Die älteste bekannte Erwähnung von Mengerskirchen erfolgte in einer Urkunde des Chorherrenstiftes St. Lubentius in Dietkirchen im Jahr 1279. Der heutige Ortsteil Winkels wurde bereits 1243 erstmals schriftlich erwähnt, Waldernbach 1296, Probbach 1299 und Dillhausen 1307. Als oppidum wurde Mengerskirchen 1307 bezeichnet. Urkundlich bestätigt sind die Stadtrechte hingegen erst am 18. Februar 1321.
In der Nähe von Mengerskirchen führte die Wallburg „Rentmauer“ vorbei, die den damaligen Bewohnern Schutz bot. Für das Jahr 1313, in dem vermutlich auch der Bau der Burg Mengerskirchen begann, sind ein eigener Pfarrer sowie die Funktion als Mittelpunkt der Kalenberger Zent verbürgt. Zusammen mit den Gerichten Beilstein, Haimau (heute Löhnberg) und Nenderoth wurde auf dem Kalenbergskopf, einem Höhenkamm zwischen Arborn, Mengerskirchen und Nenderoth ein Zentgericht abgehalten. Im Jahr 1481 stellte Kaiser Friedrich III. ein Privileg für einen Jahrmarkt aus, der am 14. September bei Mengerskirchen abgehalten werden durfte. Dieser war an ein Feldkreuz in der Nähe der Siedlung gebunden und stand wohl im Zusammenhang mit einer Wallfahrt dorthin.
Im Zeitraum von 1343 bis 1561 blieb Mengerskirchen unter der Herrschaft der älteren nassauisch-beilsteinschen Linie, dann fiel es zusammen mit den restlichen Besitztümern Nassau-Beilsteins zurück an Nassau-Dillenburg. Graf Otto II. von Nassau-Dillenburg vermachte Mengerskirchen seiner Gemahlin Adelheid von Vianden als Witwensitz. Am Schnittpunkt der zwei alten Handelsstraßen Hohe Straße von Herborn nach Limburg und Rheinstraße von Köln nach Frankfurt errichteten sie eine damals wichtige Zollstätte. Deren Amtsbezirk (Sprengel) umfasste Almenrod, Arborn, Cödlingen, Dillhausen, Helmenrod, Nenderoth, Nieder- und Oberprobbach (heute nur noch Probbach), Obershausen, Odersberg und Winkels. Damit war Mengerskirchen größer als die eigentliche Residenz Beilstein. Das Schloss in Mengerskirchen beherbergte mit mehrmaligen Unterbrechungen bis zum Jahr 1816 das Amt Mengerskirchen. Der letzte Amtmann trat in diesem Jahr in den Ruhestand und das Amt wurde mit dem Amt Weilburg vereinigt.
Im Jahr 1867 schuf Preußen durch eine Neuordnung des im Jahr zuvor annektiertenHerzogtums Nassau unter anderem den Oberlahnkreis, zu dem auch Mengerskirchen ab diesem Zeitpunkt gehörte. Der Oberlahnkreis ging mit der Gebietsreform in Hessen zum 1. Juli 1974 in dem neugebildeten Landkreis Limburg-Weilburg auf.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessenfusionierten zum 31. Dezember 1970 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Dillhausen, Mengerskirchen, Probbach, Waldernbach und Winkels im Oberlahnkreis freiwillig zu einer Gemeinde mit dem Namen „Mengerskirchen“.[4] Die Kommune gehörte zum Oberlahnkreis, bis am 1. April 1974 der Landkreis Limburg-Weilburg gegründet wurde, in dem der Oberlahnkreis aufging.[5]
Sitz der Gemeindeverwaltung wurde der Ortsteil Mengerskirchen. Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Mengerskirchen wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Mengerskirchen lag:[7][8]
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Limburg-Weilburg
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Mengerskirchen 5746 Einwohner. Nach dem Lebensalter waren 1113 Einwohner unter 18 Jahren, 2415 zwischen 18 und 49, 1179 zwischen 50 und 64 und 1038 Einwohner waren älter.[9] Unter den Einwohnern waren 225 (3,9 %) Ausländer, von denen 79 aus dem EU-Ausland, 104 aus anderen Europäischen Ländern und 43 aus anderen Staaten kamen.[10] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 7,3 %.[11]) Die Einwohner lebten in 2322 Haushalten. Davon waren 624 Singlehaushalte, 588 Paare ohne Kinder und 843 Paare mit Kindern, sowie 231 Alleinerziehende und 36 Wohngemeinschaften. In 438 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1878 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]
Einwohnerentwicklung
Mengerskirchen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr
Einwohner
1834
955
1840
993
1846
983
1852
971
1858
964
1864
989
1871
965
1875
1.001
1885
1.026
1895
1.028
1905
1.041
1910
1.020
1925
922
1939
1.212
1946
1.435
1950
1.449
1956
1.293
1961
1.407
1967
1.554
1972
4.768
1975
4.657
1980
4.544
1985
4.561
1990
5.168
1995
5.964
2000
6.019
2010
5.785
2011
5.746
2015
5.787
2020
5.633
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[7]; 1972[12]; Hessisches Statistisches Informationssystem[11]; Zensus 2011[10] Ab 1972 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Mengerskirchen neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und acht weitere Beigeordnete angehören.[18] Bürgermeister ist seit dem 14. November 2023 der parteiunabhängige Daniel Melchert.[19] Er wurde als Nachfolger von Thomas Scholz (CDU), der nach drei Amtszeiten nicht wieder kandidiert hatte,[20] am 2. Juli 2023 im ersten Wahlgang bei 56,36 Prozent Wahlbeteiligung mit 65,76 Prozent der Stimmen gewählt.[21]
Blasonierung: „In Blau eine goldene (gelbe) Zinnenmauer mit rotem Tor, darinnen eine golden (gelb) gewandete Frauengestalt, und mit drei goldenen (gelben) Zinnentürmen, von denen der höhere Torturm ein rotes Spitzdach trägt.“[24]
Wappenbegründung: Das von Heinz Ritt aus Bad Nauheim entworfene Wappen wurde am 13. April 1984 vom hessischen Innenminister genehmigt. Im Jahr 1321 wurden dem Ort Stadtrechte verliehen, die aber keinen Bestand hatten – darauf deutet die Stadtmauer im Wappen hin. Es ist ferner einem Siegel von 1398 entlehnt, welches ebenfalls diese Symbole zeigt. Bei der Figur im Stadttor soll es sich um die hl. Magdalena, Schutzpatronin von Mengerskirchen handeln.
