Proskau liegt etwa zwölf Kilometer südlich der Kreis- und Woiwodschaftshauptstadt Opole(Oppeln). Proskau liegt in der Nizina Śląska(Schlesische Tiefebene) innerhalb der Równina Niemodlińska (Falkenberger Ebene). Durch den Ort fließt der Prószkowski Potok (Proskauer Bach).
Das alte Wappen der Grafen von ProskauHistorische Ansicht aus 1903
Proskau wurde im Jahr 1250 in einer Urkunde zum ersten Mal erwähnt.[1] Es gehörte zum Herzogtum Oppeln, das ab 1327 ein Lehen der Böhmischen Krone war, die 1526 an die Habsburger gelangte. 1531 wurde der Ort als Pruzko erwähnt.[2] 1560 wurden Proskau die Stadtrechte verliehen, welche 1915 aberkannt, aber 2004 wieder verliehen wurden.
Vom 14. Jahrhundert an bis 1769 war das Gebiet um Proskau Familienbesitz der Proskowskis. Die Familie ließ hier 1563 ein Schloss im Renaissancestil errichten, das im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden niedergebrannt wurde. Der Wiederaufbau wurde 1677 durch den Mailänder Architekten Johann Seregno vollzogen. Im Jahre 1763 ließ Graf Leopold Proskowski im Hinterhof des Schlosses eine in Europa und der Welt berühmte Fayence-Manufaktur einrichten, die bis 1793 produzierte.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 gelangte das Proskauer Gebiet zusammen mit dem weitaus größten Teil Schlesiens an Preußen. Dessen König Friedrich der Große ließ im Ort 1763 eine Steingutmanufaktur gründen, welche zur größten in Schlesien wurde. 1853 wurde diese geschlossen.[1] Nachdem die Familie von Proskowski mit dem Tode Leopolds im Mannesstamme erloschen war, gingen Gut und Schloss in den Besitz des Grafen von Dietrichstein über, der es 1783 an den preußischen Staat veräußerte. Dieser richtete hier ab 1847 eine höhere landwirtschaftliche Lehranstalt ein, die spätere zur Akademie erhoben und 1881 als Königlich Landwirtschaftliche Hochschule nach Berlin verlegt wurde.
Nach der Neuorganisation der Provinz Schlesien gehörte die die Stadt Proskau ab 1816 zum Landkreis Oppeln im Regierungsbezirk Oppeln. 1845 bestanden im Ort eine katholische Pfarrkirche, ein Schloss sowie weitere 198 Häuser. Im gleichen Jahr lebten in Proskau 1703 Menschen, davon 1463 katholisch, 192 evangelisch und 48 jüdisch.[2] 1874 wurde der Amtsbezirk Schloss Proskau gegründet, welcher die Landgemeinden Chrzumczütz, Neuhammer, Proskau, Wilhelmsberg und Zlattnik und die Gutsbezirke Proskau Domäne und Zlattnik Domäne umfasste.[3] 1885 zählte der Ort 2269 Einwohner.[4]
Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 stimmten 1.587 der Proskauer Wahlberechtigten für einen Verbleib bei Deutschland und 151 für Polen.[5] Proskau verblieb mit dem gesamten Landkreis Oppeln[6] bis 1945 beim Deutschen Reich. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte der Ort 2.511 Einwohner. Vom 28. bis 30. Januar 1945 beging die Rote Armee Kriegsverbrechen an der deutschen Zivilbevölkerung, denen auch der örtliche Pfarrer Walloschek zum Opfer fiel.[7] Während und nach dem Krieg ist jedoch nur ein geringer Teil der einheimischen Bevölkerung vertrieben worden.
1945 kam der bisher deutsche Ort unter polnische Verwaltung und wurde in Prószków umbenannt und der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen. 1950 kam der Ort zur Woiwodschaft Oppeln. 1999 kam der Ort zum wiedergegründeten Powiat Opolski. Bis heute leben in der Gemeinde drei Bevölkerungsgruppen: Neben Polen und Deutschen auch 4 % Schlesier.[8] Im Jahr 2004 wurden Proskau die Stadtrechte wieder zuerkannt und seit dem 30. April 2010 trägt die offiziell zweisprachige Stadt den amtlichen Namen ‚Prószków/Proskau‘.[9] Seit Juni 2012 sind auch die Ortsschilder zweisprachig.[10]
Das barocke Proskauer Schloss ist das Wahrzeichen des Ortes. Das Schloss wurde 1563 als Residenz vom Grafen Georg Proskowski im Stil der Renaissance erbaut. 1644 wurde es von den Schweden in Brand gesteckt. 1677 wurde es unter der Leitung des italienischen Baumeisters Giovanni Seregno im Stil des Barock wieder aufgebaut. Dabei entstanden die noch heute stehenden beiden Türme an der Vorderfront. Es gehörte bis 1769 dem oberschlesischen Adelsgeschlecht Proskowski.[11][12] Von 1847 bis 1881 diente das Schloss der Königlich Preußischen Gärtnerlehranstalt.[13] Nach deren Auflösung wurde das Schloss als Krankenhaus genutzt. Heute befindet sich hier ein Altersheim. 2011 wurde das Schloss aufwendig saniert.
