Mario Adorf wurde in Zürich geboren, dem Geburtsort seiner Mutter, der Deutschen Alice Adorf (1905–1998). Drei Monate nach seiner Geburt wurde sie mit dem Säugling aus der Schweiz ausgewiesen und zog nach Mayen in der Eifel, woher ihr Vater stammte und wo sie als Kind gelebt hatte. Mario Adorfs Vater war der Chirurg Matteo Menniti, der in Siderno in Süditalien eine Klinik leitete. Die Mutter, die als Röntgenassistentin in der Klinik gearbeitet und eine Liebesbeziehung zu ihm unterhalten hatte, floh hochschwanger aus Italien in die Schweiz, um ihr Kind nicht in staatliche Obhut geben zu müssen. Nach der Ausweisung und dem Umzug nach Deutschland wuchs Mario Adorf in Mayen auf, wo seine Mutter als Näherin und Schneiderin arbeitete. Als er drei Jahre alt war, gab sie ihn in das örtliche Kinderheim der Borromäerinnen, da es ihr an Geld und Wohnraum mangelte. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Heim geschlossen, und Adorf kehrte zu seiner Mutter zurück.[1][2] Er besuchte den Kindergarten der Borromäerinnen, die Volksschule und das städtische Realgymnasium in Mayen. Nach dem Abitur studierte er von 1950 Geisteswissenschaften (Philosophie, Psychologie, Kriminologie, Literaturwissenschaft, Historische Musikwissenschaft, Theaterwissenschaft) an der Universität Mainz. In seiner Freizeit betätigte er sich in einer studentischen Boxstaffel und auf der Studentenbühne, wo er erste schauspielerische Erfahrung sammelte.[3]
Privates
Mario Adorfs erste Ehefrau war die Schauspielerin Lis Verhoeven. Aus dieser Beziehung stammt die Tochter Stella Adorf, ebenfalls Schauspielerin. Er ist seit 1985 in zweiter Ehe mit Monique Faye verheiratet.[4]
Adorf lebt in München, Paris und Saint-Tropez.[5] Auf die Frage, was er an seiner Wahlheimat Rom schätzt, wo er jahrzehntelang wohnte, antwortet Adorf in dem Dokumentarfilm Es hätte schlimmer kommen können in Bezug auf die 1960er Jahre: „Meine Vergangenheit. Das war natürlich damals diese Dolce-Vita-Zeit, sowohl vom Leben her, ein sehr leichtes Leben, wo man sehr gut leben konnte, mit wenig Geld auch. Eine sehr gut gelaunte Zeit auch.“
Nach kleinen Filmrollen wurde er durch seine Darstellung des psychopathischen Frauenmörders Bruno Lüdke in Nachts, wenn der Teufel kam einem größeren Publikum bekannt.[6][7][8] Danach war er lange auf „Schurkenrollen“ festgelegt. In Winnetou 1. Teil übernahm er die Rolle von Winnetous bösartigem Gegenspieler Santer, der Winnetous Schwester Nscho-tschi (Marie Versini) erschoss. In einem Interview erklärte Adorf 2013, dass ihn Menschen noch heute auf diese Rolle ansprechen und sagen, dass sie ihm diese Filmtat lange nicht verziehen hätten.[9] In der Kriminalkomödie Die Herren mit der weißen Weste verkörperte er den Ganoven Bruno „Dandy“ Stiegler. Erfolg hatte Adorf auch im internationalen Kino. Sein schauspielerisches Repertoire drückte sich meist in Charakteren aus, die zwischen raubeinigen Knechten und Ganoven und eleganten Mafiosi oder Signori angesiedelt sind. Auffällig zeigt sich auch Adorfs Vorliebe für die italienische Kultur. In dem italienischen Film Die Ermordung Matteottis spielte er Mussolini. Auch sein komödiantisches Talent konnte Adorf in mehreren Produktionen unter Beweis stellen.
