Während der Zeit des Deutschen Kaiserreichs war Hergt parteilos, stand allerdings den Freikonservativen nahe. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte er zu den Mitbegründern der DNVP und wurde am 19. Dezember 1918 zu deren erstem Reichsvorsitzenden gewählt. Als Parteivorsitzender vertrat Hergt eine gemäßigte Linie. Gegen den Widerstand des altkonservativen rechten Parteiflügels versuchte er diesen zu schwächen und die DNVP von einer antidemokratischen in eine christlich-konservative Volkspartei mit einer breiten Basis in allen Schichten umzuwandeln. Obwohl Hergt als Monarchist entschiedener Gegner der Weimarer Republik war, lehnte er politische Umsturzversuche ab. Nachdem einige DNVP-Reichstagsabgeordnete 1924 dem Dawes-Plan zugestimmt hatten, geriet Hergt zunehmend in die Kritik. Daraufhin legte er am 23. Oktober 1924 den Parteivorsitz nieder. Als sein kommissarischer Nachfolger wurde Johann Friedrich Winckler bestimmt, der das Amt bis 1926 ausübte. Im Oktober 1928 kandidierte Hergt erneut für den Vorsitz der DNVP, unterlag bei der Wahl aber Alfred Hugenberg.
Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
Barbara von Hindenburg: Biographisches Handbuch der Abgeordneten des Preußischen Landtags, Teil 2. Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-631-67652-3, S. 902–904.
↑Niederlegung des Mandats am 17. Februar
1923. Der erste Nachrücker war Paul Schulze (Mandatsniederlegung am 18. April 1923), der zweite Alois Hackenberg. Hergt begründete die Niederlegung seines Mandats mit den Belastungen durch sein Reichstagsmandat und als Vorsitzender der Deutschnationalen Volkspartei. Siehe Barbara von Hindenburg: Biographisches Handbuch der Abgeordneten des Preußischen Landtags, Teil 2, S. 904, Anm. 4.