Westlich angrenzend befindet sich der Schlosspark mit einem alten Baumbestand.
Die römisch-katholische Kirche St. Georg steht am Ring (Marktplatz) und wurde 1587 im Auftrag von Graf Georg Pruskowski erbaut. Nach dem großen Brand 1644 erhielt sie beim Wiederaufbau 1687 ihr barockes Erscheinungsbild. Auch im Inneren finden sich zahlreiche barocke Elemente, darunter die Stuckdekorationen, der Hauptaltar, mehrere Skulpturen und die Kanzel. Über dem Eingang hängt das Wappen der Familie Pruskowski.[1]
Arboretum
Das Arboretum erinnert an die 1847 gegründete Königliche Landwirtschafts-Akademie. Diese wurde 1881 aufgelöst und durch das Königliche Pomologische Institut ersetzt. Dafür wurden nördlich des Ortes Gärten, Gewächshäuser und eine Obstbaumschule angelegt. Ab 1934 fand hier jährlich die Chrysanthemen-Ausstellung statt. Noch heute werden hier neue Generationen ausgebildet. Das Arboretum umfasst eine Fläche von ca. 17 Hektar. Des Weiteren wachsen hier exotische Gewächse aus China, Japan und anderen Ländern. Zu sehen ist hier außerdem ein vor zwei Millionen Jahren versteinerter Baum.[1]
Weitere Sehenswürdigkeiten
Bürgerhäuser am Proskauer RingEvangelische Kirche
Der Proskauer Ring (poln. Prószków Rynek), dem Proskauer Marktplatz, bestehen Bürgerhäuser aus dem 17./18. Jahrhundert im Stil des Klassizismus und des Barocks.
Die Evangelische Kirche (poln. Kościół ewangelicki) wurde 1866 aus Backstein errichtet.
Evangelischer Friedhof mit erhaltenen deutschen Grabmälern
Auf dem alten deutschen katholischen Friedhof befinden sich noch immer alte Grabsteine aus den letzten drei Jahrhunderten.
Kapelle St. Nepomuk: Erbaut im Jahr 1877
St.-Anna-Kapelle
Historischer Speicher aus dem Jahr 1789
Gebäude der alten Brauerei aus dem Jahr 1870
Denkmal für die Gefallenen beider Weltkriege an der ul. Zamkowa
Das Wappen der Stadt zeigt im ersten und vierten Feld jeweils auf einem gold-schwarz geteilten Grund einen springenden Hirsch mit umgekehrten Farben. Das zweite und das dritte Feld sind gespalten in den Farben Silber und Rot. Auf silbernem Grund befindet sich ein rotes Hufeisen. Auf rotem Grund befindet sich ein silbernes Hufeisen.
Karl Daniel Friedrich Bach (1756–1829), Maler, Zeichner und Kunstpädagoge, künstlerischer Kurator der Proskauer Fayencemanufaktur
Anastasius Sedlag (1786–1856), Theologe, zeitweise Pfarrer in Proskau
Ernst Heinrich (1792–1862), Agrarwissenschaftler, Erster Direktor der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau
Gustav Stoll (1814–1897), Pomologe, erster Direktor des Königlichen Pomologischen Instituts
Hermann Settegast (1819–1908), Agrarwissenschaftler, 1847–1856 Verwalter der Königlichen Domäne Proskau und Lehrer am Königlichen Pomologischen Institut in Proskau
Friedrich Engel (1821–1890), Architekt und Publizist, Dozent an der Landwirtschaftlichen Akademie in Proskau
Julius Kühn (1825–1910), Agrarwissenschaftler, habilitierte in Proskau
Reinhold Hensel (1826–1881), Zoologe und Paläontologe, Professor für Zoologie an der Forstakademie von Proskau
Adolph Hermiersch (1827–1903), katholischer Pfarrer und Politiker, 1857–1865 Kaplan in Proskau
Adolf Stengel (1828–1900), Agrarwissenschaftler, Dozent an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau
Robert Hartmann (1831/1832–1893), Naturforscher und Völkerkundler, Lehrer am Königlichen Pomologischen Institut
Walter von Funke (1832–1900), Agrarwissenschaftler, Dozent an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau
Hermann Otto Glüer (1834–1913), Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags, Schüler am pomologischen Institut
Carl Pape (1836–1906), Physiker, Professor an der Landwirtschaftlichen Akademie
Christian Friedrich Rabe (1837–1898), Tierarzt, Lehrer der Tierheilkunde an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau
Paul Sorauer (1839–1916), Botaniker und Phytomediziner, zwischen 1872 und 1893 Leiter der Pflanzenphysiologischen Versuchsstation am Königlich Pomologischen Institut
