⚭ Leopold von Lützow (1786–1844), preußischer Generalleutnant
Erdmuthe (1819–1848) ⚭ Gustav von Kries (1815–1858), Historiker, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
Bolko von Richthofen (1821–1899), Dr. jur., preußischer Landrat, theologischer Schriftsteller ⚭ Gertrud von Richthofen, geb. Freiin von Tschammer und Quaritz (1831–1890), Autorin und Lyrikerin
Lothar Freiherr von Richthofen (1894–1922), deutscher Militärflieger ⚭ Doris Katharina Margarete Magdalene von Keyserlingk (1901–1945), Tochter von Robert von Keyserlingk-Cammerau (1866–1959), Staatsrechtler, Mitbegründer der Deutschnationalen Volkspartei
Carl-Bolko (1903–1971) ⚭ Viktoria von Richthofen (1914–2002), Tochter des Politikers Hartmann von Richthofen (1878–1953)
Christiane (1738–1774) ⚭ Ernst Wilhelm von Richthofen (1736–1799), Sohn von Gustav Wilhelm von Richthofen (1707–1774)
Johann Christoph (1702–1751) – III. Michelsdorfer Linie
Dipprand (1731–1779), Landesältester des Glogauer Kreises ⚭ (I) Charlotte von Berge (1732–1761), Tochter von Hans von Berge (1692–1739), Gutsbesitzer auf Herrendorf; ⚭ (II) Henriette Eleonore von Czettritz (1727–1803), Tochter von Carl Heinrich von Czettritz (1697–1726)
Johann Ernst Oswald von Richthofen (1767–1823), Landesältester im Glogauer Kreis, Landrat im Kreis Bolkenhain ⚭ Marianne Nicolovius (1767–1836), Tochter von Carl Nicolovius, Kriegsrat
→ Linie 1858 ausgestorben
Gustav Wilhelm (1707–1774) – IV. Ruppersdorfer Linie
Ernst Wilhelm (1736–1799) ⚭ Christiane von Richthofen (1738–1774), Tochter von Samuel Freiherr von Richthofen (1700–1754)
Oswald Praetorius (1712–1761) – V. Heinersdorfer Linie
Friedrich (1741–1777), preußischer Kriegs- und Domänenrat
Trinette Antonie (1796–1861) ⚭ Johann Gottlieb Kunisch (1789–1852), Gymnasiallehrer am Collegium Fridericianum in Breslau, Buchautor, Lexikograf und Redakteur, Eltern des Richard Kunisch von Richthofen (1828–1885), Landrat und Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
Viktoria (1914–2002) ⚭ (I) Carl-Bolko von Richthofen (1903–1971), Sohn von Albrecht von Richthofen (1859–1920); ⚭ (II) Bernd Mumm von Schwarzenstein (1901–1981), deutscher Diplomat
Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser, Band XXXVI, Band 158 der Gesamtreihe GHdA, Limburg an der Lahn 2015 (letzte Ausgabe). ISBN 978-3-7980-0858-8. (Prätorius v. Richthofen)
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. 1874. Jg. 47, Gotha 1873, S. 700 ff. Digitalisat
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1910, 4. Jg., Gotha 1909, S. 638 ff. (Prätorius v. Richthofen). ff. Digitalisat,
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. 1913. Jg. 63, Gotha 1912, S. 766 ff. Digitalisat (u. a. Linie A Richthofen-Selchau).
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. 1922., Jg. 71, Gotha 1921, S. 762 ff. Digitalisat
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1920, Jg. 14, Gotha 1919, S. 756 ff.
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1939. Teil B (Briefadel), Jg. 31. Gotha 1938, S. 762 ff. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft.
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. 1941. Teil B (Briefadel), Jg. 91. Gotha 1940, S. 373 ff. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft.
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. 1941. Teil B (Briefadel), Jg. 114. Gotha 1940, S. 394 ff. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft.
↑Rolf Italiaander: Manfred Freiherr von Richthofen. Der beste Jagdflieger des grossen Krieges, Weichert, Berlin 1938, S. 48.
↑Hartmut Kühne, Claudia Rückert: Die Widmungstafel des Epitaphs für Andreas Schultheiß und Margarethe Werbeck, in: Die Stadt in der Kirche die Marienkirche in Bernau und ihre Ausstattung, in: Arbeitshefte des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums; 40, Auflage Online-Ressource, Lukas-Verlag, Berlin 2017, S. 151–154.ISBN 978-3-86732-697-1.
↑Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1889, 62. Jg., Justus Perthes, Gotha 1888, S. 826 f.
↑Julius Perthes, Gotha: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser: zugleich Adelsmatrikel der im Ehrenschutzbunde des Deutschen Adels vereinigten Verbande, 1921, S. 758, Abschnitt 8
↑Richthofenstraße. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1899, Teil 3, August Scherl Verlag, Berlin 1899, S. 497 (nach Bernhard Freiherr von Richthofen).