Im Ortsteil Mengerskirchen befindet sich die Franz-Leuninger-Schule. Hierbei handelt es sich um die Grundschule der Gemeinde. Sie ist nach dem aus Mengerskirchen stammenden Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, Franz Leuninger, benannt.
Westerwaldschule
Im Ortsteil Waldernbach befindet sich die am 21. Oktober 1977 eröffnete Westerwaldschule, eine Haupt- und Realschule für die Gemeinden Mengerskirchen, Merenberg, Waldbrunn (außer Ellar) und Beselich (Ortsteil Heckholzhausen).
Freizeitmöglichkeiten und sportliche Aktivitäten
Rund um die höchste Erhebung in der Gegend, dem Knoten, der sich am Rand des Marktfleckens Mengerskirchen erhebt, können Interessierte sich während der Wintermonate dem Langlauf widmen. Im Sommer bieten die beiden Stauseen Seeweiher Mengerskirchen und Waldsee die Möglichkeit zu baden.
Am Badesee Seeweiher Mengerskirchen wird ein Campingplatz betrieben. Dort besteht seit 1978 eine Wochenendhaussiedlung mit 66 Häusern.
In Dillhausen und Probbach existieren Mineralwasserquellen, die von der Bevölkerung Sauerborn genannt werden. Sie sind beliebte Wanderziele.
Freiwillige Feuerwehr Dillhausen, gegr. 1927 (einschließlich Jugendfeuerwehr seit 29. April 1992)
Freiwillige Feuerwehr Probbach, gegr. 1934 (einschließlich Jugendfeuerwehr seit 1. April 1984)
Freiwillige Feuerwehr Waldernbach, gegr. 1925 (einschließlich Jugendfeuerwehr seit 1. Juli 1972)
Freiwillige Feuerwehr Winkels, gegr. 1928 (einschließlich Blasorchester seit 1953 und Jugendfeuerwehr seit 30. März 1985)
Verkehr
Mengerskirchen ist nicht direkt an das Fernstraßennetz angeschlossen. Die nächsten Anschlussstellen an die Bundesstraße 49 befinden sich in den Gemeinden Merenberg und Löhnberg (etwa fünf Kilometer entfernt). Die nächsten Anschlussstellen an die Bundesautobahn 45 befinden sich in der Stadt Herborn (etwa 18 Kilometer). Seit der Teilstreckenstilllegung der Kerkerbachbahn zwischen Mengerskirchen und Hintermeilingen im Jahr 1935 existiert keine Bahnlinie mehr. Die Entfernung zum internationalen Flughafen Frankfurt Main beträgt etwa 85 Kilometer. Seit der Stilllegung der Kerkerbachbahn im Dezember 1960 existiert keine Bahnlinie mehr.
Persönlichkeiten
Franz Leuninger (1898–1945), christlicher Gewerkschafter und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
Ernst Leuninger (1933–2018), katholischer Theologe, Hochschullehrer und Ehrendomherr
Wolfgang Schlicht (* 1952), Sportwissenschaftler und Hochschullehrer
↑Franz-Josef Sehr: Feuerwehr-Bezirkstage um die Jahrhundertwende. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2000. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg-Weilburg 1999, ISBN 3-927006-29-7, S.187–189.
↑Zusammenschluß der Gemeinden Dillhausen, Mengerskirchen, Probbach, Waldernbach und Winkels im Oberlahnkreis zur Gemeinde „Mengerskirchen“ (Punkt 117a) vom 5. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.3, S.111 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,5MB]).
↑
Kommunalwahlen 1972; Maßgebliche Einwohnerzahlen der Gemeinden vom 4. August 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.33, S.1424, Punkt 1025 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,9MB]).
↑Josef Strieder: Winkels – Ein Beitrag zur Dorfgeschichte (bis 1985): „wurde am 8. Juli 1971 im Dorfgemeinschaftshaus der 32-jährige Regierungsamtmann Hans-Joachim Stargardt aus Bonn zum neuen Bürgermeister gewählt. … Am 1. November 1981 gab es einen Führungswechsel in der Großgemeinde. Bürgermeister Stargardt verzichtete auf eine weitere Kandidatur. Zum neuen Bürgermeister wurde Robert Becker aus Mengerskirchen gewählt, 40 Jahre alt, erfahrener Verwaltungsfachmann und büroleitender Beamter im Rathaus.“