Im August 2009 stand Adorf als norddeutscher Marzipanfabrikant Konrad Hansen für das zweiteilige Familiendrama Der letzte Patriarch, der zu seinem 80. Geburtstag im September 2010 in der ARD gesendet wurde, neben Hannelore Elsner und Ursula Karven in Hamburg, Lübeck, Schanghai und Singapur vor der Kamera. Warum er die Rolle übernommen habe, erklärte er so: „Hansen ist ein charmanter Kotzbrocken, der ganz schön hart sein kann. Aber er erkennt seine Fehler und lernt daraus. Das hat die Rolle für mich so interessant gemacht.“[11] Als seinen größten Wunsch gab er im Jahr 2010 an, in einer Verfilmung des Lebens von Karl Marx die Hauptrolle zu übernehmen: „Einmal so richtig Karl Marx spielen zu können, das könnte eine besondere Möglichkeit sein.“[12] 2018 spielte er Marx in dem ZDF-Doku-DramaKarl Marx – der deutsche Prophet.[13]
Seit 2018 verleihen die Stadt Worms und die Nibelungenfestspiele Worms den Mario-Adorf-Preis, der an Schauspieler, Bühnenbildner, Regisseure oder andere Mitglieder der Nibelungenfestspiele verliehen wird, die sich durch außergewöhnliche künstlerische Leistung hervorheben. Adorf selbst gehört zum Kuratorium der Festspiele und ist Mitglied der Jury. Er initiierte 2002 die Festspiele und wirkte 2002 und 2003 als Schauspieler daran mit.[15][16][17] Adorf betätigt sich neben der Arbeit auf der Bühne und vor der Kamera als Synchron- und Hörspielsprecher. 1999 sprach er den Prolog zum Udo-Jürgens-LiedDie Krone der Schöpfung. Im selben Jahr übernahm er die Sprechrolle des Richters der Toten im Musical Elisabeth in Essen. Am 26. November 2016 las er die alljährliche Adventsgeschichte in der von Florian Silbereisen moderierten Fernsehshow Das Adventsfest der 100.000 Lichter.
Adorf plädiert für eine flexiblere Einwanderungspolitik in Deutschland. So müssten die Menschen nicht zwingend integriert oder assimiliert werden, vielmehr müsse sich auch die deutsche Gesellschaft anpassen. Das sei in der Vergangenheit mit Italienern und Polen auch gelungen.[21]
Adorf äußerte sich auch kapitalismuskritisch: „Ich glaube nicht an ewiges Wachstum. Irgendwann wird der Kapitalismus am Ende sein.“[22]
Soziales Engagement
Adorf engagiert sich seit 2009 als „Botschafter für gutes Hören“ für die Entstigmatisierung Hörgeschädigter. Zusammen mit einem Hörgerätehersteller wirbt er für einen positiven Umgang mit Hörgeräten und sensibilisiert für die Früherkennung und den Ausgleich von Hörschäden.[23]
1956: Oda Schaefer: Libellenbucht (Detlev) – Regie: Heinz-Günter Stamm
1958: Werner Prym: Serenade in Mi und Mau. Ein Bericht über die Katzen von Rom (Armand) – Regie: Heinz-Günter Stamm
1958: Paul Claudel: Der seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer zu. Spanische Handlung in vier Tagen (4. Teil: Vierter Tag) (Manuelito) – Regie: Otto Kurth
2015: Schauen Sie mal böse: Geschichten aus meinem Schauspielerleben. Kiepenheuer & Witsch, Köln, ISBN 3-462-04827-9.
Gespräch / Interview
Gero von Boehm: Mario Adorf. 13. September 2006. Interview in: Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten. Collection Rolf Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-443-1, S. 379–388
Tonträger (Auswahl)
1994: Al dente – Live-Ausschnitte aus dem „Al Dente“ Programm, Alte Oper Frankfurt. München: BMG records, EAN 743211990721
Torsten Musial (Hrsg.): Mario Adorf. …böse kann ich auch. Akademie der Künste Archiv, Berlin 2012, ISBN 978-3-88331-178-4.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 1995, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 13 f.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 35 f.