Die Landwirtschaftliche Akademie Proskau im oberschlesischen Proskau bei Oppeln bestand von 1847 bis 1881 und ging dann in der Königlich Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin auf.
Von 1847 bis 1881 diente das barocke Proskauer Schloss, ehemals Residenz der Grafen Proskowski, dann (bis 1783) im Besitz des Grafen von Dietrichstein, der Königlich Preußischen Gärtnerlehranstalt. Der preußischen Staat richtete hier ab 1847 eine höhere landwirtschaftliche Lehranstalt ein. Die höhere landwirtschaftliche Lehranstalt wurde 1881 aufgelöst und an die Königlich Landwirtschaftliche Hochschule nach Berlin verlegt.
Erster Direktor in Proskau war der Agronom Ernst Heinrich (1792–1862).[1] Von 1863 bis 1881[2] war der Agrarwissenschaftler Hermann Settegast Direktor der landwirtschaftlichen Akademie Proskau.
Gustav Stoll übernahm von Sommer 1848 bis 1854 die Stelle des Institutsgärtners an der landwirtschaftlichen Akademie. Während seiner sechsjährigen Amtszeit legte Stoll dort einen botanischen Garten an, gründete die Baumschule des Instituts und sorgte für die Anpflanzung von Obstbaum-Plantagen.[3]
Zu den Dozenten der landwirtschaftlichen Akademie in Proskau zählten:
Als Dezernent für Garten-, Obst- und Weinbau im Königlich Preußischen Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten war der Geheime Ober-Regierungsrat Traugott Mueller für Proskau zuständig.
An die Berliner Hochschule wurden aus der Proskauer Akademie neu berufen: ihr Direktor Hermann Settegast für Tierzucht und Betriebslehre, Richard Börnstein für Physik, Hans Gruner für Mineralogie und Geognosie und Hugo Grahl für Acker- und Pflanzenbau.[11]
In Proskau gab es von 1868 bis 1924 auch ein Königlich Pomologisches Institut, also ein Institut für Obstbau. Dafür wurden nördlich des Ortes Proskau Gärten, Gewächshäuser und eine Obstbaumschule angelegt. Wegen der schlechten Bodenverhältnisse in Proskau wurde seit etwa 1899 eine Verlegung des Königliche Pomologischen Institut in das niederschlesische Trebnitz diskutiert.[12]
Der Gartenbauinspektor und Ökonomierat Gustav Stoll leitete von 1868 bis 1892 als erster Direktor das Königliche Pomologische Institut in Proskau.[13] Ihm folgte sein Sohn Rudolf Stoll, dann von 1911[14] bis 1922 der Oekonomierat Otto Schindler und schließlich, von 1922 bis 1924, Heinrich Zeininger, der letzte Königliche Hofgartendirektor in Preußen.[15]
Rudolf Aderhold war selbständiger Leiter der botanischen Abteilung der Versuchsstation und Richard Otto war Leiter der chemischen Abteilung der Versuchsstation des Königlichen pomologischen Instituts. Chemiker an dieser Versuchsstation war F. Tschaplowitz. Von 1874 bis 1876 arbeitete der Botaniker Oskar von Kirchner am Pomologischen Institut Proskau. Der Botaniker und Phytomediziner Paul Sorauer war von 1872 bis 1893 Leiter der pflanzenphysiologischen Versuchsstation am Königlich Pomologischen Institut in Proskau. Gleichzeitig hielt er an der dortigen landwirtschaftlichen Akademie Vorlesungen über Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz. Der königliche Gartenbaudirektor und bekannte Erdbeerzüchter Franz Goeschke war mindestens 29 Jahre lang, von 1874 bis mindestens 1903, am Pomologischen Institut Proskau tätig.[16]
Der Gärtner Max Jubisch war ab April 1872 am Königlichen Pomologische Institut Proskau beschäftigt, wo er nach einem zweijährigen Lehrgang als Obergehilfe tätig war.
In Proskau gab es auch eine „Forstlehrlingsschule“ (Forstwirtschaftsschule)[19] und ein Arboretum. Der Zoologe Reinhold Hensel wurde 1867 Professor für Zoologie an der Forstakademie von Proskau.