Gustav von Schönberg (1839–1908), Nationalökonom, 1867–1868 Leiter der Pflanzenphysiologischen Versuchsstation am Königlich Pomologischen Institut
Hans von Scheel (1839–1901), Nationalökonom und Statistiker, Lehrer am Königlichen Pomologischen Institut
Hugo Werner (1839–1912), Dozent für Landwirtschaft an der Landwirtschaftlichen Akademie Proskau
Thomas von Kozlowski (1839–1911), Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags, Schüler am pomologischen Institut
Boleslaw von Kossowski (1839–1892), Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags, Schüler am pomologischen Institut
Leo Becker (1840–1886), Rittergutsbesitzer, Landrat und Mitglied des Deutschen Reichstags, Schüler am pomologischen Institut
Heinrich Möller (1841–1932), Tierarzt, Lehrer der Tierheilkunde an die Landwirtschaftliche Akademie Proskau
Karl Perseke (1843–1907), Botaniker und Forschungsreisender, Schüler am pomologischen Institut
Franz Goeschke (1844–1912), Botaniker, Mitarbeiter am pomologischen Institut
Karl Götz von Olenhusen (1847–1933), Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags, Schüler am pomologischen Institut
Witold von Skarzynski (1850–1910), Rittergutsbesitzer und Politiker, Schüler am pomologischen Institut
Emil Pott (1851–1913), Tierzuchtwissenschaftler, Student an der Landwirtschaftlichen Akademie
Richard Börnstein (1852–1913), Physiker und Meteorologe, Lehrer am pomologischen Institut
Ernst Flechsig (1852–1890), Chemiker und Schachmeister, Dozent an der Landwirtschaftlichen Akademie
Wilhelm Lauche (1859–1950), Gartenbaufachmann und Hofgartendirektor, Obergärtner und Lehrer für Obstbau am Königlichen Pomologischen Institut
Alexander Bode (1860–1920), Gärtner und Pädagoge, Schüler am pomologischen Institut
Carl Heicke (1862–1938), Gartenarchitekt, studierte in Proskau
Rudolf Aderhold (1865–1907), Mykologe, Leiter der botanischen Abteilung an der Lehranstalt für Obst- und Gartenbau in Proskau
Carl Bonstedt (1866–1953), Gärtner und Botaniker, Ausbildung am pomologischen Institut
Hermann Kube (1866–1944), Gartenkünstler und Stadtgartendirektor, Schüler am Königlichen Pomologischen Institut
Hugo Baum (1867–1950), Botaniker, Student am pomologischen Institut
Heinrich Zeininger (1867–1939), Hofgartendirektor, 1922–1924 Direktor der Höheren staatlichen Lehranstalt für Obst- und Gartenbau in Proskau
Carl Rimann (1870–1947), Gartenarchitekt und Fachschriftsteller, Schüler und Lehrer an der Lehranstalt für Obst- und Gartenbau
Otto Schindler (1871–1936), Gartenbaulehrer, Direktor des pomologischen Institut
Richard Thieme (1876–1948), Gartenarchitekt, Ausbildung am pomologischen Institut
Hans Abmeier, Pädagoge und Hochschullehrer, zeitweise Lehrer in Proskau
Alfons Perlick (1895–1978), Pädagoge, Schüler am Lehrerseminar in Proskau
Georg Pniower (1896–1960), Gärtner, Landschaftsarchitekt und Professor für Garten- und Landeskultur in Berlin, studierte in Proskau
Karl Heinrich Meyer (1903–1988), Garten- und Landschaftsarchitekt, Schüler an der Lehranstalt für Obst- und Gartenbau
Gemeinde
Die Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Proskau umfasst ein Gebiet von 121 km² mit einer Reihe von Dörfern.
Erhard Heinrich, Andrzej Pawelczyk: Proskau – Eine Geschichte im Überblick. Hrsg.: Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde St.Georg in Proskau [Prószków]. Erhard Heinrich, 2000, ISBN 83-913284-1-4.
Ryszard Emmerling, Urszula Zajaczkowska: Oppeln – Die Hauptstadt der Wojewodschaft. Schlesischer Verlag ADAN, Opole 2003, ISBN 83-915371-3-7.
Ryszard Emmering: Schlesische Schlösser und Paläste – Oppelner Land. Schlesischer Verlag ADAN, Opole 2000, ISBN 83-908136-4-5.
Einzelnachweise
↑ abcdAnna Bedkowska-Karmelita: Reiseführer durch das Oppelner Land. Alkazar, Opole 2009, ISBN 978-83-925591-3-9, S. 30.
↑ abJohann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845, S. 514.
↑Swantje Duthweiler: Die Königlich Preussische Gärtnerlehranstalt zu Proskau – Ein Baustein in der Geschichte moderner Gartenarchitektur. In: Die Gartenkunst 19 (1/2007), S. 127–142.